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Das große Buch der Evolution (eBook)

Eine neue Sicht auf die Entwicklung des Lebens
eBook Download: EPUB
2025
448 Seiten
Hoffmann und Campe (Verlag)
978-3-455-02074-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das große Buch der Evolution -  Richard Dawkins
Systemvoraussetzungen
19,99 inkl. MwSt
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Der große Dawkins ist zurück - mit dem unverzichtbaren Buch für ein aktuelles Verständnis der Evolution!

Richard Dawkins eröffnet uns einen neuen Blick auf die Evolution und das Leben. Jeder lebende Organismus kann wie ein Buch seiner Vergangenheit gelesen werden: Das Verhalten, die Erscheinung und die Genetik eines Lebewesens geben nicht nur Auskunft über dessen Vorfahren, sondern auch über die Welt, in der diese lebten. Die Tiere und Pflanzen um uns herum werden zum Fenster in längst vergangene Zeiten unseres Planeten. Mit unzähligen faszinierenden Beispielen aus dem Reich der Biologie lässt Dawkins uns wieder einmal staunen - über die Wunder des Lebens und der Wissenschaft, die all das zu entschlüsseln vermag. Ein bemerkenswertes Buch vom größten Biologen unserer Zeit - mit zahlreichen Illustrationen.

Richard Dawkins, 1941 geboren, studierte Biologie in Oxford, wo er bis 2008 lehrte, zuerst als Dozent für Zoologie, später als Professor. Durch sein Buch Das egoistische Gen wurde Dawkins weit über wissenschaftliche Kreise hinaus bekannt; das Buch gilt als eines der zentralen Werke der Evolutionsbiologie. Dawkins ist ein vehementer Streiter für die Ideen der Aufklärung.

Cover
Titelseite
In dankbarer Erinnerung an Mike Cullen (1927–2001)
1 Das Tier lesen
2 »Gemälde« und »Statuen«
3 In den Tiefen des Palimpsests
4 Reverse Engineering
5 Gemeinsames Problem, gemeinsame Lösung
6 Variationen über ein Thema
7 In lebendiger Erinnerung
8 Das unsterbliche Gen
9 Draußen vor der Körperwand
10 Der genzentrierte Blick zurück
11 Noch mehr Blicke in den Rückspiegel
12 Gute Gefährten, schlechte Gefährten
13 Ein gemeinsamer Ausweg in die Zukunft
Dank
Literatur
Personen- und Sachregister
Bildnachweis
Anmerkungen
Biographien
Impressum

»Ein gut geschriebenes, exzellent illustriertes ... Buch, aus dem die Begeisterung des Autors für die Wunder der Natur spricht.«
Manuela Lenzen
Frankfurter Allgemeinen Zeitung

»Liefert reichlich Diskussionsstoff.«
Michael Lange
Deutschlandfunk Kultur - Studio9

»Ein Muss und ein großer Gewinn für jede Bibliothek mit naturwissenschaftlichen und naturkundlichen Büchern!«
Bücherrundschau

»Ein großes Buch!«
Die Presse

»Unterhaltsam geschrieben und toll illustriert.«
Focus

1 Das Tier lesen


DU BIST EIN BUCH, EIN UNVOLLENDETES WERK der Literatur, ein Archiv der beschreibenden Geschichte. Deinen Körper und dein Genom kann man als umfassende Akte lesen, als Akte über eine Abfolge farbenfroher, untergegangener Welten, die unsere längst verschwundenen Vorfahren umgaben: als genetisches Totenbuch. Diese Tatsache gilt für alle Tiere, Pflanzen, Pilze, Bakterien und Archaea, aber um ermüdende Wiederholungen zu vermeiden, werde ich manchmal alle Lebewesen als Tiere ehrenhalber bezeichnen. Aus der gleichen Stimmung heraus schätze ich auch eine Bemerkung, die John Maynard Smith machte, als uns ein Wissenschaftler der Smithsonian Institution, der dort arbeitete, durch den Dschungel von Panama führte: »Was ist es für ein Vergnügen, einem Mann zuzuhören, der seine Tiere wirklich liebt.« Die »Tiere«, um die es ging, waren Palmen.

Aus Sicht der Tiere kann man in dem genetischen Totenbuch auch einen Indikator der Zukunft sehen, wenn man von der vernünftigen Annahme ausgeht, dass die Zukunft sich nicht allzu stark von der Vergangenheit unterscheiden wird. Oder man sagt es auf eine dritte Art: Dann verkörpert das Tier einschließlich seines Genoms ein Modell früherer Umgebungen, und dieses Modell nutzt das Tier letztlich, um die Zukunft vorherzusehen und so im Spiel des Darwinismus Erfolg zu haben, dem Spiel um Überleben und Fortpflanzung – oder genauer gesagt, dem Spiel um das Überleben der Gene. Das Genom des Tieres geht eine Wette ein, dass die Zukunft nicht allzu anders sein wird als die Vergangenheit, die seine Vorfahren erfolgreich bewältigt haben.

Ich habe gesagt, man könne ein Tier als Buch über vergangene Welten lesen, die Welten seiner Vorfahren. Warum habe ich nicht von der Gegenwart gesprochen? Warum lesen wir das Tier nicht als Beschreibung der Umwelt, in der es selbst lebt? Das kann man tatsächlich tun. Doch (mit Vorbehalten, von denen noch zu reden sein wird) wurde jeder Aspekt der Überlebensmaschinerie eines Tieres auf dem Weg über seine Gene durch natürliche Selektion der Vorfahren weiter vererbt. Wenn wir also das Tier lesen, lesen wir eigentlich vergangene Umgebungen. Deshalb ist in meinem Titel von »den Toten« die Rede.2 Es geht darum, uralte Welten zu rekonstruieren, in denen aufeinanderfolgende, längst verstorbene Vorfahren überlebt haben und die Gene weitergeben konnten, die darüber bestimmen, dass wir, die modernen Tiere, so und nicht anders sind. Derzeit ist das ein schwieriges Unterfangen, aber eine Wissenschaftlerin der Zukunft, die es mit einem bis dahin unbekannten Tier zu tun bekommt, wird in der Lage sein, seinen Körper und seine Gene als detaillierte Beschreibung der Umgebungen zu lesen, in denen seine Vorfahren gelebt haben.

Auf meine imaginäre Wissenschaftlerin der Zukunft werde ich häufig zurückkommen, wenn sie sich mit dem Körper eines bisher unbekannten Tieres auseinandersetzt und sich vornimmt, es zu lesen. Da ich sie so häufig erwähne, werde ich kurz ihre Initialen WDZ verwenden. Um unbeholfene Satzkonstruktionen zu vermeiden und aus Höflichkeit gehe ich willkürlich davon aus, dass WDZ weiblich ist.[1] Wäre ich eine Autorin, würde ich es umgekehrt machen.

Dieses genetische Totenbuch, dieser »Ausdruck« des Tieres und seiner Gene, diese reichhaltig codierte Beschreibung früherer Umgebungen, muss zwangsläufig ein Palimpsest sein. Alte Dokumente sind teilweise durch einen Text überschrieben, der in späteren Zeiten hinzugekommen ist. Das Oxford English Dictionary definiert ein Palimpsest als »Manuskript, bei dem spätere Schrift über die frühere (ausgetilgte) Schrift gelegt wurde«. Ein geschätzter Kollege, der verstorbene Bill Hamilton, hatte die bezaubernde Gewohnheit, Postkarten als Palimpseste zu schreiben, wobei er verschiedenfarbige Tinte verwendete, um die Verwirrung zu verringern. Seine Schwester Dr. Mary Bliss hat mir freundlicherweise eine davon geliehen.

Diese Karte ist nicht nur ein hübsches, buntes Palimpsest, sondern es ist auch angebracht, sie hier zu verwenden, denn Professor Hamilton gilt weithin als der angesehenste Darwinist seiner Generation.[2] Als Robert Trivers seinen Tod betrauerte, sagte er: »Er hatte den feinsten, vielschichtigsten Geist, der mir jemals begegnet ist. Was er sagte, hatte häufig eine doppelte und sogar dreifache Bedeutung, das heißt, während wir anderen in einzelnen Tönen sprechen und denken, dachte er in Akkorden.«[3] Oder waren es Palimpseste? Jedenfalls stelle ich mir gern vor, dass ihm die Idee von Evolutions-Palimpsesten gefallen hätte. Und auch das genetische Totenbuch selbst.

Sowohl Bills Postkarten als auch meine Evolutions-Palimpseste weichen von der strengen Wörterbuchdefinition ab: Die früheren Texte sind nicht unwiederbringlich ausgetilgt. Im genetischen Totenbuch sind sie teilweise überschrieben, aber man kann sie noch lesen, auch wenn wir dazu »durch ein dunkles Glas« oder ein Gewirr späterer Texte blicken müssen.[4] Die Umgebungen, die im genetischen Totenbuch beschrieben sind, decken das ganze Spektrum ab, von den urzeitlichen Meeren des Kambriums über alle Zwischenstufen der Jahrmillionen bis in die jüngste Gegenwart. Vermutlich sorgt eine Art Gewichtung für eine Balance zwischen modernen und alten Texten. Nach meiner Vermutung folgt sie aber nicht einer einfachen Formel wie die Koranregeln für den Umgang mit inneren Widersprüchen – dort übertrumpft das Neue immer das Ältere. Auf das Thema werde ich in Kapitel 3 zurückkommen.

Wer in der Welt Erfolg haben will, muss vorhersehen, was als Nächstes geschehen wird, oder man muss so tun, als würde man es vorhersehen. Jede sinnvolle Vorhersage muss auf der Vergangenheit basieren, und viele sinnvolle Vorhersagen sind nicht absolut, sondern statistischer Natur. Manchmal ist es eine kognitive Vorhersage: »Wenn ich über diese Klippe falle (diese Schlange bei ihrem klappernden Schwanz greife, diese verlockenden Tollkirschen esse), werde ich anschließend leiden oder sterben«. Wir Menschen sind an Vorhersagen dieser kognitiven Art gewöhnt, aber das sind nicht die Vorhersagen, die ich im Sinn habe. Ich werde mich mehr mit unbewussten, statistischen »als ob«-Vorhersagen beschäftigen, die etwas darüber sagen, was die zukünftigen Chancen eines Tieres, zu überleben und Kopien seiner Gene weiterzugeben, beeinflussen kann.

Die Haut dieser Krötenechse aus der Mojave-Wüste ist so gefärbt und gemustert, dass sie dem Sand und kleinen Steinen ähnelt; damit verkörpert sie eine von den Genen ausgehende Vorhersage, dass sie wahrscheinlich in einer Wüste geboren wird (nun ja, eigentlich schlüpft sie). Entsprechend kann ein Zoologe, der mit der Echse konfrontiert wird, ihre Haut als lebhafte Beschreibung von Sand und Steinen in der Wüstenumwelt lesen, in der ihre Vorfahren zu Hause waren. Hier liegt meine zentrale Aussage. Bis weit unter die Haut, den ganzen Körper durch und durch, kann man jede Einzelheit, jedes Organ, jede Zelle, jeden biochemischen Prozess, jedes Fitzelchen eines Tieres einschließlich seines Genoms als Beschreibung früherer Welten lesen. Im Fall der Echse wird das Genom zweifellos die gleiche Wüstengeschichte spinnen wie die Haut. »Wüste« ist in jedem Teil des Tieres aufgeschrieben, außerdem eine Menge weiterer Informationen über seine frühe Vergangenheit, und diese Informationen gehen weit über alles hinaus, was der heutigen Wissenschaft zugänglich ist.

Wenn die Echse aus dem Ei schlüpft, ist sie mit einer genetischen Vorhersage ausgestattet, wonach sie sich in einer sonnendurchglühten Welt aus Sand und Kies wiederfinden wird. Würde sie dieser genetischen Vorhersage nicht entsprechen, beispielsweise indem sie aus der Wüste auf ein Golfgreen wandert, würde ein vorüberkommender Beutegreifer sie schnell aufsammeln. Und wenn die Welt selbst sich verändert, sodass die genetischen Vorhersagen sich als falsch erweisen, wäre sie ebenfalls zum Untergang verurteilt. Jede nützliche Vorhersage verlässt sich darauf, dass die Zukunft zumindest in einem statistischen Sinn annähernd so ist wie die Vergangenheit. Eine Welt der kontinuierlichen verrückten Launen, ein Umwelt-Irrenhaus, das sich zufällig und unberechenbar verändert, würde Vorhersagen unmöglich machen und das Überleben gefährden. Glücklicherweise ist die Welt konservativ, und die Gene können gefahrlos darauf wetten, dass ein Ort weiterhin mehr oder weniger so ist wie früher. Wenn das bei bestimmten Gelegenheiten nicht zutrifft – beispielsweise nach einer katastrophalen Überschwemmung, einem Vulkanausbruch oder wie beim tragischen Ende der Dinosaurier nach einem Asteroideneinschlag, der die Welt verwüstete –, sind alle Vorhersagen falsch, alle Wetten sind ausgesetzt, und ganze Tiergruppen sterben aus. In den meisten Fällen haben wir es aber nicht mit solchen großen Katastrophen zu tun: Es werden nicht große Teile des Tierreiches auf einen Schlag ausgelöscht, sondern nur die abweichenden Individuen, deren Vorhersagen geringfügig falsch sind, oder aber geringfügig falscher als die von Konkurrenten der eigenen Spezies. Das ist natürliche Selektion.[5]

Die obersten Texte des Palimpsestes sind ganz aktuell und gehören zu einem besonderen Typ: Sie wurden während der Lebenszeit des Tieres niedergeschrieben. Die Beschreibung früherer Welten in den Genen ist durch Abwandlungen und detaillierte Verfeinerungen überlagert, die seit der Geburt des Tieres entstanden...

Erscheint lt. Verlag 14.11.2025
Illustrationen Jana Lenzová
Übersetzer Sebastian Vogel
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Natur / Technik Naturwissenschaft
Schlagworte Aufklärung • Bildband • Biologie • Book • Book of the Dead • Darwin • Dawkins • Dead • DNA • Evolution • Evolutionsbiologie • Evolutionstheorie • Faszination • Gene • Genetik • Illustrationen • Kreationismus • Kritik • Leben • Natur • Naturwissenschaft • of • Oxford • Professor • the • Tiere • Universität • Wissenschaft • Wunder des Lebens
ISBN-10 3-455-02074-7 / 3455020747
ISBN-13 978-3-455-02074-8 / 9783455020748
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