Mit dem Deutschen Sachbuchpreis zeichnet die Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels das Sachbuch des Jahres aus.
Prämiert werden herausragende Sachbücher in deutschsprachiger Originalausgabe, die Impulse für die gesellschaftliche Auseinandersetzung geben.
Bewertungskriterien sind die Relevanz des Themas, die erzählerische Kraft des Textes, die Art der Darstellung in allgemein verständlicher Sprache sowie die Qualität der Recherche.
Der Sachbuchpreis ist mit insgesamt 42.500 Euro dotiert.
Wer sich am Ende gegen die sieben weiteren Finalist:innen und insgesamt 234 andere Werke durchgesetzt hat, wird auf einer Preisverleihung am 17. Juni 2025 in der Elbphilharmonie in Hamburg verkündet.
Wer ist Ihr Favorit?
Das Sachbuch des Jahres 2025
Jurybegründung zur Auszeichnung:: Die starke Frau als Mensch. In ihrem so kenntnisreichen wie fantasievollen Sachbuch zu den Anfängen der Menschheit zwischen Evolution und Kultur zeigt Ulli Lust, dass die Rolle von Frauen in der Menschheitsgeschichte weitgehend unsichtbar blieb. Der lange Zeit vorherrschende Blick auf den Menschen als Mann ist grundlegend revisionsbedürftig, und das zeigt dieses Buch anhand eines originellen Ineinandergreifens von wissenschaftlichen Erkenntnissen aus Archäologie, Anthropologie und Kunstgeschichte, immer wieder inspiriert von Alltagserfahrungen. Mit diesem vielschichtigen Zugang vermag Ulli Lust festgefahrene Vorstellungen aufzubrechen. Das gilt auch für das Genre des Sachbuchs, das durch die virtuose Verbindung von Bild und Wort auf das Schönste erweitert wird.
Jurybegründung zur Nominierung: Digitalisierung und Künstliche Intelligenz sind die Hoffnungsträger der Gegenwart: Kaum ein Problem, zu dessen Lösung sie nicht beitragen sollen. Wie stark der digitale Fortschritt inzwischen auf Kosten von Menschen und Natur geht, wie eng er mit Überwachung und Kontrolle verbunden ist, wird seltener thematisiert. Dachwitz und Hilbig zeigen eindrücklich diese andere Seite der Digitalisierung. Sorgfältig legen sie dar, wie die großen Tech-Konzerne ihre Macht ausbauen und sich nach Art eines digitalen Kolonialismus die Welt aufteilen, alte Abhängigkeiten, vor allem im Globalen Süden, verfestigen und neue etablieren. Damit demontieren sie den Mythos einer immateriellen, neutralen Technologie und tragen dazu bei, die Diskussion um die Digitalisierung zurechtzurücken.
Wie Tech-Konzerne und Großmächte die Welt unter sich aufteilen
von Ingo Dachwitz; Sven Hilbig
eBook Download
2025
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Auflage:
1
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Verlag C.H.Beck
21,99€ (CHF21,45) (inkl. MwSt)
Download sofort lieferbar
Jurybegründung zur Nominierung: Deutschland befindet sich in einer gravierenden demografischen Schieflage: Seit Jahren gehen deutlich mehr Menschen in Rente, als eingeschult werden. Die Folgen werden in der Öffentlichkeit vornehmlich aus der Perspektive der Boomer unter den Stichworten Altersarmut und Pflegenotstand diskutiert. Die Bildungssoziologen Aladin El-Mafaalani, Sebastian Kurtenbach und Klaus Peter Strohmeier fordern einen grundlegenden Perspektivenwechsel: In unserer alternden Gesellschaft müssen diejenigen, die schon bald Verantwortung tragen, in den Mittelpunkt gestellt werden. Nur ein kinderorientiertes Land wird in der Lage sein, Wohlstand und Lebensqualität für alle zu garantieren. Was brauchen Kinder? Auf diese zentrale Frage geben die Autoren wegweisende Antworten und zeigen auf, wie die Gesellschaft den nötigen Kulturwandel meistern kann.
Minderheit ohne Schutz. Aufwachsen in der alternden Gesellschaft
von Aladin El-Mafaalani; Sebastian Kurtenbach; Klaus Peter..
eBook Download
2025
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Auflage:
1
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Kiepenheuer & Witsch eBook
19,99€ (CHF19,50) (inkl. MwSt)
Jurybegründung zur Nominierung: Das Thema dieses Buchs schien in Deutschland und Europa lange der Vergangenheit anzugehören: der Krieg. Mit schmerzhafter Präzision seziert der Militäranalyst Franz-Stefan Gady die politischen Fehleinschätzungen, die der Rückkehr des Krieges nach Europa zugrunde liegen, und beantwortet die Fragen: Wie werden Kriege heute geführt, welche Rolle spielt Künstliche Intelligenz, welche Nuklearwaffen? Und welche Faktoren bestimmen ihren Verlauf? Gady analysiert konkrete Szenarien, die für Europa relevant werden können, und nimmt besonders die Rolle Deutschlands als möglicher führender Militärmacht Europas in den Blick. Schließlich plädiert er für eine strategische Kultur der Abschreckung, um künftig Kriege zu verhindern. Das Buch leistet dringend notwendige Aufklärung und konfrontiert Deutschland mit der ungeliebten Realität einer neuen Weltlage.
Warum wir wieder lernen müssen, mit Krieg umzugehen
von Franz-Stefan Gady
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2024
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Auflage:
1
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Quadriga
23,99€ (CHF23,40) (inkl. MwSt)
Download sofort lieferbar
Jurybegründung zur Nominierung: Die Träume und Verheißungen von 1989 sind zerschellt an den Klippen eines Erinnerungsgebarens, das Verklärung und Verdrängung vor Ehrlichkeit und Einsicht gestellt hat. Diese These entfaltet Ines Geipel in „Fabelland“, einer Mischung aus Fallgeschichten, persönlicher Erinnerung und politischem Essay, die durch präzise Analyse und sprachliche Subtilität besticht. Der illusionslose Blick auf das marode System der DDR und dessen postume Beschönigung bedeutet jedoch keine weitere Abrechnung, sondern ist von Empathie und Trauer getragen. Zugleich wird in der poetischen Sprache Geipels ein Möglichkeitsdenken sichtbar, das die Hoffnung auf Ausgleich und Versöhnung nicht preisgibt. Ein erstaunliches Buch, das die verfahrenen Diskussionen um Ost und West neu beleben kann.
Der Osten, der Westen, der Zorn und das Glück | Nominiert für den Deutschen Sachbuchpreis 2025
von Ines Geipel
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2024
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Auflage:
1
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Fischer E-Books
22,99€ (CHF22,45) (inkl. MwSt)
Download sofort lieferbar
Jurybegründung zur Nominierung: Womit wir uns vergleichen, bestimmt ganz wesentlich das Bild, das wir von uns gewinnen. Martina Heßler zeigt, wie sich seit Beginn des 19. Jahrhunderts eine neue Obsession breitmacht: Der Vergleich von Mensch und Maschine, der bis heute regelmäßig zugunsten der scheinbar so ausdauernden, fehlerfreien und objektiven Technik ausgeht. Heßler schaut genauer hin, entlarvt den Mythos von der perfekten Technik und stellt dem Traum von einer Welt, in der Maschinen uns alles Lästige und Gefährliche abnehmen, eine Realität entgegen, in der der Mensch immer mehr Energie aufwenden muss, um seine immer komplexere Technik im Griff zu behalten. Ein wichtiger Appell, im globalen Rennen um die technologische Vorherrschaft die Frage nach dem Sinn der immer klügeren Maschinen nicht aus dem Blick zu verlieren.
Eine Geschichte der Fehlbarkeit von Mensch und Technologie
von Martina Heßler
eBook Download
2025
|
Auflage:
1
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C.H.Beck
24,99€ (CHF24,40) (inkl. MwSt)
Download sofort lieferbar
Jurybegründung zur Nominierung: Der Brand der Pariser Kathedrale hat Hugos „Der Glöckner von Notre-Dame“ wiederbelebt. Einerseits aufgeklärt, andererseits Romantiker, ist Hugo so widersprüchlich wie sein Jahrhundert. Nach einer royalistischen Phase setzte er sich an die Spitze des progressiven bürgerlichen Protests, was ihn nach dem Staatsstreich Napoleons III. ins Exil trieb. Der Liebhaber von Pomp und Kitsch schrieb dort „Die Elenden“, agierte gegen Todesstrafe, Sklaverei und autoritäre Systeme. Es gelingt der Romanistin Walburga Hülk den Politiker, Schriftsteller und unglücklichen Familienvater in Selbst- und Fremdzeugnissen sowie das Frankreich des 19. Jahrhunderts zu vergegenwärtigen. Sie zeigt Hugo als öffentlichen Intellektuellen von aktueller Bedeutung, der die Massenmedien seiner Zeit nutzt, um für ein geeintes Europa und gegen die Unterdrückung Polens durch die russische Armee einzutreten.
Jurybegründung zur Nominierung: Der Titel ist so plakativ, wie das Buch differenziert ist: Bernhard Kegel beschreibt die Funktionen von Pflanzen in diversen Ökosystemen – Wald, Moor oder Ozean – und über welche Mechanismen sie Menschen nützen. Er fokussiert dabei auf den Klimawandel und den Kohlenstoffhaushalt. Kohlenstoff wird in pflanzlicher Masse gespeichert sowie über Fotosynthese aus der Atmosphäre aufgenommen. Kegel macht deutlich, wie mühsam und auch mit Zielkonflikten behaftet viele Initiativen sind, die diese Prozesse fördern möchten. Aber die Existenz von Anstrengungen rund um den Globus, in Europa, China, USA oder Afrika, seien es Moorkulturen in Schleswig-Holstein, Tangwälder im Ozean oder Aufforstungen im Sahel, machen Mut. Der Autor verspricht nicht die eine Lösung, er zeigt Wege auf und reflektiert diese.