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Die »ägyptische Grotte« von Vulci

Zum Beginn der Archäologie als wissenschaftliche Disziplin
Buch | Softcover
184 Seiten
2010
Reichert, L (Verlag)
978-3-89500-711-8 (ISBN)
CHF 41,70 inkl. MwSt
Die ägyptische Grotte, wie man das Isisgrab von Vulci zur Zeit seiner Entdeckung im 19. Jahrhundert nannte, gehört zu den bedeutendsten Gräbern der orientalisierenden Periode Etruriens. Friederike Bubenheimer-Erhart legt in diesem Band die wichtigsten Dokumente jener Zeit vor, aufgrund derer ihr erstmals eine verlässliche Rekonstruktion dieses etruskischen Grabes gelingt. Sie befasst sich dabei in einer flüssigen Sprache mit einer Fülle von Aspekten, die den Beginn der Archäologie im Sinne einer wissenschaftlichen Disziplin kennzeichnen, und erläutert die zeitgeschichtliche Relevanz ägyptischer Funde aus Etrurien.
Etruscan tombs yielding Egyptian or Egyptian-like objects were known in the nineteenth century as Egyptian grottos. The most Egyptian-like of these grottos, the Isis-Tomb of Vulci, is the subject of this book. Unearthed in 1839 during the excavations of the Princes of Canino it was a spectacular discovery then. While the structure itself was soon afterwards lost, the finds have remained a cornerstone for the definition of the orientalising period in Etruria until the present day. These finds, widely known throughout the scholarly world and always referred to in the standard literature on Etruscan art and archaeology, were not published by the excavators, Lucien and Alexandrine Bonaparte. For this reason and because of the fact that they passed through several hands before they finally reached the British Museum in 1850, doubts as to their authenticity have surrounded the Isis-Tomb of Vulci ever since. In an attempt to provide a firm starting point for an in-depth study of this tomb, the author presents plenty of documents collected from several historical archives. On the basis of these documents, among which are excavation reports, minutes of meetings, sporadic notes on finds, account statements and personal correspondence, she captivatingly tells the story of the tomb from the moment of its discovery through to the time when the bulk of the finds entered the British Museum. She then reconstructs, as far as the documents still allow, the original tomb-group, which turns out to be larger than the group preserved in the British Museum. Thus for the first time a clear picture of this most important Etruscan tomb emerges, closing a serious gap in general knowledge. The story of this Egyptian grotto also touches upon the history of archaeology, as it was practised under a combination of circumstances determined by certain institutions, legislature and initiatives during the second quarter of the nineteenth century in the Papal States and by and by developed into an academic discipline. The author explains the general attitude towards archaeological finds, which were likewise of scholarly, commercial and political interest. Egyptian and Egyptian-like objects from tombs of the orientalising period received special attention, because they connected Etruria with the antique civilization of Egypt, which still dominated thinking. Since some of the persons concerned with the Isis-Tomb of Vulci were leading figures in politics and society, this volume also provides a fascinating glimpse on the historical situation in Italy during the time of the Restauration. Etruskische Gräber, die ägyptische oder ägyptisch wirkende Funde enthielten, galten im 19. Jahrhundert als ägyptische Grotten. Im Mittelpunkt des vorliegenden Bandes steht die ägyptischste dieser Grotten, das Isisgrab von Vulci, das bei den Ausgrabungen der Fürsten von Canino im Jahre 1839 zutage kam und damals eine Sensation ersten Ranges war. Während das Grab selbst bald verloren ging, sind seine Funde bis heute ein Kronzeuge der orientalisierenden Periode Etruriens geblieben. Diese Funde, der wissenschaftlichen Welt oberflächlich bekannt, in Standardwerken zur etruskischen Kunst und Kultur auch regelmäßig erwähnt, wurden von den Ausgräbern, Lucien und Alexandrine Bonaparte, nicht publiziert. Dieser Umstand und das wechselvolle Schicksal der Funde, die durch mehrere Hände gingen, bevor sie im Jahre 1850 in das Britische Museum gelangten, hatten zur Folge, dass über dem Isisgrab von Vulci stets auch Zweifel schwebten. Um dieses Grab endlich einer gründlichen wissenschaftlichen Bearbeitung zuführen zu können, hat Friederike Bubenheimer-Erhart hier eine Fülle bislang unbekannter oder wenig beachteter Dokumente aus verschiedenen historischen Archiven zusammengetragen. Auf der Grundlage dieser Dokumente - es handelt sich dabei um Grabungsberichte, Sitzungsprotokolle, Fundnotizen, Abrechnungen und Gelehrtenbriefe - erzählt sie in spannender Weise die Geschichte dieses Grabes von seiner Entdeckung bis zum Eingang eines Großteils der Funde in das Britische Museum. Anschließend rekonstruiert sie, soweit es die Dokumente noch erlauben, das Grabinventar, dessen einstige Ausmaße das erhaltene Ensemble des Britischen Museums bei weitem überschreiten. So wird erstmals ein verlässliches Bild von diesem bedeutenden Grab geschaffen, mithin ein dringendes Desiderat der Forschung erfüllt. Darüber hinaus gewährt die Geschichte dieser ägyptischen Grotte aber auch Einblick in die Geschichte der Archäologie, wie sie im Zusammenspiel verschiedener Institutionen, Gesetze und Initiativen im zweiten Viertel des 19. Jahrhunderts im Kirchenstaat betrieben wurde und nachgerade zu einer wissenschaftlichen Disziplin heranreifen konnte. Die Autorin erläutert den Umgang mit archäologischen Funden, die unter wissenschaftlichen, kommerziellen und kulturpolitischen Gesichtspunkten von Interesse waren. Besonderes Augenmerk galt den ägyptischen oder für ägyptisch gehaltenen Funden, weil sie das antike Etrurien mit der ehrwürdigen, das Denken immer noch dominierenden Kultur des Nillandes verbanden. Da die mit der ägyptischen Grotte von Vulci befassten Gelehrten zum Teil führende Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft waren, bietet der Band zugleich eine faszinierende Schilderung der historischen Verhältnisse im Italien der Restaurationszeit.

Friederike Bubenheimer-Erhart studierte Klassische Archäologie, Ägyptologie und Kunstgeschichte an der Universität Heidelberg sowie den Universitäten Regensburg, London, Basel und Wien. Sie wurde 2002 mit einer interdisziplinären Dissertation über das Isisgrab von Vulci an der Universität Heidelberg mit dem Prädikat summa cum laude promoviert. Von 2003 bis 2005 war sie wissenschaftliche Angestellte am Lehrstuhl für Klassische Archäologie der Universität Erlangen-Nürnberg und Mitarbeiterin eines Forschungsprojektes über die Königsgräber von Tamassos auf Zypern. Seit 2006 ist sie wissenschaftliche Angestellte am Institut für Ägyptologie der Universität Wien und Leiterin eines interdisziplinären Forschungsprojektes über Ägyptische Ritualgefäße und deren Rezeption in Etrurien. Seit 2007 lehrt sie außerdem Klassische Archäologie an der Universität Wien. Ihre Forschungsschwerpunkte reichen von der Kunst und Kultur der Etrusker über ägyptische Keramik der Dritten Zwischenzeit und der Spätzeit, Archäologie Griechenlands und Zyperns in archaischer und klassischer Zeit, Kulturkontakte und Akkulturation im Mittelmeerraum bis hin zur Geschichte der Archäologie als Wissenschaft.

Friederike Bubenheimer-Erhart studied Classical Archaeology, Egyptology and Art History at the University of Heidelberg as well as the Universities of Regensburg, London, Basel and Vienna. In 2002 she received her PhD from the University of Heidelberg based upon an interdisciplinary dissertation on the Isis-Tomb of Vulci with highest honours. Between 2003 and 2005 she was Research Associate to the Chair of Classical Archaeology at the University of Erlangen-Nürnberg and collaborated in a Research Project on the Royal Necropolis of Tamassos on Cyprus. Since 2006 she is Research Associate to the Department of Egyptology at the University of Vienna and Principal Investigator of an interdisciplinary Research Project on Egyptian ritual vessels and their adoption in Etruria. Since 2007 she also teaches Classical Archaeology at the University of Vienna. Her research encompasses the art and archaeology of the Etruscans, Egyptian ceramics of the Third Intermediate and Late Periods, the archaeology of Greece and Cyprus in archaic and classical times, cultural contacts and change in the Mediterranean and the history of archaeology.

Erscheint lt. Verlag 30.7.2010
Reihe/Serie Palilia
Verlagsort Wiesbaden
Sprache deutsch
Maße 220 x 290 mm
Gewicht 830 g
Themenwelt Geisteswissenschaften Archäologie
Geschichte Allgemeine Geschichte Altertum / Antike
Geschichte Teilgebiete der Geschichte Religionsgeschichte
Geisteswissenschaften Religion / Theologie Weitere Religionen
Schlagworte Ägyptische Funde • Alte Geschichte • Altertumswissenschaften • Antikes Etrurien • Antikes Etrurien;Bonaparte, Lucien;Archäologische Ausgrabungen;Geschichte der Archäologie;Denkmalschutz;Kirchenstaat;Ägyptische Funde;Vulci; • Archäologie • archäologische Ausgrabungen • Bonaparte, Lucien • Denkmalschutz • Etrusker; Archäologie • Geschichte • Geschichte der Archäologie • Isis • Isis (Göttin) • Kirchenstaat • Klassische Archäologie • Vulci • Vulci; Archäologie
ISBN-10 3-89500-711-0 / 3895007110
ISBN-13 978-3-89500-711-8 / 9783895007118
Zustand Neuware
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