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Philosophie der Psychologie (eBook)

eBook Download: PDF
2004 | 1. Auflage
197 Seiten
Hogrefe AG (Verlag)
978-3-456-94123-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Philosophie der Psychologie -  Volker Gadenne
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Die Philosophie des Geistes und die Wissenschaftstheorie haben in den letzten Jahren viele neue Erkenntnisse zu den Grundlagen der Psychologie gewonnen. Die Psychologie ist stets mit philosophischen Fragen konfrontiert: Sind «Geist» und «Seele» menschliche Erfindungen? Lassen sich subjektive Erlebnisse auf Gehirnzustände reduzieren? Gibt es psychologische Gesetze? Wenn ja, welche Form haben sie? Kann man menschliches Handeln wie Naturereignisse erklären? Besitzt der Mensch Willensfreiheit? Mögliche Antworten auf diese Fragen werden dargestellt. Anschließend wird jeweils diskutiert, was aus diesen Antworten folgt, einerseits für die Psychologie als Wissenschaft, andererseits für das menschliche Selbstverständnis.

Vorwort 6
Inhaltsverzeichnis 8
Einleitung 10
Die psychischen Phänomene und das naturwissenschaftliche Weltbild 16
Empfindungen und intentionale Zustände 17
Intentionale Zustände 19
Subjektivität und Qualia 21
Das Ich oder Selbst 23
Bewusstsein 26
Die Naturalisierung des Geistes 28
Das Mentale und das Physische 30
Weiterführende Hinweise und Empfehlungen zur Lektüre 33
Das Körper-Geist-Problem: Substanz- und Eigenschafts- Dualismus 34
Descartes’ Vermächtnis 35
Der Eigenschafts-Dualismus 42
Weiterführende Hinweise und Empfehlungen zur Lektüre 46
Vom logischen Behaviorismus zum Funktionalismus 47
Der logische Behaviorismus 47
Die Identitätstheorie 49
Der eliminative Materialismus 57
Der Funktionalismus 60
Weiterführende Hinweise und Empfehlungen zur Lektüre 71
Intentionalität, Bewusstsein und die anti-reduktionistische Bewegung 72
Intentionalität und ihre Naturalisierung 72
Bewusstsein, Qualia und intrinsische Eigenschaften 78
Physikalismus und Supervenienz 87
Physikalismus und Emergenz 90
Das Körper-Geist-Trilemma: mögliche Lösungen 94
Konsequenzen für die Psychologie 98
Weiterführende Hinweise und Empfehlungen zur Lektüre 104
Gibt es psychologische Gesetze? 105
Die Kritik an der klassischen Auffassung von Erklärungen und Gesetzen 105
Ceteris-paribus-Aussagen in der Psychologie 108
Formen der Unvollständigkeit von Hypothesen und Theorien 110
Unvollständigkeit und statistische Hypothesen 115
Empirischer Gehalt und Prüfbarkeit unvollständiger Aussagen 118
Unvollständigkeit und der Capacity-Ansatz 120
Weiterführende Hinweise und Empfehlungen zur Lektüre 123
Freiheit und Determinismus 124
Was ist Determinismus? 125
Freiheit als Selbstbestimmung oder Abwesenheit von Zwang 127
Freiheit als nichtdeterminiertes Handeln 130
Argumente für absolute Freiheit/gegen Determinismus 135
Argumente für Determinismus/gegen absolute Freiheit 141
Freiheit oder Determinismus: Lösungswege 146
Konsequenzen für die Psychologie 151
Weiterführende Hinweise und Empfehlungen zur Lektüre 154
Ist das Psychische eine Konstruktion? 155
Der erkenntnistheoretische Realismus 157
Die Wurzeln des Konstruktivismus 162
Der radikale Konstruktivismus 167
Der Sozial-Konstruktionismus 172
Beurteilung des konstruktivistischen Denkansatzes 179
Plädoyer für einen fallibilistischen Realismus 181
Weiterführende Hinweise und Empfehlungen zur Lektüre 184
Literaturverzeichnis 185
Personenverzeichnis 193
Sachverzeichnis 195
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7. Freiheit und Determinismus (S. 123-124)

Die Frage, ob der Mensch dazu imstande ist, frei zu entscheiden und zu handeln, wurde schon in der griechischen Antike diskutiert, und sie wurde später von vielen bedeutenden Philosophen aufgegriffen, unter anderem von Locke, Hume und Kant. Unter dem Einfluss des logischen Positivismus und der Spätphilosophie Wittgensteins wurde sie wiederholt zum Scheinproblem erklärt, aber dies hatte keinen nachhaltigen Einfluss. In den letzten Jahren gilt die Freiheitsproblematik wieder als ein aktuelles Thema, wie man an zahlreichen Publikationen und Kongressvorträgen erkennen kann.

Woher kommt dieses immer wieder neu entstehende Interesse an diesem Thema? Die Gründe sind wohl darin zu suchen, dass die Freiheit entscheidend mit dem menschlichen Selbstverständnis zusammen hängt. Für viele ist sie eine notwendige Bedingung für Selbstbestimmung, Verantwortlichkeit und Moral: Nur wenn wir dazu in der Lage sind, frei zu entscheiden und zu handeln, können wir uns als Wesen verstehen, die (bis zu einem gewissen Grade) selbst bestimmen, was sie tun. Ansonsten wären wir machtlose Spielbälle blinder kausaler Kräfte. Und im letzteren Fall gäbe es auch keine Verantwortlichkeit und Moral, denn man kann nur für ein Handeln verantwortlich sein, wenn man in der Lage gewesen wäre, anders zu handeln. Dies ist aber nicht der Fall, wenn alles in der Welt, also auch jeder Gedanke und jede Körperbewegung, durch Kausalgesetze regiert wird. Dies hört sich so an, als ob Determinismus etwas Schreckliches, allgemein Unerwünschtes wäre. Manche Philosophen halten es aber für ein Missverständnis, im Determinismus etwas zu erblicken, das für ein positives menschliches Selbstverständnis bedrohlich sein könnte.

Spinoza empfand den Determinismus, an den er glaubte, sogar als tröstlich. Für Popper (1973, Kap. VI) hingegen war der Determinismus schlicht ein Albtraum, den er glücklicherweise widerlegt zu haben glaubte. Die Problematik ist also komplex. Manche sind der Auffassung, dass sich Freiheit und Determinismus gegenseitig ausschließen. Andere vertreten die Position, dass sie miteinander vereinbar sind. Von denjenigen, die meinen, dass beide sich ausschließen, vertreten einige, dass der Mensch frei ist und der Determinismus eine falsche Behauptung darstellt. Die Gegenposition besagt, dass der Determinismus wahr ist und es keinen freien Willen gibt. Und um die Sache noch komplizierter zu machen, ist es in der Diskussion oft nicht ganz klar, was unter Freiheit und Determinismus genau verstanden werden soll. Mit der Klärung der letzten Frage müssen wir beginnen. Zunächst zur Idee des Determinismus.

7.1 Was ist Determinismus?

Im letzten Kapitel wurde bereits erläutert, was unter einer nomologischen Erklärung, einer Erklärung mit Hilfe von Gesetzen, zu verstehen ist. Im weiteren Verlauf wurde dann dafür argumentiert, dass die Gesetzeshypothesen der Psychologie kaum von der strikten, uneingeschränkten Form sein können, wie sie im Modell der deduktivnomologischen Erklärung ursprünglich vorgesehen waren. Sie sind eher als Ceterisparibus- Gesetze aufzufassen. Wir sehen aber nun einmal von diesem Resultat ab und kehren zur Idee strikter Gesetze zurück. Zumindest in der Physik scheint es ja solche strikten Gesetze zu geben. Und grundsätzlich könnte es sein, dass auch alles menschliche Verhalten strikten Gesetzen unterliegt, obwohl wir nicht in der Lage sind, sie zu finden, weil sie zu komplex sind.

Betrachten wir Gesetzesaussagen der Form: Ein Ereignis vom Typ A führt stets zu einem Ereignis vom Typ B. A kann sich hierbei aus mehreren Teilereignissen A1, A2 usw. zusammensetzen. Wir bezeichnen ein solches Gesetz als Sukzessionsgesetz und schreiben dafür kurz G(A→B). Sukzessionsgesetze (auch Ablaufgesetze genannt) sprechen über aufeinander folgende Ereignisse. Im Unterschied dazu sagt ein Zustandsgesetz (auch Koexistenzgesetz), dass bestimmte Eigenschaften oder Ausprägungen von Variablen stets miteinander einhergehen, ohne dass hierbei die eine die andere nach sich zieht. Es ist klar, dass ein Kausalgesetz ein Sukzessionsgesetz sein muss. Zustandsgesetze werden im Allgemeinen nicht als Kausalgesetze aufgefasst. Aber ist ein Kausalgesetz dasselbe wie ein Sukzessionsgesetz? Es gibt die Auffassung, dass Kausalität noch mehr erfordert als die gesetzmäßige Aufeinanderfolge von A und B, nämlich, dass A auch wirklich B hervorbringt oder erzeugt. Das Paradebeispiel für ein solches Hervorbringen ist das Anstoßen physischer Körper, etwa in Gestalt von zwei Billardkugeln, von die eine gegen die andere prallt und sie in Bewegung versetzt. Hier hat man die Intuition eines Bewirkens oder ‘Machens’, das über bloße gesetzmäßige Aufeinanderfolge hinausgeht. Es ist jedoch schwierig, diese Idee zu präzisieren, und außerdem gibt es viele Fälle, etwa in der Biologie oder in den Sozialwissenschaften, in denen man von Verursachung sprechen möchte, obwohl sie dem Paradebeispiel des mechanischen Stoßes durchaus nicht ähnlich sind.

Dies spricht für eine Auffassung von Kausalität, die in die Kausalbeziehung nicht zuviel hinein interpretiert. Eine Möglichkeit, den Begriff der Verursachung bzw. der kausalen Beziehung zwischen zwei Ereignissen so zu definieren, dass er einerseits eine bloß zufällige Aufeinanderfolge ausschließt und andererseits nicht zuviel verlangt (was dann nur in gewissen physikalischen Beispielen erfüllt ist), besteht darin, ihn auf den des Sukzessionsgesetzes zurückzuführen. Danach bedeutet die Aussage ‘A hat B verursacht’ dasselbe wie ‘A und B haben sich nacheinander ereignet, und es gilt das Sukzessionsgestz G(A→B)’. Wir werden für die Freiheitsproblematik mit diesem Kausalitätsverständnis auskommen. Wenn B durch A verursacht wird, sagen wir auch, dass B durch A determiniert (oder kausal determiniert) wird. Unter Determinismus ist dann die These zu verstehen:

Erscheint lt. Verlag 26.8.2004
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Psychologie Allgemeine Psychologie
Schlagworte Allgemeine Psychologie • Gehirn • Kognition • Kognitionswissenschaft • Lehrbücher • Philosophie • Philosophie der Psychologie • Philosophie des Geistes • Philosophische Psychologie • Psychologie • Willensfreiheit
ISBN-10 3-456-94123-4 / 3456941234
ISBN-13 978-3-456-94123-3 / 9783456941233
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