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Kritische Erwachsenenbildung (eBook)

Analysen und Anstöße
eBook Download: PDF
2010
181 Seiten
VS Verlag für Sozialwissenschaften
9783531925868 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Kritische Erwachsenenbildung - Ludwig A. Pongratz
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Mit dieser Aufsatzsammlung werden aktuelle Themengebiete der erwachsenenpädagogischen Theoriedebatte aufgegriffen und kritisch diskutiert. Wichtige Orientierungspunkte sind vor allem eine Kritische (Bildungs-) Theorie und die Machtanalytik Foucaults. Angesichts der gesellschaftlichen Krisendynamik, in die sich die gegenwärtige Erwachsenenbildung verstrickt findet, gewinnen kritische Perspektiven zunehmend an Relevanz.

Dr. Ludwig A. Pongratz ist Professor für Allgemeine Pädagogik/Erwachsenenbildung an der TU Darmstadt.

Dr. Ludwig A. Pongratz ist Professor für Allgemeine Pädagogik/Erwachsenenbildung an der TU Darmstadt.

Inhalt 5
Vorwort 6
1. Kritische Erwachsenenbildung: ein Interview 8
Wenn ich an die „Bildung Erwachsener“ denke, dann... 8
Worin liegt das Spezifische Ihres Zugangs zur Erwachsenenpädagogik so-wie insbesondere Ihrer Forschung und Theorie? 8
Welchen besonderen Chancen (um nicht zu sagen: „Herausforderungen“) sehen sich Erwachsenenbildung und Erwachsenenpädagogik derzeit gegenüber? 9
Welche Gefahren bestehen für die Erwachsenenbildung und ihre Wissen-schaft? 10
Welches sollten die drei prioritären Fragestellungen einer zukünftigen Er-wachsenenbildungsforschung sein? 10
2. Aufstörende Erbschaft: eine Erinnerung 12
2.1 Rückblende: Frühe Szenen 12
2.2 Erwachsenenbildung im 19. und 20. Jahrhundert: eine historische Skizze 14
2.3 Erwachsenenbildung in den 80er Jahren: Die ‚Qualifizierungsoffensive‘ 19
2.4 Erwachsenenbildung vor und nach der Jahrtausendwende: der Kompetenzdiskurs 21
2.5 Kritische Erwachsenenbildung: Urteilskraft – Einbildungskraft – Widerstandskraft 25
3. Kritisches Verhalten: eine Vergegenwärtigung 28
3.1 Krise und Kritik 28
3.1.1 Kant: Erkenntniskritik als frühe Form Kritischer Theorie 28
3.1.2 Marx: Der Umschlag von Erkenntnisin Gesellschaftskritik 29
3.1.3 Horkheimer: Kritische Theorie als Zeitdiagnose 32
3.2 Kritische Theorie und Erwachsenenbildung 33
3.2.1 Erwachsenpädagogische Theoriekonjunkturen 33
3.2.2 Der Aufschwung Kritischer Theorie in der Erwachsenenbildung 35
3.2.3 Der Abschwung Kritischer Theorie in der Erwachsenenbildung 37
3.2.4 Die Permanenz von Krise und Kritik 39
3.3 Erwachsenenbildung als ‚Krisenwissenschaft‘ 42
4. Konstruktivistische Erwachsenenbildung: eine Kritik 45
4.1 Radikaler Konstruktivismus: Erkenntnistheorie als Zauberkunststück 46
4.1.1 Das Verschwinden(-lassen) der Wirklichkeit 48
4.1.2 Das Erscheinen(-lassen) des Bewusstseins 51
4.1.3 Das (Über-)Blenden der Beobachter 54
4.2 Pädagogischer Konstruktivismus: Die Banalisierung der Tricks 56
4.2.1 Fiktionalität, Perspektivität, Subjektivität: Von der Nichterkennbarkeit der Welt zum interpretativen Paradigma 58
4.2.2 Anschlussfähigkeit, Viabilität, Passung: Von der Relativität der Wahrheit zur konsensuellen Vernunft 62
4.2.3 Operationale Geschlossenheit, Strukturdeterminiertheit, Strukturelle Kopplung: Von der Nichtplanbarkeit von Systemveränderungen zurInszenierung von Lernumwelten 66
4.3 Ideologieimport: Der (neoliberale) Tiger im (konstruktivistischen) Tank 70
5. Polemische Spitzen: eine Erwiderung 73
5.1 Die erkenntnistheoretische Ebene 75
5.2 Die Ebene der Intervention 80
5.3 Zwischenresümee 82
5.4 Die Ebene der Normativität 83
6. Verhinderte Erfahrung: ein Problemaufriss 86
6.1 Erfahrung als ‚Hirngespinst‘: Aspekte des neurobiologischen Erfahrungsbegriffs 86
6.1.1 Erfahrung als autopoietische Selbstschöpfung 86
6.1.2 Die Vergegenständlichung des Subjekts 89
6.2 Erfahrung als Vermittlung: Aspekte des dialektischen Erfahrungsbegriffs 91
6.2.1 Die Intentionalität des erfahrenden Bewusstseins 91
6.2.2 Neurodidaktische Kurzschlüsse 92
6.3 Aufstieg der Kontrollgesellschaft: Das Gehirn als ‚unternehmerisches Selbst‘ 94
6.4 Erfahrung im gesellschaftlichen Kontext: Aspekte eines kritischen Erfahrungsbegriffs 96
6.4.1 Strukturen des Alltagsbewusstseins 97
6.4.2 Erfahrungshorizonte im Umbruch 99
6.5 Kritische Erwachsenenbildung: die Erfahrung verhinderter Erfahrung 101
7. Verkaufte Bildung: ein Einspruch 105
7. 1 Universitätsreform und Optimierungskalkül: Zur Ökonomisierung des Bildungssektors 106
7.2 Halbbildung und Marketing-Orientierung: Vom Bildungsbürger zum Selbstvermarkter 108
7.3 Realitätsverlust und Pseudo-Befreiung: Marketing als Ideologie 111
7.4 Bruchlinien und Widerspruchspotentiale: Bildung als Überschreitung 114
8. Kontrolliert autonom: ein Lagebericht 119
8.1 Freiheits-Rhetorik: Entfesselung, Entgrenzung, Deregulierung 119
8.2 Kontrollgesellschaft: Modulation, Chiffre, Marketing 120
8.2.1 Die Krise der Disziplinargesellschaft 120
8.2.2 Der Aufstieg der Kontrollgesellschaft 124
8.3 Gouvernementalität: Disziplinarprozeduren, (Selbst-)Führungstechniken, Subjektivierungspraktiken 126
8.4 Bildungsreform: Kommerzialisierung, Flexibilisierung, Qualitätsregime 128
8.5 Kontrolliert autonom: Widerspruchslagen, Bruchlinien, Diskontinuitäten 133
8.6 Kritische Perspektiven: erfahren, (sich) aussetzen, widerstehen 135
9. Radikaler Systemumbau: eine Skizze 137
9.1 Erwachsenenbildung im Spiegel von Gutachten und Expertisen 137
9.2 Radikaler Systemumbau: „Bildung neu denken!“ 140
9.2.1 Krisenszenarien 141
9.2.2 Die Quadratur des Kreises 142
9.3 Dimensionen der Systemrevision 143
9.3.1 Sozioökonomische Herausforderungen 143
9.3.2 Lernorganisatorische Konsequenzen 145
9.3.3 Curriculare Anpassungsprozesse 147
9.3.4 Wissenschaftstheoretische Grundlagen 148
9.4 Neue Widerspruchslagen 149
10. Lernen lebenslänglich: eine Absage 152
10.1 Europäische Sprachregelungen 152
10.2 Lebenslang lernen dürfen 154
10.3 Lebenslang lernen können 156
10.4 Lebenslang lernen sollen 157
10.5 Lebenslang lernen müssen 158
10.6 Widerstand gegen den lebenslangen Lernzwang? 163
Literatur 166
Textnachweise 179

8. Kontrolliert autonom: ein Lagebericht (S. 119-120)

8.1 Freiheits-Rhetorik: Entfesselung, Entgrenzung, Deregulierung

In feucht-fröhlichen Nächten sangen frühere Studentengenerationen manchmal das Lied: ‚Wir verkaufen unsrer Oma ihr klein Häuschen...‘. Damals war von neoliberalen Globalisierungsschüben noch nicht die Rede. Heute allerdings stehen ganz andere Dinge zum Verkauf an: Weiterbildungseinrichtungen, Schulen, Universitäten, sogar ganze Bildungssysteme. Wer es nicht glauben will, klinke sich unter dem Stichwort ,GATS‘ ins Netz ein.

Die Verhandlungen über das ,General Agreement on Trade in Services‘ zielen auf eine weltweite Vermarktung (nicht nur von Post, Strom, Wasser oder Gas, sondern auch) von Wissenschaft, Forschung und Bildung. Das Ganze geschieht ohne nennenswerte öffentliche Auseinandersetzung, ohne Transparenz – aber mit massiven Konsequenzen für die betroffenen Einrichtungen und Menschen. Die nationalen, ,hoheitsstaatlich‘ regulierten Sektoren sollen für international operierende, private Konzerne geöffnet werden. Und nicht nur dies: Sobald einmal die neuen Märkte etabliert sind, sollen sich die öffentliche Hand bzw. Institutionen des Gemeininteresses tunlichst zurückhalten.

Ihr Engagement wäre wettbewerbsverzerrend, führte zu ,ungerechtfertigten‘ Marktvorteilen – kurz: es wäre nicht fair. Mit der Forderung, dass Bildung und Wissenschaft fortan als Waren von Privatanbietern für Privatkunden gehandelt werden, verbinden sich zweifellos Profitinteressen. Alles in dieser Welt hat seinen Preis – also auch die Bildung. Wo liegt das Problem? Das Problem liegt in den Risiken und Nebenwirkungen, die sich mit der Verheißung individualisierter, vielgestaltiger, dynamischer Bildungsmärkte verbinden. Denn die angebliche Befreiung aus staatlicher Gängelung und Bevormundung bedeutet zugleich, Bildungs- und Forschungsprozesse in wachsendem Maß den Interessen kapitalkräftiger Dritter auszuliefern.

Der ungenierte Ruf nach Bildungs-Eliten und Elite-Bildung zieht letztendlich eine fortschreitende Segregation der Bildungslandschaft nach sich. An ihr geht die Freiheits- Rhetorik, mit der uns jede neue Deregulierungsmaßnahme schmackhaft gemacht werden soll, zu Protest. Das neoliberale Pathos der Freiheit unterstellt, alle wüssten, was damit gemeint ist. Mehr noch: wie selbstverständlich wird behauptet, dass ,wo Freiheit drauf steht, auch Freiheit drin ist‘.

Das aber lässt sich mit guten Gründen bezweifeln. Denn wer in die aktuellen Reformmaßnahmen einwilligt, unterwirft sich zugleich einem ganzen Netz neuartiger Kontrollprozeduren. Sie tragen dazu bei, dass die globalen ‚Reformstrategien‘ (mit Hilfe eines immer umfangreicheren Arsenals von ,Reforminstrumenten‘) sich rücksichtsloser denn je bis in die kleinste pädagogische Alltagsszene durchsetzen können. Auf diese Weise verlängert die heraufziehende ,Kontrollgesellschaft‘ ihre Effekte bis in den letzten Winkel des Bildungssystems.

Erscheint lt. Verlag 8.9.2010
Zusatzinfo 181 S.
Verlagsort Wiesbaden
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften
Sozialwissenschaften Pädagogik Erwachsenenbildung
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Bildungstheorie • Erfahrung • Erwachsenenbildung • Foucault • Interview • Lehren • Lernen • Macht • Pädagogik
ISBN-13 9783531925868 / 9783531925868
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