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Legitimation des Weltregierens - Konstanten und Veränderungen von der Antike bis heute - Herfried Münkler

Legitimation des Weltregierens - Konstanten und Veränderungen von der Antike bis heute

Ein Vortrag im Rahmen des Studium Generale der Universität Tübingen im WS 2008/2009
DVD Video
2009 | 1., Aufl.
Institut für Friedenspädagogik Tübingen (Hersteller)
978-3-932444-43-2 (ISBN)
CHF 19,85 inkl. MwSt
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Grundsätzlich lassen sich, wenn es um die Legitimation des Weltregierens geht, eine selbstbewusst-offensive und eine defensive Variante voneinander unterscheiden.
Die selbstbewusst-offensive Variante legitimiert die Vorherrschaft eines Zentrums über seine „Welt“ mit der Durchsetzung und Gewährleistung des Friedens: Wo zuvor offener Krieg oder zumindest latente Kriegsbereitschaft herrschte, ist nun Friede eingekehrt. In der Regel wird dieser Friede mit anderen Werten in Verbindung gebracht: als Voraussetzung für die Verwirklichung von Gerechtigkeit oder als Ermöglicher von Prosperität und Wohlergehen. Varianten dieser Legitimation sollen von den assyrischen und ägyptischen Reichen bis zu den Imperien der Briten, US-Amerikaner und Russen vorgestellt werden. Aber diese Legitimation ist fragil, kann sie doch von den Rändern und Peripherien der pazifizierten „Welt“ her in Frage gestellt werden. Eine andere Variante der Delegitimation besteht im Hinweis auf die Ausbeutung und Ausplünderung der Ränder und Peripherien der befriedeten Welt durch das Zentrum. Die Norm der Gerechtigkeit wird gegen den Wert des Friedens gekehrt und so ein Aufstand gegen die „Welt“-Regierung gerechtfertigt.
Dagegen setzt die normativ anspruchslosere defensive Legitimationsvariante auf die Selbst-behauptung der eigenen „Welt“ gegen die von außen andrängenden anderen „Welten“. Damit ist sie ideologiekritisch viel weniger angreifbar. Tatsächlich rekurriert diese Variante, die sich weniger auf Werte und Normen als auf den Anspruch der Selbstbehauptung beruft, überwiegend auf geo-politische oder geoökonomische Theorien, die Vorherrschaften festlegen und Grenzbereiche umschreiben. Wo sie über die Selbstbehauptung im Machtkampf hinausgeht, beruft sie sich auf im weitesten Sinne kulturelle Identitäten, die es zu verteidigen gelte. Wenn man so will, werden hier im Kern antiimperiale Muster für die Rechtfertigung imperialer Ansprüche fruchtbar gemacht. Das entspricht der Beobachtung, dass sich im westasiatisch-atlantischen Raum - im Gegensatz zu China - eine exzentrische Bewegung der Imperienbildung beobachten lässt: von Mesopotamien nach Amerika.
Abschließend soll ein Blick auf die Idee einer Weltföderation geworfen werden, wie sie von Abbé de St. Pierre, Rousseau und Kant entwickelt worden ist, und dieser Blick wird mit der Frage verbunden, ob dieses Konzept eine Alternative zu den beiden zuvor beschriebenen Legitimationsformen ist oder ob es sich bloß um eine ihrer Varianten handelt.

Prof. Dr. Herfried Münkler wurde 1951 in Friedberg/Hessen geboren und ist seit 1992 Professor für Theorie der Politik am Fachbereich Sozialwissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin. Herfried Münkler studierte von 1972 bis 1977 Germanistik, Politikwissenschaft und Philosophie an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, wo er 1981 auch mit einer Dissertation über Machiavellis politische Theorie promoviert wurde. Er habilitierte sich 1987 an der Johann Wolfgang Goethe-Universität mit einer Arbeit zum Thema „Staatsraison. Ein Leitbegriff der frühen Neuzeit“. Von 1987 bis 1992 vertrat er eine Professur für Politikwissenschaft an der Johann Wolfgang Goethe-Universität und wurde schließlich 1992 als Professor für Theorie der Politik an die Humboldt-Universität zu Berlin berufen. 1992 wurde er ebenfalls in die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften aufgenommen. Prof. Münkler ist weiterhin Vorsitzender der Leitungskommissionen der an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften editierten Gesamtausgaben: Ludwig Feuerbach: Gesammelte Werke (Akademie Verlag) sowie Karl Marx/Friedrich Engels Gesamtausgabe (MEGA) (Akademie Verlag). Publikationen u.a.: Prof. Münkler hat mehr als ein Dutzend Monographien verfasst, Sammelbände herausgegeben und zahlreiche Artikel in renommierten Fachzeitschriften publiziert. Zu seinen wichtigen Publikationen der neueren Zeit zählen: „Imperien. Die Logik der Weltherrschaft – vom Alten Rom bis zu den Vereinigten Staaten“ (2005) und „Die neuen Kriege“ (2002).

Reihe/Serie Wer regiert die Welt und mit welchem Recht? ; 9
Mitarbeit Kameramann: Peter Wingert
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung Vergleichende Politikwissenschaften
Schlagworte DVD, Video / Politikwissenschaft/Vergleichende und internationale Politikwissens • Ideengeschichte • Imperialismus • Internationale Beziehungen • Weltföderation • Weltregieren
ISBN-10 3-932444-43-4 / 3932444434
ISBN-13 978-3-932444-43-2 / 9783932444432
Zustand Neuware
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