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Dysarthrie und Dysphagie bei Morbus Parkinson (eBook)

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2016 | 2. Auflage
200 Seiten
Georg Thieme Verlag KG
978-3-13-157882-2 (ISBN)

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Dysarthrie und Dysphagie bei Morbus Parkinson -
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Parkinson ist eine weit verbreitete neurodegenerative Erkrankung, die immer häufiger diagnostiziert wird. Das Sprechen und Schlucken wird im Verlauf der Krankheit in unterschiedlichem Maße beeinträchtigt und von den meisten Therapiemethoden nur geringfügig erfasst. Dieser Band aus der Reihe Forum Logopädie liefert eine grundlegende Einführung in die Therapiemaßnahmen bei Parkinson mit Fokus auf Dysarthrie und Dysphagie. Neben medizinischen und neuropsychologischen Grundlagen werden auch die spezifischen logopädischen Behandlungsansätze ausführlich dargestellt. Die beschriebenen Verfahren sollen Sprech-, Stimm- und Schluckstörungen verringern und zur Verbesserung und/oder Aufrechterhaltung der Kommunikationsfähigkeit beitragen, die auf den möglichst langen Erhalt der sozialen Kontakte abzielt. Die übersichtliche, komprimierte und praxisorientierte Darstellung des Themas macht das Buch zum idealen Nachschlagewerk für die Praxis. Als Behandlungsverfahren wird das Lee-Silverman-Voice-Treatment beschrieben, dessen Wirksamkeit durch Therapiestudien belegt ist. Jederzeit zugreifen: Der Inhalt des Buches steht Ihnen ohne weitere Kosten digital in der Wissensplattform eRef zur Verfügung (Zugangscode im Buch). Mit der kostenlosen eRef App haben Sie zahlreiche Inhalte auch offline immer griffbereit.

Adelheid Nebel, Günther Deuschl: Dysarthrie und Dysphagie bei Morbus Parkinson (Forum Logopädie) 1
Reihe „Forum Logopädie“ (Herausgegeben von Dietlinde Schrey-Dern und Norina Lauer) 3
Innentitel 4
Impressum 5
Vorwort der Herausgeberinnen 6
Vorwort zur 1. Auflage 7
Vorwort 8
Anschriften 9
Inhaltsverzeichnis 11
Teil 1 Grundlagen 18
1 Klinik, Pathophysiologie und Therapie des Morbus Parkinson 19
Einleitung 19
Klinik 19
Klinische Symptome 19
Differenzialdiagnose 21
Komplikationen 22
Pathophysiologie 23
Neuroanatomische Lokalisation 23
Ätiologie 24
Pathogenese 24
Therapie 26
Neuroprotektive Therapien 27
Symptomatische Therapien 27
Praktischer Einsatz verschiedener Therapiemethoden 28
Literatur 29
2 Neuropsychologische Störungen bei Morbus Parkinson 30
Symptome neuropsychologischer Störungen 30
Auswirkungen auf Lernprozesse 32
Bedeutung für die Dysarthrietherapie 33
Ätiologie und Pathogenese der neuropsychologischen Störungen 34
Milde kognitive Beeinträchtigung 35
Demenz und idiopathisches Parkinson-Syndrom 37
Parkinson-Demenz und Alzheimer-Demenz 37
Diagnosekriterien 37
Prävalenz 38
Tests und Skalen 38
Literatur 39
3 Auswirkungen des Morbus Parkinson auf die Lebensqualität von Patienten und Angehörigen 40
Lebensqualität 40
Beeinträchtigungen aufgrund motorischer Symptome 40
Beeinträchtigungen aufgrund nicht motorischer Symptome 40
Beeinträchtigung aufgrund dysarthrischer Symptome 41
Verbale und nonverbale Kommunikation 42
Alters-/Geschlechtsunterschiede 42
Erfassung der Lebensqualität 42
Therapeutische Interventionen 43
Depressive Störungen 44
Klinik und Prävalenz 44
Kognitive Auswirkungen depressiver Störungen 46
Auswirkungen auf kommunikatives Verhalten 46
Therapeutische Optionen 47
Verhaltensstörungen 47
Impulskontrollstörung 47
Punding 48
Dopaminerges Dysregulationssyndrom 49
Diagnostik von Verhaltensstörungen 49
Angehörige 49
Lebensqualität Angehöriger 49
Erfassung der Lebensqualität 51
Beratung und psychologische Interventionen 52
Literatur 53
Teil 2 Dysarthrie des Morbus Parkinson 56
4 Dysarthrie des Parkinson-Syndroms – klinische Befunde, instrumentelle Daten 57
Einleitung 57
Syndrom der hypokinetischen Dysarthrie 57
Merkmals-Cluster der Parkinson-Dysarthrie 57
Vorkommenshäufigkeit von Sprechauffälligkeiten 58
Respiratorische Funktionen und Sprechatmung 59
Klinische Beobachtungen 59
Instrumentelle Untersuchungen 59
Phonation 60
Tonlage, Stimmqualität und -volumen 60
Stimmtremor 62
Artikulatorische Diadochokinese 63
Sprechgeschwindigkeit 64
Präzision der Lautbildung 66
Prosodie 70
Komponenten der Prosodie 70
Kommunikative Dimensionen der Prosodie 70
Beeinträchtigungen von „Speech Fluency“ und kognitiver Kontrolle beim Sprechen 71
Sprechinitiierung und Zeitverarbeitung 71
Iterative Phänomene und Palilalie 72
Stotterähnliche Unflüssigkeiten 72
Beeinträchtigungen präartikulatorischer Verarbeitungsebenen der Sprachproduktion 73
Literatur 74
5 Physiologie und zentralnervöse Organisation des Sprechens und deren Veränderung unter Morbus Parkinson 77
Physiologie: Sprechen als erlernte motorische Aktivität 77
Funktionskreise des Sprechens 77
Segmentale und rhythmisch-prosodische Aspekte des Sprechens 79
Sensorische Mechanismen 80
Domänenspezifische Organisation der Sprechmotorik 81
Funktionelle Neuroanatomie des Sprechens 83
Motorkortikales und subkortikales sprechmotorisches Netzwerk 83
Anteriore Sprachregion: Planung und Programmierung von Sprechbewegungen 86
Mesiofrontales kortikales Sprechantriebs- und Initiierungssystem 86
Sprechen und die motorischen Pathomechanismen des Morbus Parkinson 87
Pathomechanismen der Parkinson-Erkrankung 87
Motorische Parkinson-Zeichen und die Parkinson-Dysarthrie 87
Weitere Störungsmechanismen 89
Literatur 91
6 Auswirkungen von Medikamenten und Tiefer Hirnstimulation (THS) auf die Dysarthrie 93
Einleitung 93
Dysarthrie unter medikamentöser Behandlung 93
L-Dopa 93
Weitere Präparate 96
Zusammenfassung 96
Dysarthrie unter stimmverbessernden Eingriffen 97
Dysarthrie unter der Tiefen Hirnstimulation (THS) 97
Zielgebiete 97
Skalen und Untersuchungszeitpunkt 98
Veränderungen der Dysarthrie 99
Zusammenfassung 100
Literatur 100
7 Methoden der Diagnostik und Evaluation der Dysarthrie des Morbus Parkinson 102
Einleitung 102
Nicht evaluierte und nicht standardisierte Untersuchungsverfahren 102
Evaluierte Testverfahren 102
Selbsteinschätzung 102
Akustische Analyseverfahren 103
Physiologische und aerodynamische Untersuchungsmethoden 103
Frenchay-Dysarthrie-Untersuchung 103
Beschreibung des Verfahrens 103
Bewertung 104
Aachener Materialien zur Diagnostik neurogener Sprechstörungen (AMDNS) 104
Beschreibung des Verfahrens 105
Bewertung 105
Bogenhausener Dysarthrieskalen (BODYS) 107
Beschreibung des Verfahrens 107
Bewertung 107
Münchner Verständlichkeitsprofil (MVP) 107
Beschreibung des Verfahrens 108
Bewertung 108
Untersuchungsbogen neurologisch bedingter Sprech- und Stimmstörungen (UNS) 108
Beschreibung des Verfahrens 109
Bewertung 109
Voice Handicap Index (VHI) 109
Beschreibung des Verfahrens 109
Bewertung 110
Akustische Beurteilung des Sprechens 110
Perzeptive Methoden 110
Akustische Analyseverfahren 110
Signalanalyseprogramme 110
Signalverarbeitungsprogramme 111
Apparative Untersuchung isolierter Teilaspekte des gestörten Sprechens 111
Apparative, invasive Diagnostik einer gestörten Phonation 111
Untersuchung der Atmung 112
Weitere Verfahren 112
Literatur 113
8 Methoden der Dysarthrietherapie: Literaturüberblick 114
Anhaltspunkte der Methodenwahl 114
Leitsymptome der hypokinetischen Dysarthrie 114
Schlussfolgerungen für die Sprechtherapie 114
Evidenzlevel: Metastudien – Fallstudien 116
Metastudien und Reviews zu sprachtherapeutischen Verfahren 116
Fallstudien – Expertenmeinung 117
Gruppentherapie, Teletherapie 117
Therapiebedingungen 117
Früher Therapiebeginn 117
Hohe Therapiefrequenz – repetitives Üben 118
Reduktion expliziter Therapieinhalte 118
Transfer 119
Feedback und Hilfsmittel 119
Instrumentelle, feedbackgestützte Trainingsmethoden 119
Instrumentelle Sprechhilfen 120
Kommunikationshilfen: Sprachschallverstärker 121
Therapieerfolg – Verständlichkeit und Teilhabe 122
Literatur 123
9 Behandlung nach dem Lee Silverman Voice Treatment 126
Einleitung 126
Studienlage 126
Auswirkungen des LSVT LOUD auf die Lautstärke 127
Auswirkungen der Lautstärkesteigerung auf das sprechmotorische System 127
LSVT LOUD im Vergleich zu anderen Therapieformen 128
Einfluss auf die Mimik 129
LSVT LOUD für Patienten mit atypischem Parkinson-Syndrom 129
LSVT LOUD für Patienten mit Tiefer Hirnstimulation 129
Entstehung des LSVT LOUD 129
Grundprinzipien 130
Neurologische Aspekte 131
Atem- und stimmphysiologische Aspekte 131
Lerntheoretische Aspekte 132
Befunderhebung 132
Logopädische Diagnostik 132
Fremdbeurteilung 133
Therapie 133
Grundübungen 133
Sprechübungshierarchie 135
Hausaufgaben 135
Transfer 135
Nachsorge 136
Neue technische Entwicklungen des LSVT LOUD 136
LSVT BIG 137
Diskussion 138
Übertragungseffekte 138
Neuroplastizität 138
Therapiebeginn 138
Übertragbare Erfolge 138
Nebenwirkungen 139
Literatur 139
Teil 3 Dysphagie des Morbus Parkinson 142
10 Dysphagien und assoziierte Störungen – klinische Anatomie und Physiologie, pharmakologische und chirurgische Interventionsmöglichkeiten 143
Einleitung 143
Definition 143
Zentralnervöse Steuerung des Schluckens 144
Hirnnerven 144
Hirnstamm 145
Großhirn 146
Autonomes Nervensystem 147
Pathoanatomie und Pathophysiologie parkinsonassoziierter Dysphagien 147
Pathoanatomie 147
Pathophysiologie 149
Dysphagien – Häufigkeit und Störungsmuster 150
Häufigkeit 150
Dysphagische Störungsmuster 150
Medikamentöse und chirurgische Interventionen bei Dysphagien 152
Dopaminerge Medikation 152
Stereotaktische Interventionen am Gehirn 153
Interventionen bei Öffnungsstörungen des oberen Ösophagussphinkters 153
Vermehrter Speichelfluss 154
Gewichtsverlust und Malnutrition 155
Literatur 156
11 Methoden der Diagnostik und Evaluation der Dysphagie bei Morbus Parkinson 158
Klinische Diagnostik 158
Einleitung 158
Klinische Diagnoseverfahren 158
Flexible endoskopische Evaluation des Schluckakts 161
Untersuchungsablauf und spezielle Befunde bei Parkinson-Syndromen 162
Therapeutische Aspekte für Parkinson-Syndrome 165
Radiologische Diagnostik 166
Diagnostisches Spektrum 166
Veränderungen des Schluckablaufs bei Morbus Parkinson 166
Klassifizierung und Quantifizierung der Aspirationsepisoden 169
Radiologische Therapieplanung 170
Gastroenterologische Diagnostik 171
Anamnese 171
Endoskopie 171
Ösophagusmanometrie 173
Zusammenfassung 176
Literatur 177
12 Behandlungsverfahren der Dysphagie bei Morbus Parkinson 179
Evidenzbasierte Verfahren 179
Sensorische Stimulation 179
Restituierende Verfahren 180
Bewegungsübungen 181
Kompensatorische Verfahren 182
Schluckmanöver 182
Kostanpassung 183
Anpassung des Essens 183
Anpassung des Trinkens 185
Medikamenteneinnahme 185
Sondenernährung 186
Zusätzliche Empfehlungen 186
Literatur 187
Teil 4 Anhang 190
13 Hilfsmittel – PC-Programme – Apps 191
Dysarthrie 191
Für Therapeuten 191
Dysphagie 191
Therapeutensuche 191
Internetadressen 191
14 Abkürzungen 192
15 Glossar 194
Sachverzeichnis 197

1 Klinik, Pathophysiologie und Therapie des Morbus Parkinson


G. Deuschl

1.1 Einleitung


Die Parkinson-Erkrankung wurde im Jahr 1817 durch James Parkinson erstmals beschrieben und nach diesem von Charcot am Ende des 19. Jahrhunderts benannt. Ursache des Morbus Parkinson ist der Untergang von dopaminergen Zellen in der Substantia nigra, dem schwarzen Kern, der im Hirnstamm liegt und dessen Axone in die Basalganglien projizieren. Friedrich Lewy gelang ein Einblick in die Natur der Erkrankung, als er 1912 die für die Erkrankung typischen Lewy-Einschlusskörperchen in Nervenzellen der Substantia nigra und anderer Kerne erstmals beschrieb. 1960 schlossen Hornykiewicz und Ehringer, dass Dopamin der Neurotransmitter der untergegangenen Zellen ist, da dieser Stoff bei der Erkrankung in den Zielgebieten der Axone dieser Neurone fehlte ▶ [1].

Morbus Parkinson gehört zu den häufigen neurodegenerativen Erkrankungen. Die Prävalenz, d.h. die Zahl der Erkrankten in der Population, liegt im Mittel bei 115–200 pro 100000, woraus sich eine Gesamtzahl der Parkinson-Kranken in Deutschland von ca. 200000 errechnen lässt. Mit zunehmender Veränderung der Alterspyramide ist auch eine Zunahme der Prävalenz zu erwarten, weil die Häufigkeit der Erkrankung deutlich altersabhängig ist: Nur 1,3 pro 100000 der unter 45-Jährigen, aber 1200 pro 100000 der Menschen zwischen 75 und 85 Jahre sind von der Erkrankung betroffen. Im Moment wird geschätzt, dass es bereits 250000 Parkinson-Kranke gibt und bis 2050 wird sich deren Zahl auf 400000–500000 erhöhen ▶ [2].

1.2 Klinik


1.2.1 Klinische Symptome


1.2.1.1 Kardinalsymptome

Die klinische Symptomatik betrifft motorische und nicht motorische Symptome.

Merke

Alle diagnoserelevanten Kernsymptome sind motorisch, obwohl schon zu ganz frühen Zeitpunkten im Laufe der Erkrankung nicht motorische Symptome auftreten können.

Die typischen motorischen Symptome sind:

  • Bradykinese

  • Rigor

  • Tremor

  • posturale Störungen

Bradykinese Die Bewegungsverlangsamung (Bradykinese, Akinese) tritt zunächst über eine Reduktion der spontanen Motorik als mimische Starre auf. Bei den Handbewegungen macht sich häufig die Mikrografie bemerkbar oder es sind feinmotorische Tätigkeiten gestört, wie die Benutzung eines Schraubenziehers. Die Patienten klagen darüber, dass sie sich nicht mehr spontan im Bett drehen können. Bei der Untersuchung in frühen Phasen fällt auf, dass die Patienten eine Seite beim Gehen nicht mitschwingen. Später kann plötzlich der Gang einfrieren (Freezing) oder sie haben Schwierigkeiten, den Gang zu initiieren. Oft bleiben sie plötzlich stehen, wenn sie durch eine Tür gehen wollen.

Rigor Der Rigor führt zu verminderten Mitbewegungen beim Gehen. Beim Durchbewegen einer Extremität kommt es zu einer wächsernen Tonuserhöhung, die beim Vorliegen eines hochfrequenten Tremors auch als zahnradartige Tonuserhöhung getastet wird. Bedingt durch den Rigor überwiegen die Beugemuskeln, was besonders deutlich wird durch die spontane Beugehaltung von Armen, Hand- und Kniegelenken. Der Patient steht und geht deshalb mit gebeugtem Oberkörper, angewinkelten Armen sowie mit flektierter Hüfte und gebeugten Knien.

Tremor Der Tremor manifestiert sich als Ruhetremor zwischen 4 und 6Hz, der typischerweise beim Rückwärtszählen mit aufgelegten Armen zunimmt und der abnimmt, wenn die Patienten mit den Händen Willkürbewegungen durchführen. Er ist häufig auch beim Gehen zu sehen. Es gibt aber auch Tremormanifestationen, die bei Willkürbewegungen bestehen können.

Posturale Störung Das vierte Kardinalsymptom ist die posturale Störung, die sich zunächst in einer Störung der Haltungsreflexe manifestiert. Wenn die Patienten angestoßen werden, kompensieren sie nicht wie ein Gesunder durch eine harmonische Flexions- und Extensionsbewegung des Körpers, sondern sie reagieren „en bloque“ und verhindern dann mit Trippelschritten der Beine das Umfallen.

1.2.1.2 Nicht motorische Symptome

Es gibt eine breite Palette sog. nicht motorischer Symptome. Sie umfassen:

  • kognitive Störungen

  • emotionale Störungen

  • autonome Störungen

Diese Symptome sind oft schwerwiegend und können erheblich zu Beeinträchtigungen der Lebensqualität beitragen. Sie bedürfen der genauen Analyse und entsprechenden therapeutischen Antworten.

Besonders häufig sind Schlafstörungen, die durch die Erkrankung, aber auch durch Medikamente oder die Komplikationen der Erkrankung bedingt sein können.

Vielfach treten Apathie, Depression und Angststörungen sowie Halluzinationen auf. Sie sind sowohl durch die Erkrankung als auch durch die Behandlung induziert und werden in Kap. ▶ 3 genauer dargestellt.

Schließlich klagen die Patienten über sexuelle Funktionsstörungen und Blasenfunktionsstörungen. Oftmals liegt bei Männern eine Erektionsstörung und bei Frauen eine verminderte Libido vor, obwohl bei manchen, meist jüngeren Patienten die dopaminerge Behandlung eher eine Libidosteigerung bewirken kann. Die Blasenstörung ist typischerweise eine Dranginkontinenz: Wenn der erste Wunsch, zur Toilette zu gehen, bemerkt wird, müssen die Patienten sehr rasch urinieren, sonst kommt es zur Inkontinenz.

Schmerzen sind ein häufiges Symptom der Parkinson-Erkrankung und hängen oft mit dem vermehrten Rigor und der damit verbundenen Daueranspannung der Muskulatur zusammen. Möglicherweise gibt es unabhängig davon jedoch zentralnervöse Schmerzursachen. Auch Sensibilitätsstörungen sind beschrieben, die aber nur milde sind und vor allem den Bereich der Verarbeitung der sensiblen Information betreffen. So ist etwa das Schätzen von Gewichten bei der Krankheit gestört, weil die Rückmeldung von peripheren Rezeptoren fehlerhaft verarbeitet wird.

1.2.1.3 Präsymptomatische Phase

Von besonderem Interesse ist die präsymptomatische Phase der Erkrankung, d.h. der Zeitraum unmittelbar vor Beginn der klinisch sichtbaren Symptome.

Merke

Besonders in dieser ganz frühen Phase würde man gerne neuroprotektive Therapien einsetzen, um die Erkrankung gar nicht erst ausbrechen zu lassen, und später, um ihr Fortschreiten zu verlangsamen.

Epidemiologische Studien konnten zeigen, dass wahrscheinlich bis zu 90% der Patienten unter einer Störung der Riechfunktion leiden ▶ [3]. Dabei ist sowohl die Geruchsempfindung als auch die Unterscheidung von Gerüchen betroffen. Ein zweites Frühsymptom kann die sog. REM-Verhaltensstörung (REM: Rapid Eye Movement) sein. Sie ist dadurch gekennzeichnet, dass die normalerweise vorhandene Muskelatonie beim REM-Schlaf entfällt. Daher agieren die Patienten Träume aus und es kommt nicht nur zum Sprechen im Traum, sondern sie schlagen um sich und können damit den Bettpartner verletzen. Ein weiteres Symptom, das allerdings nur geringe diagnostische Bedeutung hat, ist die Konstipation. Es ist gezeigt worden, dass Menschen, die weniger als 1-mal täglich Stuhlgang haben, ein 3-fach erhöhtes Risiko für die Erkrankung aufweisen.

1.2.1.4 Unterschiedliche Verlaufsformen

Die idiopathische Parkinson-Krankheit kann unterschiedliche Verlaufsformen annehmen. Prognostisch haben Patienten mit im Vordergrund stehendem...

Erscheint lt. Verlag 23.11.2016
Reihe/Serie Forum Logopädie
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Psychologie Klinische Psychologie
Medizin / Pharmazie Gesundheitsfachberufe
Medizin / Pharmazie Medizinische Fachgebiete Psychiatrie / Psychotherapie
Sozialwissenschaften Pädagogik
Schlagworte Dysarthrie • Dysphagie • Hypokinetische Dysarthrie • Lee-Silverman-Voice-Treatment • Morbus Parkinson • Schluckstörungen • Sprechstörungen
ISBN-10 3-13-157882-3 / 3131578823
ISBN-13 978-3-13-157882-2 / 9783131578822
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