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Das Scheißleben meines Vaters, das Scheißleben meiner Mutter und meine eigene Scheißjugend

(Autor)

Buch | Softcover
256 Seiten
2012 | 8. Auflage
Piper (Verlag)
978-3-492-30179-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Scheißleben meines Vaters, das Scheißleben meiner Mutter und meine eigene Scheißjugend - Andreas Altmann
CHF 14,90 inkl. MwSt

Eine Geschichte aus der beschaulichen deutschen Provinz voller Misshandlungen, Demütigungen, bigotter, tätlicher Pfarrer und verkappter Nazis. Andreas Altmann erzählt von seiner Kindheit und Jugend. Und wie am Ende aus einem Opfer ein freier Mensch wird.

Andreas Altmann zählt zu den bekanntesten deutschen Reiseautoren und wurde u. a. mit dem Egon-Erwin-Kisch-Preis, dem Seume-Literaturpreis und dem Reisebuch-Preis ausgezeichnet. Zuletzt erschienen von ihm »Bloßes Leben« sowie die Bestseller »Verdammtes Land. Eine Reise durch Palästina«, »Gebrauchsanweisung für die Welt« und »Gebrauchsanweisung für das Leben«, »In Mexiko«, »Gebrauchsanweisung für Heimat« und »Leben in allen Himmelsrichtungen«. Andreas Altmann lebt in Paris.

»Diese Lektüre tut weh. Vom ersten Satz an. Geht unter die Haut. Ans Herz. Mehr noch an die Nieren.« Badische Zeitung 20130720

»Diese Lektüre tut weh. Vom ersten Satz an. Geht unter die Haut. Ans Herz. Mehr noch an die Nieren.«

»Einer der brillantesten Reiseautoren unserer Tage.«

»Ein schonungsloser Rückblick auf eine deutsche Nachkriegskindheit.«

»Dieses Buch ist grauenhaft, abstoßend, bestialisch und zugleich überwältigend, poetisch, wahrhaftig und so verdammt richtig, dass es kaum auszuhalten ist.«

»Ein schmerzendes Buch (…).«

»Altmann beschreibt erbarmungslos, gnadenlos und schonungslos.«

»Andreas Altmann erzählt von Mißhandlungen, Demütigungen, bigotten Pfarrern und verkappten Nazis. Und wie am Ende aus einem Opfer ein freier Mensch wird.«

»Ein bitteres, ein lesenswertes Buch.«

»Das Buch ist anders, als der brachiale Titel vermuten lässt, und der Autor ist sensibler, als sein Arbeiterführer- Leder- Look suggeriert. Die Schilderungen der väterlichen Gewalt und des mütterlichen Verrats sind erschütternd. Am ergreifendsten aber sind Buch und Lesung, wo er den Abgesang auf die Ehe der Eltern anstimmt.«

»Das sprachgewaltige Buch verbirgt unter der derben Oberfläche aber das zarte Geheimnis von einem, der der Hölle gerade noch entkommen konnte.«

»Altmanns Buch ist keineswegs nur eine Abrechnung mit seinem Vater (…), sondern auch eine Anklage an die katholische Kirche. (…) Das Buch lebt nicht zuletzt von seinem Nachwort, dem Epilog eines Mannes, der noch einmal davongekommen ist.«

»Altmann schreibt direkt, klar und einfach. Er beschönigt nichts. «

»Das Buch ist das Beste und Böseste, was seit Thomas Bernhards ›Auslöschung‹, Franz Xaver Kroetz ›Stallerhof‹ und Martin Sperrs ›Jagdszenen aus Niederbayern‹ auf Alpenländisch zu lesen war über die Abgründe des Menschseins. (…) Sein ›Scheißleben…‹ ist ein Politikum, denn es zeigt den Menschen in der Revolte, der sich gegen das Schweigen behauptet. «

»Erschütternd- und beglückend, denn Altmann befreit sich aus dieser Kindheit und Jugend mit der Magie der Bücher und der Kraft des Reisens und Schreibens.«

»Eine Biografie aus Nachkriegsdeutschland: derb, abrechnend, fesselnd. (…) Unterhalb der rauen Wortoberfläche zeugt ›Scheißleben‹ von Feinfühligkeit, Menschen- und Selbsterkenntnis. (...) Ein gutes Buch übers Schlechte. Und darüber, wie einer gerade noch davonkam. «

»In Schilderungen, die eine solche sprachliche Wucht entfalten, dass sie schon beim Lesen fast psychischen Schmerz verursachen, lässt Altmann seine Kindheit und Jugend wieder aufleben.«

»Altmann präsentiert auf beiläufig 250 Seiten eine Abrechnung mit dem Vater, wie sie in der an Vaterabrechnungen nicht eben armen Literatur selten ist. Ein menschlich, wie literarisch beeindruckender, ja betäubender Amoklauf (…).«

»Ein eindrucksvoller Roman über eine schmerzhafte Menschwerdung und eine Liebeserklärung an die Sprache.«

»Andreas Altmann schreibt in einer Sprache, die sinnlich und reflektiert zugleich ist.«

»Ein großes Buch. Ein poetisches Buch. Eine bittere Abrechnung: mit Krieg und provinzieller Borniertheit, mit Bigotterie und Gewalt. Eine Streitschrift gegen die Lieblosigkeit der Welt. Von einem, der auszog, nachdem er das Fürchten gelernt hatte.«

»Auch Andreas Altmann – Kischpreisträger und reichlich begnadeter Reisereporter – hat lange gebraucht, bis Sprache werden konnte, was seine Scheißjugend war, hat sich gut 20 Jahre therapieren lassen, ist weit weg in die Welt gefahren, um dann doch an den Tatort eines Seelenmordes zurückzukehren.«

»Andreas Altmann hat darüber einen furiosen, blitzgescheiten und anrührenden Text geschrieben, eine Abrechnung mit dem Vater und dem bigotten Altötting, der zeigt, dass es die Sprache und das Schreiben waren, die ihm letztendlich das Leben retteten.«

»Ein wichtiges Buch, in dem der preisgekrönte Reporter, der sonst meist die Menschengeschichten anderer sammelt, sich selbst unter die Haut geht.«

»Eine gnadenlose Abrechnung mit dem gewalttätigen Vater, der hilflosen Mutter und einer verlogenen, bigotten Kleinbürgerwelt.«

»Andreas Altmann schreibt so intensiv und rotzig, so voller Wut und Leidenschaft, im nächsten Atemzug extrem witzig und schön pointiert. Was er schreibt, berührt, verstört und rührt zu Tränen. Ein tolles Buch!«

»Eine fesselnde Anklageschrift – rücksichtlos gegen sich selbst und andere.«

»Die Lektüre ist schwer erträglich, obwohl der Autor sich einer wunderbar präzisen und reflektierten Sprache bedient.«

»Etwas Besseres lässt sich aus einer Scheißkindheit kaum machen.«

»Der Kisch-Preisträger ist sprachlich auf einem Höhepunkt, selbst die schaurigsten Momente schildert er mit großer Poesie. Demütigung und Selbstironie schließen einander nicht aus. Tief berührend ist auch das Nachwort, in welchem der Autor die mühevolle Auferstehung aus dem Hades seiner Jugend beschreibt. Fazit: Ein Buch, das einen Seite für Seite atemlos macht.«

»Ein mitreissendes Buch!«

»Ein furioses Buch. (...) Selten war ein Titel weniger übertrieben (...). Dieser Widerspruchsgeist und sein Sinn für alles Skurrile, sein intelligenter Blick und seine Humanität, machen Altmanns Buch zu einer großartigen und bewegenden Selbstbehauptung.«

Das Faszinierende an Altmanns 'Scheißleben' ist (...) die Sprache, in die der renommierte Reporter seine Jugenderlebnisse gekleidet hat.«

»Altmanns Buch enthält viel schwarzen Humor- und die Erkenntnis: Sogar mit einer verkorksten Kindheit kann man noch was werden.«

Für meinen Bruder, den einen, den Tapferen.
DER KRIEG / Teil eins
1
Als ich zum ersten Mal in Paris lebte, hatte ich meine Wohnung in Deutschland vermietet. Ich war mir nicht sicher, ob mein Umzug nach Frankreich endgültig sein würde. Eines Morgens bestieg ich panikartig den Zug zurück nach M. Meine Untermieterin, so hatte ich nachts per Albtraum erfahren, war dabei, mein Hab und Gut zu ruinieren.
Bis auf wenige Details war alles wahr. Ich klingelte und da stand die junge Frau. Wie immer schön und, wohl zufällig, nackt. Ich sah die Nackte und die Verwüstung. Die verschmierten Wände, das Geschirr im schwarzen Badewannenwasser, die Brandlöcher im Teppichboden, die Fliegen auf der verranzten Herdplatte, die angeschimmelten Lebensmittel, das unbetretbare Klo, die faulen Kartoffeln im Waschbecken, die Weinflecken auf dem Leintuch, ein Berg verstunkener Wäsche, unübersehbar, die fünfzig Quadratmeter waren zum Basislager der Heroinsüchtigen verkommen.
Ich blieb erstaunlich ruhig, forderte Linda auf, sich anzuziehen, kündigte der 23-Jährigen fristlos und trug ihre Sachen hinunter auf die Straße. Zwei Stunden später war ich wieder Alleinmieter. Ich begann aufzuräumen, zuletzt waren es zwei Plastiksäcke voller Müll. Dann checkte ich die Bücherwand. Die einzig verdächtige Lücke fiel mir sogleich auf. "Mein Kampf" von Adolf Hitler fehlte. Aus dem Jahr 1939, mit der Unterschrift des Autors. Natürlich war Linda kein Naziliebchen. Aber wie alle Junkies brauchte sie Geld und mit der Souveränität eines jeden, der ununterbrochen nach Verwertbarem Ausschau hielt, fand sie das einzige Buch, für das es auf dem Flohmarkt mehr als fünfzig Pfennig gab. Etwa viertausend Mark war der damalige Schwarzmarktpreis. Das reichte für mindestens vierzig Spritzen.
Seltsamerweise war mir sofort klar, dass dieses Buch die letzte (physische) Erinnerung an meine Eltern war. Sie hatten es, wie jedes andere Paar in jenen Zeiten, zu ihrer Hochzeit bekommen. Der Verlust stimmte mich froh. Nun war ich alles los, was mich an die beiden erinnerte. Nur um das Geld tat es mir leid, nicht um die Schwarte. Jeder Blick darauf hatte nur Hass ausgelöst. Nicht auf den massenmordenden Verfasser, sondern auf die zwei, die ich damals für das Unglück meines Lebens verantwortlich machte. Dafür gab es Gründe.
2
Ich kam mit einem Verzweiflungsschrei zur Welt. Er stammte von meiner Mutter. Sie sah mein Geschlecht und stieß diesen hysterischen Schluchzer aus. Als Zeichen grausamer Enttäuschung. Für sie war alles Männliche und was wäre männlicher als ein Schwanz Symbol von Niedertracht und Unterdrückung, ja, lebenslänglicher Ernüchterung. Nie war Sex imstande gewesen, sie zu begeistern, sie wegzutragen in einen Zustand seliger Benommenheit. Auch nicht neun Monate zuvor, als ihren Ehemann, meinen Vater, wieder einmal ein Bedürfnis überkam. Und er zufällig seine Frau neben sich fand. Sie ließ es zu, in der wilden Hoffnung, eine Tochter zu gebären: endlich nach drei Söhnen ein Wesen (der Erstgeborene starb kurz nach der Geburt), das keine Insignien der Gewalt mit sich herumtrug. Jetzt kam ich, der insgesamt fünfte Schwanz in der Familie, jetzt war das Maß voll. Jetzt und ich sollte erst viel später davon erfahren verlor sie die Nerven. Kaum war sie allein mit mir im Wochenbett, drückte sie das Kopfkissen auf mich. Lieber töten, als noch einen auszuhalten, der zum Unglück der Welt beitrug. Gerettet hat mich die Hebamme, die rechtzeitig wieder das Krankenzimmer betrat. So kam ich davon. Wenn auch mit der Ahnung im blauen Kopf, nicht willkommen zu sein.
3
Die nächsten vier Jahre sind schnell berichtet. Ich habe nicht die geringste Erinnerung daran. Nur, dass ich " Puppa " genannt wurde, wie Püppchen, wie Puppe. Denn so zeigen es die Fotos und so hat es Mutter später erzählt: Sie steckte mich in Mädchenkleider, um nicht daran erinnert zu werden, dass ich ein Mann werden würde, ein Schwein. Puppa klang mädchenhaft, ich s

Erscheint lt. Verlag 9.10.2012
Reihe/Serie Piper Taschenbuch
Verlagsort München
Sprache deutsch
Maße 120 x 187 mm
Gewicht 242 g
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Literatur Romane / Erzählungen
Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Lebenshilfe / Lebensführung
Geisteswissenschaften Religion / Theologie
Geisteswissenschaften Sprach- / Literaturwissenschaft Literaturwissenschaft
Schlagworte Familie • Gewalt • Gewalt in der Familie; Berichte/Erinnerungen • Jugend • Kindheit • Kirche • Missbrauch • Nachkriegszeit • Nachkriegszeit; Biografien • Nachkriegszeit (nach dem 2. Weltkrieg); Biografien • Provinz
ISBN-10 3-492-30179-7 / 3492301797
ISBN-13 978-3-492-30179-4 / 9783492301794
Zustand Neuware
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