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Imperien der Weltgeschichte

Das Repertoire der Macht vom alten Rom und China bis heute
Buch | Hardcover
612 Seiten
2012
Campus (Verlag)
978-3-593-39670-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Imperien der Weltgeschichte - Jane Burbank, Frederick Cooper
CHF 27,85 inkl. MwSt
  • Titel ist leider vergriffen;
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Imperien - Schmelztiegel der Völker

Für die Herrscher von Imperien galt es stets, die verschiedensten Bevölkerungsgruppen zu integrieren und trotz dieser Vielfalt ihre Macht zu bewahren. Das Repertoire an Machtstrategien, das sie dabei anwendeten, schildern Jane Burbank und Frederick Cooper in einer zwei Jahrtausende umspannenden Reise durch die Geschichte der großen
Weltreiche.

So konnten Imperien Hierarchien und soziale wie ethnische Unterschiede aufrechterhalten, neue begründen oder sie durch Integration aufheben. Dieser Umgang mit Vielfalt, die jeweilige Politik der Differenz, war - wie Burbank und Cooper zeigen - der Schlüssel für Aufstieg und Niedergang aller Imperien.

Mit dieser Erkenntnis ermöglichen sie ein neues Verständnis der großen Reiche in der Weltgeschichte. Und erzählen dabei auf unterhaltsame Weise vom Schicksal zahlreicher Völker und Dynastien: vom antiken China und Rom über das Osmanische, das spanische und das Reich Karls des Großen bis hin zu Russland, Großbritannien und den USA.
Für die Herrscher von Imperien galt es stets, die verschiedensten Bevölkerungsgruppen zu integrieren und trotz dieser Vielfalt ihre Macht zu bewahren. Das Repertoire an Machtstrategien, das sie dabei anwendeten, schildern Jane Burbank und Frederick Cooper in einer zwei Jahrtausende umspannenden Reise durch die Geschichte der großen
Weltreiche.
So konnten Imperien Hierarchien und soziale wie ethnische Unterschiede aufrechterhalten, neue begründen oder sie durch Integration aufheben. Dieser Umgang mit Vielfalt, die jeweilige Politik der Differenz, war – wie Burbank und Cooper zeigen – der Schlüssel für Aufstieg und Niedergang aller Imperien.
Mit dieser Erkenntnis ermöglichen sie ein neues Verständnis der großen Reiche in der Weltgeschichte. Und erzählen dabei auf unterhaltsame Weise vom Schicksal zahlreicher Völker und Dynastien: vom antiken China und Rom über das Osmanische, das spanische und das Reich Karls des Großen bis hin zu Russland, Großbritannien und den USA.

Jane Burbank ist Professorin für Geschichte und Slawistik.

Frederick Cooper Professor für Geschichte und Afrikanistik an der New York University. Cooper ist bekannt für seine Arbeiten im Bereich der postkolonialen Forschung. Auf Deutsch erscheint von ihm bei Campus im Juni 2012 »Kolonialismus denken«, ein Schlüsselwerk der Global- und Kolonialgeschichte.

Vorwort 11

  1. Imperiale Bahnen 13
  2. Imperiale Herrschaft in Rom und China 43
  3. Nach Rom: Imperium, Christentum und Islam 91
  4. Eurasische Verbindungen: Die Mongolenreiche 131
  5. Jenseits des Mittelmeers: Osmanisches und spanisches Imperium 159
  6. Ozeanische Ökonomien und koloniale Gesellschaften 198
  7. Jenseits der Steppe: Imperiumsbildung in Russland und China 241
  8. Imperium, Nation und Staatsbürgerschaft in einem revolutionären Zeitalter 281
  9. Kontinentübergreifende Imperien: Die Vereinigten Staaten
    und Russland 321
  10. Imperiale Repertoires und die Mythen des modernen
    Kolonialismus 361
  11. Souveränität und Imperium: Das Europa des 19. Jahrhunderts
    und sein nahes Ausland 414
  12. Krieg und Revolution in einer Welt der Imperien: 1914 bis 1945 459
  13. Das Ende des Imperiums? 513
  14. Imperien, Staaten und politische Vorstellungskraft 550

Anmerkungen 571
Auswahlbibliografie 579
Register 591

Empires in World History
"Eine narrative und synthetisierende Gesamtdarstellung historischer Empires ... die sich durchweg spannend liest, jede eurozentrische Schlagseite vermissen lässt und eine höchst beeindruckendeForschungsleistung darstellt." (Rezension der Originalausgabe) (H-Soz-u-Kult, 01.06.2012)

"Schlicht das beste Buch über die Beziehungen zwischen Imperien und Nationen, das ich mir vorstellen kann." (Kenneth Pomeranz) (Journal of Global History, 09.10.2012)

"Eine auf stupender Literaturkenntnis basierende 'tour d'horizon' durch die Weltgeschichte. Der rote Faden ist die Frage nach dem Umgang der Imperien mit Vielfalt." (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 09.10.2012)

Bis in den letzten Winkel
"Der Campus Verlag in der Global-City Frankfurt, in dem dieses Buch erscheint, bietet wie kein zweiter deutscher Verlag schon seit Jahren Raum für Globalgeschichten, was bedeutet, die Entwicklung in weit auseinanderliegenden Weltwinkeln unter dem Aspekt des Zusammentreffens, der Gleichzeitigkeit von Prozessen zu beschreiben." (Frankfurter Rundschau, 09.10.2012)

Politik der Differenz
"Eine seltene Mischung aus solider Einführung und konzeptioneller Provokation." (Neue Zürcher Zeitung, 17.10.2012)

Das amerikanische Imperium muss nicht untergehen
"Das Buch versteht sich nicht als schaurig-schöner Rückblick auf vergangene Großreiche der Geschichte, sondern will Orientierung für die Gegenwart bieten. Denn das Konzept des Imperiums ist nicht tot." (Die Welt, 08.11.2012)

Reichs-Panoptikum über die Jahrtausende
"Ist die EU auch ein Imperium? Das bleibt offen. Mag sein, dass es für ein Urteil zu früh ist. Da die Probleme aber gewiss imperiale Größe haben, wünscht man den 'Imperien der Weltgeschichte' gerade in Brüssel viele Leser." (Deutschlandradio Kultur, 13.12.2012)

Strategien zum Machterhalt
"Eine gelungene Darstellung." (Neue Zürcher Zeitung, 31.01.2013)

Imperien der Weltgeschichte
"Burbank und Cooper stellen vergleichende Überlegungen und Problematisierungen zu Voraussetzungen, Historie und Konstitution von Imperien an, die ideengeschichtlich absolut zu überzeugen wissen." (Damals, 01.03.2013)

"Der Campus Verlag in der Global-City Frankfurt, in dem dieses Buch erscheint, bietet wie kein zweiter deutscher Verlag schon seit Jahren Raum für Globalgeschichten, was bedeutet, die Entwicklung in weit auseinanderliegenden Weltwinkeln unter dem Aspekt des Zusammentreffens, der Gleichzeitigkeit von Prozessen zu beschreiben." (Frankfurter Rundschau, 09.10.2012)

"Eine narrative und synthetisierende Gesamtdarstellung historischer Empires ... die sich durchweg spannend liest, jede eurozentrische Schlagseite vermissen lässt und eine höchst beeindruckendeForschungsleistung darstellt." (Rezension der Originalausgabe) (H-Soz-u-Kult, 01.06.2012)

„Schlicht das beste Buch über die Beziehungen zwischen Imperien und Nationen, das ich mir vorstellen kann.“ (Kenneth Pomeranz) (Journal of Global History, 09.10.2012)

"Eine auf stupender Literaturkenntnis basierende 'tour d’horizon' durch die Weltgeschichte. Der rote Faden ist die Frage nach dem Umgang der Imperien mit Vielfalt." (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 09.10.2012)

Imperiale Repertoires In diesem Buch betrachten wir nicht alle Imperien zu allen Zeiten und an allen Orten. Wir konzentrieren uns auf eine Reihe von Imperien, deren Geschich- ten charakteristisch, einflussreich und in vielen Fällen miteinander verflochten waren. Nicht alle Imperien waren gleich; sie schufen, übernahmen und über- lieferten unterschiedliche Herrschaftsrepertoires. In den einzelnen Kapiteln schildern wir die Bandbreite der Herrschaftsstrategien, die in spezifischen his- torischen Situationen vorstellbar und praktikabel waren, die Konflikte, die in unterschiedlichen Machtstrukturen auftraten, und die kontroversen Bezie- hungen zwischen Imperien, die sich in bestimmten Momenten entwickelten und im Laufe der Zeit die Weltgeschichte antrieben. Ein imperiales Repertoire war weder eine Trickkiste, in die man aufs Gerate- wohl griff, noch eine vorgegebene Herrschaftsformel. Angesichts täglich neuer Herausforderungen improvisierten Imperien, hatten aber auch ihre Gewohn- heiten. Was Führer sich vorstellen und was sie vollbringen konnten, wurde durch Vorbilder geprägt und durch vorhandene Gegebenheiten beschränkt - sowohl durch andere Imperien mit ihren sich überschneidenden Zielen als auch durch die Menschen, die in jenen Regionen lebten, die von den Schöp- fern des Imperiums begehrt wurden. Menschen in umkämpften Territorien konnten sich zur Wehr setzen, sich beugen oder die Übergriffe eines mächti- geren Gemeinwesens zu ihren eigenen Gunsten wenden. Indem wir imperiale Repertoires als flexibel, durch Geografie und Geschichte eingeschränkt, aber offen für Innovation erkennen, können wir die falschen Gegensatzpaare von Kontinuität oder Wandel, Zufall oder Determinismus vermeiden. Wir wollen stattdessen nach Handlungsweisen und Bedingungen suchen, die Imperien neue Strategien ermöglichten oder alte verwehrten. Wir behaupten nicht, dass jeder bedeutende Staat ein Imperium war, son- dern dass während des größten Teils der Menschheitsgeschichte Imperien und ihre Wechselbeziehungen den Kontext prägten, innerhalb dessen Menschen ihre politischen Möglichkeiten abschätzten, ihre Ziele verfolgten und sich ihre Gesellschaften vorstellten. Staaten, große wie kleine, Aufrührer und Getreue oder Menschen, die sich wenig um Politik kümmerten - sie alle mussten Imperien, ihren Herrschaftsweisen und ihren Konkurrenzkämpfen Rechnung tragen. Ob dieser imperiale Rahmen heute noch besteht, ist eine Frage, der wir uns im letzten Kapitel zuwenden. Wir beginnen mit Rom und China im 3. Jahrhundert v. u. Z. nicht, weil es die ersten Großreiche gewesen wären - zu ihren bedeutenden Vorläufern gehören Ägypter, Assyrer, Perser, die gewaltigen Eroberungen Alexanders des Großen und ältere Dynastien in China -, sondern weil diese beiden Reiche langlebige Bezugspunkte für spätere Gründer von Imperien wurden. Sowohl Rom als auch China brachten es zu enormer äußerer Größe, integrierten Handel und Produktion in Volkswirtschaften im Weltmaßstab (der Welt, die jedes dieser Reiche schuf ). Sie ersannen Institutionen, die staatliche Macht über Jahrhunderte stützten, entwickelten überzeugende kulturelle Bezugssys- teme, um ihren Erfolg zu erklären und zu untermauern, und stellten über lange Zeiträume stillschweigende Zustimmung zur imperialen Macht sicher. Ihre wichtigsten Strategien waren in China die Abhängigkeit von einer Klasse loyaler, geschulter Beamter und in Rom die zumindest theoretische Ermäch- tigung seiner Bürger. Beide Strategien wirkten sich dauerhaft und tiefgreifend darauf aus, wie Menschen sich ihre Staaten und ihren Platz in ihnen vorstellen. Als nächstes betrachten wir Imperien, die versuchten, an Roms Stelle zu rücken - das widerstandsfähige Byzanz, die dynamischen, aber spaltbaren islamischen Kalifate und die kurzlebigen Karolinger. Diese Rivalen errichteten ihre Imperien auf religiösen Fundamenten; ihre jeweilige Geschichte beweist die Möglichkeiten und Grenzen des militanten Monotheismus als Arm staat- licher Macht. Der Antrieb, die Ungläubigen zu bekehren oder zu töten und den wahren Glauben zu verbreiten, mobilisierte Krieger für Christentum und Islam gleichermaßen, verursachte aber auch Spaltungen im Innern von Impe- rien über die Frage, welche religiöse Hülle die wahre und wessen Machtan- spruch gottgegeben sei. Im 13. Jahrhundert schufen die Mongolen unter Dschingis Khan und seinen Nachfolgern das größte Landreich aller Zeiten, das auf einem grund- legend anderen Prinzip beruhte - einer pragmatischen Herangehensweise an religiöse und kulturelle Unterschiede. Die mongolischen Khane besaßen die technologischen Vorteile nomadischer Gesellschaften - vor allem eine beweg- liche, größtenteils autarke, kühne militärische Streitmacht. Es waren jedoch ihre umfassenden Vorstellungen von einer imperialen Gesellschaft, die es ihnen ermöglichten, sich die Fähigkeiten und Ressourcen der verschiedenen Völker, die sie unterwarfen, rasch zunutze zu machen. Das Herrschaftsre- pertoire der Mongolen kombinierte einschüchternde Gewalt mit dem Schutz unterschiedlicher Religionen und Kulturen und der Politik persönlicher Loyalität. Für unsere Untersuchung sind die Mongolen aus zwei Gründen entschei- dend. Erstens beeinflussten ihre Herrschaftsweisen die Politik über einen rie- sigen Kontinent hinweg - in China ebenso wie im späteren Russischen Reich, im Mogul- und im Osmanischen Reich. Zweitens sicherten die Mongolen zu einer Zeit, da kein Staat am westlichen Rand Eurasiens (dem heutigen Europa) sich weder auf die Treue seiner Verbündeten verlassen konnte, noch über natürliche Ressourcen in nennenswertem Umfang verfügte, Handelswege vom Schwarzen Meer bis zum Pazifischen Ozean und ermöglichten den Transfer von Wissen, Gütern und Ideen über die Kunst der Staatsführung. Andere Imperien - in der Gegend des heutigen Iran, in Südindien oder Afrika und anderswo - werden hier nicht bis ins Detail beschrieben, obwohl auch sie Verbindungen und Wandel förderten, lange bevor die Europäer auf der Bühne der Großmächte erschienen. Es waren der Reichtum und die Wirtschaftskraft Asiens, die irgendwann Menschen aus dem, was man heute als Europa ansieht, in eine von ihnen als neu empfundene Sphäre von Handel und Verkehr und ein Reich ungeahn- ter Möglichkeiten lockten. Die Imperien Spaniens, Portugals, Frankreichs, der Niederlande und Großbritanniens finden nicht im vertrauten Gewand der "europäischen Expansion" Eingang in unsere Darstellung. Im 15. und 16. Jahrhundert war Europa als politisches Gebilde unvorstellbar, und geografi- sche Regionen sind ohnehin keine politischen Akteure. Wir konzentrieren uns stattdessen auf die Umgestaltung der Beziehungen zwischen Imperien zu dieser Zeit, ein dynamischer Prozess, dessen Folgen erst sehr viel später offen- kundig wurden. Die "europäischen" maritimen Erweiterungen basierten auf drei Vorausset- zungen: den hochwertigen Gütern, die im chinesischen imperialen Einflussbe- reich produziert und getauscht wurden; dem Hindernis, das die Beherrschung des östlichen Mittelmeerraums und der Landwege nach Osten durch das Osmanische Reich darstellte; und der Unfähigkeit von europäischen Herr- schern, nach römischem Vorbild ein Terrain zu einen, das sich rivalisierende Monarchen und Dynasten, Feudalherren mit mächtigen Gefolgschaften und Städte, die ihre Rechte verteidigten, gegenseitig streitig machten. Es war diese globale Anordnung von Macht und Ressourcen, die europäische Seefahrer nach Asien und später, dank Kolumbus' zufälliger Entdeckung, nach Nord-, Mittel- und Südamerika führte.

Imperiale Repertoires In diesem Buch betrachten wir nicht alle Imperien zu allen Zeiten und an allen Orten. Wir konzentrieren uns auf eine Reihe von Imperien, deren Geschich- ten charakteristisch, einflussreich und in vielen Fällen miteinander verflochten waren. Nicht alle Imperien waren gleich; sie schufen, übernahmen und über- lieferten unterschiedliche Herrschaftsrepertoires. In den einzelnen Kapiteln schildern wir die Bandbreite der Herrschaftsstrategien, die in spezifischen his- torischen Situationen vorstellbar und praktikabel waren, die Konflikte, die in unterschiedlichen Machtstrukturen auftraten, und die kontroversen Bezie- hungen zwischen Imperien, die sich in bestimmten Momenten entwickelten und im Laufe der Zeit die Weltgeschichte antrieben. Ein imperiales Repertoire war weder eine Trickkiste, in die man aufs Gerate- wohl griff, noch eine vorgegebene Herrschaftsformel. Angesichts täglich neuer Herausforderungen improvisierten Imperien, hatten aber auch ihre Gewohn- heiten. Was Führer sich vorstellen und was sie vollbringen konnten, wurde durch Vorbilder geprägt und durch vorhandene Gegebenheiten beschränkt - sowohl durch andere Imperien mit ihren sich überschneidenden Zielen als auch durch die Menschen, die in jenen Regionen lebten, die von den Schöp- fern des Imperiums begehrt wurden. Menschen in umkämpften Territorien konnten sich zur Wehr setzen, sich beugen oder die Übergriffe eines mächti- geren Gemeinwesens zu ihren eigenen Gunsten wenden. Indem wir imperiale Repertoires als flexibel, durch Geografie und Geschichte eingeschränkt, aber offen für Innovation erkennen, können wir die falschen Gegensatzpaare von Kontinuität oder Wandel, Zufall oder Determinismus vermeiden. Wir wollen stattdessen nach Handlungsweisen und Bedingungen suchen, die Imperien neue Strategien ermöglichten oder alte verwehrten. Wir behaupten nicht, dass jeder bedeutende Staat ein Imperium war, son- dern dass während des größten Teils der Menschheitsgeschichte Imperien und ihre Wechselbeziehungen den Kontext prägten, innerhalb dessen Menschen ihre politischen Möglichkeiten abschätzten, ihre Ziele verfolgten und sich ihre Gesellschaften vorstellten. Staaten, große wie kleine, Aufrührer und Getreue oder Menschen, die sich wenig um Politik kümmerten - sie alle mussten Imperien, ihren Herrschaftsweisen und ihren Konkurrenzkämpfen Rechnung tragen. Ob dieser imperiale Rahmen heute noch besteht, ist eine Frage, der wir uns im letzten Kapitel zuwenden. Wir beginnen mit Rom und China im 3. Jahrhundert v. u. Z. nicht, weil es die ersten Großreiche gewesen wären - zu ihren bedeutenden Vorläufern gehören Ägypter, Assyrer, Perser, die gewaltigen Eroberungen Alexanders des Großen und ältere Dynastien in China -, sondern weil diese beiden Reiche langlebige Bezugspunkte für spätere Gründer von Imperien wurden. Sowohl Rom als auch China brachten es zu enormer äußerer Größe, integrierten Handel und Produktion in Volkswirtschaften im Weltmaßstab (der Welt, die jedes dieser Reiche schuf ). Sie ersannen Institutionen, die staatliche Macht über Jahrhunderte stützten, entwickelten überzeugende kulturelle Bezugssys- teme, um ihren Erfolg zu erklären und zu untermauern, und stellten über lange Zeiträume stillschweigende Zustimmung zur imperialen Macht sicher. Ihre wichtigsten Strategien waren in China die Abhängigkeit von einer Klasse loyaler, geschulter Beamter und in Rom die zumindest theoretische Ermäch- tigung seiner Bürger. Beide Strategien wirkten sich dauerhaft und tiefgreifend darauf aus, wie Menschen sich ihre Staaten und ihren Platz in ihnen vorstellen. Als nächstes betrachten wir Imperien, die versuchten, an Roms Stelle zu rücken - das widerstandsfähige Byzanz, die dynamischen, aber spaltbaren islamischen Kalifate und die kurzlebigen Karolinger. Diese Rivalen errichteten ihre Imperien auf religiösen Fundamenten; ihre jeweilige Geschichte beweist die Möglichkeiten und Grenzen des militanten Monotheismus als Arm staat- licher Macht. Der Antrieb, die Ungläubigen zu bekehren oder zu töten und den wahren Glauben zu verbreiten, mobilisierte Krieger für Christentum und Islam gleichermaßen, verursachte aber auch Spaltungen im Innern von Impe- rien über die Frage, welche religiöse Hülle die wahre und wessen Machtan- spruch gottgegeben sei. Im 13. Jahrhundert schufen die Mongolen unter Dschingis Khan und seinen Nachfolgern das größte Landreich aller Zeiten, das auf einem grund- legend anderen Prinzip beruhte - einer pragmatischen Herangehensweise an religiöse und kulturelle Unterschiede. Die mongolischen Khane besaßen die technologischen Vorteile nomadischer Gesellschaften - vor allem eine beweg- liche, größtenteils autarke, kühne militärische Streitmacht. Es waren jedoch ihre umfassenden Vorstellungen von einer imperialen Gesellschaft, die es ihnen ermöglichten, sich die Fähigkeiten und Ressourcen der verschiedenen Völker, die sie unterwarfen, rasch zunutze zu machen. Das Herrschaftsre- pertoire der Mongolen kombinierte einschüchternde Gewalt mit dem Schutz unterschiedlicher Religionen und Kulturen und der Politik persönlicher Loyalität. Für unsere Untersuchung sind die Mongolen aus zwei Gründen entschei- dend. Erstens beeinflussten ihre Herrschaftsweisen die Politik über einen rie- sigen Kontinent hinweg - in China ebenso wie im späteren Russischen Reich, im Mogul- und im Osmanischen Reich. Zweitens sicherten die Mongolen zu einer Zeit, da kein Staat am westlichen Rand Eurasiens (dem heutigen Europa) sich weder auf die Treue seiner Verbündeten verlassen konnte, noch über natürliche Ressourcen in nennenswertem Umfang verfügte, Handelswege vom Schwarzen Meer bis zum Pazifischen Ozean und ermöglichten den Transfer von Wissen, Gütern und Ideen über die Kunst der Staatsführung. Andere Imperien - in der Gegend des heutigen Iran, in Südindien oder Afrika und anderswo - werden hier nicht bis ins Detail beschrieben, obwohl auch sie Verbindungen und Wandel förderten, lange bevor die Europäer auf der Bühne der Großmächte erschienen. Es waren der Reichtum und die Wirtschaftskraft Asiens, die irgendwann Menschen aus dem, was man heute als Europa ansieht, in eine von ihnen als neu empfundene Sphäre von Handel und Verkehr und ein Reich ungeahn- ter Möglichkeiten lockten. Die Imperien Spaniens, Portugals, Frankreichs, der Niederlande und Großbritanniens finden nicht im vertrauten Gewand der "europäischen Expansion" Eingang in unsere Darstellung. Im 15. und 16. Jahrhundert war Europa als politisches Gebilde unvorstellbar, und geografi- sche Regionen sind ohnehin keine politischen Akteure. Wir konzentrieren uns stattdessen auf die Umgestaltung der Beziehungen zwischen Imperien zu dieser Zeit, ein dynamischer Prozess, dessen Folgen erst sehr viel später offen- kundig wurden. Die "europäischen" maritimen Erweiterungen basierten auf drei Vorausset- zungen: den hochwertigen Gütern, die im chinesischen imperialen Einflussbe- reich produziert und getauscht wurden; dem Hindernis, das die Beherrschung des östlichen Mittelmeerraums und der Landwege nach Osten durch das Osmanische Reich darstellte; und der Unfähigkeit von europäischen Herr- schern, nach römischem Vorbild ein Terrain zu einen, das sich rivalisierende Monarchen und Dynasten, Feudalherren mit mächtigen Gefolgschaften und Städte, die ihre Rechte verteidigten, gegenseitig streitig machten. Es war diese globale Anordnung von Macht und Ressourcen, die europäische Seefahrer nach Asien und später, dank Kolumbus' zufälliger Entdeckung, nach Nord-, Mittel- und Südamerika führte.

Imperiale Repertoires In diesem Buch betrachten wir nicht alle Imperien zu allen Zeiten und an allen Orten. Wir konzentrieren uns auf eine Reihe von Imperien, deren Geschich- ten charakteristisch, einflussreich und in vielen Fällen miteinander verflochten waren. Nicht alle Imperien waren gleich; sie schufen, übernahmen und über- lieferten unterschiedliche Herrschaftsrepertoires. In den einzelnen Kapiteln schildern wir die Bandbreite der Herrschaftsstrategien, die in spezifischen his- torischen Situationen vorstellbar und praktikabel waren, die Konflikte, die in unterschiedlichen Machtstrukturen auftraten, und die kontroversen Bezie- hungen zwischen Imperien, die sich in bestimmten Momenten entwickelten und im Laufe der Zeit die Weltgeschichte antrieben. Ein imperiales Repertoire war weder eine Trickkiste, in die man aufs Gerate- wohl griff, noch eine vorgegebene Herrschaftsformel. Angesichts täglich neuer Herausforderungen improvisierten Imperien, hatten aber auch ihre Gewohn- heiten. Was Führer sich vorstellen und was sie vollbringen konnten, wurde durch Vorbilder geprägt und durch vorhandene Gegebenheiten beschränkt - sowohl durch andere Imperien mit ihren sich überschneidenden Zielen als auch durch die Menschen, die in jenen Regionen lebten, die von den Schöp- fern des Imperiums begehrt wurden. Menschen in umkämpften Territorien konnten sich zur Wehr setzen, sich beugen oder die Übergriffe eines mächti- geren Gemeinwesens zu ihren eigenen Gunsten wenden. Indem wir imperiale Repertoires als flexibel, durch Geografie und Geschichte eingeschränkt, aber offen für Innovation erkennen, können wir die falschen Gegensatzpaare von Kontinuität oder Wandel, Zufall oder Determinismus vermeiden. Wir wollen stattdessen nach Handlungsweisen und Bedingungen suchen, die Imperien neue Strategien ermöglichten oder alte verwehrten. Wir behaupten nicht, dass jeder bedeutende Staat ein Imperium war, son- dern dass während des größten Teils der Menschheitsgeschichte Imperien und ihre Wechselbeziehungen den Kontext prägten, innerhalb dessen Menschen ihre politischen Möglichkeiten abschätzten, ihre Ziele verfolgten und sich ihre Gesellschaften vorstellten. Staaten, große wie kleine, Aufrührer und Getreue oder Menschen, die sich wenig um Politik kümmerten - sie alle mussten Imperien, ihren Herrschaftsweisen und ihren Konkurrenzkämpfen Rechnung tragen. Ob dieser imperiale Rahmen heute noch besteht, ist eine Frage, der wir uns im letzten Kapitel zuwenden. Wir beginnen mit Rom und China im 3. Jahrhundert v. u. Z. nicht, weil es die ersten Großreiche gewesen wären - zu ihren bedeutenden Vorläufern gehören Ägypter, Assyrer, Perser, die gewaltigen Eroberungen Alexanders des Großen und ältere Dynastien in China -, sondern weil diese beiden Reiche langlebige Bezugspunkte für spätere Gründer von Imperien wurden. Sowohl Rom als auch China brachten es zu enormer äußerer Größe, integrierten Handel und Produktion in Volkswirtschaften im Weltmaßstab (der Welt, die jedes dieser Reiche schuf ). Sie ersannen Institutionen, die staatliche Macht über Jahrhunderte stützten, entwickelten überzeugende kulturelle Bezugssys- teme, um ihren Erfolg zu erklären und zu untermauern, und stellten über lange Zeiträume stillschweigende Zustimmung zur imperialen Macht sicher. Ihre wichtigsten Strategien waren in China die Abhängigkeit von einer Klasse loyaler, geschulter Beamter und in Rom die zumindest theoretische Ermäch- tigung seiner Bürger. Beide Strategien wirkten sich dauerhaft und tiefgreifend darauf aus, wie Menschen sich ihre Staaten und ihren Platz in ihnen vorstellen. Als nächstes betrachten wir Imperien, die versuchten, an Roms Stelle zu rücken - das widerstandsfähige Byzanz, die dynamischen, aber spaltbaren islamischen Kalifate und die kurzlebigen Karolinger. Diese Rivalen errichteten ihre Imperien auf religiösen Fundamenten; ihre jeweilige Geschichte beweist die Möglichkeiten und Grenzen des militanten Monotheismus als Arm staat- licher Macht. Der Antrieb, die Ungläubigen zu bekehren oder zu töten und den wahren Glauben zu verbreiten, mobilisierte Krieger für Christentum und Islam gleichermaßen, verursachte aber auch Spaltungen im Innern von Impe- rien über die Frage, welche religiöse Hülle die wahre und wessen Machtan- spruch gottgegeben sei. Im 13. Jahrhundert schufen die Mongolen unter Dschingis Khan und seinen Nachfolgern das größte Landreich aller Zeiten, das auf einem grund- legend anderen Prinzip beruhte - einer pragmatischen Herangehensweise an religiöse und kulturelle Unterschiede. Die mongolischen Khane besaßen die technologischen Vorteile nomadischer Gesellschaften - vor allem eine beweg- liche, größtenteils autarke, kühne militärische Streitmacht. Es waren jedoch ihre umfassenden Vorstellungen von einer imperialen Gesellschaft, die es ihnen ermöglichten, sich die Fähigkeiten und Ressourcen der verschiedenen Völker, die sie unterwarfen, rasch zunutze zu machen. Das Herrschaftsre- pertoire der Mongolen kombinierte einschüchternde Gewalt mit dem Schutz unterschiedlicher Religionen und Kulturen und der Politik persönlicher Loyalität. Für unsere Untersuchung sind die Mongolen aus zwei Gründen entschei- dend. Erstens beeinflussten ihre Herrschaftsweisen die Politik über einen rie- sigen Kontinent hinweg - in China ebenso wie im späteren Russischen Reich, im Mogul- und im Osmanischen Reich. Zweitens sicherten die Mongolen zu einer Zeit, da kein Staat am westlichen Rand Eurasiens (dem heutigen Europa) sich weder auf die Treue seiner Verbündeten verlassen konnte, noch über natürliche Ressourcen in nennenswertem Umfang verfügte, Handelswege vom Schwarzen Meer bis zum Pazifischen Ozean und ermöglichten den Transfer von Wissen, Gütern und Ideen über die Kunst der Staatsführung. Andere Imperien - in der Gegend des heutigen Iran, in Südindien oder Afrika und anderswo - werden hier nicht bis ins Detail beschrieben, obwohl auch sie Verbindungen und Wandel förderten, lange bevor die Europäer auf der Bühne der Großmächte erschienen. Es waren der Reichtum und die Wirtschaftskraft Asiens, die irgendwann Menschen aus dem, was man heute als Europa ansieht, in eine von ihnen als neu empfundene Sphäre von Handel und Verkehr und ein Reich ungeahn- ter Möglichkeiten lockten. Die Imperien Spaniens, Portugals, Frankreichs, der Niederlande und Großbritanniens finden nicht im vertrauten Gewand der "europäischen Expansion" Eingang in unsere Darstellung. Im 15. und 16. Jahrhundert war Europa als politisches Gebilde unvorstellbar, und geografi- sche Regionen sind ohnehin keine politischen Akteure. Wir konzentrieren uns stattdessen auf die Umgestaltung der Beziehungen zwischen Imperien zu dieser Zeit, ein dynamischer Prozess, dessen Folgen erst sehr viel später offen- kundig wurden. Die "europäischen" maritimen Erweiterungen basierten auf drei Vorausset- zungen: den hochwertigen Gütern, die im chinesischen imperialen Einflussbe- reich produziert und getauscht wurden; dem Hindernis, das die Beherrschung des östlichen Mittelmeerraums und der Landwege nach Osten durch das Osmanische Reich darstellte; und der Unfähigkeit von europäischen Herr- schern, nach römischem Vorbild ein Terrain zu einen, das sich rivalisierende Monarchen und Dynasten, Feudalherren mit mächtigen Gefolgschaften und Städte, die ihre Rechte verteidigten, gegenseitig streitig machten. Es war diese globale Anordnung von Macht und Ressourcen, die europäische Seefahrer nach Asien und später, dank Kolumbus' zufälliger Entdeckung, nach Nord-, Mittel- und Südamerika führte.

Erscheint lt. Verlag 9.10.2012
Übersetzer Thomas Bertram
Zusatzinfo ca. 27 Abb., 39 Karten
Sprache deutsch
Original-Titel Empires in World History. Power and the Politics of Difference
Maße 170 x 240 mm
Gewicht 1262 g
Einbandart gebunden
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Allgemeines / Lexika
Geisteswissenschaften Geschichte Allgemeine Geschichte
Schlagworte Differenz • Globalgeschichte • Imperium • Kolonialgeschichte • Kolonisierung • Macht • Reich • Staat • Weltgeschichte • Weltreiche
ISBN-10 3-593-39670-X / 359339670X
ISBN-13 978-3-593-39670-5 / 9783593396705
Zustand Neuware
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR)
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