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"Alles gegen die Berliner - immer!"

eine Zeitreise in den West-Berliner Fußball der 1970er-Jahre

(Autor)

Buch | Softcover
262 Seiten
2024 | 1. Erstauflage
Arete Verlag
978-3-96423-123-9 (ISBN)
CHF 27,95 inkl. MwSt
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In kaum einem Jahrzehnt lag im West-Berliner Fußball Dramatik, Begeisterung, Enttäuschung, Auf- und Abstieg so nah beieinander wie in den 1970er-Jahren. In beinahe jeder Saison gab es für die Berliner Fußball-Fans Spannung und Herzinfarkt-Atmosphäre bis zum letzten Spieltag. DFB-Pokalendspiele und aufregende Europapokal-Abende mit Hertha BSC, Auf- und Abstiegskämpfe mit Tennis Borussia in der Bundesliga, Endspiele um Deutsche Meisterschaften mit Hertha 03 Zehlendorf.1975/76 rangen gar vier Berliner Vereine im Profifußball um die Gunst des Publikums: Hertha BSC in der Bundesliga, Tennis Borussia, Wacker 04 und der Spandauer SV in der damaligen Zweiten Liga Nord - einmalig. Wenig verwunderlich daher, dass dieser Zeitabschnitt für viele West-Berliner unvergesslich ist. Zugleich gab es eine enorme Identifikation der Berliner mit ihren Teams, was sicherlich auch daran lag, dass viele Akteure ihren Vereinen lange treu blieben: Norbert Stolzenburg, Jürgen Schulz, Uwe Kliemann, Erich Beer, Lorenz Horr, Michael Sziedat oder "Hanne" Weiner, um nur einige zu nennen, haben in ihren Vereinen Legendenstatus. Auch das unerfreulichste Kapitel des Berliner Fußballs wird nicht ausgespart: Der Bundesligaskandal - und das sogar aus ganz persönlicher Betroffenheit des Autors bzw. seines Vaters. Saison für Saison wird jeweils ein Berliner Höhepunkt detailliert unter die Lupe genommen, dazu vermitteln Kommentare und Zitate aus Presse, Funk und Fernsehen das Gefühl einer kleinen Zeitreise durch die Fußball-Welt der Siebziger Jahre.

Oliver Kellner, Jahrgang 1963, erlebte die 1970er-Jahre hautnah im Olympia-, Post- oder Mommsenstadion. Aber auch die Berliner Amateurplätze waren ihm keinesfalls fremd, was wenig verwunderlich ist, hütete doch sein Vater über viele Jahre die Tore von Hertha 03 Zehlendorf, Tennis Borussia und Hertha BSC. Die Einstellung seiner Großmutter, die gegenüber dem Zehlendorfer Ernst-Reuter-Stadion wohnte und mit der er in jungen Jahren die Spiele besuchte, hat ihn bis heute geprägt. Er hielt allen Berliner Vereinen die Daumen - er dachte berlinerisch!

Kapitel 1: „Kein Vertrauen, diese Leute“
Ein Deutscher Meistertitel zum Auftakt der 70er Jahre (1970)

Kapitel 2: „An Canellas haben wir nicht gedacht“
Der Bundesligaskandal (1971)

Kapitel 3: „Um 20:20 Uhr war die Sensation perfekt“
Erfolgreiche Aufstiegsrunde zur Bundesliga (1974)

Kapitel 4: „Vielen Dank für schöne Stunden“
Erstmals zwei Berliner Bundesligisten (1974/75)

Kapitel 5: „So fit waren wir nie wieder!“
TeBes Rückkehr ins Oberhaus (1975/76)

Kapitel 6: „Dann gehst Du zu Beckenbauer und sagst ihm: Du hast doch keine Ahnung!“
Tennis-Borussia begeistert – und steigt dennoch ab (1976/77)

Kapitel 7: „Alles gegen die Berliner – immer!“
Hertha im doppelten DFB-Pokalfinale (1976/77)

Kapitel 8: „Wer nicht dabei war, konnte es kaum glauben“
Mit Kuno Klötzer zurück in die Erfolgsspur (1977/78)

Kapitel 9: „Was fehlte: Das 3:0!“
Eine „Pokalmannschaft“ tanzt auf zwei Hochzeiten (1978/79)

Kapitel 10: „Dramatischer hätte ein WM-Finale kaum sein können“
„Kleine“ Hertha aus Zehlendorf scheitert zweimal nur knapp (1978/79)

Kapitel 11: „Zwei lumpige Tore“
Herthas unglücklicher Abstieg (1979/80)

Nachspielzeit

„Man muss es bis nach Spandau gehört haben: „Hi – Ha – Ho – Bayern ist k.o.!“ 80.000 Berliner freuten sich im Olympiastadion über den 4:1-Sieg von Hertha BSC gegen den Deutschen Meister Bayern München“ – Heinz Beyer in der Berliner Morgenpost vom 2. Februar 1975 Nicht erst die Unterbrechung der Fußball-Bundesliga durch die Corona-Pandemie weckte bei vielen Fußballfreunden Nostalgie-Gefühle. Die Mediatheken von ARD und ZDF versorgten im Frühjahr 2020 die Zuschauer mit Sport-Sendungen und Aufzeichnungen herausragender Spiele vergangener Tage nicht nur, um die in der fußballlosen Zeit entstandenen Sende-Lücken zu füllen, sondern es bestand schon weit vorher eine Nachfrage. Auch Werder Bremens Stadionsprecher, Journalist und Moderator Arnd Zeigler („Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs“, WDR) registrierte in diesen Tagen, Wochen und Monaten ein gesteigertes Interesse an der Fußball-Vergangenheit, wobei der Schwerpunkt auf den 70er-Jahren lag, wie er in einer seiner ersten Sendungen während der Fußball-Pause erwähnte. Das verwunderte kaum, wurde doch in diesem Jahrzehnt genau das geboten, wonach sich ein Großteil der Fans seit Jahren vermehrt (zurück-)sehnt: „Fußball pur.“ Welch Glück für mich, geboren 1963 in Berlin-Zehlendorf, meine Begeisterung für diese Sportart just in dieser Zeit entdecken zu dürfen. Ich besuchte in Berlin die Spiele von Tennis-Borussia ebenso gern, wie ich leidenschaftlich mit Hertha BSC im Olympiastadion mitfieberte. Für den, der Fußball wirklich liebt, ist das trotz der damaligen Rivalität der beiden Vereine durchaus kein Widerspruch. Ich fuhr zur Neuendorfer Straße nach Spandau, zum Wackerweg nach Reinickendorf, verfolgte Spiele am gefürchteten Spandauer Ziegelhof und im alten, längst abgerissenen Neuköllner Stadion. Ich pilgerte ins Moabiter Post- wie ins Charlottenburger Mommsenstadion, in den Anfangsjahren immer an der Seite meiner Großmutter. Sie war es, die meine Begeisterung für den Fußball erst entfachte, und ohne sie hätte ich die Sportplätze West-Berlins als Knirps wohl kaum gefunden. Hertha BSC, Tennis-Borussia oder Wacker 04, das spielte für sie (und mich) keine Rolle. Im Berliner Raum hielten wir zur „kleinen“ Hertha aus Zehlendorf, aus der so viele großartige Talente wie Pierre Littbarski, Christian Ziege oder zuletzt Antonio Rüdiger hervorgingen. Wen wundert’s, wohnte sie doch genau gegenüber dem Ernst-Reuter-Stadion, in dem ihr Sohn (mein Vater) regelmäßig im Tor der Regionalliga-Mannschaft stand – wie später noch bei Tennis-Borussia und Hertha BSC. Ihre Einstellung, allen West-Berliner Vereinen die Daumen zu drücken, hat mich geprägt – bis heute. Als nach der Heim-Weltmeisterschaft 1974 die Stadt Berlin erstmals mit Hertha BSC und Tennis-Borussia zwei Bundesligisten stellte, unterstützten wir beide Erstligisten. Die große Hertha in ihrem Kampf um die Bundesliga-Spitze, die Charlottenburger Veilchen in ihrem Bemühen, den Abstieg zu vermeiden. Beim ersten Aufeinandertreffen im November 1974 galten viele – auch unsere – Sympathien im mit 75.000 Zuschauern voll besetzen Olympiastadion zunächst dem Außenseiter. Erst nach Herthas Führungstreffer schwenkten viele um – wir nicht. Im Rückspiel besaßen die Veilchen keine Hoffnung mehr, die Klasse zu halten, so freuten sich die Berliner – und auch wir – über Herthas 2:1-Sieg, der den Funken Hoffnung auf die Meisterschaft noch ein wenig glimmen ließ. Viel mehr noch galt das für die Spielzeit 1976/77, als sich Aufsteiger TeBe mit Neuzugang und Publikumsliebling Benny Wendt in die Herzen der Berliner spielte und für einige Wochen Hertha BSC sogar den Rang in der Zuschauergunst ablief. So pragmatisch wie wir verhielten sich in den 70er Jahren nicht wenige Berliner. Sie gönnten einfach demjenigen die Punkte, der sie dringender benötigte. Man dachte damals noch „berlinerisch“. Dieses Buch soll keineswegs eine historisch vollständige Aufarbeitung der Vereinsgeschichten von Hertha BSC oder Tennis-Borussia in diesem Jahrzehnt darstellen. Mein Augenmerk richtete sich ausschließlich auf die (West)-Berliner Höhepunkte der 70er Jahre, bot doch dieses Jahrzehnt so viel Spannendes, Dramatisches und Aufregendes. Meine Konzentration galt folglich mal einer spannenden Bundesliga-Saison, mal einem herausragenden Jahr im DFB-Pokal oder einer Spielzeit im Europapokal. So detailliert wie nur irgend möglich wollte ich all die Emotionen, Spielerstimmen sowie sub- und objektive Eindrücke vom Rand der Spiele festhalten – ergänzt um historische Kommentare der Fernsehreporter Heinz Deutschendorf, Jochen Sprentzel oder Wolfgang Mönch. Dabei galt den Berliner Journalisten der damaligen Epoche meine besondere Aufmerksamkeit. Die Brüder Lutz und Rudi Rosenzweig, die für die Berliner Tageszeitung Der Abend bzw. für die Fußball-Woche den Weg der Berliner Vereine verfolgten, aber auch Heinz Beyer und Günter „Micky“ Weise von der Berliner Morgenpost waren für mich als junger Fußball-Fan in den 70er Jahren meine ständigen virtuellen Begleiter – ebenso wie Albin „Sprotte“ Neuendorf, Joachim Witte oder Michael Lion. Entsprechend häufig zitiere ich ihre Meinungen, Urteile und Einschätzungen. Es ist zugleich eine Würdigung ihrer Arbeit in dieser Zeit. Dabei wird deutlich, wie sehr sich die Sprache der Sportberichterstattung im Laufe der Jahre verändert hat. Ihre Sprache war blumig, lebendig, stilistisch geschliffen, kunstvoll und kam dennoch präzise auf den Punkt. Sie fingen die Atmosphäre und Reaktionen im Stadion ein, analysierten die Spiele, warfen einen Blick voraus, gaben Hoffnung und lieferten fundierte Argumente und Fakten, warum sie die jeweiligen Dinge so sahen und warum die Spiele so liefen und nicht anders. Dabei vermieden sie einseitige Schwarzmalerei nach Niederlagen genauso wie das Verklären durch die rosarote Vereinsbrille nach Erfolgen. Ihre Texte wirken keineswegs angestaubt, sondern emotional, frisch und begeisternd wie schon vor gut vierzig Jahren. Herthas Vizemeisterschaft 1975, drei aufregende DFB-Pokalendspiele, glorreiche Auf- wie tragische Abstiege in und aus der Ersten Bundesliga, ein dramatisches Halbfinale im UEFA-Cup, drei Zweitligisten in einer Saison, eine Deutsche Junioren-Meisterschaft, der Bundesliga-Skandal sowie ein Finale um die Deutsche Amateurmeisterschaft. Der Berliner Fußball bot in diesen zehn Jahren beinahe in jeder Spielzeit einen Höhepunkt. Wenn auch den Berliner Mannschaften und ihren Fans die großen Triumphe verwehrt blieben, so sind sich doch rückblickend alle einig: Spannend war’s immer. Die Namen der Akteure aus diesen Tagen sind heute noch jedem Berliner Fußball-Fan präsent, der die Spiele einst live und hautnah auf harten Holzbänken in nur zum Teil überdachten Stadien verfolgt hat: Erich „Ete“ Beer, Volkmar Groß, Benny Wendt, Norbert „Stolle“ Stolzenburg, Norbert Nigbur, Pierre „Litti“ Littbarski, Ludwig „Luggi“ Müller, Ditmar Jakobs, Hans „Hanne“ Weiner, Michael Sziedat, Karl-Heinz „Ellis“ Granitza, Uwe „Funkturm“ Kliemann und noch viele mehr. Wie war es zu dieser Zeit um die Fernsehlandschaft bestellt? Wurde von allen Spielen berichtet? Welche Bedeutung besaß das Radio, und wie beeinflusste es die Stimmung im Stadion? Was wurde in den Kurven gesungen, und wie waren die Fans gekleidet? Gab es bereits Merchandising? Programmhefte? Konnte man außerhalb des Stadions den Spielstand anhand der Atmosphäre erkennen? Durfte man sitzen, wo man wollte oder gar den Platz während des Spiels wechseln? Gab es organisierte Auswärtsfahrten und welche Strapazen mussten die Anhänger in Zeiten des „kalten Krieges“ auf sich nehmen? Bei der Beschreibung des „Bundesliga-Bestechungsskandals“ habe ich lange mit mir gerungen. Zum einen schien mir dazu eigentlich alles schon in anderen Veröffentlichungen geschrieben, jährten sich doch 2021 die Ereignisse zum 50. Mal. Zum anderen war es aus Berliner Sicht wahrlich kein erfreuliches Kapitel. Trotzdem war mir vieles im Detail noch nicht vollständig klar, obwohl ich dazu fast alles gelesen habe. Was lag da also näher, als mit meinem Vater darüber zu sprechen, der als Auswechselspieler von Hertha BSC hautnah dabei war. Wir haben über diesen kurzen Abschnitt seines Lebens nie wirklich diskutiert. Dieses Buch war der Anlass, ihn doch zu befragen. Es wurde ein spannender Nachmittag, den ich fast ungekürzt wiedergebe. Dieses Kapitel unterscheidet sich somit im Stil recht deutlich von den anderen. Der Titel dieses Buches („Alles gegen die Berliner – immer!“) stammt von Herthas damaligen Nationalspieler Erich Beer, unmittelbar nach Abpfiff des verlorenen (Wiederholungs-)Pokalfinales gegen den 1. FC Köln im Frühling 1977 in die Mikrofone gesprochen. Die Berliner wurden in dieser Partie stark vom Schiedsrichter benachteiligt, der einem einwandfreien Treffer Beers (zur vermeintlichen 1:0-Führung) ohne ersichtlichen Grund die Anerkennung verweigerte. Zugleich steht Beers Aussage symbolisch für viele tragische, manchmal durchaus auch selbstverschuldete Momente. Aber ebenso für viele unglückliche Entscheidungen der Unparteiischen, die die Berliner Mannschaften in diesem Jahrzehnt erleben mussten. Sicherlich wird sich so mancher an weitere Ereignisse und Dinge erinnern, die hier nicht geschildert werden. Allerdings habe ich versucht, neben den reinen Sach-Informationen so viel Atmosphäre und vermeintlich Nebensächliches zusammengetragen, wie nur irgend möglich war, um einen Eindruck der damaligen Zeit zu vermitteln. Es ist ein sehr persönliches Buch geworden, in dem ich alles festgehalten habe, was mir in dieser Epoche am Fußball wichtig war, in welcher Form ich ihn mochte. Natürlich kann ich heute alles live in HD-Qualität verfolgen, jede Szene des Spiels aus unzählig verschiedenen Blickwinkeln betrachten und das rund um die Uhr. Ich kann eine Regionalliga-Partie ebenso live verfolgen wie ein Champions-League-Finale und muss nicht bis wenige Minuten vor dem Anpfiff bangen, ob einer Fernseh-Übertragung zugestimmt wurde. Ich aber liebte den Fußball einfach so, wie er damals war – mit weniger „Brimborium“ im Stadion, einem knarzenden und pfeifenden Radio, aus dem ich jene Live-Reportagen verfolgte, die meinen Puls beschleunigten und einem manchmal nicht ganz „flimmerfreien“ Fernsehbild – wenn auch schon in Farbe. Spüren Sie beim Lesen der Zeilen die Atmosphäre der damaligen Zeit, erkennen Sie sich selbst hier wie dort wieder, schleicht sich bei Ihnen ein Gefühl ein, eine kleine Zeitreise erlebt zu haben, dann hat das Buch sein Ziel erreicht. Viel Spaß beim Eintauchen in vergangene, aber längst nicht vergessene Fußballzeiten.

"Man muss es bis nach Spandau gehört haben: "Hi - Ha - Ho - Bayern ist k.o.!" 80.000 Berliner freuten sich im Olympiastadion über den 4:1-Sieg von Hertha BSC gegen den Deutschen Meister Bayern München" - Heinz Beyer in der Berliner Morgenpost vom 2. Februar 1975Nicht erst die Unterbrechung der Fußball-Bundesliga durch die Corona-Pandemie weckte bei vielen Fußballfreunden Nostalgie-Gefühle. Die Mediatheken von ARD und ZDF versorgten im Frühjahr 2020 die Zuschauer mit Sport-Sendungen und Aufzeichnungen herausragender Spiele vergangener Tage nicht nur, um die in der fußballlosen Zeit entstandenen Sende-Lücken zu füllen, sondern es bestand schon weit vorher eine Nachfrage. Auch Werder Bremens Stadionsprecher, Journalist und Moderator Arnd Zeigler ("Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs", WDR) registrierte in diesen Tagen, Wochen und Monaten ein gesteigertes Interesse an der Fußball-Vergangenheit, wobei der Schwerpunkt auf den 70er-Jahren lag, wie er in einer seiner ersten Sendungen während der Fußball-Pause erwähnte. Das verwunderte kaum, wurde doch in diesem Jahrzehnt genau das geboten, wonach sich ein Großteil der Fans seit Jahren vermehrt (zurück-)sehnt: "Fußball pur."Welch Glück für mich, geboren 1963 in Berlin-Zehlendorf, meine Begeisterung für diese Sportart just in dieser Zeit entdecken zu dürfen. Ich besuchte in Berlin die Spiele von Tennis-Borussia ebenso gern, wie ich leidenschaftlich mit Hertha BSC im Olympiastadion mitfieberte. Für den, der Fußball wirklich liebt, ist das trotz der damaligen Rivalität der beiden Vereine durchaus kein Widerspruch. Ich fuhr zur Neuendorfer Straße nach Spandau, zum Wackerweg nach Reinickendorf, verfolgte Spiele am gefürchteten Spandauer Ziegelhof und im alten, längst abgerissenen Neuköllner Stadion. Ich pilgerte ins Moabiter Post- wie ins Charlottenburger Mommsenstadion, in den Anfangsjahren immer an der Seite meiner Großmutter. Sie war es, die meine Begeisterung für den Fußball erst entfachte, und ohne sie hätte ich die Sportplätze West-Berlins als Knirps wohl kaum gefunden. Hertha BSC, Tennis-Borussia oder Wacker 04, das spielte für sie (und mich) keine Rolle. Im Berliner Raum hielten wir zur "kleinen" Hertha aus Zehlendorf, aus der so viele großartige Talente wie Pierre Littbarski, Christian Ziege oder zuletzt Antonio Rüdiger hervorgingen. Wen wundert's, wohnte sie doch genau gegenüber dem Ernst-Reuter-Stadion, in dem ihr Sohn (mein Vater) regelmäßig im Tor der Regionalliga-Mannschaft stand - wie später noch bei Tennis-Borussia und Hertha BSC. Ihre Einstellung, allen West-Berliner Vereinen die Daumen zu drücken, hat mich geprägt - bis heute. Als nach der Heim-Weltmeisterschaft 1974 die Stadt Berlin erstmals mit Hertha BSC und Tennis-Borussia zwei Bundesligisten stellte, unterstützten wir beide Erstligisten. Die große Hertha in ihrem Kampf um die Bundesliga-Spitze, die Charlottenburger Veilchen in ihrem Bemühen, den Abstieg zu vermeiden. Beim ersten Aufeinandertreffen im November 1974 galten viele - auch unsere - Sympathien im mit 75.000 Zuschauern voll besetzen Olympiastadion zunächst dem Außenseiter. Erst nach Herthas Führungstreffer schwenkten viele um - wir nicht. Im Rückspiel besaßen die Veilchen keine Hoffnung mehr, die Klasse zu halten, so freuten sich die Berliner - und auch wir - über Herthas 2:1-Sieg, der den Funken Hoffnung auf die Meisterschaft noch ein wenig glimmen ließ. Viel mehr noch galt das für die Spielzeit 1976/77, als sich Aufsteiger TeBe mit Neuzugang und Publikumsliebling Benny Wendt in die Herzen der Berliner spielte und für einige Wochen Hertha BSC sogar den Rang in der Zuschauergunst ablief. So pragmatisch wie wir verhielten sich in den 70er Jahren nicht wenige Berliner. Sie gönnten einfach demjenigen die Punkte, der sie dringender benötigte. Man dachte damals noch "berlinerisch".Dieses Buch soll keineswegs eine historisch vollständige Aufarbeitung der Vereinsgeschichten von Hertha BSC oder Tennis-Borussia in diesem Jahrzehnt darstellen. Mein Augenmerk rich

Erscheinungsdatum
Zusatzinfo Illustrationen
Verlagsort Hildesheim
Sprache deutsch
Maße 170 x 240 mm
Themenwelt Sport Ballsport Fußball
Weitere Fachgebiete Sportwissenschaft
Schlagworte Berlin • Berliner Fußball • Bundesliga • Fußball • Fußballgeschichte • Hertha 03 Zehlendorf • Hertha BSC • Spandauer SV • Tennis Borussia • Wacker 04
ISBN-10 3-96423-123-1 / 3964231231
ISBN-13 978-3-96423-123-9 / 9783964231239
Zustand Neuware
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