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Zwei Reifen, eine Welt (eBook)

Geschichte und Geheimnis des Fahrrads

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
464 Seiten
Hoffmann und Campe Verlag
978-3-455-01575-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Zwei Reifen, eine Welt -  Jody Rosen
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     Ein Wunder von einem Buch über eine phänomenale Erfindung: das Fahrrad  Eine einzigartige Liebeserklärung an das Fahrrad:  Der Fahrradkurier und Journalist Jody Rosen erzählt mitreißend,  klug und charmant von  Geschichte und Gegenwart  eines genialen Fortbewegungsmittels ,  das die Welt verändert hat.  Eigentlich müsste ein Fortbewegungsmittel aus dem 19. Jahrhundert in unserer Welt mit ihren Smartphones, Ubers und selbstfahrenden Autos hoffnungslos veraltet sein.  Doch das Gegenteil ist der Fall: W ir leben auf einem Fahrrad-Planeten!  Das  Fahrrad  ist heute  das meistgenutzte Transportmittel weltweit. Jody Rosen  erzählt kenntnisreich und mitreißend  von aristokratischen Jungspunden auf Drahteseln, von Frauen, denen das Fahrradfahren per Gesetz verboten wurde, weil sie ihren Männern davonfuhren, von Fahrrad f riedhöfen bis hin zu den BLM-Protesten.  Eine unvergessliche Lektüre und ein einzigartiges Geschenk! 

Jody Rosen, geboren 1969 in New York City, arbeitet als Journalist und Autor. Er schreibt für das New York Times Magazine, den New Yorker, Slate, die Los Angeles Times u.a. hauptsächlich über Kultur und Fortbewegungsmittel. Mit seiner Familie lebt er in Brooklyn.

Jody Rosen, geboren 1969 in New York City, arbeitet als Journalist und Autor. Er schreibt für das New York Times Magazine, den New Yorker, Slate, die Los Angeles Times u.a. hauptsächlich über Kultur und Fortbewegungsmittel. Mit seiner Familie lebt er in Brooklyn.

Cover
Verlagslogo
Titelseite
Widmung
Vorwort Die Reise zum Mond
Einleitung Der Fahrradplanet
1 Das Fahrradfenster
2 Dandy-Pferd
3 Fahrradkunst
4 Stilles Ross
5 Fahrradwahn in den 1890ern
6 Balanceakt
7 Spaß zwischen den Beinen
8 Winter
9 Bergauf
10 An Ort und Stelle
11 Quer durchs Land
12 Packesel
13 Persönliches
14 Friedhöfe
15 Massenbewegung
Danksagung
Bildnachweise
Endnoten
Biographien
Impressum

Vorwort Die Reise zum Mond


Brillant-Fahrräder. Werbung des Plakatkünstlers Henri Boulanger (alias Henry Gray), 1900.

In den 1890er Jahren zeigten Werbeplakate oft Fahrräder im Weltall. Sie gehören zu den bekanntesten Fahrradbildern überhaupt: Fahrräder prangen am Firmament, Fahrräder ziehen an Kometen und Planeten vorbei, Fahrräder rollen eine Mondsichel hinunter. Gefahren werden sie oft von Frauen – oder besser Göttinnen: barbusig, in wallende griechische Gewänder gehüllt und mit langen, wie ein Jetstream hinter ihnen herziehenden Haaren. Auf einem Plakat des französischen Fahrradherstellers Cycles Sirius fährt eine fast nackte Radlerin im Damensitz mit geschlossenen Augen und ekstatisch hochgerecktem Gesicht durch den bestirnten Himmel. Fahrradfahren wird als Quelle quasi jenseitiger Freuden suggeriert. Sobald wir uns aufs Fahrrad schwingen, katapultiert es uns hinauf zu den Sternen, und Aphrodite könnte vom Radfahren glatt einen Orgasmus bekommen. Die Plakatwerbung eines anderen französischen Herstellers, Cycles Brillant, zeigt 1900 zwei spärlich bekleidete Frauen, die durch die Milchstraße fliegen. Eine der beiden trägt Feenflügel auf dem Rücken und hält einen Olivenzweig in der linken Hand, mit der sie zugleich nach dem Vorderrad eines sonnengleich über ihr schwebenden Fahrrads greift. Das Gefährt glänzt im Schein eines Diamanten, der in seinem Rahmen prangt, und wird in dieser surrealen Szene selbst zur Gottheit, zu einem die Erde beleuchtenden Himmelskörper.

Die Plakate entstammen der Zeit um die Jahrhundertwende, der Blütezeit des Fahrrads, als seine Vorherrschaft noch unangefochten war, kurz vor dem Triumphzug des Automobils. Angesichts des übersättigten Markts bewarben die Hersteller ihre Produkte mit auffälligen Jugendstilpostern. Doch das fliegende Fahrrad war nicht nur das Resultat einer kühnen Marketingidee. Der erste Fahrrad-Prototyp, ein seltsames Zweirad ohne Pedale, Zahnkränze und Kette, wurde von seinen Bewunderern in den späten 1810ern und frühen 1820ern mit Pegasus gleichgesetzt, dem mythischen fliegenden Pferd. Fast fünf Jahrzehnte später beschrieb ein staunender Chronist die Pariser Veloziped-Mode mit den Worten, die Gefährte seien »in puncto Geschwindigkeit und Leichtigkeit derart perfektioniert«[1] worden, dass man glaube auf ihnen »zu fliegen«. Eine Karikatur aus jener Zeit verdeutlicht den Zusammenhang. Sie zeigt einen Mann in Frack und Zylinder auf einem Fahrrad, das vorn und hinten an Heißluftballons hängt, anstelle von Rädern Rotoren besitzt und auf dem Lenker ein Fernrohr hat. Derart ausgestattet, schwebt es über Paris in Richtung Stadtrand. Die Bildunterschrift lautet: Voyage à la lune.[2]

Ein fliegendes Fahrrad. Ein Fahrrad, das zwischen den Sternen Slalom fährt. Eine Fahrradfahrt zum Mond. Die Popkultur hat diese Ideen nie ganz aufgegeben. Mitte des 20. Jahrhunderts entwickelten die Hersteller Fahrräder mit den eleganten Formen von Jumbojets, deren Namen an die Luft- und Raumfahrt erinnern: Skylark, Skyliner, Starliner, Spaceliner, Spacelander, Jet Fire, Rocket, Airflyte, Astro Flite. Fliegende Fahrräder tauchen in der Kinderliteratur, im Groschenroman und in der Science-Fiction auf. In Bikey the Skicycle and Other Tales of Jimmieboy (1902) des US-amerikanischen Autors John Kendrick Bangs besitzt ein kleiner Junge ein magisches Fahrrad, das sprechen und fliegen kann. Der Junge fährt damit über Kirchtürme, über den Atlantik, über die Alpen und in den Weltraum, wo er und das Fahrrad die Ringe des Saturn entlangradeln – »eine wunderschöne goldene Straße«,[3] auf der sich »Radler aus allen Ecken des Universums« tummeln. Robert A. Heinleins Roman The Rolling Stones (1952) erzählt die Geschichte von Geschwistern, die als Jugendliche in einer Kolonie auf dem Mond leben und mit ihren Rädern zum Mars fahren, um radioaktives Erz zu schürfen. (»Ein solches Bergarbeiter-Fahrrad hätte in Stockholm auf der Straße seltsam ausgesehen[4] … doch auf den Mars oder Mond passte es wie ein Kanu auf einen kanadischen Fluss.«) Und heute verhelfen Geschichten über Weltraumreisen mit dem Fahrrad speziellen Themen des 21. Jahrhunderts aus dem Bereich Politik und Identität zu mehr Aufmerksamkeit. Der 2020 veröffentlichte Sammelband Trans-Galactic Bike Ride[5] ist eine Anthologie »feministischer Fahrrad-Science-Fiction-Geschichten von transgender und nicht-binären Abenteurern«.

Und natürlich gibt es die berühmte Szene aus E.T. – Der Außerirdische, in der am Rande der Vorstadt ein Fahrrad aus dem Kiefernwald aufsteigt und in den Himmel fährt. Ein unvergessliches Kinobild: Ein zehnjähriger Erdling mit seinem BMX-Rad, in dessen Lenkerkorb ein Außerirdischer sitzt, zieht vor einem absurd großen und grellen Vollmond dahin.

Das sind wirkmächtige Phantasien. Sie zeugen von dem uralten Wunsch, die Fesseln der Schwerkraft abzulegen und von der Erde fortzufliegen. Doch sind das lediglich Phantasien? 1883 prognostizierte der britische Arzt und Schriftsteller Benjamin Ward Richardson, das »neue, eigenständige Geschenk des Fortschritts«, das die Menschheit mit dem Fahrrad erhalten habe, werde bald spektakulär vergrößert: »Das grandiose Experiment, an dem wir gegenwärtig teilhaben, läuft praktisch auf die Kunst des Fliegens hinaus.«[6] In den letzten Jahren des Jahrhunderts gab es viele Bestrebungen, Fahrrad und Luftschiff miteinander zu vereinen. Zeitungen und wissenschaftliche Zeitschriften begeisterten sich bereits für Erfindungen wie das »Aerial-Cycle«, »Luftveloziped« oder »Pegasiped«. Es gab Entwürfe zu Fahrrädern mit Rotoren, zischenden Propellern und, heute würden wir sagen, Kite-Segeln, auch Entwürfe zu Luftschiffen, die von ganzen Radler-Schwadronen angetrieben wurden. Zwar schafften es diese Geräte nie hinauf in die Lüfte, doch am 17. Dezember 1903, 20 Jahre nach Richardsons Vorhersage, hob die Flugmaschine der Brüder Wright erfolgreich in Kill Devil Hills bei Kitty Hawk in North Carolina ab. Orville und Wilbur Wright waren Fahrradmechaniker und -hersteller, die sich ihre große Leistung hart erarbeitet hatten. Immer wieder führten sie auf den Straßen von Dayton in Ohio Versuche mit einem Fahrrad durch, auf dessen Vorderachse sie eine seltsame Apparatur befestigt hatten – ein Speichenrad, bestückt mit Holzplättchen und kleinen »Flügeln«, das sich horizontal drehte und ihnen wichtige Erkenntnisse zu Auftrieb und Luftwiderstand lieferte. Bei der Konstruktion ihrer Flugmaschinen nutzten die Brüder natürlich ihr beim Fahrradbau erworbenes Wissen zu Balance, Stabilität und Elastiziät sowie Material und Werkzeug aus ihrer Fahrradwerkstatt. Tatsächlich führte, wie von Richardson vorausgesagt, der Fahrrad-Boom auf direktem Weg ins Zeitalter der Luftfahrt.

Heute gibt es Flugmaschinen, die den Modellen der Rad-Luftschiff-Hybride des 19. Jahrhunderts sehr ähnlich sehen: pedalbetriebene Hubschrauber, Ornithopter und andere Leichtflugzeuge, gebaut in den Luftfahrtlaboren führender Universitäten. Im Vorfeld der Apollo-15-Mission von 1971 spielte die NASA kurzzeitig mit dem Gedanken, Elektrofahrräder für die Astronauten bauen zu lassen. Ein NASA-Foto dokumentiert eine Testfahrt:[7] Ein Fahrer im Raumanzug sitzt rittlings auf einem Prototyp des »Mini-Mondfahrrads« und strampelt über ein Trainingsfeld mit geringer Schwerkraft, das unter Astronauten »the vomit comet« (der »Kotzkomet«) heißt. Doch musste das Minifahrrad letztlich einem vierrädrigen Mondfahrzeug weichen, dem Mondbuggy. Im Weltraum wie auf der Erde wurde das Fahrrad vom Automobil verdrängt.

Der Traum vom Radfahren auf dem Mond war damit aber noch nicht ausgeträumt. Ein Vorkämpfer bei dieser Sache war David Gordon Wilson, Professor am Massachusetts Institute of Technology (MIT) und Co-Autor von Bicycling Science, der ingenieurswissenschaftlichen »Bibel« zum Thema. Auch Jahre nachdem die NASA ihr Vorhaben aufgegeben hatte, engagierte sich Wilson weiterhin für den Einsatz pedalbetriebener Astronautenfahrzeuge. Die von Wilson entworfenen Fahrräder sollten von zwei Personen in halb liegender Position gefahren werden.[8] Ihre Räder aus Metallgewebe würden sie sicher über die staubige Mondoberfläche befördern, und anstelle einer herkömmlichen Antriebskette erfolgte die Übertragung mittels zweier parallel verlaufender Riemen aus hochfestem Stahldraht. Wilson erklärte, diese Fahrräder könnten für das im Weltall notwendige Bewegungstraining sorgen und zugleich den Astronauten als Transportmittel bei Expeditionen dienen. Die Mondradfahrer würden neuartige klimatische Bedingungen erleben und könnten das »Freiheitsgefühl einer Fahrt ohne Windwiderstand genießen«.[9] Wilson untermauerte seine Vorschläge mit genauen Berechnungen: »Die mittlere ›Reisegeschwindigkeit‹ eines voll ausgerüsteten Astronauten, der mit einem Zwei-Mann-Gefährt über den unverdichteten Mondboden radelt, betrüge 8,38 Meter pro Sekunde, also 30,17 Stundenkilometer.«[10]

Wilsons Ideen zur Weltraummobilität beschränkten sich nicht aufs Radfahren auf der...

Erscheint lt. Verlag 5.6.2023
Übersetzer Andreas Jandl, Sigrid Schmid, Violeta Topalova
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Black lives matter • Corona-Pandemie • Drahtesel • Draisine • Dreirad • E-Bike • Erfindung • Gesundheit • Karl Drais • Klimaschutz • Klimawandel • Kulturgeschichte • Mountainbike • Rennrad • Stahlross • Transportmittel • Verkehr
ISBN-10 3-455-01575-1 / 3455015751
ISBN-13 978-3-455-01575-1 / 9783455015751
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