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Auf Rehe jagen (eBook)

mit Herz und Verstand; Jagderfolg mit wildbiologischem Know-how; Jagen wann, wo, wie - wildbiologische Expertentipps
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
160 Seiten
Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG
978-3-440-50945-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Auf Rehe jagen -  Konstantin Börner
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In diesem kompakten Ratgeber fasst Fachbuchautor Dr. Konstantin Börner alles Wichtige rund um das Rehwild und erfolgreiches Jagen auf diese Schalenwildart zusammen. Ebenso interessant wie leicht verständlich bereitet er Jägern, insbesondere Einsteigern, wildbiologisches und praktisches Hintergrundwissen auf und schafft so die Grundlage für eine erfolgreichere Jagd.

WILDBIOLOGISCHE FAKTEN

Mit den länger werdenden Tagen im Frühjahr stellt sich der Organismus unseres Rehwilds auf eine neue Phase des Jahres ein. Das Wild kommt in kurzer Zeit auf Hochtouren. Der alles steuernde Faktor ist das Licht.

DAS LICHT DES FRÜHJAHRS

Mit den länger werdenden Tagen im Frühling stellt sich der Organismus unserer Rehe auf eine neue Phase des Jahres ein. Rezeptoren im Inneren ihrer Lichter registrieren die Veränderungen der Tageslänge und ihr Körper stellt sich adäquat darauf ein. Für Rehwild, aber auch für andere Hirscharten der gemäßigten und borealen Zone ist es überlebensnotwendig, auf die periodischen Änderungen der jahreszeitlichen Bedingungen zu reagieren.

BÖCKE IM FRÜHLING

Bei den Böcken kommt es mit der Zunahme des Lichtes im Frühjahr zu deutlichen hormonellen Veränderungen. Grundsätzlich sind der zyklische Aufbau, das Fegen und auch der spätere Abwurf der Geweihe ein hormonell und neuronal kontrollierter Prozess. Die jahreszeitliche Taktung und Synchronisierung werden durch die unterschiedlichen Tageslängen im Jahresgang gesteuert. Auf diese Weise wird – wie auch bei den Ricken – sichergestellt, dass alle Abläufe zur rechten Zeit stattfinden.

Die länger werdenden Tage lassen den Testosteronspiegel der Böcke ansteigen und die Geweihbildung beginnen.
© Karl-Heinz Volkmar

GEWEIHZYKLUS

Beim Geweihzyklus spielt das Hormon Testosteron eine sehr wesentliche Rolle. Untersuchungen haben bestätigt, dass eine geringe Menge an Testosteron für den Beginn und das Wachstum der Geweihe erforderlich ist. Für die Böcke bedeuten die länger werdenden Tage des Frühjahres einen Anstieg ihres Testosteronwertes. Erreicht dieser eine gewisse Konzentration, wird das Abstoßen des Bastes eingeleitet. Da dieser Schwellenwert bei Jährlingen erst zeitversetzt im Jahr erreicht wird, fegen diese ihre Geweihe später. Ab dem zweiten Lebensjahr verschiebt sich der Fegetermin häufig jedoch nicht mehr wesentlich. Ich selbst kannte Böcke, die Jahr für Jahr innerhalb eines wenige Tage umfassenden Fensters gefegt haben. Nimmt der Testosteronspiegel im Herbst wieder ab, werden die Stangen abgeworfen.

Welche Bedeutung Hormone für die Geweihbildung des Bockes besitzen, verdeutlicht folgende Tatsache: Die einmalige Verabreichung des weibliches Hormons Östrogen führt dazu, dass das Geweihwachstum eingestellt und kurz danach verfegt wird.

Übrigens ist die Bezeichnung „Gehörn“ für die Geweihe der Böcke biologisch nicht korrekt, auch wenn sie nach wie vor üblich ist und auch im vorliegenden Buch immer wieder einmal verwendet wird. Geweihe und Hörner unterscheiden sich grundlegend in ihrer Bildung und Zusammensetzung: Geweihe sind aus Knochen, während Hörner wie Hufe und Nägel aus Keratin bestehen.

KEIN HOLZ, SONDERN KNOCHEN

In vergangenen Jahrhunderten gingen Jäger und Naturforscher davon aus, dass Geweihe aus einer holzähnlichen Struktur bestehen. Erst später gelang der Nachweis, dass es sich um einen Knochen handelt. Dieser Geweihknochen ist um ein Vielfaches stabiler als ein vergleichbarer Skelettknochen. Vergleichsweise neu ist die Erkenntnis, dass es sich bei dem Geweihknochen um eine lebendige Struktur handelt. Genau wie ein Skelettknochen wird er mit Blut versorgt.

„… ALT FEGT ZUERST?“

Der Fegetermin eines Bockes hat entgegen der noch immer verbreiteten Meinung nur wenig mit dem Alter zu tun. Unterschieden werden können damit nur Jährlinge von mehrjährigen Böcken: Erstgenannte fegen nach dem ersten April, während mehrjährige Böcke zu diesem Zeitpunkt schon gefegt haben. Analog gilt das auch für den Zeitpunkt des winterlichen Abwerfens. Auch hier lassen sich mit einiger Sicherheit nur Jährlinge und mehrjährige Böcken unterscheiden. Jährlinge werfen ihr Geweih im Allgemeinen im November oder Dezember ab, während ältere Böcke dies schon eher tun.

Der Fegezeitpunkt sagt wenig über das Alter eines Bockes. Unterscheiden lassen sich dadurch nur Jährlinge und Mehrjährige.
© AdobeStock/Joerg Wester

RICKEN

Mit Beginn des Frühjahrs sind die Ricken bereits hochtragend. Der Setzzeitpunkt ist so abgestimmt, dass er zu einer Zeit erfolgt, in der den Ricken ausreichend Äsung zur Aufzucht einer neuen, vitalen Kitzgeneration zur Verfügung steht.

Der mittlere Setzzeitpunkt hat sich beim Rehwild in vier Jahrezehnten um ca. eine Woche vorverlegt (Hagen et al. 2020).
© KOSMOS-Archiv

KLIMAWANDEL …

Der Klimawandel stellt unser Rehwild und selbstverständlich auch andere Wildtierarten diesbezüglich vor eine neue Herausforderung. In den letzten 50 Jahren stieg die Jahresmitteltemperatur in Deutschland um 1,9 °C. Darüber hinaus beginnt das Frühjahr zeitiger. Als ein gängiger Indikator für den Frühjahrsbeginn wird in unseren Breiten die Forsythienblüte herangezogen: Bei dieser Strauchart hat sich der Beginn der Blüte in den letzten Jahrzehnten um ca. 13 Tage nach vorn verschoben.

Grundsätzlich sind Säugetierarten in der Lage, auf klimatische Veränderungen z. B. mit einer Verschiebung des Lebensraumes oder mit einer Anpassung ihres jährlichen Zyklus zu reagieren. Bezüglich des ansonsten sehr anpassungsfähigen Rehwildes ging man in der Vergangenheit allerdings davon aus, dass es nicht in der Lage ist, darauf zu reagieren (PLARD et al. 2014).

… UND REAKTION

In einer aktuellen Studie der Wildforschungsstelle des Landes Baden-Württemberg (WFS) wurde untersucht, ob das Reh möglicherweise doch Reaktionen auf die klimatischen Änderungen zeigt (HAGEN et al. 2021). Bei dieser Analyse konnte auf eine enorme Datenreihe zurückgegriffen werden. Insgesamt lagen auswertbare Daten von 16 111 markierten Rehkitzen für den Zeitraum von 1972 bis 2019 vor. Nach umfassender statistischer Analyse wies man nach, dass sich der mittlere Setzzeitpunkt des Rehs seit 1972 um circa eine Woche nach vorn verschoben hat. Dieser ist nun der 20. Mai. Für eine Wildtierart, bei der über drei Viertel der Nachkommen innerhalb von vier Wochen gesetzt werden, ist eine derartige Verschiebung ein deutlicher Indikator für eine Anpassung.

Im Mittel werden heute die Kitze am 20. Mai gesetzt.
© Dr. Kathleen Röllig

LICHTSTÖRUNGEN UND ANOMALIEN

Welche grundsätzliche Bedeutung die Tageslichtlänge besitzt, wird bei Hirscharten deutlich, die in der Nähe des Äquators leben. So besitzen z. B. der Rusahirsch in Indonesien und der Davidshirsch in Südchina keine Saisonalität. Sie ist auch nicht nötig, da jahreszeitliche Schwankungen nur gering oder gar nicht auftreten. Man kann auf der beliebten Ferieninsel Mauritius, auf der Rusahirsche eingebürgert wurden, daher zu jeder Zeit Hirsche in den verschiedenen Stadien ihres Geweihzyklus antreffen. Der Geweihkreislauf ist auch nicht an den Fortpflanzungszyklus gekoppelt.

Wann das Geweih geschoben, gefegt und abgeworfen wird, hängt am Äquator von der Geburt des Stücks ab. Interessant ist dabei, dass die einzelnen Phasen des Zyklus Jahr für Jahr zur selben Zeit ablaufen. Ein Hirsch, der im Juni abwirft, wird dies also über sein ganzes Leben hinweg beibehalten.

Siedelte man unsere Rehe in die Tropen um, käme es dazu, dass sich der Geweihzyklus ebenfalls von den Jahreszeiten entkoppelt, da die jahreszeitlich unterschiedlichen Tageslängen als Taktgeber entfallen. Bemerkenswert ist außerdem, dass die tropischen Hirscharten auch zu jeder Zeit des Jahres fruchtbar sind. Dies ist bei unseren Rehen nicht der Fall.

Die Geweihbildung indonesischer Rusahirsche ist nicht an Jahreszeiten gebunden.
© AdobeStock/Mike Lane

ZWEI GEWEIHE IN EINEM JAHR

Welche Auswirkung Manipulationen der Photoperiode auf den Geweihzyklus haben können, verdeutlichen entsprechende Experimente. Auch wenn die Untersuchungen nicht an Rehböcken durchgeführt wurden, sind die grundsätzlichen Abläufe doch identisch und ermöglichen somit wichtige Einblicke in die Zusammenhänge.

Um herauszufinden, welchen Effekt das Sonnenlicht im Einzelnen auf die Geweihentwicklung nimmt, hielt man Damhirsche in einer Halle, die völlig vom Sonnenlicht abgeschirmt war (SCHNARE & FISCHER 1987). Den Hirschen wurde durch entsprechende Lichtverhältnisse der Verlauf zweier Jahresperioden vorgegaukelt, obwohl tatsächlich nur 365 Tage vergangen waren.

Das Ergebnis war höchst erstaunlich. Die auf diese Weise fehlgeleiteten Hirsche schoben innerhalb eines (echten) Jahres zweimal ein Geweih. Überraschend war weiterhin, dass die Hirsche in dieser Zeit auch optisch schneller alterten. Der Versuch, die Photoperiode noch weiter zu verkürzen, scheiterte allerdings, da die betreffenden Stücke dann nicht mehr in der Lage waren, korrekte Geweihe zu schieben.

Bei Versuchen mit Rehböcken wurde wiederum festgestellt, dass auch eine konstante Tageslänge dazu führen kann, dass innerhalb eines Jahres zwei Geweihe geschoben werden.

RICKEN, KNOCHEN UND GEWEIHE

In seltenen Fällen tragen auch Ricken ein Geweih, das sie – noch seltener – auch blank fegen. Interessante Versuche haben gezeigt, dass Verletzungen des Stirnbeins auch bei weiblichen Rehen ein Geweihwachstum auslösen können. Ebenfalls erstaunlich: Transplantiert man die geweihbildende Haut des Stirnbeins auf andere exponierte Knochen, kann auch dort ein Geweih wachsen!

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Erscheint lt. Verlag 19.2.2024
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Freizeit / Hobby Angeln / Jagd
Schlagworte auf Wild jagen • Böcke • Buch Jagd • erfolgreich Jagen • Jagd • Jagdpraxis • Jagen lernen • Jägerwissen • Reh • Rehbock • Rehjagd • Rehwild • Schalenwild • Waidwerk • Wild • Wildjagd
ISBN-10 3-440-50945-1 / 3440509451
ISBN-13 978-3-440-50945-6 / 9783440509456
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