Nicht aus der Schweiz? Besuchen Sie lehmanns.de

Ich muss mit auf Klassenfahrt - meine Tochter kann sonst nicht schlafen! (eBook)

Spiegel-Bestseller
Neue, unglaubliche Geschichten über Helikopter-Eltern

*** 1 Bewertung

eBook Download: EPUB
2018 | 1. Auflage
224 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-1844-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ich muss mit auf Klassenfahrt - meine Tochter kann sonst nicht schlafen! -  Lena Greiner,  Carola Padtberg
Systemvoraussetzungen
9,99 inkl. MwSt
(CHF 9,75)
Der eBook-Verkauf erfolgt durch die Lehmanns Media GmbH (Berlin) zum Preis in Euro inkl. MwSt.
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Sie blockieren die Notaufnahme mit Lappalien, diktieren den Speiseplan der Schul-Mensa oder fordern vorgewärmte Klobrillen für ihre süßen Schätzchen in der Kita: Helikopter-Eltern gehen ihrer Umwelt gehörig auf die Nerven. Rund um die Uhr, völlig unreflektiert. Lesen Sie neue skurrile Anekdoten von Eltern und Hebammen, Erziehern und Lehrern, Ärzten, Trainern und Frisören. Außerdem: Der Helikopter-Wahnsinn in elterlichen Whatsapp-Gruppen.

Lena Greiner, Jahrgang 1981, stammt aus Hamburg. Sie studierte Politikwissenschaft und Internationale Beziehungen in Hamburg, Berlin und Washington, DC. Seit 2013 ist sie Redakteurin beim SPIEGEL, war Leiterin des Ressorts Bildung und verantwortet seit 2019 das Projekt »Globale Gesellschaft« im Auslandsressort.

Lena Greiner, Jahrgang 1981, stammt aus Hamburg. Sie studierte Politikwissenschaft und Internationale Beziehungen in Hamburg, Berlin und Washington, DC. Seit 2013 ist sie Redakteurin bei SPIEGEL ONLINE, war Leiterin des Ressorts Bildung und verantwortet seit 2019 das Projekt "Globale Gesellschaft" im Politikressort.

»Wärmen Sie die Klobrille vor!« Hubschrauber-Einsatz in der Kita

Solange ein Kind zu Hause betreut wird, helikoptert es sich noch ganz leicht. Das Kleinkind wird verwöhnt, und niemand darf es wagen, die Eltern zu kritisieren. Komplizierter wird es für die Heli-Eltern, wenn Prinz oder Prinzessin irgendwann fremdbetreut werden sollen. Denn welche Kita könnte gut genug sein für den eigenen Augapfel? Wer kann garantieren, dass das Kind den gleichen Service erfährt wie zu Hause? Niemand kann das – weil es unmöglich ist. Und das kann Helikopter-Eltern wahnsinnig machen. Sie wollen weiter alles kontrollieren und auch von der Arbeit aus permanent ihre schützende Hand über ihr so verletzliches und ständig gefährdetes Kind halten. Und sie übertreiben es damit manchmal gehörig, wie genervte Erzieher immer wieder berichten. Die Sicherheitsfreaks fordern Überwachungskameras für den Mittagsschlaf, lassen ihr Kind beim Arzt testen, ob es gegen die Billigpflaster aus der Kita allergisch ist, und diskutieren auf dem Elternabend über eine Helmpflicht für Rutschautos und Dreiräder. Die Öko-Fraktion hat Angst vor Gift im Essen und vor Zucker sowieso. Supermarkt-Bio ist ihnen nicht Bio genug, und Geburtstagskuchen gehören generell verboten. Die Kampfhubschrauber unter den Eltern hingegen drohen mit dem Anwalt, wenn ein Erzieher eine Zecke entfernt, wollen Schadensersatz, wenn die Kleidung zerreißt, oder rufen das Jugendamt an, wenn ein Kind in der Gruppe die anderen kneift. Und schließlich sind da noch die überambitionierten Performer – für sie kann es gar nicht genug Förderung geben im Kindergarten. Da wird die Erzieherin zur Rede gestellt, wenn die Kinder im Matsch toben, statt Bogenschwünge zu üben. Und vor dem Ausflug auf den Ponyhof informieren sie sich, auf welcher Rasse die Kleinen sitzen werden – schließlich möchten sie den eleganten Reitstil ihrer Fünfjährigen nicht verderben.

Beim Spielen hört der Spaß auf! Eltern in Angst und Rage

Immer wieder berichten Pädagogen, dass Eltern nicht loslassen können. Das ist nicht nur anstrengend für die Kinder und supernervig für die Erzieher, es muss auch belastend für Helikopter-Eltern selbst sein. Ohne Pause kreisen ihre Gedanken darum, was im Kindergarten schieflaufen könnte. Morgens geben sie nicht nur das Kind, sondern auch eine Checkliste ab, was die Erzieher über den Tag alles beachten sollen, damit auch ja alle Standards eingehalten werden wie zu Hause – und seien sie auch noch so absurd:

Kleidervorschrift

»Wenn die Kinder rausgehen, bitte Johanna die gefütterte Hose UND die Thermohose anziehen, es sollen heute nur elf Grad werden, das ist sonst zu kalt.«

Diätplan

»Ich habe auf dem Essensplan gesehen, dass die Gruppe heute Milchreis bestellt hat. Theo mag keinen Milchreis, könnt ihr ihm bitte sein Essen aus der Tupperdose aufwärmen?«

Verdauungskontrolle

»Malte war heute noch nicht auf Klo, achtet ihr bitte darauf, dass er geht?«

In Kindergärten spricht sich unter dem Personal schnell rum, welche Eltern besonders betreuungsintensiv sind. Das Paradoxe daran: Eigentlich wollen die Eltern ihrem Kind jeglichen Stress ersparen – aber es ist genau ihr Verhalten, das unnötigen Stress im Kindergarten erzeugt. Dabei werden Pädagogen auch heimlich überwacht: »Ich erlebe nicht selten, dass sich Mütter in die Kita schleichen und an der Wand zum Gruppenraum lauschen«, erzählt eine Erzieherin. Und eine Kita-Chefin berichtet, sie habe sich mit den Kollegen dabei abgewechselt, eine Mutter zu betreuen, die von ihrer kontrollsüchtigen Kita-Spionage kaum abzubringen war:

»Schon während der Eingewöhnung erwischten wir sie, wie sie uns und ihre Tochter heimlich durchs Fenster beobachtete. Am nächsten Tag brachte sie einen Phasenprüfer mit, um unsere – natürlich gesicherten – Steckdosen zu überprüfen. Kurzum: Es fiel ihr schwer, unserer Einrichtung Vertrauen zu schenken. In den folgenden drei Jahren fürchtete die Mutter stets, ihre Tochter könne in Gefahr sein oder ungerecht behandelt werden. Immer wieder rief sie an: ›Stimmt es, dass Lina kein Malpapier benutzen darf?‹, ›Stimmt es, dass ein Kind sie bedroht hat?‹, ›Stimmt es, dass Lina keinen Nachtisch bekommen hat?‹ Wir haben uns im Team abgewechselt, wer ans Telefon geht. Immer wieder beschuldigte oder beleidigte sie uns. Da wir aber fürchteten, dass sie ihr Kind bis zur Schule zu Hause behalten würde, und wir schon ihre dritte Kita waren, bissen wir uns um des Kindes willen durch.«

Tja, Spielen ist eben kein Spaß. »Auch wenn sich zwei Dreijährige bloß um eine Schaufel gestritten haben, kommen Eltern am nächsten Tag und wollen einen Bericht über den ›Vorfall‹«, berichtet eine Erzieherin. Eine Kindheit ohne Streit und Frust ist sicher nicht der optimale Weg, um den Umgang mit negativen Gefühlen zu lernen. Doch die Kleinen wachsen auf wie in Watte gepackt und werden permanent um Angst, Traurigkeit oder Schmerz herummanövriert.

Apropos Schmerz: Wussten Sie, dass das eigenmächtige Anbringen eines Pflasters an einem aufgeschürften Knie als Körperverletzung ausgelegt werden kann? Einige Eltern müssen das so gesehen haben, weshalb eine Berliner Kita 2017 dazu überging, im Vorhinein von allen Eltern Einverständniserklärungen für Pflaster einzuholen. Das regte die grüne Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg, Monika Herrmann, so auf, dass sie auf ihrer Facebook-Seite ein Foto der Einverständniserklärung postete und dazu schrieb: »Drehen wir eigentlich alle nur noch am Rad?« Daraufhin entwickelte sich in verschiedenen sozialen Netzwerken eine beachtliche Diskussion über Pflasterallergie und den Umfang von Erster Hilfe. »Bei uns wollte ein Vater ein Pflasterbuch einführen«, erzählt ein Vater, andere nahmen es mit Humor: »Manche bestehen eben auf veganes Bio-Sprühpflaster. Etwas mehr Toleranz bitte.«

Eine Mutter berichtete, sie habe unterschreiben müssen, dass ihr Kind auf Läuse untersucht werden darf, eine weitere hatte erlebt, dass die Kita zur Absicherung gegenüber den Eltern keine Sonnencreme mehr auftrug. Und eine andere erzählt: »Mein Sohn kam neulich mit einem Splitter im Finger nach Hause und fragte: »Mama, was ist Körperverletzung?« Die Erzieherin hatte dem Kind erklärt, sie dürfe ihm nicht helfen, sie riskiere sonst eine Anzeige. Dasselbe gilt übrigens für Zecken:

»Ich organisiere Wald-Kindergeburtstage und bin deshalb als Outdoor-Notfallhelfer ausgebildet. Ich wurde mal angezeigt, weil ich einem Kind eine Zecke entfernt hatte. Der Papa war Anwalt. Kam dann zwar nix mehr hinterher, aber: Traurig finde ich das.«

Die Überwachungshubschrauber unter den Eltern verlangen immer die höchste Sicherheitsstufe für ihr Kind, egal ob beim Baden, Spielen oder Schlafen:

Badeklausel

»Kürzlich maulte ein Anwaltspapa, auf unserer Badeerlaubnis sei nicht eindeutig zu erkennen, dass Erzieher anwesend sind. Als ob wir die Kinder allein zum Strand schicken und in der Zeit Käffchen trinken würden.«

You give me fever

»Ein sechsjähriges Kind hatte leichtes Fieber von 38,4 Grad. Ich rief die Eltern an, um zu fragen, ob sie das Kind etwas eher abholen könnten. Zehn Minuten später standen da: Vater, Mutter, Onkel, Tante und der volljährige Bruder. Alle sehr aufgeregt. Sie sind dann mit dem Kind sofort in die Notaufnahme.«

Profi-Paten

»Die Eltern unseres Patenkinds haben meinem Mann und mir bereits vor der Geburt nahegelegt, einen Erste-Hilfe-Kurs für Kleinkinder zu besuchen. Die Bescheinigung über die Teilnahme sollten wir ihnen vorlegen. Ansonsten könne das Kind nicht alleine bei uns bleiben, was übrigens auch bis heute – das Kind ist inzwischen sechs Jahre alt – nicht passiert ist.«

Kameras in die Kita!

»Mittags legen wir unsere Krippenkinder im Gruppenraum schlafen. Wenn alle eingeschlafen sind, können auch wir Erzieher eine Mittagspause machen und etwas essen. Das Babyphon haben wir immer dabei. Manchmal passiert es aber, dass ein Kind aufwacht und vielleicht auch ein anderes weckt. Das ist kein Drama, allen geht es gut dabei. Trotzdem fordern Eltern regelmäßig, dass wir die Kleinen beim Schlafen mit einer Kamera überwachen und Kinder, die nach und nach aufwachen, sofort aus dem Raum holen, denn: ›Carl hat nachmittags ganz schlechte Laune, wenn er mittags eine halbe Stunde weniger schläft.‹«

Was bringt Helikopter-Eltern dazu, ihre Umgebung derart nach Defiziten abzuscannen? Nur das Negative zu sehen? Für sie ist die Welt voller Gefahren. Sprechen sie über ein Bobby-Car, denken sie an Unfälle. Gehen sie in den Wald, haben sie Angst vor Stöcken und Zecken. Durch Glastüren könnte jemand einen Blick auf ihr Kind werfen, was natürlich verhindert werden muss. Und stellen Sie sich mal vor, die Sonne wagt es, sich kurz hinter dem Mond zu verstecken! Wäre das nicht total traumatisch für ein Kind?

Eine Musikpädagogin wundert sich:

»In der Kita meiner Tochter wurden jetzt die Scheiben der schmalen Glastüren zu den Wickelräumen zugeklebt, weil einige Eltern nicht wollen, dass man bestimmte Körperteile ihrer Kinder sieht. Ich finde das einfach absurd, und es hat für mich nichts mit dem Schutz von Persönlichkeitsrechten zu tun. Es würde mich nicht wundern, wenn genau diese Eltern Fotos ihrer Kinder auf Facebook posten.«

Manchmal fragt man sich, warum sich Eltern für ein bestimmtes Kita-Konzept entscheiden, obwohl es ihr Kind in permanente Lebensgefahr bringt. »Während eines Elternabends in unserer...

Erscheint lt. Verlag 7.9.2018
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga Humor / Satire
Schlagworte Erziehung • Erziehung lustig • Helikoptereltern • Helikopter-Eltern • Kindergarten • Kita • nervige Eltern • Pädagogik Humor • Schülerantworten • Schulkinder • spiegel bestseller • Spiegel Online • spon • Verwöhnte Kinder
ISBN-10 3-8437-1844-X / 384371844X
ISBN-13 978-3-8437-1844-8 / 9783843718448
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Wie bewerten Sie den Artikel?
Bitte geben Sie Ihre Bewertung ein:
Bitte geben Sie Daten ein:

3 Ist das noch lustig?

von , am 03.12.2018

Ich muss mit auf Klassenfahrt, meine Tochter kann sonst nicht schlafen! ist das zweite Buch über Eltern, die es einfach zu gut meinen.

Ob es noch lustig ist, ist eine ernstgemeinte Frage. Ich habe das erste Buch als Hörbuch gehört und konnte nicht länger als maximal dreißig Minuten zuhören. So konnte ich bei der Klassenfahrt das Buch auch nur in kurzen Etappen lesen, sonst hätte ich unter Bluthochdruck gelitten.
Ich frage mich ernsthaft, ob das tatsächliche Geschichten sind, oder ob die die Autorinnen nur erfunden haben, denn so einfältig kann kein erwachsener Mensch sein.
Ich habe selbst noch keine Kinder und bin, zumindest meiner Meinung nach, zwar behütet, aber dennoch mit viel Freiheiten aufgewachsen. Und es hat mir nicht geschadet.

Für mich ist das Buch ein Antiratgeber, ein Buch mit Beispielen, wie ich es nie machen möchte. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass irgendjemand dem Kind damit einen Gefallen tut.

Aber lustig ist es dennoch, von solchen verqueren Situationen zu lesen.
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 4,5 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Die lustigsten Patientengeschichten. Das Buch zum Podcast. Von …

von Ralf Podszus

eBook Download (2022)
riva (Verlag)
CHF 12,65