Erziehung und soziale Milieus (eBook)
XV, 304 Seiten
VS Verlag für Sozialwissenschaften
9783531909240 (ISBN)
Sylva Liebenwein ist wissenschaftliche Assistentin an der LMU München.
Sylva Liebenwein ist wissenschaftliche Assistentin an der LMU München.
Danksagung 8
Vorwort 10
Inhalt 14
Abbildungsverzeichnis 16
Abstract 18
1 Erziehungsforschung als vernachlässigte Disziplin der Erziehungswissenschaft? 20
2 Theoretische Zugänge 24
2.1 Zum Begriff „Erziehungsstil“ 24
2.2 Zum Konzept der Sozialen Milieus 38
3 Einblicke in den Forschungsstand 50
3.1 Einflussfaktoren auf den Erziehungsstil 50
3.2 Auswirkungen von Erziehungsstilen 52
4 Eigene Untersuchung 56
4.1 Problemstellung 56
4.2 Zielsetzung 56
4.3 Fragestellung 58
4.4 Methodische Herangehensweise 59
4.5 Vorbereitung und Durchführung der Erhebungen 65
4.6 Aufbereitungs- und Auswertungsverfahren 67
4.7 Milieuspezifische Ergebnisse: Elterliche Erziehungsstile in den Sozialen Milieus 69
5 Milieuvergleichende Synthese unter Einbeziehung vorliegender Befunde 242
5.1 Einschränkungen der Vergleichbarkeit 242
5.2 Erziehungsstile der Befragten vor dem Hintergrund ihrer Erziehungserfahrungen 246
6 Prävention und Intervention in den sozialen Milieus 286
6.1 Milieutypische Risikofaktoren zur Beeinträchtigung der Erziehungskompetenz 286
6.2 Wandel des Erziehungsstils – Möglichkeiten und Grenzen 289
6.3 Konsequenzen: Verpflichtende Prävention durch Elternkurse 291
Literaturverzeichnis 296
2 Theoretische Zugänge (S. 23-24)
2.1 Zum Begriff „Erziehungsstil"
Der Begriff „Erziehung" ist, obwohl in aller Munde, weder in der Alltagssprache noch in der Wissenschaft klar definiert: „Der scheinbar eindeutige ‚Gegenstand’ Erziehung zerfließt, wann immer er eindeutig bestimmt werden soll" (Oelkers 1991b, 237). Auch ist die in pädagogischen Lehrbüchern (vgl. z.B. Gudjons 61999) teils so deutlich anmutende Abgrenzung zwischen den Begriffen Sozialisation, Enkulturation, Bildung und Erziehung bei genauerer Betrachtung unterschiedlicher Ansätze völlig unklar. Sie ist weder unumstritten möglich noch geschieht sie einheitlich (vgl. Brezinka 1989). Brezinka spricht in diesem Zusammenhang von einer „Begriffsverwirrung" (1989, 191), Oelkers von „bis zur Unkenntlichkeit verschiedenen Ansätze[n]" (2001, 255).
Diese „Verwirrung" hinsichtlich des Erziehungsbegriffes beeinträchtigt die Definierbarkeit von Erziehungszielen und Erziehungserfolgen: „Wenn aber immer unklar werden kann oder muß, was Erziehung ist, fällt es auf gleicher Linie schwer, anzugeben, wozu sie dienen soll oder zu was sie gut ist" (Oelkers 1991b, 237). Ziel dieses Kapitels kann es nicht sein, definitorische Ansätze erschöpfend darzustellen und zu diskutieren. Vielmehr sollen Gemeinsamkeiten, zentrale Unterschiede und kritische Überlegungen zu einigen exemplarisch ausgewählten Definitionen herausgearbeitet werden. Im Anschluss sei ein Erziehungsverständnis dargelegt, das für die vorliegende Arbeit Gültigkeit besitzt.
2.1.1 Metaphern von Erziehung
Es bestehen einige Ansätze, die das Grundverständnis von Erziehung verschiedenen Bildern zuordnen. So unterscheidet z.B. Kron sechs Bilder der Erziehung:
„1. Erziehung als Ziehen, 2. Erziehung als Führung, 3. Erziehung als Regierung und Zucht, 4. Erziehung als Wachsenlassen, 5. Erziehung als Anpassung, 6. Erziehung als Lebenhelfen" (1988, 173). Treml weist darauf hin, dass die unterschiedlichen Bilder von Erziehung sich letztlich zwei konträren Metaphern vom Erziehungsprozess zuordnen lassen (vgl. Treml 1991). 1. In einer Metapher gilt die erziehende Person als „Handwerker", der „einen angestrebten Zweck mit Hilfe bestimmter Mittel und Methoden handelnd anstrebt" (Treml 1991, 347, Hervorhebung im Original).
Sie wirkt intentional auf die Entwicklung des zu Erziehenden ein. Dieses Bild impliziert ein Machbarkeitsdenken hinsichtlich der Entwicklung des zu Erziehenden: Erziehung gilt als „herstellendes Machen" (ebd., Hervorbebung im Original). 2. Die andere bildliche Vorstellung begreift den Erzieher als Gärtner oder Bauern, der durch Pflege und Schutz, nicht aber durch Eingreifen das wachsen Lassen des Zöglings, das als natürlicher Entwicklungsprozess verstanden wird, begleitet – „Erziehung heißt hier begleitendes Wachsenlassen" (ebd., Hervorhebung im Original).
Diese Vorstellung geht davon aus, dass alle Anlagen zu einer positiven Entwicklung im Kinde selbst bestünden und die notwendige Zeit und Reifung diese bei möglichst wenig Eingriffen zum Wachsen brächten. Die Metapher des Erziehers als Handwerker rekurriert auf John Lockes Sensualismus, auch sind dieser Erziehungsvorstellung Schleiermacher und Herbart verhaftet. Das Bild vom Gärtner lässt sich bis zu Jean-Jacques Rousseau zurückverfolgen, auch sind ihm die Auffassungen Kierkegaards und Nietzsches nahe (vgl. Oelkers 2001). In seinem Werk „’Führen’ oder ‚Wachsenlassen’" hat Theodor Litt (1927) den Versuch vorgenommen, beide Konzepte zu verbinden – ausgehend von der Annahme, dass weder das reine Führen noch das Wachsen lassen allein den Erziehungsprozess erschöpfend beschreibe bzw. zielführend sei.
| Erscheint lt. Verlag | 11.7.2008 |
|---|---|
| Zusatzinfo | XV, 304 S. |
| Verlagsort | Wiesbaden |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Geisteswissenschaften |
| Sozialwissenschaften ► Pädagogik ► Allgemeines / Lexika | |
| Sozialwissenschaften ► Pädagogik ► Vorschulpädagogik | |
| Sozialwissenschaften ► Politik / Verwaltung | |
| Sozialwissenschaften ► Soziologie | |
| Schlagworte | childhood studies • Eltern • Erziehung • Erziehungserfahrung • Lebenslage • Mütter • Soziale Differenzierung • Ungleichheit |
| ISBN-13 | 9783531909240 / 9783531909240 |
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