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Prüfen (E-Book) -  Christoph Städeli,  Manfred Pfiffner

Prüfen (E-Book) (eBook)

Was es zu beachten gilt
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
120 Seiten
hep verlag
978-3-0355-2641-7 (ISBN)
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Dieses E-Book enthält komplexe Grafiken und Tabellen, welche nur auf E-Readern gut lesbar sind, auf denen sich Bilder vergrössern lassen. Ob schriftlich oder mündlich, analog oder digital, in der Schule oder im Betrieb - wer prüft, muss mit unterschiedlichen Formen vertraut sein und diese bedarfsgerecht einsetzen können. Gutes und faires Prüfen gehört zu den wichtigsten Kompetenzen einer Lehrkraft, eines Dozenten oder einer Ausbildnerin und ist immer eine Herausforderung. Dieser Band aus der Reihe «Kerngeschäft Unterricht» unterstützt Unterrichtende aller Bildungsstufen bei der Planung und Entwicklung von geeigneten Prüfungen. Dank hilfreicher Tipps aus Praxis, Theorie und Forschung wird gutes und faires Prüfen zur Paradedisziplin.

2 Die mündliche Prüfung – das Fachgespräch


Mündliche Prüfungen werden häufig ergänzend zu schriftlichen Prüfungen eingesetzt. Lehrkräfte, Expertinnen und Experten erhalten dadurch zusätzliche Informationen über das Wissen und Können der zu prüfenden Person. Die Vorteile einer mündlichen Prüfung liegen im unmittelbaren Kontakt zwischen den Prüfenden und der Kandidatin oder dem Kandidaten. Die Prüfenden können nachfragen und um Präzisierungen bitten, die Prüflinge ihrerseits können im Gespräch begründen, wie sie zu ihren Lösungen gelangt sind.

Inhalte und Abläufe lassen sich bei mündlichen Prüfungen weniger gut vereinheitlichen als bei schriftlichen Verfahren. Ein weiterer Nachteil sind psychologische Störfaktoren wie Vorurteile und die persönliche Verfassung der Beteiligten. Es ist deshalb besonders wichtig, mündliche Prüfungen sorgfältig vorzubereiten, durchzuführen und auszuwerten.

Wie können mündliche Prüfungen gestaltet werden? Wir haben dazu ein Modell mit sieben Schritten entwickelt.

2.1 Stoffgebiet eingrenzen

 

2.2 Kandidatinnen und Kandidaten informieren

 

2.3 Aufgaben formulieren

 

2.4 Prüfung durchführen

 

2.5 Prüfung protokollieren

 

2.6 Prüfung auswerten und Note festlegen

 

2.7 Rückmeldung geben

 

Zu den mündlichen Prüfungen zählt auch die Präsentation. In → Kapitel 3, «Prozessorientiertes Prüfen», finden Sie Hinweise dazu, wie Präsentationen beurteilt und bewertet werden können.

2.1 Stoffgebiet eingrenzen


In der Vorbereitungsphase wird das Lerngebiet eingegrenzt. Zuerst verschaffen Sie sich einen Überblick über den Prüfungsstoff. Dazu konsultieren Sie den Lehr- und Bildungsplan und analysieren Ihre Notizen zum zurückliegenden Unterricht oder zur Ausbildungseinheit. Dann legen Sie die Themen fest und bestimmen das Anspruchsniveau der Prüfung.

Abschnitt 6.4, «Anspruchsniveau festlegen»

Abschnitt 6.1, «Fair prüfen»

2.2 Kandidatinnen und Kandidaten informieren


Vor der Prüfung werden die Prüflinge über Themen und Ablauf der Prüfung präzise informiert. Die Lehrkräfte oder Ausbildungsverantwortlichen können alle diese Informationen schriftlich festhalten. Sie werden den Kandidaten und Kandidatinnen rechtzeitig mitgeteilt und mit ihnen besprochen. Bei der Niederschrift eines Informationsblattes ist folgende Checkliste hilfreich:

Checkliste – Infoblatt

 

Bedeutung der Prüfung

Prüfungstermin

Dauer der Prüfung

Anzahl und Art der Aufgaben

 

Anzahl der Gebiete, über die geprüft wird

 

Zusätzliche Übungsmöglichkeiten

 

Maßstab und/oder Schwerpunkte für die Prüfungsleistung

 

Stellenwert der anderen Arbeiten

Rolle der Anwesenden bei der Prüfung

Bekanntgabe der Noten

 

Hilfsmittel für die Prüfung

 

Wiederholungsmöglichkeiten

 

Hinweise auf das Prüfungsreglement

 

Die Lernenden sollen auch bereits im Vorfeld erfahren, wie sie sich bei der Prüfung verhalten sollen. Je natürlicher und entspannter die Kommunikation verläuft, desto stressfreier die Prüfung. Auch für den Experten oder die Expertin ist ein entspanntes und flüssiges Gespräch angenehmer, als wenn ein Prüfling ängstlich stottert und man ihm jede Antwort «aus der Nase ziehen» muss.

Wie soll sich ein Kandidat oder eine Kandidatin bei der mündlichen Prüfung verhalten? Einige Tipps aus der Praxis:

Tipps für Lernende

Laut denken! Jede mündliche Prüfung ist zunächst ein Gespräch. Tragen Sie keine fertigen Ergebnisse vor. Die Prüfenden wollen vor allem wissen, wie Sie denken und Lösungen suchen; wenn Sie auf Irrwege geraten, kommt man Ihnen zu Hilfe.

 

Reagieren Sie auf jede Aufgabe zügig, aber wiederholen Sie nicht einfach die Aufgabe. Wenn Sie Zeit benötigen, um Ihre Gedanken zu ordnen, hilft auch ein Nicken als Zeichen für die Expertin, dass die Aufgabe angekommen ist. Sie wird Ihnen Zeit zum Überlegen lassen, wenn sie sieht, dass Sie die Aufgabe verstanden haben. Wenn Sie aber gar nicht reagieren, wird sie vielleicht unsicher und formuliert die Aufgabe neu. Nur selten werden Aufgaben dabei verständlicher.

 

Resignieren Sie nicht. Der Satz «Das weiß ich nicht!» gehört nicht ins Vokabular einer mündlichen Prüfung. Fragen Sie nach, wenn Sie ein Problem nicht erkannt haben.

 

Warten Sie auf die Reaktionen des Experten. Besonders an seinem Gesichtsausdruck können Sie erkennen, ob Sie richtig liegen. Die meisten Experten nicken leicht, wenn die Antwort stimmt.

 

Verwenden Sie keine zu komplizierte Fachsprache. Es ist hilfreich, dann und wann ein treffendes Fachwort einzustreuen, damit unterstreichen Sie Ihre Kompetenz. Fachchinesisch zu reden, ist hingegen kontraproduktiv, es reizt die Expertin zum Nachbohren. Jeder verwendete Begriff muss bei Nachfragen erklärt werden können.

 

Prüfungsangst ist normal; Expertinnen und Experten wissen das. Verstecken Sie Ihre Nervosität deshalb nicht krampfhaft, dadurch wird sie nur stärker.

 

2.3 Aufgaben formulieren


Man unterscheidet auch bei mündlichen Prüfungen zwischen geschlossenen und offenen Aufgabenstellungen. Die geschlossene Aufgabe legt jeden einzelnen Denkschritt fest. Das Denken der Prüflinge bewegt sich in den vom Experten oder von der Expertin vorgeschriebenen Bahnen. Jede Aufgabe zielt auf eine einzige Antwort. Deshalb reiht sich Aufgabe an Aufgabe. Die offene Aufgabe gibt einen Denkanstoß, regt längere Denkvorgänge an und ermuntert zu umfassenden Ausführungen. Sie fordert selbstständiges und umfassendes Denken und Problemlösen. Es sind oft unterschiedliche Antworten möglich und erwünscht, die vom Expertenteam dann auch entsprechend beurteilt werden müssen. In der Regel sind geschlossene Aufgabenstellungen eher den unteren, offene Aufgabenstellungen den oberen Taxonomiestufen zuzuordnen.

Abschnitt 6.4, «Anspruchsniveau festlegen»

Abschnitt 6.5, «Aufgabenformen bestimmen»

Im Verlauf einer Prüfung kann immer wieder zwischen offenen und geschlossenen Aufgabenstellungen gewechselt werden. Ein Thema wird zunächst mit weiten Aufgaben umkreist, dann allmählich eingrenzt: Präzise Rückfragen führen zu einem bestimmten Sachverhalt. Auch das umgekehrte Vorgehen ist denkbar.

Bei offenen Aufgabenstellungen ist es wichtig, darauf zu achten, dass die Kandidatinnen und Kandidaten genügend Zeit zum Überlegen bekommen, und zu warten, bis sie sich ganz ausgesprochen haben. Es kann sich so ein zusammenhängendes Fachgespräch ergeben, bis man zum nächsten Thema übergeht. Jeder Wechsel muss durch die Expertin oder den Experten deutlich angezeigt werden.

Stellen Sie zu den Prüfungsthemen einen schriftlichen Katalog mit verschiedenen Aufgaben zusammen. Bei jedem Auftrag notieren Sie die Lösung oder die Lösungsschritte und die Anzahl Punkte pro Aufgabe, bei offenen Aufgabenstellungen Kriterien, damit Sie die Antworten beurteilen können.

Tabelle 2-1: Mündliche Prüfung: Beispiel mit vorbereiteten Aufgaben, einschließlich der Lösungsschritte und Bewertung

Beachten Sie beim Formulieren der Aufgaben folgende Regeln:

Führen Sie wenn möglich nach der Aufgabe eine formale Antwortstruktur auf:
«… drei Merkmale der Partei XY …»

 

Vermeiden Sie umständliche und verschachtelte Aufgabenstellungen wie: «Erklären Sie, was Sie tun, wenn X und Y verlangt würde, und Sie …»

 

Geschlossene Aufgabenstellungen wie «Beurteilen Sie diese Konstruktion als richtig …?» lösen ein Ja oder Nein als Antwort aus; verlangen Sie bei solchen Aufgaben stets eine Begründung mit einer klaren Antwortstruktur.

 

Vermeiden Sie vage und unbestimmte Aufträge wie: «Erzählen Sie etwas über …»

 

Halten Sie sich bei Aufgabenstellungen an die taxonomierten Lernziele von Bloom. Das erleichtert Ihnen – wie bei der schriftlichen Prüfung ebenfalls – einzuordnen, auf welchem Anforderungsniveau Sie die Aufgabe stellen.

 

Bei der Prüfung selbst bilden die vorformulierten Aufgaben eine wichtige Grundlage für das Fachgespräch. Die Reihenfolge, in der die Aufgaben gestellt werden, sollte aber offenbleiben und erst in der Prüfungssituation bestimmt werden, und zwar so, wie es dem Leistungsvermögen des Kandidaten oder der Kandidatin am ehesten entspricht (Sacher 2014). Allerdings dürfen auch bei leistungsschwächeren Kandidaten und Kandidatinnen anspruchsvolle Aufgaben nicht fehlen, um die Vergleichbarkeit der Prüfungsleistungen zu wahren.

2.4 Prüfung durchführen


Örtlichkeiten und Umgebung sind für den Verlauf der mündlichen Prüfung wichtig. Wie kann eine angenehme Prüfungsatmosphäre entstehen? Dazu einige Anregungen:

Die Kandidatin oder der Kandidat sieht...

Erscheint lt. Verlag 1.3.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Pädagogik
ISBN-10 3-0355-2641-9 / 3035526419
ISBN-13 978-3-0355-2641-7 / 9783035526417
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