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Deine Familie ist nicht dein Schicksal -  VIENNA PHARAON

Deine Familie ist nicht dein Schicksal (eBook)

Befreie dich von frühen Prägungen, um unbeschwert zu leben und zu lieben
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
320 Seiten
Yes-Verlag
978-3-96905-305-8 (ISBN)
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Niemand hatte eine perfekte Kindheit. Wir alle zeigen Verhaltensweisen, die uns nicht gut tun, uns vielleicht sogar schaden. Das muss nicht so sein, sagt die renommierte Paar- und Familientherapeutin Vienna Pharaon. In »Deine Familie ist nicht dein Schicksal« hat Pharaon einen Heilungsprozess entwickelt, der uns hilft, unsere Herkunftsfamilie zu verstehen und herauszufinden, was in diesem System funktioniert hat und was nicht. Ungeheilter Schmerz oder Wunden manifestieren sich in unserem Verhalten als Erwachsene, von beruflichen Herausforderungen bis hin zu zwischenmenschlichen Konflikten. Aber die gute Nachricht ist, dass wir mit dem Wissen um unsere Vergangenheit und den richtigen Werkzeugen unsere Programmierung so verändern können, dass sich unsere Beziehungen und unser Leben deutlich verbessern. Unabhängig davon, ob jemand eine schöne oder eine schreckliche Kindheit hatte, lassen sich Erlebnisse aus der Vergangenheit, die heute der Aufmerksamkeit bedürfen, aufarbeiten. Mit geführter Selbstbeobachtung, Fallgeschichten, persönlichen Erfahrungen, Leitfäden für schwierige Gespräche und ergänzenden Arbeitsblättern in jedem Kapitel leitet dieses Buch dazu an, sich von frühen Prägungen und Familienmustern zu lösen und sein Leben und seine Beziehungen frei zu gestalten.

Vienna Pharaon ist zugelassene Ehe- und Familientherapeutin und eine der gefragtesten Beziehungstherapeutinnen in New York City. Sie praktiziert seit über 15 Jahren als Thera-peutin und ist Gründerin und Inhaberin einer Gruppenpraxis für Familien- und Paarthera-pie. Sie erwarb ihren Master of Science in Ehe- und Familientherapie an der Northwestern University und absolvierte eine umfassende Ausbildung am The Family Institute. Pharaon wurde in The Economist, Netflix, Vice und Motherly erwähnt und hat Workshops für Pelo-ton und Netflix geleitet. Derzeit lebt sie mit ihrem Mann und ihrem Sohn in Upstate, New York.

Vienna Pharaon ist zugelassene Ehe- und Familientherapeutin und eine der gefragtesten Beziehungstherapeutinnen in New York City. Sie praktiziert seit über 15 Jahren als Thera-peutin und ist Gründerin und Inhaberin einer Gruppenpraxis für Familien- und Paarthera-pie. Sie erwarb ihren Master of Science in Ehe- und Familientherapie an der Northwestern University und absolvierte eine umfassende Ausbildung am The Family Institute. Pharaon wurde in The Economist, Netflix, Vice und Motherly erwähnt und hat Workshops für Pelo-ton und Netflix geleitet. Derzeit lebt sie mit ihrem Mann und ihrem Sohn in Upstate, New York.

Einführung:
Unsere Herkunftsfamilien


Ich war fünf Jahre alt, als ein Ereignis in meiner Familie eine Wunde in mir riss, die die Entwicklung meiner Beziehungen über Jahre bestimmen sollte. Lange Zeit weigerte ich mich anzuerkennen, wie stark sich meine Vergangenheit auf mein Leben auswirkte. Ohne mein Psychologiestudium, meine beruflichen Erfahrungen mit den Auswirkungen von Traumata und meinen großen Wissensdrang in puncto Beziehungen hätte ich die Bedeutung dieses frühen Erlebnisses vielleicht nie ganz verstanden. Erst nach Jahren harter Arbeit erkannte ich all die Auswirkungen und konnte aktiv und bewusst bestimmen, wie ich in meinen Beziehungen sein wollte. Diese wertvolle Entwicklung möchte ich in diesem Buch mit dir teilen. Aber ich greife vor, lass uns am besten von vorne beginnen.

Lass uns mit meiner Kindheit beginnen.

Es war ein schöner, sonniger Tag im Sommer 1991. Ich bastelte mir gerade aus einem goldfarbenen Armreif einen trendigen Ohrring – ich war zwar erst fünf, aber in Modefragen schon weit voraus! Plötzlich hörte ich durch die geschlossene Zimmertür die laute Stimme meines Vaters. Seine Wut war mir schon immer unheimlich gewesen. Er gehörte zu den Männern, die Situationen gern dominierten, und die Macht, die er ausstrahlte und über andere ausübte, fühlte sich bedrohlich und manipulativ an. Mir verging augenblicklich die Freude an meiner Schmuckbastelei.

»Wenn du gehst, dann komm bloß nicht wieder«, schrie er meine Mutter an.

Die Worte durchbohrten mich. Ich hatte noch nie einen solchen Zorn auf jemanden erlebt, den ich liebte, auf jemanden, den er eigentlich auch lieben müsste: Wenn du gehst, dann komm bloß nicht wieder.

Kurz darauf kam meine Mutter die Treppe hinaufgestürmt und befahl mir, eine Tasche zu packen. Mir blieb nicht viel Zeit, das Geschehene zu verarbeiten. Ich begriff nur, dass wir verreisen würden.

Wir holten meine Großmutter mütterlicherseits ab und fuhren an die Küste von Jersey. Wahrscheinlich habe ich dort in den Wellen gespielt, Sandburgen gebaut und meine Mutter zu überreden versucht, auf dem Heimweg noch ein Eis zu kaufen. Mir war natürlich nicht klar, dass der Heimweg diesmal ein anderer sein würde. Denn wir würden nicht nur meine Großmutter absetzen und dann weiterfahren. Wir würden dort bleiben.

Bei Oma machten wir es uns erst einmal gemütlich und erholten uns von dem Tag an der Sonne. Es dauerte nicht lange, bis das Telefon klingelte. Obwohl es damals noch keine Anruferkennung gab, war klar, wer am anderen Ende der Leitung sein würde. Mein Vater wollte meine Mutter sprechen, aber meine Oma ließ das nicht zu. Stattdessen flüchteten wir sofort ins Nachbarhaus. Keine Zeit zum Verstehen, nur zum Rennen.

Etwa zehn Minuten später fuhren mein Vater und sein Bruder, mein Onkel, in die Einfahrt meiner Oma. Wir beobachteten aus der Ferne, wie sie an die Haustür klopften, um das Haus herumgingen und versuchten, irgendeine Bewegung im Inneren zu erspähen. Da das Auto meiner Mutter vor dem Haus stand, wussten sie, dass wir nicht weit weg sein konnten. Ich kann mich noch erinnern, dass ich vorsichtig über die Fensterbank lugte, um zu sehen, was da vor sich ging. Mein Vater und mein Onkel waren zwar weit entfernt, dennoch konnte ich ihre Wut erkennen.

Einerseits wollte ich meinen Vater rufen, aber andererseits hatte ich auch Angst. Ich versteckte mich mit meiner Mutter und fühlte mich verängstigt und bedroht, gleichzeitig dachte ich: Hier bin ich, Papa.

Kurz darauf fuhr die Polizei bei meiner Großmutter vor. Ich spürte die Furcht in der Stimme meiner Mutter, als sie mich aufforderte, mich mit ihr im Schrank zu verstecken. Das passiert gerade wirklich. Sie befahl mir, keinen Mucks von mir zu geben. Dann klopfte es.

Die Nachbarin öffnete die Tür und stand zwei wütenden Männern und zwei Polizeibeamten gegenüber. Die Polizisten stellten Fragen, mein Vater und mein Onkel schrien nur Anschuldigungen. Sie wussten, dass wir im Haus waren, wurden aber nicht hereingelassen.

Ich hörte, dass die Wut immer größer wurde. Irgendwie muss ich das doch in Ordnung bringen, dachte ich. Was kann ich nur tun, damit das aufhört? Ich möchte doch, dass es beiden gut geht.

Doch es war unmöglich, beide Elternteile zufriedenzustellen. Ich konnte nicht gleichzeitig zu beiden halten. Wenn ich mich auf die Seite eines Elternteils stellte, dann musste ich den anderen kränken oder enttäuschen. Zumindest glaubte ich das damals. Ich konnte den Streit nicht beenden.

Meine Mutter und ich saßen die ganze Zeit Hand in Hand und stocksteif im Kleiderschrank.

Und obwohl mir damals noch der Begriff dafür fehlte, um es beschreiben zu können, ist in diesem Augenblick eine emotionale Wunde in mir entstanden. Ich ahnte noch nicht, wie lange mich dieser Augenblick prägen sollte.

Auch wenn meine Eltern ihr Bestes versuchten, konnten sie mich nicht vor ihrer Wut bewahren oder abschirmen. Körperlich war ich nie in Gefahr, aber das System, das für mich Familie war, war bedroht und lag in Trümmern. Das Chaos wurde zum Status quo. Ich erlebte, wie sich zwei Erwachsene Drohungen an den Kopf warfen, es gab Manipulation, Paranoia, Gefühlsausbrüche, Missbrauch, Machtspiele und Angst. Obwohl sie sich bemühten, es vor mir zu verbergen, sah ich alles, spürte es und durchlebte es mit ihnen. Meine Welt war plötzlich keine behütete mehr. Die beiden Menschen, die mich beschützen sollten, waren so sehr in ihren Kampf verwickelt, dass sie mich eine Zeit lang aus dem Blick verloren.

Mir wurde klar, dass ich selbst dafür sorgen musste, dass sich das Gefühlt von Sicherheit wieder einstellte.

Im Bemühen, die Wogen zu glätten und die Familie zusammenzuhalten, übernahm ich die Rolle der Friedenswächterin. Eine ziemlich schwierige Rolle für eine Fünfjährige. Da ich nicht wusste, dass das nicht meine Aufgabe war, versuchte ich, sie perfekt auszufüllen. Ich wurde eine phänomenale Schauspielerin. Da ich mir sicher war, dass es meine Eltern überfordern würde, wenn es mir nicht gut ging, sagte ich nur: »Mir geht es gut«, um sie nicht noch mehr zu belasten. Weil ich es ihnen immer rechtmachen und ihnen das sagen wollte, was sie meiner Meinung nach hören wollten, teilte ich ihnen nie wirklich meine Wünsche mit, sondern bestätigte nur die ihren. Ich wurde zu einem Kind ohne eigene Bedürfnisse, gut in allem, was ich anpackte, und bemüht, die Last zu mindern und davon abzulenken, was gerade passierte.

Meine emotionale Wunde – mehr dazu auf den folgenden Seiten – blieb unversorgt, wurde immer wieder neu aufgerissen und bestimmte unbewusst mein Leben. Ich war stets auf der Hut, immer bereit zum Feuerlöschen, egal ob Anzündholz und Streichholz von meinen Eltern, meinen Freundinnen oder später dann meinen Partnern kamen. Diese unangemessene Rolle der Friedenswächterin und die ständigen Bemühungen, alles in Ordnung zu bringen, hatten langfristige Auswirkungen, die ich erst nach vielen Jahren überwinden konnte. Ich lernte, mich und meine Erfahrungen zu verbiegen, als unwichtig anzusehen, zu minimieren, zu maximieren und zu verzerren, nur um anderen zu gefallen. Diese Angewohnheit musste ich später mühsam loswerden, um authentische Beziehungen führen zu können.

Ich passte mein Verhalten so geschickt an, damit das, was meinen Eltern passiert war, mir auf keinen Fall passierte, dass ich am Ende genau das erzeugte, wovor ich Angst hatte. Meine Angst, so beherrscht zu werden, wie mein Vater meine Mutter dominiert hatte, hatte nur zur Folge, dass ich mich selbst beherrschte. Meine Sehnsucht nach Anerkennung und mein Bedürfnis, anderen zu gefallen, führten dazu, dass ich unangreifbar war, wenig authentisch und keine echten Beziehungen eingehen konnte. Ich gab mich so, als hätte ich alles im Griff, doch das machte es mir nur unmöglich, meine wahren Gefühle zu zeigen oder um die Erfüllung meiner Bedürfnisse zu bitten. Ich steckte in meinen privaten und beruflichen Beziehungen fest und wiederholte genau die Muster, die ich niemals hatte wiederholen wollen.

Als ich mit einer Therapie begann, war mir das überhaupt nicht bewusst. Meines Erachtens musste ich an der Verbesserung der Kommunikation und der Konfliktlösung in meinen Beziehungen arbeiten. Denn aus irgendeinem Grund hatte ich in allen Lebensbereichen Streit mit anderen – mit Freunden, Kolleg:innen und vor allem mit Partnern. Aber all diese Frustrationen und Konflikte führte ich nie auf den einen Vorfall in meiner Kindheit zurück. Das habe ich überlebt, sagte ich mir. Ich habe den Frieden gewahrt.

Doch tief in meinem Inneren wusste ich es besser. Das wahre Problem – das, worum es bei all den Konflikten wirklich ging – lag in diesem schrecklichen Tag begründet. Meine Familie und meine damals entstandene emotionale Wunde waren der Grund dafür. Und erst als ich anfing, mich selbst im Rahmen meiner Familie zu sehen, konnte ich mich endlich freimachen.

Unter diesem neuen Aspekt betrachtet ergaben mein Dasein und die Art, wie ich war, plötzlich Sinn. Eine Erfahrung, die Jahrzehnte zurücklag, hatte eine dauerhafte Wirkung auf mich ausgeübt. Ich hatte versucht, die Wunde zu ignorieren, die mein Sicherheitsgefühl erschüttert hatte, ich wollte dem daraus entstehenden Schmerz entgehen. So wurde ich zu jemandem, der möglichst unter dem Radar fliegt, um in der Familie und in jeder nachfolgenden Beziehung bloß keinen Stress zu machen.

Spoilerwarnung: Der Versuch, anderen Stress zu ersparen, verursacht nur noch mehr Stress – und Schmerz für einen selbst. Konflikte mit zusammengebissenen Zähnen durchzustehen, ohne ihre Ursache wirklich zu begreifen, hat in meinen Erwachsenenbeziehungen nicht funktioniert. Genauso wenig wie mein anderer Abwehrmechanismus: das...

Erscheint lt. Verlag 17.3.2024
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Lebenshilfe / Lebensführung
Schlagworte Angst • Bindungsangst • Depression • Eltern • Herkunft • Inneres Kind • Kindheit • Loslassen • Muster • Mutter • Prägung • Psychologie • Psychotherapie • Ratgeber • Scham • Schuld • Selbsthilfe • Selbstwertgefühl • Therapie • Trauma • traumatisch • Vater • vererbt • Vergangenheit • Verlustangst
ISBN-10 3-96905-305-6 / 3969053056
ISBN-13 978-3-96905-305-8 / 9783969053058
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