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Verzogen, verweichlicht, verletzt -  Susanne Nickel

Verzogen, verweichlicht, verletzt (eBook)

Spiegel-Bestseller
Wie die Generation Z die Arbeitswelt auf den Kopf stellt und uns zum Handeln zwingt
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
208 Seiten
FinanzBuch Verlag
978-3-98609-519-2 (ISBN)
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Generation Z - Gefahr für den Wohlstand oder Chance für die Arbeitswelt? Hohes Einstiegsgehalt? Gern! Strikte Trennung von Arbeit und Freizeit? Ja klar! Viertagewoche? Unbedingt! Aber Überstunden, Verantwortung und Anwesenheit im Büro - nein danke! Die Wohlstandskinder der Jahrgänge 1995 bis 2010 treten an, um die Arbeitswelt zu revolutionieren. Ihren Chefs begegnen sie selbstbewusst und fordernd, doch gleichzeitig scheint ihr Gemüt zart: Sobald etwas schiefläuft, sind sie sauer oder traurig, melden sich krank oder werfen den Job gleich hin. Ältere Kollegen blicken oft mit Unverständnis, aber auch mit Neid auf die Jugend. Warum sind diese jungen Leute, wie sie sind? Welche Folgen hat ihre Haltung für den Wirtschaftsstandort Deutschland? Wie können Unternehmen mit dieser anspruchsvollen Generation umgehen? Und wie kann ein neues Verständnis der Generationen gelingen? Diesen Fragen geht die Unternehmensberaterin Susanne Nickel in ihrem neuen Debattenbuch nach. Anhand zahlreicher skurriler und unterhaltsamer Anekdoten aus ihrem Berufsalltag beschreibt sie die Gen Z scharfzüngig und psychologisch präzise - und nimmt dabei kein Blatt vor den Mund. Sie will nicht nur Missstände aufzeigen, warnen und zum Diskurs anregen, sondern Lösungen finden und zum Handeln auffordern. Denn sie glaubt: Die Generation Z und die Boomer können viel voneinander lernen - zum Wohle des Landes.

Susanne Nickel ist Expertin für Arbeit und Wandel und selbstständige Unternehmensberaterin, Coach und Speakerin mit dem Schwerpunkt New Work, Leadership, Generationen-Management und Change. Sie selbst ist der lebende Beweis für ständige Veränderung. Die Autorin mehrerer Bücher studierte bei Pina Bausch Tanz, danach - als alleinerziehende Mutter - Jura. Viele Jahre war sie juristische Pressesprecherin und bekannt dafür, komplexe Sachverhalte einfach zu erklären. Sie ist niedergelassene Rechtsanwältin, studierte Wirtschaftsmediatorin und war langjährige Managerin bei der Haufe Akademie und bei Kienbaum. Zu ihren Kunden gehören fast alle 30 DAX-Unternehmen. Susanne Nickel lebt in Bayern.

Die einen rackern, die anderen relaxen


Kennen Sie systemische Aufstellungen? Stellen Sie sich vor, Sie haben ein Puzzle, bei dem alle Teile miteinander verbunden sind und sich gegenseitig beeinflussen. Diese Puzzleteile sind manchmal Objekte, aber stets auch Menschen aus einer Familie oder einem Unternehmen. In der Aufstellung finden und suchen sie ihren Platz in dem System, in dem sie leben oder arbeiten. Die Positionen der einzelnen Teilnehmer – egal ob real oder Figuren – zeigen die Beziehungen zueinander. Manchmal passieren Dinge, die verwirrend, schwierig oder amüsant sind für die Akteure, die das Ganze von außen – und ein bisschen auch sich selbst – beobachten. Immer wieder werden Konflikte offenkundig. Um in der Bildsprache zu bleiben: Wenn ein Teil des Puzzles nicht passt, kann es das ganze Bild durcheinanderbringen.

Ich nutze Aufstellungen gern in meiner Arbeit. Sie geben Antworten auf wichtige Fragen, die ein gesamtes Team betreffen. Stehen Kollegen nah beieinander oder weit auseinander oder sich sogar konfrontativ gegenüber? Welche Stimmung wird durch das Gesamtbild ausgedrückt? Ist es harmonisch und ausgeglichen für den Betrachter oder muss etwas neu angeordnet und dann natürlich vorher geklärt werden, wie es am besten gestaltet werden sollte? Schnell wird erkennbar, wie sich die einzelnen Leute gegenseitig beeinflussen und wo ein Haken ist. Eine Aufstellung hat etwas von Magie, da bewusste und unbewusste Einstellungen und Entscheidungen der Teilnehmer sichtbar werden. Die Rückschlüsse können für das Miteinander eines Teams wichtig, sogar bahnbrechend sein. Gelangen die Kollegen an die richtige Position, ist zu erleben, wie sich vieles fügt, das Puzzle nun passt und sich die Mannschaft insgesamt wohler fühlt.

Ich möchte Sie mitnehmen auf eine kleine Reise, ein kleines Experiment im Geiste. Stellen Sie sich eine Aufstellung zum Fachkräftemangel im Kontext eines deutschen Unternehmens vor, um die reale Situation zu verdeutlichen. Nehmen wir eine mittelgroße Firma, die händeringend Leute sucht. Wir befinden uns in einem rund 100 Quadratmeter großen Raum, der als Spielfläche dient und symbolisch für das Unternehmen und seine Umwelt steht. »Aufgestellt« werden Vertreter der vier Nachkriegsgenerationen – von den Babyboomern bis zur Generation Z – sowie Repräsentanten der Firma wie Führungskräfte und Personaler.

Da es sich um Kopfkino handelt, lassen wir unserer Fantasie freien Lauf: Der Babyboomer läuft wie besessen im Hamsterrad, in dem er sich seit Jahren befindet. Der arme Kerl möchte den Absprung schaffen, da die Rente naht, kriegt es aber nicht hin. Denn das Rad dreht sich so schnell, dass er ihm trotz größter Anstrengung nicht entfliehen kann. Der Boomer macht fleißig seinen Job, genau wie die Repräsentantin aus der Generation X, die direkt nach den Boomern kam. Die Figuren, die sie darstellen, stehen nah bei ihren Vorgesetzten und schauen zu ihnen, immer bereit, die neuesten Ansagen des Managements entgegenzunehmen und sorgfältig umzusetzen. Sie arbeiten beflissen und pflichtbewusst und dienen dem Großen und Ganzen. Sie sind routiniert und kennen das Unternehmen sehr gut. Trotzdem vermitteln die zwei Mitarbeiter durch ihre Haltung und Körpersprache den Eindruck, dass sie eine Last tragen und offenbar auch Freude und Motivation an ihrem Tun eher eingeschränkt sind. Ab und an lässt ein Chef anerkennende Worte fallen, kümmert sich aber nicht weiter um die zwei Beschäftigten. Denn auf sie ist Verlass, sie sind das Hamsterrad gewohnt. Sie funktionieren ohne Lob und Wertschätzung, auch wenn sie es sich wünschen würden, sie haben keine Ansprüche und klagen nur hinter vorgehaltener Hand.

Ganz anders ein Vertreter der Generation Z. Er liegt fern des Hamsterrades am Spielfeldrand in einer Hängematte und guckt in sein Handy – er meidet strikt den Blick zu den Chefs des Unternehmens. Während die anderen rackern, überlegt er, wohin die nächste Reise gehen könnte, und lacht im Flieger – das Ticket haben die Eltern bezahlt – über die vielen Menschen im Hamsterrad und deren Überstunden. Er verachtet sie sogar ein bisschen dafür, dass sie den ganzen Mist klaglos hinnehmen. Das unternehmerische Spielfeld interessiert den jungen Mann nicht wirklich. Das eigene Wohlbefinden ist ihm wichtiger als das des Unternehmens. Eine gleichaltrige Vertreterin der Generation Z dreht sich in hübschen Pirouetten. Sie kreist um sich selbst. Bei genauer Betrachtung erkennen wir: Die junge Frau hält etwas in der Hand. Es ist eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung, eine AU. Sie fühlt sich nicht gut, weil die ersten zwei Wochen nach Antritt ihres ersten richtigen Jobs nach dem Studium sehr anstrengend waren. Sie macht einen überforderten, fast schon hilflosen Eindruck.

Eine Protagonistin aus der Generation Y – das ist die vor der Generation Z – steht zwar näher an den Chefs, die ihr alle drei Tage sagen, wie klasse sie sie finden, was die Mitarbeiterin als wertschätzend empfindet. Sie arbeitet gern für das Unternehmen. Ihr Augenmerk richtet sich aber trotzdem vor allem auf den Versuch, die Balance zu halten: und zwar die Work-Life-Balance.

Der Chef der IT-Abteilung des Unternehmens kniet vor dem in der Hängematte liegenden Z-ler mit bittender Geste, die bedeutet: »Komm zu mir ins Team!« Denn Informatiker sind besonders rar.

Eine Personalerin inmitten des Spielfelds hält ein Schild in der Hand mit der Aufschrift »Hier geht’s zum Purpose«. Sie blickt sich unruhig nach geeigneten Bewerbern um. Doch an diesen mangelt es.

Eine Führungskraft steht erhöht auf einem lackierten Podest mit Hochglanzschrift: »Wir führen auf Augenhöhe und wertschätzend«, lautet die Botschaft. Doch auch das hilft nicht. Stattdessen fällt beim zweiten Blick auf, dass der Lack von dem Unternehmen absplittert und die hochglänzenden Zeiten sich dem Ende zuneigen. Die Firma darbt an einer schrecklichen Erscheinung: Personalmangel.

Die Führungskräfte – allesamt Mitglieder der Generation Boomer und X – wirken hektisch und gestresst, denn sie gehen oder rennen Extrameilen, um den Betrieb trotz aller Schwierigkeiten am Laufen zu halten. Obwohl sie an ihre physischen und psychischen Grenzen geraten, machen sie weiter. Und weiter. Und weiter. Am Spielfeldrand betrachtet eine Vertreterin der Generation Z lächelnd und erhobenen Hauptes das Szenario. Sie nimmt die selbstbewusste Körperhaltung ein, die besagt: nicht mit mir! Ihr Lächeln könnte vom Spaß am Leben herrühren. Oder sie lacht alle aus, die sich abmühen, damit Deutschland und seine Hamsterräder keinen Stillstand erleben müssen.

Ich gebe zu: Bei unserer Aufstellung bin ich an die Grenzen gegangen, habe nur die Extreme berücksichtigt. Natürlich gibt es auch junge Leute, die sich in ihren Unternehmen engagieren und jederzeit bereit sind, mehr zu geben, damit das Unternehmen wettbewerbsfähig bleibt. Um die soll es in meinem Buch nicht in erster Linie gehen. Gemeint sind jene jungen Leute, für die die Repräsentanten in meinem Aufstellungsbeispiel stehen, das trotz seiner Zuspitzung sehr wohl einen erheblichen Teil der Realität abbildet, so überzogen es auch sein mag. Denn die Arbeitslast in der deutschen Wirtschaft ist ungleich verteilt zwischen den Generationen. Vereinfacht gesagt: die einen rackern, die anderen relaxen. Die einen tragen die Last, die andern kümmern sich um ihr Ego.

Das Ungleichgewicht entsteht durch die unterschiedlichen Lebenskonzepte. Für die Älteren sind Unternehmensziele ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens, für die Jüngeren eine vernachlässigungswerte Größe. Schon Immanuel Kant, der deutsche Philosoph der Aufklärung, wusste: »Wenn die einen genießen wollen, ohne zu arbeiten, so werden die anderen arbeiten müssen, ohne zu genießen.« Immanuel Kant lebte im 18. Jahrhundert, als es noch extreme Unterschiede zwischen reichem Adel und Bürgertum auf der einen sowie bitterarmen Menschen in den Städten und Dörfern auf der anderen Seite gab. Doch am Prinzip der Aussage Kants, der sich übrigens Professor der Logik und Metaphysik nennen durfte, hat sich nichts geändert. Das Geld, das – für was auch immer – verprasst wird, muss irgendwer verdienen. Und ich frage mich, ob das junge Menschen verstanden haben, allen voran die Kinder aus Wohlstandsfamilien.

Zurück ins 21. Jahrhundert. Nun stellt sich die Frage: Was machen wir mit den Erkenntnissen unseres Szenarios aus der Aufstellung? Wie schaffen wir es, ein Gleichgewicht herzustellen und die Generationen unter einen »Arbeitshut« zu bringen, sodass ihre Einstellungen zum Job nicht länger mehr oder weniger gegensätzlich sind? Wie kann ein neues Miteinander entstehen und aussehen? Klar ist: Es werden alle Generationen gebraucht, damit am Ende ein glückliches und vor allem ausgewogenes System entsteht, von dem Deutschland profitiert. Nicht nur Mitarbeiter verschiedener Generationen haben To-do’s, ebenso die Unternehmen, Führungskräfte, die Politik und last, but not least Eltern. Doch bevor ich konkrete...

Erscheint lt. Verlag 17.3.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
ISBN-10 3-98609-519-5 / 3986095195
ISBN-13 978-3-98609-519-2 / 9783986095192
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