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Kompetenz-Bildung (eBook)

Soziale, emotionale und kommunikative Kompetenzen von Kindern und Jugendlichen
eBook Download: PDF
2008
365 Seiten
VS Verlag für Sozialwissenschaften
978-3-531-90909-7 (ISBN)

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Kompetenz-Bildung -
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Vor dem Hintergrund veränderter Bedingungen des Aufwachsens wird in der fachöffentlich geführten Bildungsdiskussion der Förderung sozialer, emotionaler und kommunikativer Kompetenzen von Kindern und Jugendlichen eine zunehmende Bedeutung zugemessen. Studien zeigen, dass die Förderung dieser Kompetenzen eine Verbesserung des sozialen Klimas in einer Klasse oder Schule sowie des Leistungsverhaltens zur Folge haben kann. Ist aber Schule der richtige Ort, um soziale, emotionale und kommunikative Kompetenz aufzubauen? Dieser Frage gehen die interdisziplinären Beiträge des Bandes nach.

Dr. Carsten Rohlfs ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachbereich Erziehungs- und Bildungswissenschaften der Universität Bremen.
Dipl.-Päd. Marius Harring ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachbereich Erziehungs- und Bildungswissenschaften der Universität Bremen.
Dr. Dipl.-Päd. Christian Palentien ist Professor für das Arbeitsgebiet 'Bildung und Sozialisation' am Fachbereich Erziehungs- und Bildungswissenschaften der Universität Bremen.

Dr. Carsten Rohlfs ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachbereich Erziehungs- und Bildungswissenschaften der Universität Bremen. Dipl.-Päd. Marius Harring ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachbereich Erziehungs- und Bildungswissenschaften der Universität Bremen. Dr. Dipl.-Päd. Christian Palentien ist Professor für das Arbeitsgebiet „Bildung und Sozialisation“ am Fachbereich Erziehungs- und Bildungswissenschaften der Universität Bremen.

Inhalt 5
Bildung, Kompetenz, Kompetenz-Bildung – eine Einführung in die Thematik 9
1 Bildungsfragen 9
2 Kompetenzdiskurs 12
3 Die Beiträge 14
Literatur 16
Bildung sozialer, emotionaler und kommunikativer Kompetenzen: ein komplexer Prozess 19
1 Individuelle oder kollektive Fähigkeiten? 19
2 Soziale Kompetenz im Spannungsfeld von Gleichaltrigenkultur und schulischer Ordnung 23
3 Familiäre und schulische Einflüsse 26
4 Bildung sozialer, emotionaler und kommunikativer Kompetenzen: ein komplexer Prozess 28
Literatur 32
Soft skills: destruktive Potentiale des Kompetenzdenkens 35
1 Einleitend 35
2 Was sind soft skills? 37
3 „Soft skills“, „hard skills“ und die viel missbrauchte Eisbergmetapher 39
4 Die Attraktivität von Kompetenzmodellen: Kompetenzidealismus 43
5 Zur Ideologie des Kompetenzdenkens 46
6 „Replace the Negative with the Positive“ – zur Moral der soft skills 48
Literatur 51
Veränderte Bedingungen des Aufwachsens 53
1 Die „Doppelrolle“ der Familie 54
2 Der wachsende Stellenwert der Schule 55
3 Freizeit als Konsumzeit 56
4 Partnerschaften und Sexualität im Jugendalter 56
5 Problemverhalten und Entwicklungsprobleme 58
6 Fazit 65
Literatur 65
„Freizeit“ und „Kultur“ als Bildungsorte – Kompetenzerwerb über non- formale und informelle Praxen von Kindern und Jugendlichen 69
1 Bildung ist mehr als Schule 69
2 Bildung, Freizeit und kulturelle Praxen von Kindern und Jugendlichen – Hinweise und Vergewisserungen 71
3 Kompetenzerwerb in informellen und non-formalen Praxen und Kontexten 73
4 Blick für informelle und non-formale Formen des Kompetenzerwerbs sensibilisieren – Ausblick 84
Literatur 89
Der Wandel familialen Zusammenlebens und seine Bedeutung für die ( schulischen) Bildungsbiographien der Kinder 95
1 Familien heute sind auch alternative Familien 98
2 Familien sind Scheidungsfamilien? 102
3 Kinder sind heute geschwisterlose Kinder? 104
4 Familie ist heute Mehrgenerationenfamilie 107
5 Mütter sind heute berufstätige Mütter 110
6 Familien sind auch arme Familien 113
7 Familie sind mediatisierte Familien 116
8 Familie ist Aushandlungsfamilie 119
9 Eine kurze abschließende Bemerkung 121
Literatur 122
Facetten Frühkindlicher Bildung in Familie und Kindergarten 127
1 Die Bedeutung des Mitziehspiels für den Zugang des Kindes zur Welt 128
2 Theorien der Kinder über das Funktionieren der Welt 129
3 Der Kindergarten als Türöffner für schulische Bildung 132
4 Erwartete und nachweisliche Wirkungen Frühkindlicher Bildungsangebote 135
5 Modelle früherer Einschulung und anschlussfähiger Übergänge 137
6 Zusammenfassung 139
Literatur 140
Vom Lehren zum Lernen, von Stoffen zu Kompetenzen – Unterrichtsentwicklung als Schulentwicklung 145
1 Zur Richtung der Unterrichtsentwicklung (UE) 145
2 „Grammatik von Schule“ als Reformbremse 147
3 UE ist mehr als Modernisierung des eigenen Unterrichts 148
4 Reflektorische UE 153
5 Ein komplexer Ansatz: Kreislauf von UE 164
Literatur 167
Arbeitsmarktkompetenzen im sozialen Wandel 169
1 Ausgangssituation in der beruflichen Bildung 169
2 Ausprägungen des sozialen Wandels: vier Beispiele 172
3 Systematisierung und Ausblick 185
Literatur 188
Emotionale, soziale und kommunikative Bildung durch Teilhabe an Verantwortung 191
1 Wie muss Schule sich ändern? 192
2 Und die Schülerinnen und Schüler? 193
3 Verantwortungen 194
4 Schluss 206
Literatur 206
Umgang mit Heterogenität – Stärkung der Selbstund Sozialkompetenz von Kindern in Risikolagen 209
1 Lehrerkompetenzen für den Umgang mit Heterogenität 210
2 Die Bedeutung von Selbst- und Sozialkompetenzen und ihre sozialschicht- abhängige Entwicklung 212
3 Salutogene Ansätze zum Aufbau von Schutzfaktoren bei Kindern in Armut 214
4 Selbst- und Sozialkompetenz stärkende Schulkonzepte 216
5 Zusammenfassung und Fazit 221
Literatur 222
Soziale, emotionale und kommunikative Kompetenzen zulassen – ein konsequentes Modell der Öffnung von Unterricht 225
1 Schule zwischen Wunsch und Wirklichkeit 226
2 Die Grundstrukturen müssen sich ändern – und zwar massiv 227
3 Die Ausgangssituation: Tausende emotionale, soziale und kommunikative Kompetenzen auf einem Fleck 228
4 Eine Art des Umgangs mit unterschiedlichen emotionalen, sozialen und kommunikativen Kompetenzen 231
5 Eine (ganz) andere Art des Umgangs mit unterschiedlichen emotionalen, sozialen und kommunikativen Kompetenzen 233
6 Ergebnisse im sozialen Bereich 235
7 Ergebnisse im fachlichen Bereich 236
8 Was ist guter Unterricht? 236
Literatur 237
Die Förderung der Selbstregulation durch Hausaufgaben: Herausforderungen und Chancen 239
1 Einleitung 239
2 Der Status Quo 240
3 Elemente von Selbstregulation 244
4 Förderung einer selbstregulierten Hausaufgabenpraxis 246
5 Ausblick 249
Literatur 249
(Des-)Integration jugendlicher Migrantinnen und Migranten – Schule und Jugendverbände als Vermittler sozialer Kompetenzen 253
1 Einleitung 253
2 Ausgangslage – Desintegrationsprozesse von Jugendlichen mit einem Migrationshintergrund in drei Lebenskontexten 255
3 Die „neue“ Rolle der Schule 264
4 Kooperation zwischen Jugendverbänden und Schulen – ein Plädoyer 265
5 Die Rolle der Jugendverbände bei der Vermittlung sozialer Kompetenzen 267
6 Fazit 271
Literatur 272
Was wissen wir über die Kompetenzentwicklung in Ganztagsschulen? 275
1 Bildungsqualität und Wirkung außerunterrichtlicher Angebote – ein Modell 276
2 Prozessqualität der außerunterrichtlichen Angebote 278
3 Nutzung der Angebote 280
4 Kontextmerkmale 281
5 Empirische Befunde zur Wirkung außerunterrichtlicher Angebote 282
Literatur 286
Kompetenzentwicklung – zur Förderung sozialer, emotionaler und kommunikativer Kompetenzen von Kindern und Jugendlichen durch Mentoring 289
1 Mentoring 290
2 Mentoring-Projekte für Schülerinnen und Schüler – eine Auswahl 293
3 Das Projekt „Diagnose, Förderung, Ausbildung“ (DINA) 296
4 Ein erstes Resümee 303
Literatur 304
Persönlichkeits- und Kompetenzentwicklung im Kasseler Schülerhilfeprojekt 307
1 Lehramtsstudierende brauchen Kontakt zu Kindern 307
2 Versuche, das Lehrerstudium mit Leben zu erfüllen 308
3 Ein Praxisprojekt als Mitte des Studiums 310
4 Die Verschiedenartigkeit von Kindern erfahren 311
5 Persönlichkeits- und Kompetenzentwicklung stehen in einem Wechselverhältnis zueinander 314
6 Persönlichkeits- und Kompetenzentwicklung müssen ausbalanciert werden 314
7 Die Rekrutierung über die Schule präformiert die Erwartungen der Beteiligten 316
8 Betreuende Studierende in einer Übergangsposition 317
9 Erfahrungen in Ernstsituationen als Grundlage der Bewusstseinsbildung 318
10 Lernen in persönlichen Bedeutungszusammenhängen 319
11 Mit Kindern ihre Welt entdecken 321
12 Die Bedeutung der Patenschaftserfahrungen für Studium und Beruf 322
Literatur 324
Auswahl von studentischen Arbeiten 325
Das Schülerhilfeprojekt Halle als Ort sozialen Lernens 327
1 Ziele des Schülerhilfeprojekts Halle 328
2 Struktur des Schülerhilfeprojekts 330
3 Verankerung des Projekts in theoretischen Diskursen 334
4 Aktueller Stand und Entwicklungsperspektiven des Projekts 336
5 Zum Schluss 338
Literatur 338
Zur Förderung sozialer Kompetenzen – eine bindungstheoretische Reflexion des Essener Schülerhilfeprojektes 341
1 Konzeptionelle Grundlagen des Schülerhilfeprojektes 341
2 Das Schülerhilfeprojekt aus bindungstheoretischer Perspektive 344
3 Kompetenzentwicklung aus schulischer Sicht 346
4 Reflexionen zur Intensität der emotionalen Bindung 349
Literatur 350
„Schule für alle“ – ein Projekt zur Förderung fachlicher und überfachlicher Kompetenzen 353
1 Das Projekt 354
2 Johannes und Wisham 355
3 Chancen 359
4 Fazit 360
Literatur 361
Autorinnen und Autoren 363

2 Kompetenzdiskurs (S. 12)

Das eingangs beschriebene Humboldtsche Bildungsideal findet sich in der skizzierten Diskussion kaum wieder. Bildung ist in aller Munde, ja, doch sind es vor allem die mess- und vergleichbaren fachlichen Kompetenzen, die sog. „hard skills", die im Mittelpunkt des Interesses stehen. Dies erstaunt umso mehr, als in der schulischen Praxis nicht zuletzt vor dem Hintergrund bemerkenswerter gesellschaftlicher Veränderungen den überfachlichen Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern in zunehmendem Maße Bedeutung beigemessen wird – wie etwa die Einführung (und bisweilen kurz darauf folgende Wiederabschaffung) der umstrittenen Kopfnoten zeigt.

Unter „Bildung" aber wird gegenwärtig anderes verstanden. Der Begriff scheint verengt, und pointiert formuliert stehen die überfachlichen Kompetenzen im Dienst der fachlichen, Persönlichkeitsentwicklung geschieht nicht auch um seiner Selbst willen, sondern als Mittel zum Zweck, zur Erhöhung der Effizienz schulischen Unterrichts. Und das Bedürfnis, selbst diese messen, benoten und vergleichen zu wollen, entspricht dem Zeitgeist.

Gleichermaßen werden im öffentlichen Diskurs um die Anforderungen des Arbeits- und Ausbildungsmarkts an die Schulabsolventinnen und -absolventen neben Fachkompetenzen zunehmend auch die sog. „soft skills" in den Blick genommen: Teamfähigkeit, Kompromissfähigkeit, Kooperationsfähigkeit, Flexibilität, emotionale Belastbarkeit, (interkulturelle) Kommunikationsfähigkeit – dies sind nur einige der oft als „weiche Kompetenzen" bezeichneten Fähigkeiten und Fertigkeiten, an die, so heißt es, in einer veränderten Arbeitswelt erhöhte Ansprüche gestellt werden.

Hier rücken gegenwärtig vor allem Defizite – etwa von Auszubildenden – in den Blickpunkt insbesondere der medialen Berichterstattung wie bspw. mangelnde Gewissenhaftigkeit und Verantwortungsbereitschaft, nicht vorhandene Ausdrucksfähigkeit, Unpünktlichkeit, fehlende Motivation, unzureichende Teamfähigkeit etc. Die Stärken junger Berufsanfänger im Kontext ihrer überfachlichen Kompetenzen bleiben meist im Hintergrund verborgen.

Ob nun auf ihre Bedeutung für die hard skills, auf Benotung und Vergleich oder allgemein beklagte Inkompetenzen verengt, die Diskussion der soft skills ist noch immer eine Diskussion von Sekundärkompetenzen. In einer sich kontinuierlich wandelnden Gesellschaft, in der auch Fachkompetenz und allgemeines Wissen einem steten Wandel unterliegt und demgegenüber „weiche Kompeten- zen" von weit beständigerem Charakter zu sein scheinen (vgl. auch Franke in diesem Band), sollte Bildung nicht reduziert werden auf fachliche Fähigkeiten und Fertigkeiten, sondern wieder Raum geben für die Entwicklung der gesamten Persönlichkeit.

Hier schließt der vorliegende Band an und möchte die Diskussion um Bildung und Kompetenzen nicht verengt führen, sondern einen umfassenden, interdisziplinären und – dem Paradigma der aktuellen Bildungsdiskussion entsprechend – formale, informelle und non-formale Bildungsorte und -prozesse einbeziehenden Blick auf die überfachlichen Kompetenzen von Kindern und Jugendlichen in ihren wichtigsten Facetten eröffnen.

Eine Einbindung auch des Diskurses um fachliche Kompetenzen ist sowohl strukturell notwendig als auch inhaltlich sinnvoll, ohne allerdings die soft skills allein in ihren Dienst zu stellen. Persönlichkeitsentwicklung darf und muss stets auch Selbstzweck sein. Grundlegend für die Diskussion ist insbesondere Franz E. Weinerts Definition des Kompetenzbegriffs als „die bei Individuen verfügbaren oder durch sie erlernbaren kognitiven Fähigkeiten und Fertigkeiten, um bestimmte Probleme zu lösen, sowie die damit verbundenen motivationalen, volitionalen und sozialen Fähigkeiten, um die Problemlösungen in variablen Situationen erfolgreich und verantwortungsvoll nutzen zu können" (Weinert zit. nach Klieme 2004).

Allerdings ist zu berücksichtigen, dass der Kompetenzbegriff „außerhalb der Linguistik (Kompetenz vs. Performanz) in den Sozialwissenschaften gegenwärtig nicht im Konsens definiert" ist (Lexikon Pädagogik 2007, 413).

Erscheint lt. Verlag 11.5.2008
Zusatzinfo 365 S.
Verlagsort Wiesbaden
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften
Sozialwissenschaften Pädagogik Bildungstheorie
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Sozialwissenschaften Soziologie
Schlagworte Bildung • Erziehungswissenschaft • Förderung • Heterogenität • Kompetenz • Leistungsverhalten • PISA Studien • Schule • Schulentwicklung • Schulleistungsmessung • Soziales Lernen • Unterricht
ISBN-10 3-531-90909-6 / 3531909096
ISBN-13 978-3-531-90909-7 / 9783531909097
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