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Die Pädagogik in der Einweihungslehre - Teil 2 und 3

Buch | Hardcover
528 Seiten
2012 | 2025
Prosveta Deutschland (Verlag)
978-3-89515-110-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Pädagogik in der Einweihungslehre - Teil 2 und 3 - Omraam Mikhael Aivanhov
CHF 41,90 inkl. MwSt
Solange die Menschen ihr persönliches Interesse vor das Interesse der Gemeinschaft stellen, wird es keine Lösung für ihre Probleme geben. Und wenn ich vom Interesse der Gemeinschaft spreche, meine ich nicht nur die Gemeinschaft der Menschen, sondern die des ganzen Universums, dessen sie sich zu ihrer eigenen Befriedigung ständig bedienen wollen. Seht euch an, wie die Menschen die Tiere ausbeuten, die Bäume, die Berge, das Meer. Wenn sie je eines Tages ausreichende technische Mittel haben, werdet ihr sehen, was sie mit der Sonne, dem Mond oder den anderen Planeten anstellen werden.! Und sogar mit dem Herrn; sie würden Mittel und Wege finden, um Ihn zu versklaven, um Ihn in Flaschen zu füllen und Ihn zu verkaufen oder ihre Küche mit Ihm zu heizen. Alles, was existiert, wird als Mittel für ein einziges Ziel benutzt: die materielle Befriedigung des Menschen. Daher muss man Folgendes ändern: Man muss das Ziel und die Mittel austauschen. Als Ziel sollte man die universelle Bruderschaft, die universelle Harmonie haben und für dieses Ziel all die Mittel einsetzen, die wir haben: das heißt all unsere Qualitäten, unsere Fähigkeiten, unsere Energien. Nur unter dieser Bedingung können die Probleme der Menschheit gelöst werden.

Omraam Mikhaël Aïvanhov war ein großer spiritueller Meister, ein lebendiges Vorbild, ein »Überbringer des Lichts« und ein warmherziger, humorvoller Lehrer, der durch sein selbstloses, zugängliches und brüderliches Verhalten überzeugte. Er strebte an, alle Menschen bei ihrer persönlichen Entwicklung zu begleiten – so wie ein Bergführer seine Kameraden sicher bis auf den höchsten Gipfel führt. Das Gedankengut, das Omraam Mikhaël Aïvanhov verbreitet hat, bietet zahlreiche Methoden und einen klaren, begehbaren Weg zu größerer Vollkommenheit und mehr Lebensglück. In wohltuend einfacher Sprache erklärt er alle wichtigen Zusammenhänge des Lebens und ist gerade bei den Fragen unserer heutigen Zeit wegweisend. Ob es um die Bewältigung des Alltags geht, um das Thema der Liebe und Sexualität oder um tiefgründige philosophische Themen – stets sind seine Antworten überraschend klar und hilfreich.

Band 28:
1.Weshalb man ein spirituelles Leben wählen sollte
2. Der Sinn des Lebens, die Entwicklung
3. Die gestaltende Vorstellungskraft
4. Lesen und Schreiben
5. Der Selbstmord
6. Eine neue Einstellung dem Bösen gegenüber
7. Die Raupe und der Schmetterling
8. Die Liebe, ein Bewusstseinszustand
9. Die Geburt auf den verschiedenen Ebenen
10. Die Sonne als Vorbild
11. Mann und Frau in der neuen Kultur

Band 29:
1. Die Gesetze der spirituellen Arbeit
2. Unsere Verantwortung
3. Das neue Leben erbauen
4. Das lebendige Wissen – Lasst die Quelle sprudeln – Die spirituelle Atmosphäre – Die Medizin der Zukunft – Lebt in der Poesie!
5. Seid vollkommen wie euer Vater im Himmel vollkommen ist
6. Die Wirklichkeit der unsichtbaren Welt
7. Nehmt teil an der Arbeit der Universellen Weißen Bruderschaft

Dieser Titel mit der Nummer 28/29 beinhaltet den 2. und 3. Teil des Themas „Die Pädagogik in der Einweihungslehre“. Die Originaltitel im Französischen sind als Einzelbücher erschienen, wir entschieden uns aber, die beiden Nummern in einem Doppelband herauszugeben. Heraus kam ein Werk, das alle Facetten Aivanhovs brilliant wiedergibt und vor allem aktuellste Themen behandelt. Es ist für die gesamte Leserschaft Aivanhovs geeignet, denn es enthält Kapitel, die allgemein gehalten sind und einfache Ratschläge für das alltägliche Leben enthalten, aber auch Texte, die die Lehre in tieferen Dimensionen behandeln. Nicht selten aber werden Sie mit dem unverkennbaren Humor Aivanhovs in Kontakt kommen und für kurze Zeit aufhören müssen zu lesen um sich wieder zu beruhigen. Lassen Sie sich überraschen! Kapitel 1 des Buches beginnt mit einem Dialog zwischen Aivanhov und seinen Schülern, in dem es um die Frage geht, warum man ein spirituelles Leben leben sollte. Dieser Dialog ist hochinteressant, denn er klärt nicht nur über die Art und Weise auf, wie spirituell ausgerichtete Menschen auf diese Art von Fragen am besten antworten können »Sie sind noch jung, warum verschwenden Sie Ihr Leben in dieser Bruderschaft und verzichten auf so viele Vergnügungen Ihres Alters?«. Er gibt ausserdem Einblick, wie intensiv und offen Aivanhov mit seinen Schülern gearbeitet hat – und wie fordernd er sein konnte. Aus diesem ersten Kapitel möchten wir Ihnen nur einen kleinen Teil jetzt vorstellen, um Ihnen nicht die Freude vorwegzunehmen: […] Gut, während ihr überlegt, werde ich euch eine Anekdote erzählen, aber ihr müsst mir nicht unbedingt zuhören. Sucht und findet eine gute Antwort. Man sollte immer eine gute Antwort finden. Stellt euch folgende Situation vor: Ein Tourist war mit einem Reiseführer auf die dritte Plattform des Eiffelturms gestiegen. Oben angekommen, fragte er ihn: »Gibt es Verzweifelte, die sich oft von dieser Plattform stürzen?« Und der Reiseführer antwortete: »Nicht oft, mein Herr, nur ein einziges Mal.« Er hatte eine gute Antwort gefunden. […] „Die Pädagogik in der Einweihungslehre – Teil 2 und 3“ Leseprobe aus Band 2, Kapitel 4, Teil I „Lesen und Schreiben“ Lesung des Tagesgedankens: »Jeden Morgen geht ihr zum Felsen hinauf. Aber habt ihr jemals daran gedacht, ihm eure Liebe und eure guten Gedanken zu schicken? Man sollte diesen Felsen lieben, und wenn ihr ihn sogar noch mit Liebe berührt und streichelt, werden sich seine Schwingungen euch gegenüber verändern und ihr werdet eine große Freude empfinden. Ja, streichelt ihn von Zeit zu Zeit, so wie ihr die Hand eines Geliebten streicheln würdet. Natürlich ist er rau wie die Haut eines Elefanten, aber das macht nichts, er ist so wie dieses Tier voller Liebe. Lasst euch nicht vom äußeren Schein trügen. Ihr glaubt dieser Felsen sei tot und ohne Seele, doch wenn ihr nur wüsstet, was für eine großartige Geschichte sich seit Millionen von Jahren um ihn herum abspielt! Er ist fähig, es euch zu erzählen und wenn ihr zuhören könntet, würde er es euch offenbaren. Die Zeit naht, wo ihr mit der ganzen Natur kommunizieren lernen sollt, wo ihr fühlen solltet, dass alles lebendig ist und ihr sogar mit den Felsen, den Blumen, den Tieren, dem Wasser, der Luft, dem Licht und sogar mit den Sternen sprechen könnt.« Diejenigen, die mich zum ersten Mal hören, werden finden, dass diese Worte überhaupt nicht dem gleichen, was sie bis heute gehört haben. Und dennoch basiert diese Idee, dass alles lebendig ist, dass die Geschichte der Erde in den Steinen, den Felsen und überall in der Natur eingeprägt ist, auf einem Wissen, das sich die Eingeweihten von Jahrhundert zu Jahrhundert überlieferten. Ja, alles wird aufgezeichnet. Die Menschen, die immer so überheblich sind, stellen sich vor, sie seien die Ersten und Einzigen, die die Technik der Aufzeichnung entdeckt haben. Es ist richtig, sie haben Wunder vollbracht mit der Fotografie, dem Kino, den Schallplatten, den Kassetten und so fort. Nur ahnen sie nicht, dass sie diese Dinge nur deshalb verwirklichen konnten, weil das Phänomen der Aufzeichnung bereits in der Natur existiert, denn die Natur ist sensibel, sie reagiert. In den USA wurden einige Experimente gemacht von Forschern, die mit Hilfe von Apparaten herausfanden, dass die Pflanzen eine Art Sensibilität besitzen, die sie auf günstige oder schädliche Einflüsse reagieren lässt. Sie stellten fest, dass sie durch bestimmte Anzeichen zeigten, dass sie Angst hatten, wenn jemand, der sie schlecht behandelt hatte, den Raum, in dem sie sich befanden, betrat. Das bedeutet also, dass sie auch eine Erinnerung haben. Pflanzen sind sensibel und auch Steine sind es auf ihre Art und Weise. Wenn ihr sie liebt, wenn ihr sie mit Liebe berührt, können sie euch antworten und euch Offenbarungen machen. Was hat sich seit Jahrhunderten mit unserem Felsen abgespielt? Man weiß, dass Apollonius von Tyana in diese Region gekommen ist und Talismane hinterlegt hat; vielleicht hat er auch einen auf diesem Felsen hinterlegt… Die Liebe ist die universelle Sprache, die die ganze Schöpfung, alle Geschöpfe verstehen können. Berührt einen Stein mit Liebe und schon schwingt er anders, er kann euch sogar mit Liebe antworten. Nur muss man sehr feinfühlig sein, um das wahrzunehmen, man muss seine Sprache entziffern lernen. Aber wer möchte schon die Sprache der Steine, der Pflanzen, der Tiere lernen? Die Menschen lernen lesen und schreiben in allen Sprachen, und die Sprache der Natur, die einzige Sprache, die es wert ist, dass man sie beherrscht, die lernen sie nicht. Selbst wenn Lesen und Schreiben heute in der zivilisierten Welt zu unverzichtbaren Aktivitäten geworden sind, bedeutet dies nicht, dass der Mensch ohne sie keine Fortschritte machen kann. Lesen und Schreiben bieten ohne Zweifel Vorteile, aber die Wichtigkeit, die man dem Papier beimisst, beinhaltet auch viele Nachteile. Man vertraut nur den Papieren, nur die Papiere zählen. Wenn ein Papier sagt, dass ihr schuldig seid, obwohl ihr unschuldig seid, ist man nicht in der Lage, an euch eure Unschuld abzulesen, man liest das Papier und wirft euch ins Gefängnis. Der Mensch ist nichts, das Papier ist allmächtig. Wir leben in einer Zivilisation, die es erfordert, dass wir lesen und schreiben können, und das ist sehr gut. Aber ich möchte vor allem auf die anderen Formen von Lesen und Schreiben Nachdruck legen. Man sollte immer lesen, man sollte immer schreiben, aber diese beiden Aktivitäten findet man auch auf den höheren Ebenen wieder. Für einen Eingeweihten bedeutet Lesen die Fähigkeit, die feinstoffliche, verborgene Seite von Gegenständen und Geschöpfen zu entziffern, die Symbole und Zeichen zu interpretieren, die von der Intelligenz der Natur überall abgelegt wurden. Und Schreiben bedeutet, im großen Buch des Universums seinen Abdruck zu hinterlassen, auf die Natur und auf die Menschen mit seinem Willen, seinem Denken, seinem Wünschen, mit der magischen Kraft seines Geistes einzuwirken. Nicht nur auf der physischen Ebene also sollte man lesen und schreiben können, sondern in allen Bereichen. Es war in der Vergangenheit sehr schwierig, die Schulpflicht für alle durchzusetzen. Die Eltern wollten nicht, dass ihre Kinder in die Schule gingen, denn wozu sollte das schon nützlich sein, wenn sie lesen und schreiben lernten, wenn sie sich um das Vieh, den Hühnerstall und um die Feldarbeit kümmern mussten? Und seht, wie es heute ist: Die Kinder beinahe der ganzen Welt gehen zur Schule, sogar bei den Naturvölkern, weil alle verstanden haben, dass dies besser ist. Aber genauso schwierig wie es in der Vergangenheit war, den Menschen den Nutzen der Schule klar zu machen, genauso schwierig wird es heute sein, ihnen das wahre Lesen und das wahre Schreiben beizubringen und sie dazu zu bringen, sich darin zu üben. Die Menschen können nicht lesen. Sie können nicht im großen Buch der Natur lesen, um darin die Lösungen für die Probleme zu finden, die sie beschäftigen. Sie ziehen die Bücher berühmter Autoren zurate, in denen sie widersprüchliche Antworten finden, aber sie lassen sich nie von der Natur beraten, wo für alle Probleme des Lebens längst eine Lösung vorliegt.1 Ja, die Lösungen sind da, überall, in der Welt der Mineralien, der Pflanzen, der Tiere und sogar im Menschen, in seiner Struktur und in den verschiedenen Funktionen seines Organismus. Und so wenig wie die Menschen lesen können, so wenig können sie schreiben. Oh, selbstverständlich schreiben sie trotzdem. Jeder Gedanke, jedes Gefühl ist ein Schriftstück, das irgendwo auf Gegenständen oder im Kopf und im Herzen von Männern und Frauen eingraviert wird, aber es ist ein Gekritzel, das niemandem nützt. Schreiben ist ein Akt des Willens und der Auslese. Schreiben heißt, in sich selbst etwas bewegen und unterwerfen, um es hervorkommen zu lassen und es den anderen zu geben. Schreiben bedeutet, eine Spur hinterlassen, und manche Philosophen, manche Künstler haben Spuren hinterlassen, die man nach Tausenden von Jahren immer noch studiert. Aber über den Philosophen und Künstlern gab es die großen Eingeweihten, die die wahren Schöpfer sind, denn sie arbeiten mit der göttlichen Magie. Die göttliche Magie besteht in der Fähigkeit, nur ein paar Worte in den Raum zu zeichnen, Buchstaben aus Feuer, die sich überall in die Gehirne und Herzen eingraben. Jeder Mensch ist auch ein Buch, ein Buch, das er selbst geschrieben hat. Aber was ist das oft für ein Kauderwelsch, für eine Kakophonie! Alle Anomalien und Verirrungen stehen darin. Wenn zwei solche Bücher sich begegnen und sich ineinander verlieben, sind sie Tag und Nacht damit beschäftigt, sich gegenseitig zu lesen, aber was lernen sie da kennen? Die Hölle. Denn die Menschen haben noch nicht begonnen, bewusst ihr eigenes Buch zu schreiben. Es wurde ihnen immer beigebracht, nur außerhalb von sich zu arbeiten: bildhauern, modellieren, zeichnen, schreiben, alles außerhalb ihrer selbst.2 Das Innere gleicht einem brachliegenden Feld. Aber an dem Tag, wo sie sich der Notwendigkeit des Schreibens ihres eigenen Buches bewusst werden, werden sie mit freudigem Staunen feststellen, dass sie gegenseitig erhabene Zeichen lesen können, wenn sie sich begegnen: die Eigenschaften, die Tugenden, die Gaben, an deren Entwicklung im eigenen Inneren jeder von ihnen gearbeitet hat. Die großen Meister, die Eingeweihten arbeiten an sich und modellieren sich, vergleichbar mit einem Bildhauer, damit die ganze Welt von ihnen lernen kann. Sie brauchen gar nicht sprechen, allein der Kontakt mit ihnen genügt, um zu lernen. Oft sage ich mir: »Ah, am Sonntag werde ich über dieses oder jenes Thema sprechen, weil es wirklich sehr wichtig ist«, und ich denke mehrere Tage lang darüber nach. Aber wenn der Sonntag kommt, ist alles vollständig ausgelöscht. Das kam so oft vor, dass ich beschloss, nicht mehr im Voraus über das Thema, das ich behandeln werde, nachzudenken. Denn es funktionierte nie so, wie ich es erhoffte, und dann bin ich enttäuscht. Aber wenn es um ein Thema geht, das jemand anderer mir präsentiert, so wie die Tagesgedanken oder die aufgezeichneten Vorträge, die ich kommentieren soll, selbst wenn ich dann im Vorhinein weiß, welches das Thema dieses Tagesgedankens oder dieses Vortrages sein wird, dann geht es, das inspiriert mich. Ja, es ist komisch, ich brauche das Unerwartete, Improvisierte. Wenn ich einen Vortrag im Voraus vorbereite, müsste ich ihn vorlesen und also auch vorher aufschreiben, aber da ich niemals schreibe, kann ich euch auch nichts vorlesen. Damit ich sprechen kann, muss das Thema plötzlich auftauchen, wie eine Eingebung, die mir die göttliche Welt schickt, und schon geht es, trotz meines lücken- und fehlerhaften Französisch und allem, was nicht sehr akademisch ist. Ja, aber nur unter der Bedingung, dass man in meinen Worten etwas anderes sucht als Stil oder Beredsamkeit, denn darin bin ich eine Null, das habe ich nie gekonnt und das werde ich auch nie können. Wenn ihr bei mir Schwung, Inspiration und Enthusiasmus suchen wollt, dann werdet ihr das finden, aber alles andere werdet ihr bei mir nicht finden. Man wird vielleicht sagen, dieser Zigeuner habe mich beeinflusst. Ihr erinnert euch, ich erzählte euch eines Tages von einem Zigeuner, der in den Straßen Sofias Geige spielte. Einer Geige, die er selbst gebaut hatte, indem er ein Stück Holz aushöhlte und darüber Saiten spannte, entlockte er himmlische Töne. Oft denke ich an diesen Zigeuner zurück und sage mir: »Ich werde niemals auf akademische Weise sprechen können. Nun, dann muss ich meinem Herzen und meiner Seele etwas entreißen«, und deshalb habe ich mich nie so sehr mit der Verbesserung der Sprache beschäftigt. Natürlich hat jetzt jeder die Möglichkeit mich zu korrigieren, aber (und das können die anderen vielleicht nicht) es gelingt mir, beim Sprechen etwas aus meinem Innersten hervorzuholen, um es euch zu geben. Das sind Elemente, die man weder sehen noch hören noch berühren kann, aber sie durchdringen euch, ohne dass ihr es wisst, sie schreiben etwas in euer Herz, in eure Seele hinein, und jetzt liegt es an euch, ihren Sinn zu lesen und zu entziffern. […] „Die Pädagogik in der Einweihungslehre – Teil 2 und 3“ Leseprobe aus Band 3, Kapitel 4, Teil I „Lasst die Quelle sprudeln!“ Alle besitzen die Fähigkeit, sich inständig etwas zu wünschen, etwas zu verlangen und nicht aufzugeben, und all dies zeigt sich im Gebet. Wenn ein Mensch leidet, schreit er, und je größer sein Leiden ist, desto lauter sind seine Schreie. Man braucht weder gelehrt noch belesen zu sein, um Schreie zum Himmel zu schicken, es genügt, in Not zu sein oder bohrenden Schmerz zu verspüren. Wenn sich also jemand nicht auf das spirituelle Leben einlassen will, unter dem Vorwand, er habe nicht studiert, er sei nicht intelligent, er sei es nicht gewohnt zu lesen oder sich zu konzentrieren, zu dem würde ich sagen: »Ach so, und wenn du unglücklich bist, wenn du leidest, konzentrierst du dich dann etwa nicht richtig?« Nun, alle besitzen diese Fähigkeiten, und für die Weiterentwicklung, für das spirituelle Vorankommen, zählen eben diese Fähigkeiten. Nicht die Bücher, die ihr gelesen habt, sind wichtig, oder die Sprachen, die ihr gelernt habt, sondern eure Inbrunst, eure Liebe, das, was ihr wünscht, das, worauf ihr hartnäckig besteht. Alle Menschen besitzen die Fähigkeit, ihren Wünschen Nachdruck zu verleihen, und da können sich die einen nicht beklagen, weniger privilegiert zu sein als die anderen. Es mag an allem mangeln, an Geld, an Gelehrtheit, an Gelegenheit, an einem Ehemann, einer Ehefrau, aber an dem Vermögen, sich etwas zu wünschen, etwas zu erflehen, daran mangelt es nicht. Und in diesem Bereich kann es sein, dass gerade die Armen, die Benachteiligten, die Unglücklichen, die Sterbenden am ehesten dazu imstande sind, während die anderen hingegen schon chloroformiert und eingeschlafen sind, weil sie alles haben. Es genügt zu wissen, wie man auf etwas beharren, um etwas inständig bitten soll, und das kann jeder ohne Ausnahme tun. Daher kann jeder, unabhängig von Rasse, Lebenslage oder Bildung, wahrhaft vom Himmel erhört werden. Was ich euch da sage, ist sehr bedeutsam. Und ich füge noch Folgendes hinzu: Die Verwirklichung dessen, worum ihr gebeten habt, sollte euch beinahe gleichgültig sein. Ihr solltet das Vergnügen, die Freude, das Glück allein im Wunsch, im Gebet finden. Bedenkt dabei, dass ihr dieses Glück nicht mehr verspüren werdet, sobald euer Wunsch in Erfüllung geht, sobald ihr bekommt, worum ihr gebeten habt. Wenn der Wunsch in Erfüllung geht, hat man nichts mehr, woran man sich erfreut, man vermisst diese schönen vergangenen Tage, an denen man auf etwas Wunderbares wartete, an denen man sich die Dinge ausmalte, an denen man den Himmel anflehte, es zu erlangen. Ihr müsst euer ganzes Glück in dieser Verbindung mit dem Himmel finden, denn Gott allein weiß dann, ob ihr glücklich sein werdet! Ja, so solltet ihr denken, und dann werdet ihr wahrhaft stark und frei sein, sogar frei von euch selbst, von euren Sorgen, eurer Unzufriedenheit. Ihr werdet glücklich sein, sogar ohne etwas zu haben, weil niemand euch daran hindern kann zu träumen, in der feinstofflichen Welt des Denkens großartige Dinge zu erschaffen, die ihr noch nicht einmal berühren oder erreichen wollt. Das einzig Traurige ist vielleicht, dass alle Wünsche sich schließlich realisieren. Sobald ihr einen Wunsch habt, löst ihr Kräfte aus und er wird sich realisieren. Und dann, Vorsicht! Obwohl ihr wisst, dass sich alles realisieren wird, müsst ihr innerlich Distanz bewahren, so als ob euch das nicht interessieren würde. Ja, ich weiß viele Dinge, aber ich tue so, als würde ich sie nicht beachten, weil ich damit glücklicher bin. All das ist für euch wenig durchschaubar, aber lassen wir dieses Thema, sonst müsste ich euch stundenlang Erklärungen geben, und es ist noch zu früh, um euch alles zu sagen. Für heute Abend merkt euch vor allem dieses: In den Wünschen derjenigen, die weder Wissen noch Reichtümer besitzen, liegt eine großartige Kraft, denn in ihrem Gefühl von Unwissenheit und Armut sind ihre Wünsche viel inbrünstiger. All die unglücklichen, unterdrückten Leute, welche Kräfte können sie in ihrem Inneren, in ihrem Herzen auslösen! Das muss man wissen, und für den Himmel zählt genau das: diese Inbrunst, dieser Elan, diese Liebe. Alles andere ist für die Erde, das Gefühl jedoch ist für den Himmel. Deshalb haben die Eingeweihten immer dem Herzen den ersten Platz eingeräumt, sie sprachen nie vom Intellekt; weil wir alle eine unglaubliche Kraft im Herzen besitzen. Also, stürzt euch auf diese Idee und sagt: »Ah, wenn das so ist, werde ich mir beim Himmel Gehör verschaffen. Hält er sich die Ohren zu, so werde ich so laut schreien, dass er nicht widerstehen und auch nicht schlafen kann.« Ihr lasst nicht locker, und da der Herr ein guter Vater ist, wird Er euch erhören. Ich frage mich sogar, ob manche Geister damit zufrieden sein werden, dass ich euch dies heute offenbare. Ich verschaffe ihnen gerade viel Arbeit. Ja, ich mache ihnen das Leben schwer. Denn ihr beginnt jetzt mit euren Rufen und sie werden euch erhören müssen. Vielleicht nicht am selben Tag, denn sie sind neugierig, den Tonumfang eurer Stimme zu hören, wie ihr höher und tiefer klingt, und sie werden das grafisch darstellen…! Darum rechnet nicht mit sofortiger Verwirklichung. Eines ist jedoch absolut sicher, dass sich früher oder später, so will es das Gesetz, euer Wunsch verwirklicht. Darum darf man sich auch nicht irgendetwas wünschen, sonst wird man an dem Tag, an dem sich bestimmte Wünsche realisieren, Schreie ausstoßen, aber Schreie anderer Art…! Ja, nehmt an, ihr wärt der Lage nicht gewachsen, dann würdet ihr euch noch mehr Sorgen aufladen und euer Leben würde sehr kompliziert werden. Wenn man nicht Herr der Lage ist, werden selbst die besten Dinge zu erdrückenden Lasten. Sogar das Wissen kann eine Last sein, die man nur erträgt, wenn das Gehirn darauf vorbereitet ist, sonst bricht man zusammen. Wünscht euch daher das, was immer das Beste für euch ist: das Licht. Das Licht steht über dem Wissen und es bringt euch auch das Wissen: Genauso wie die Sonne die Gegenstände erhellt, machen die Strahlen, die ihr mit Hilfe eures Geistes auf die Gegenstände der unsichtbaren Welt werft, diese sichtbar. Auf diese Weise kann man fortschreitend die psychische Welt erkunden, und das Gehirn hat auch die Zeit sich zu stärken. Muss es hingegen unvermittelt eine große Menge an Kenntnissen aufnehmen, gleicht es einem Fußboden, der unter einem zu großen Gewicht schließlich einbricht. Übrigens würde ich in der Zukunft lieber nicht mehr reden und euch stattdessen meine Gedanken nur noch in der Stille senden. Aber die Zeit ist noch nicht reif, denn ihr seid noch nicht genügend entwickelt, um die Gedanken eines Eingeweihten aufzufangen, der meditiert und in der Stille zu euch spricht, und ihr würdet fast nichts aufnehmen. Das Wort wird auf der physischen Ebene erfasst und verstanden, weil der Ton direkt die physische Ebene berührt, das gilt aber nicht für das Denken. Und doch, ob ich nun allein oder mit euch zusammen bin, ich erzähle euch von Dingen, die man nicht mit Worten ausdrücken kann. Das ist derart erhaben, derart göttlich, dass man es nicht auf physische Weise hören oder verstehen kann. Ihr meint: »Aber dann ist die Arbeit nutzlos, Sie vergeuden Ihre Zeit!« Nein, ich weiß, dass es sich dabei um Kräfte und Mächte handelt, die irgendwo in euch aufgezeichnet werden, und die früher oder später an die Oberfläche eures Bewusstseins gelangen werden. Dann werdet ihr große Entdeckungen machen, und dabei nicht einmal wissen, woher sie kamen. Man entdeckt eine Wahrheit, aber diese Wahrheit war schon tief im Unterbewusstsein oder im Überbewusstsein verborgen, und war einfach noch nicht bis ins Bewusstsein vorgedrungen. Ich versichere euch, ich spreche lieber in der Stille zu euch, und ich warte mit Ungeduld auf den Tag, an dem ich auf diese Weise zu euch sprechen kann. Ich weiß, dass es im Augenblick sehr wenige unter euch gibt, die das wünschen. Man akzeptiert wohl die Stille während ein paar Minuten, vor oder nach dem Vortrag, aber wenn unsere Versammlungen ohne Worte verlaufen sollten, würden das sehr wenige ertragen. Aber das wird kommen. Wenn ich zu euch spreche, ist das so, als wäre ich gezwungen, hinunterzusteigen und mich einzuschränken. In der Stille zu euch zu sprechen, ist dagegen eine Aktivität, die in mir unglaubliche Kräfte auslöst. Ja, für mich ist das vorzuziehen, sobald ich es außerhalb meiner Versammlungen tue, sehe ich die Ergebnisse. Und wenn ich spreche, sehe ich auch da die Ergebnisse. Die heutigen Menschen sind es gewohnt, Wissen als eine Ansammlung von Kenntnissen zu betrachten. Und selbst wenn sie in eine Einweihungsschule kommen, halten sie an dieser Mentalität fest. Deshalb kommen sie an dem Tag nicht wieder, an dem sie meinen, es gäbe nichts Neues mehr zu lernen. Das beweist, dass sie nur die Absicht hatten zu nehmen, sich zu bereichern, ja sogar zu stehlen. Sie haben nicht verstanden, dass das empfangene Wissen belebt werden muss, das heißt, zum Ausgangspunkt einer gemeinsamen Arbeit werden muss, die dazu beiträgt, Veränderungen in der ganzen Welt zu bewirken. Man will wissen, man will kennen lernen, und wenn man findet, es sei genug, macht man sich davon. Das ist kein sehr erhabenes Ideal, aber diese Tendenz ist so weit verbreitet, dass niemand bemerkt, wie egoistisch und schäbig sie ist. Man kann nicht auf diejenigen bauen, die allein das Wissen suchen; sie sind zu egoistisch. Die Bruderschaft braucht Leute, die ihr helfen wollen, sie unterstützen, ihre Ideen verbreiten wollen. Sie muss leben und wachsen, und wenn die Brüder und Schwestern nur an sich selbst denken, wird sie nicht leben. Selbst was die rein materielle Arbeit betrifft, wenn es keine Brüder und Schwestern gäbe, um die Küche und andere Arbeiten zu machen, gäbe es keine Bruderschaft mehr. Die Bruderschaft kann nur existieren dank der Arbeit, des Opfers und der Liebe von allen. Also, was großartig ist, das ist, hierher zu kommen, um an der Arbeit der Bruderschaft mitzuwirken. Selbst wenn man glaubt, man habe alles gelernt, kommt man weiterhin, man wird sich bewusst, dass es nicht genügt, Wissen zu erlangen, sondern dass man auch am kollektiven Leben, am brüderlichen Leben, am universellen Leben mitwirken muss. An das Wohl der ganzen Menschheit denken, das ist es, was für mich zählt. Kommt also hierher, selbst wenn ihr nichts lernt, selbst wenn eure Kenntnisse die meinen übertreffen, selbst wenn ihr mich übertrefft, kommt trotzdem. Das ist dann göttlich, das ist prächtig, das ist gigantisch. Ich habe einen Brief von einem Wissenschaftler erhalten, Forscher am nationalen Zentrum für wissenschaftliche Forschung, der mir unter anderem sagte: »Was ich an ihrer Lehre schätze ist, dass sie eine Synthese des orientalischen und des westlichen Denkens bildet. Aber es ist schade, dass sie keinen Fernunterricht erteilen.« Nun das, was diese Person eben noch begreifen muss, ist, dass das Ziel der Bruderschaft nicht darin besteht, den Intellekt zu entwickeln und Kenntnisse zu verbreiten. Darum werden wir niemals Fernkurse geben, obwohl dies eine Form des Lehrens ist, die sich immer mehr verbreitet. Es gibt heute viel zu viele gelehrte Leute und nicht genügend Leute, die von dem Wunsch beseelt sind zu lernen, wie man zusammen lebt, damit die gesamte Menschheit nur zu einer einzigen Familie wird. Diese exzessive Entwicklung des Intellekts ist dabei, die Menschen gegeneinander aufzubringen. Man unterrichtet die Leute, ohne sie zu bilden, und das wird zu allen Arten von Katastrophen führen. Wozu sollte es also gut sein, all die Schätze der Einweihungswissenschaft zu verteilen, nur um einfach Gehirne damit zu zieren? Und mit Fernkursen, wüsste man da, wie all diese unbekannten Menschen diese Schätze verwenden würden? Manche haben ohnehin schon viel zu viel Wissen, um damit Schaden anzurichten. Bücher, Filme, Zeitungen, all das ist da und bietet den Kriminellen alle Möglichkeiten für ihr zerstörerisches Tun. Es ist also nicht die Rolle der Bruderschaft, zur intellektuellen Entwicklung der Menschen beizutragen, sondern sie zu lehren, wie sie ihr Wissen dazu nutzen können, in einer Gemeinschaft zu leben, um ebenso die guten Eigenschaften des Herzens zu entwickeln, wie Geduld, Nachsicht, Großzügigkeit und Selbstlosigkeit. Mögen sich die Intellektuellen weiterhin ihrer Gelehrtheit widmen! Hier wollen wir Menschen guten Willens, um eine in der Welt einzigartige Arbeit zu verrichten. Aber wie den Menschen begreiflich machen, dass sie sich ein anderes Ideal suchen, sich mit anderen Dingen beschäftigen sollten? Sie kleben an ihren alten Auffassungen, und wenn ihr ihnen erklären wollt, dass sie diese aufgeben sollen, sind sie empört. Sie sind sich nicht darüber im Klaren, dass sie aufgrund dieser alten, persönlichen, nicht mehr zeitgemäßen Gewohnheiten weder weiter wachsen noch eine nützliche Arbeit verrichten können. Nur stellt sich dann natürlich die Frage, was man ändern soll. Nicht alles ist schlecht. Seit Jahrtausenden gibt es Regeln und Institutionen, die sich unter Beweis gestellt und sich als nützlich und großartig erwiesen haben, sie sollten nicht abgeschafft werden. Man muss wissen, was man bewahren und was man ändern sollte. Ich bin nicht so fanatisch, dass ich so weit gehe, euch zu sagen, man solle alles ändern. Dennoch gibt es eine unter vielen Tendenzen, die korrigiert werden sollte. Und das ist die, sich nur um seine eigenen Angelegenheiten zu kümmern und alles andere beiseite zu lassen. Es kommt jetzt eine andere Epoche, wo der Mensch lernen muss, sich in universelle Dimensionen auszudehnen, aus den Tiefen seines Wesens ein Leben hervorsprudeln zu lassen, das er dann in den unbegrenzten Raum hinaus projiziert. Auf diese Art und Weise wird er sich reinigen. Ja, wenn die Quelle der Liebe in ihm zu sprudeln beginnt, wird der Mensch rein. Ihr seht, ich komme immer wieder auf das Bild der Quelle zurück. Was ist die Quelle? Ein Punkt des Universums, von dem man nicht weiß, was er ist. Auf der physischen Ebene weiß man natürlich, was eine Quelle ist, aber auf der spirituellen Ebene ist die Quelle Gott Selbst, dieses unergründbare Leben, das vom Gipfel herabströmt und eine Vielzahl von Regionen durchfließt, wo es jedes Mal andersartige Nuancen annimmt. Das Gleiche sagte ich euch auch bezüglich der Elektrizität, die sich je nach dem Apparat, durch den sie fließt, anders manifestiert. Diese unbekannte, unbestimmte Kraft, die von sehr hoch oben herabkommt, wird also zu Licht, zu Wärme und zu Bewegung. Wenn ihr euch auf die Lehre der Großen Universellen Weißen Bruderschaft einlasst, kommt ihr nicht umhin, euer Verhalten zu ändern, und besonders die Tendenz, in erster Linie eure persönlichen Angelegenheiten regeln zu wollen. Denn ihr tretet dann aus euren Begrenzungen heraus, ihr umfasst die ganze Welt, ihr tragt zahllose Geschöpfe in euch. Ihr lasst die Quelle hervorsprudeln, und auch sie wird dann durch ihr Strömen alle Unreinheiten hinwegspülen. Sobald die Quelle versiegt, lassen sich Unreinheiten nieder. Aber macht das den Menschen begreiflich! Sie verstehen die Chemie, die Mathematik, die Astronomie, aber diese Wahrheit, niemals. Und sie sind dabei zu vermodern, weil ihre Quelle nicht sprudelt. Unter dem Vorwand, sie seien getäuscht, gekränkt oder misshandelt worden, haben sie sich verschlossen, ihre Quelle fließt nicht mehr, es gibt in ihrem Leben keine Bäume und keine Blumen, keine Vögel, keine Tiere und keine Menschen mehr. Ohne es zu bemerken, sind sie zu Wüsten geworden, sie haben keine Inspiration mehr, keine Freude, keine Hoffnung, keinen Glauben und keine Liebe. Ganz einfach, weil sie ihre Quelle stillgelegt haben. Und ich, wie kommt es, dass ich meine Quelle nie stillgelegt habe? Dabei hatte ich tausende von Gründen, mich zu verschließen und zu sagen, die Menschen verdienten weder Liebe noch Opfer. Aber nein, ich mache weiter; Pech für sie und umso besser für mich! Ich bin es, der gewinnt, wenn ich meine Quelle nicht austrocknen lasse; es gibt bei mir Bäume, Blumen, Vögel, und ich will, dass das so ist. Warum macht ihr es nicht genauso? Ich sehe manche, die ihre Quelle stillgelegt haben, das kann man spüren. Da sie sehr »intelligent« sind, finden sie, die Menschen hätten es nicht verdient, dass man etwas für sie tut. Diese Denkweise ist sehr verbreitet. Meine dagegen ist es ganz und gar nicht, aber wenn ihr sie akzeptiert, werdet ihr die Folgen sehen. Viele leben in der Vorstellung, dass es ihnen gelungen ist, ihre Quelle zum Sprudeln zu bringen. Ganz und gar nicht, es fließen gerade einmal ein paar Tropfen… Ich werde euch eine Geschichte erzählen. Es ist auch eine Geschichte aus Tausendundeiner Nacht, wenn ihr so wollt. Der Kalif Harun Al- Raschid hatte die Gewohnheit, am Abend verkleidet seinen Palast zu verlassen, um zu sehen, wie sein Volk lebte und den einen zu helfen und andere entweder zu bestrafen oder zu belohnen. So hörte er eines Abends, als er durch eine Gasse ging, aus einem kleinen Laden folgende Worte: »Ah, alles ist verstopft! Alles ist verstopft!« Erstaunt betrat er das Lädchen und fragte den Mann, der sich beklagte: »Aber was ist denn verstopft?« – »Oh, wenn du wüsstest! Vor einiger Zeit träumte ich, dass ich im Paradies war und mit dem Propheten Mohammed spazieren ging, an einem Ort, wo es nichts als Quellen gab: Manche sprudelten herrlich, andere flossen kaum, und er erklärte mir, dass sie die Menschen und ihr Schicksal darstellten. Als ich das sah, bat ich ihn, mir meine Quelle zu zeigen, und er führte mich zu einem kleinen Loch, aus dem nur einige Tropfen hervorquollen… Ich war sehr betrübt! Also nahm ich einen Stock, und versuchte, sie frei zu bekommen, doch der Stock brach dabei im Loch ab und verstopfte restlos alles. Darum bin ich jetzt elend dran, meine Geschäfte gehen immer schlechter, ich habe keine Kunden mehr, alles ist verstopft.« – »Warte«, sagte der Kalif zu ihm, »ich werde dir helfen«, gab ihm einige Hände voll Gold und ging fort. Der arme Mann sagte sich, dass er dieses Gold verstecken müsse, damit man es ihm nicht stehle, und er steckte es in die Tasche eines alten Rockes ganz unten auf dem Boden einer Truhe. Am nächsten Morgen machte er in aller Ruhe einen Rundgang durch die Stadt. Seine Frau, die zu Hause geblieben war, hörte auf der Straße einen Mann, der altes Zeug sammelte: Kleidung, zerbrochene Töpfe und so weiter und sie dachte, das sei der richtige Moment, einige Lumpen loszuwerden und dafür ein paar Groschen zu bekommen. Sehr zufrieden mit sich, gab sie diese alten Klamotten weg. Ein wenig später kam ihr Ehemann zurück, und sie zeigte ihm stolz das Geld, das sie verdient hatte. »Oh, du arme, dumme Frau«, sagte er, »ich habe doch Gold in der Tasche meines alten Rockes versteckt!« Und schon war er wieder genauso arm wie vorher. Es vergingen einige Tage und eines Abends kam der Kalif, um zu sehen, wie es dem Kaufmann mit dem Gold ginge, das er ihm geschenkt hatte. Als er hörte, was geschehen war, war er natürlich nicht sehr begeistert. »Aber sorge dich nicht«, sagte er, »ich werde noch einmal versuchen dir zu helfen.« Er kehrte in den Palast zurück und ordnete dort an, diesem armen Mann einen mit Reis und Rosinen gefüllten Truthahn zu bringen, in den man als Überraschung ein paar Goldstücke mit hineingemischt hatte. Als er dieses Wunder ankommen sah, sagte sich der Kaufmann: »Ah, welch großartige Gelegenheit, meine Schulden bei meinem Nachbarn zu begleichen! Ich werde es ihm zum Geschenk machen, dann sind wir quitt«. Er sandte den Truthahn hinüber und – ihr könnt euch die Freude des Nachbarn vorstellen, als er die Goldstücke entdeckte! Aber er hütete sich wohl, irgendetwas darüber verlauten zu lassen. Einige Zeit später kam der Kalif wieder vorbei und fragte den Kaufmann, ob der Truthahn gut gewesen und er mit den Goldstücken zufrieden sei. »Was, Goldstücke? Aber ich habe den Truthahn meinem Nachbarn geschickt,« und er erzählte die Geschichte. »Gut«, sagte der Kalif, der allmählich die Hoffnung aufgab, ihm helfen zu können, »komm dennoch mit mir.« Und er führte ihn auf den Marktplatz, wo sich zahlreiche Läden aneinanderreihten. »Hör mir jetzt gut zu: Nimm diesen Stock und versuche, ihn so weit wie möglich zu werfen, alles, was sich dann zwischen diesem Ort hier und dem, wo der Stock landen wird, befindet, wird dir gehören.« Nun, der Pechvogel – ich weiß nicht wie er das schaffte –, ergriff den Stock und warf ihn in dem Wunsch, so viele Läden wie möglich zu erwerben, so unglücklich in die Luft, dass der Stock einen Ast traf, auf ihn zurückfiel und ihm ein Auge ausstach. Als er das sah, lief der Kalif eiligst davon und wiederholte: »Wenn alles verstopft ist, ist alles verstopft, da ist nichts zu machen.« Die Quelle muss sprudeln. Wenn sie nicht sprudelt, muss man sie frei bekommen, und ich werde euch ein Mittel nennen. Verbindet euch mit Hilfe des Denkens, mit Hilfe des Gebetes direkt mit der himmlischen Quelle. Da wir nach dem Bilde des Herrn erschaffen sind – der Mikrokosmos gleicht dem Makrokosmos –, besitzen auch wir eine Quelle in uns, aber sie wartet auf die Bedingungen, unter denen sie fließen kann. Verbinden wir uns also mit der himmlischen Quelle, so bringen wir unsere eigene Quelle zum Sprudeln, und alle unsere Zellen werden bewässert und belebt, es sprudelt das göttliche Leben hervor. Dank dieser Quelle, welche die Liebe, das Leben, das lebendige Wasser ist, werden wir zu einem vollkommenen Instrument in den Händen des Herrn, und dann erst können wir sagen: »Das Herz sei rein wie ein Kristall, der Verstand leuchtend wie die Sonne, die Seele weit wie das All und der Geist mächtig wie Gott und eins mit Gott.« Kommt nicht allein mit der Absicht hierher, euer Wissen zu erweitern, sonst werde ich niemals auf euch bauen können. Ich kann nicht auf Menschen bauen, die nur egoistische Beweggründe haben, sonst ist das auch für mich verlorene Zeit. Wenn ihr kommt, um euch zu verbessern und um eine kollektive Arbeit zu verrichten, ja dann helft ihr mir auf großartige Weise, und es wird uns vielleicht eines Tages gelingen, die Erde umzuwandeln. Schon tausende von Menschen haben unsere Ideen aufgenommen und beginnen, sie umzusetzen; und in einigen Jahren wird es gigantisch sein, die ganze Welt wird unsere Sprache sprechen. Unsere Lehre ist unbeschreiblich mächtig. Traurig ist nur, dass die Brüder und Schwestern sich dieser Tatsache noch nicht bewusst sind. Es braucht so viel Zeit, um sie zu überzeugen! Im Augenblick fühle ich mich allein, ich werde nicht besonders unterstützt in dieser Arbeit, jeder denkt an sich, an sein Glück, an seine Angelegenheiten, an seine Familie, wo es doch eine großartige Arbeit zu tun gibt, um das goldene Zeitalter aufzubauen. Wie euch begreiflich machen, dass wir uns vereinen müssen, um dieses Licht überall zu verbreiten? Denn es ist unfassbar, zu sehen, wie die Menschen, die ihre intellektuellen Fähigkeiten so weit entwickeln konnten, heute noch die prähistorischen Denkweisen von Sippen und Stämmen aufrechterhalten können! Wenn man ihnen einmal die Augen öffnen wird über diesen Zustand der Dinge, den sie mit aller Kraft aufrechterhalten, werden sie sich schämen zu sehen, bei welch jämmerlichen Auffassungen sie damit stehen geblieben sind, und genau in diesem Moment wird das neue Leben beginnen. Eines schönen Tages werden all unsere »Utopien« von der ganzen Welt verwirklicht werden. Ich sage euch, was immer auch geschieht, wir werden das letzte Wort haben. Ja, meine lieben Brüder und Schwestern, versucht von nun an, mit der Idee herzukommen, eine Arbeit zu verrichten. Genau das ist das Wesentliche. Entledigt euch immer mehr der Personalität, die ständig wertgeschätzt, anerkannt und umsorgt werden will. Sie ist es, die euch daran hindert, euch auf die rechte Weise zu entwickeln. Ihr seid wegen Kleinigkeiten beleidigt, weil man euch nicht die Beachtung geschenkt hat, die ihr zu verdienen glaubt. Warum vergesst ihr euch nicht ein wenig? Innerlich könnt ihr euch als Söhne und Töchter Gottes fühlen. Aber nein, ihr zerbrecht euch den Kopf und es nagt in euch, weil die Menschen – oft Dummköpfe – euch keine Ehrerbietung erweisen. Dem Gesicht der Menschen sieht man sofort an, was sie suchen. Bei manchen sieht man vom ersten Moment an, dass sie wollen, dass man sich vor ihnen verneigt, dass man anerkennt, dass sie das Zentrum des Universums sind, und genau das verhindert ihre spirituelle Entwicklung. Solange man im Inneren diesen Wunsch nährt, anstatt ihn bekämpfen und überwinden zu wollen, kommt man nicht voran. Wie schwierig ist es doch, sich dieser Personalität zu entledigen, die sich für so wichtig hält! Ich versichere euch, für mich zählt nichts neben der Arbeit. Wenn ich mich mit all dem befassen müsste, was man gegen mich gesagt oder getan hat, hätte ich schon längst alles aufgegeben. Welche Akten gibt es überall gegen mich! Man begreift nicht, was ich tue, ich weiß es, und das ist mir egal. Ich bin beschmutzt worden wie niemand sonst, und trotzdem fahre ich mit meiner Arbeit fort, ich lasse weiterhin die Quelle fließen. Ihr aber, ihr bleibt weiterhin auf eure Personalität fixiert, ihr haltet euch für so außerordentlich, so bedeutend! Vergesst euch ein wenig, mein Gott, und ihr werdet sehen, wie frei ihr sein werdet! Ihr werdet euch so fühlen, als würdet ihr zum zweiten Mal geboren, und ihr werdet wieder zur Freude finden. Warum wollt ihr immer, dass die anderen wissen, was ihr seid und was ihr alles tut und euch applaudieren? Ihr wisst nicht, wie wichtig es ist, dass man im Geheimen zu arbeiten versteht, unerkannt. Ich habe in meinem Leben immer auf diese Weise gearbeitet. Deshalb habe ich bei den Bulgaren das Bild eines unbedeutenden Menschen hinterlassen. Und als Meister Peter Deunov (obwohl ich ihm nie davon erzählt habe, sah er, was ich im Geheimen tat) mich auswählte, um seine Lehre nach Frankreich zu bringen, war das eine Revolution in der bulgarischen Bruderschaft. Was dabei wirklich äußerst erstaunlich ist, das ist die Tatsache, dass alle an das Unterscheidungsvermögen, an die Weisheit und an die Hellsicht des Meisters glaubten; aber als es um mich ging, da soll er sich plötzlich geirrt haben. Und sogar als die Bulgaren uns hier besuchten und dann, nach Bulgarien zurückgekehrt, ihr Erstaunen und ihre Bewunderung für unsere Arbeit zum Ausdruck brachten, glaubte ihnen niemand. Seit einigen Jahren jedoch ist ein Wandel erkennbar, und jetzt bereiten sie sogar Säle vor, damit ich Vorträge halte. Sie erkennen allmählich an, dass Meister Peter Deunov sich nicht geirrt hat. Ich habe schon immer eine Neigung, zu verbergen, was ich bin, was ich tue, was ich wünsche. Sogar heute noch. Warum also klammert ihr euch derart an euer Prestige, an euren Ruhm? Arbeitet und lasst eure Arbeit als Empfehlung auf andere wirken. Es ist eure Arbeit, die euch Ruhm einbringt. Man muss weitermachen, bis zum Umfallen, aber niemals die Arbeit aufgeben. Man fällt, man stirbt, das macht nichts, Hauptsache man stirbt treu auf dem Posten, wie der Kapitän eines Schiffes. Da man sowieso sterben muss, dann wenigstens ordentlich sterben. Man sollte alles der Arbeit opfern, und die Arbeit, wenn sie gut getan wird, wird euch alles Übrige geben; vielleicht kommt sogar der Ruhm. Und eben das hat man noch nicht verstanden: Man konzentriert sich auf Gewinn oder auf Ruhm, indem man alles aufs Geratewohl macht, doch dabei kann nichts Vernünftiges herauskommen. Nur wenn ihr eure Arbeit gut macht, werdet ihr den Ruhm ernten, einen unvergänglichen Ruhm. Und die Arbeit sollte für euch sogar anstelle des Vergnügens stehen. Wenn diese Arbeit Vorrang hat, wird sich das Vergnügen vertausendfachen.3 Solange die Menschen jedoch keine wahren Lehrer, keine wahren Meister haben und sie sich damit zufrieden geben, Schwachen und Unwissenden, wie sie selbst es sind, zu folgen, werden sie natürlich niemals zu dieser Auffassung der Dinge gelangen. Glaubt mir, ich täusche euch nicht. Opfert alles für die Arbeit und ihr werdet tausendmal mehr belohnt werden, als wenn ihr Danksagungen und Ehrungen bekommen hättet. Wenn ihr eure Arbeit gut gemacht habt, müssen alle euren Wert anerkennen. Wie oft hat man Leute aus den untersten Rängen erlebt, die sich wie Despoten aufführen! Sie machen sich lächerlich und man wird sie schließlich verabscheuen. Aber nehmt ihnen ihren kleinen Posten, schon versagen sie jämmerlich und bringen sich um. Ein Eingeweihter hingegen bleibt immer derselbe. Wenn er ein König ist, wenn er auf dem Gipfel steht, er bleibt einfach, voller Liebe. Und wenn er verleugnet, verhöhnt wird, er bleibt derselbe, beständig, stark, unverwundbar. So sollte man sein. Versucht jetzt, euch bestimmte Wahrheiten aus dieser kleinen Plauderei zu merken, über sie zu meditieren und sie in die Praxis umzusetzen. […]

Erscheint lt. Verlag 20.10.2012
Reihe/Serie Reihe Gesamtwerke Aivanhov ; 28/29
Verlagsort Dietingen
Sprache deutsch
Original-Titel La pédagogie initiatique
Maße 150 x 205 mm
Gewicht 826 g
Einbandart gebunden
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Esoterik / Spiritualität
Geisteswissenschaften Religion / Theologie Weitere Religionen
Schlagworte Aivanhov, Omraam M. • Bewusstsein • Bewusstseinszustand • Einstellung • Entwicklung • Erziehung • Frau • Geburt • Kultur • Leben • Liebe • Mann • Pädagogik • Selbstmord • Sonne • Spiritualität • Spirituelle Lehrer (Einzelne Personen) • Spirituelle Lehrer / Meister (Einzelne Personen) • Vorstellungskraft • Weisheit
ISBN-10 3-89515-110-6 / 3895151106
ISBN-13 978-3-89515-110-1 / 9783895151101
Zustand Neuware
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR)
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