Victor Kraft: Rationale Normenbegründung und Logischer Empirismus (eBook)
229 Seiten
Herbert Utz Verlag
9783831603442 (ISBN)
Popper selbst hat in der erst im Jahre 1979 erschienenen Urfas-sung der Logik der Forschung hierzu geschrieben: »Kraft nimmt – soweit ich es beurteilen kann – geradezu die Grundgedanken des von mir vertretenen deduktivistisch-empiristischen Standpunktes vorweg.« Auch in der praktischen Philosophie antizipierte Kraft vieles, was heute zum Standardrepertoire zeitgenössischer Debatten gehört: Schon vor R. M. Hares universellem Präskriptivismus, der heute eine klassische Theorie moderner Ethik genannt werden darf, verband Kraft eine empiristische Ausgangsposition mit der Kritik am Relativismus. Krafts späterer Kultur-Utilitarismus ist nahezu unbeachtet geblieben, was vor allem auf politische Ursachen zurückzuführen ist.
INHALT 6
1. EINLEITUNG 10
2. DIE WERTTHEORIE VICTOR KRAFTS ALS KRITIK DER AXIOLOGIE 26
2.1 Wertapriorismus vs. Wertempirismus 26
2.2 Krafts Werttheorie: Zur Bestimmung der Wertbegriffe 41
2.3 Wertpsychologie 47
2.4 Die Kritik des psychologischen Hedonismus: Quellen der Wertauszeichnung 59
2.5 Die Zurückweisung der bedeutungstheoretischen Grundthese des Emotivismus 72
2.6 Die objektive Geltung der Normen 79
3. WILLENSFREIHEIT UND MORAL 83
3.1 Determinismus vs. Indeterminismus 83
3.2 Rationalität als Bedingung der Freiheit 90
4. SUBJEKTIVISTISCHE WERTTHEORIE UND RATIONALE ETHIK 93
4.1 Rationale Moralbegründung 93
4.2 Normative und empirische Ethik 97
4.3 Bestimmung und Definition der Moral: Neigung, Pflicht, Recht u. Gleichheit 107
5. DER WILLE ZUR KULTUR 113
5.1 Die Deduktion objektiver Wertgrundsätze aus dem Wesen der Kultur 113
5.2 Kultur und Moral 122
5.3 Rationale Normenbegründung und ästhetische Werte 131
6. DER NORMATIVE BEGRIFF DER ERKENNTNIS 137
6.1 Die Bedeutungstheorie Victor Krafts als Grundlage seiner Normentheorie 137
6.2 Die teleologische Begründung der Erkenntnis 142
7. WERTPHILOSOPHIE UND NATURRECHT 148
7.1 Victor Kraft und die „Wiener rechtstheoretische Schule“ 148
7.2 Kulturrecht und naturrechtlicher Minimalgehalt 157
7.3 Rationalität und Eigeninteresse 166
7.4 Moral und Recht 171
7.5 Interkulturelles Strafrecht 185
8. KRAFT IM SPIEGEL DER ANALYTISCHEN MORALPHILOSOPHIE: Logischer Empirismus, Kritischer Rationalismus, universaler Präskriptivismus 196
ANHANG 218
a) SIGLENVERZEICHNIS 218
b) BIBLIOGRAPHIE DER SCHRIFTEN KRAFTS 219
c) ÜBERSETZUNGEN DER SCHRIFTEN KRAFTS 222
d) LITERATURVERZEICHNIS 223
5. DER WILLE ZUR KULTUR (S. 108-110)
5.1 Die Deduktion objektiver Wertgrundsätze aus dem Wesen der Kultur
In seinen Fragen der Ethik bezeichnet Moritz Schlick, „die Frage nach der Rechtfertigung der höchsten Normen oder der obersten Werte" als sinnlos, weil „nichts Höheres vorhanden [ist], worauf sie zurückgeführt werden könnten." Und Schlick fährt fort: „Da die neuere Ethik oft, wie schon bemerkt, gerade diese absolute Rechtfertigung zum Grundproblem erhebt, so muß leider gesagt werden, daß schon die Fragestellung, von der sie ausgeht, schlechthin unsinnig ist." Kraft intendiert keine „absolute" Rechtfertigung, sondern eine hypothetische Begründung der obersten Normen. Dabei besteht die Pointe seines Begründungsverfahrens darin, dass sich die Geltungsdimension der von ihm postulierten obersten Normgrundsätze, ungeachtet ihres hypothetischen Charakters, bis auf wenige (extreme) Ausnahmen auf alle Menschen erstreckt.
In seinen Grundformen der wissenschaftlichen Methoden hat Kraft die These vertreten, die obersten Normgrundsätze ließen sich rational festlegen: „Die obersten Normen können aber auch rational begründet werden, auf teleologische Weise. Sie können dadurch als gültig erwiesen werden, dass die Forderungen, die sie aufstellen, als die Bedingungen erkannt werden, die erfüllt werden müssen, um einen Zweck zu verwirklichen, der von allen erstrebt wird."386 Krafts rational begründete Wertaxiome sind keine Grundsätze mit uneingeschränkter Geltung, denn niemand ist dazu gezwungen das Ziel der Moral, d.h. die Kultur, zu bejahen: „Eine sachliche Notwendigkeit, die unbedingt besteht, die jedem ausnahmslos die gleichen Wertungen aufzwingt, gibt es nicht."
Allen bisher aufgestellten Wertungsgrundsätzen ist nach Kraft sowohl theoretisch widersprochen als auch praktisch entgegengehandelt worden: Selbst dem Wert des Lebens, ja sogar dem Wert, den die Schmerzlosigkeit darstellt, sei zu allen Zeiten zuwidergehandelt worden. Da Menschen häufig ihren natürlichen Triebdispositionen entgegen agieren, können die basale Wertaxiome nach Kraft nicht naturalistisch begründet werden: Die Ethik lasse sich nicht naturalisieren. Auch wenn man das Argument des naturalistischen Fehlschlusses beiseite lasse, sei es unmöglich eine natürliche Moral zu konzipieren. Die empirische Untersuchung menschlicher Verhaltensweisen könne, im Gegensatz zum Tierreich, keine natürlichen, d.h. „gattungsspezifischen" Verhaltensregeln auffinden, denen nicht realiter viele Menschen zuwiderhandelten: Krafts Moraltheorie ist keine Humanethologie.
Dennoch würde Kraft wahrscheinlich Schlick zustimmen, der in seinen Fragen der Ethik hinsichtlich der obersten Normen erklärt hatte, dass „ein Resultat der Ethik nie mit dem Leben im Widerspruch stehen kann".388 Für Kraft kann es also nur eine bedingte Notwendigkeit der Anerkennung basaler Wertgrundsätze geben: Für denjenigen, der das eigene und im weitesten Sinne auch das soziale Leben wertschätzt, können einige unbezweifelbare objektive Wertungsgrundsätze ausgewiesen werden. Auch diese gelten nicht unbedingt, da sie weder für den Eremiten, der das soziale, noch für den Asketen, der das eigene Leben für nichts erachtet, eine wirkliche Verpflichtung darstellen. Für alle anderen Menschen, so betont Kraft, gelten diese Wertgrundsätze unbedingt. Ein Wertungsgrundsatz, der bis auf die beiden genannten Ausnahmen, alle Menschen einbezieht, lässt sich nach Kraft als objektiver Wertungsgrundsatz bezeichnen. Kraft spricht in diesem Zusammenhang explizit von „objektiven Werten".
| Erscheint lt. Verlag | 1.1.2004 |
|---|---|
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Geisteswissenschaften |
| ISBN-13 | 9783831603442 / 9783831603442 |
| Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR) | |
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