Nicht aus der Schweiz? Besuchen Sie lehmanns.de
Brandstifter und ihre Mitläufer - Putin - Trump - Netanyahu -  Rafael Seligmann

Brandstifter und ihre Mitläufer - Putin - Trump - Netanyahu (eBook)

Warum sie erfolgreich sind und wie man sie stoppen kann
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
176 Seiten
Verlag Herder GmbH
978-3-451-83281-9 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
13,99 inkl. MwSt
(CHF 13,65)
Der eBook-Verkauf erfolgt durch die Lehmanns Media GmbH (Berlin) zum Preis in Euro inkl. MwSt.
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Rafael Seligmann wirft einen einzigartigen Blick auf die politischen Karrieren führender Persönlichkeiten wie Putin, Trump und Netanyahu sowie die Dynamiken dahinter. Er zeigt auf, dass trotz individueller Unterschiede erstaunliche strukturelle Gemeinsamkeiten bestehen. Vor allem im Verhältnis zwischen den Anführern und ihren willigen Mitläufern. Ohne deren Unterstützung blieben die späteren Herrscher anonyme Postkartenmaler, Geheimdienstler oder Hochstapler ... In erhellenden Kurzbiografien legt Seligmann dar, dass die wechselseitige Bindung zwischen Führer und Nachfolgern entscheidend ist. So u.a. auch bei Erdo?an oder Xi Jinping. Ein wichtiges historisches Buch, das nicht nur davor warnt, wie zerbrechlich Frieden und Demokratie sind, sondern auch dazu inspiriert, diese Werte zu verteidigen.

Rafael Seligmann, geb. 1947 in Tel Aviv, ist einer der bekanntesten jüdischen Autoren Deutschlands. Der Historiker und Journalist verfasste zahlreiche Romane und zeitgeschichtlichen Analysen und kommentiert für verschiedene Medien das Tagesgeschehen. Er war mehrfach Chefredakteur und Herausgeber.

Rafael Seligmann, geb. 1947 in Tel Aviv, ist einer der bekanntesten jüdischen Autoren Deutschlands. Der Historiker und Journalist verfasste zahlreiche Romane und zeitgeschichtlichen Analysen und kommentiert für verschiedene Medien das Tagesgeschehen. Er war mehrfach Chefredakteur und Herausgeber.

Feuer und Flamme


Noch vor 35 Jahren strotzte die Welt vor Zuversicht. Im Sommer 1989 proklamierte Francis Fukuyama „Das Ende der Geschichte“. In seinem Aufsatz sagte der amerikanische Historiker den Anbruch eines friedlichen Zeitalters voraus. Die folgenden Ereignisse schienen Fukuyamas Prophezeiung zu bestätigen. Wenige Monate später fiel die Berliner Mauer, bald darauf brach die SED-Diktatur zusammen. Die DDR wurde Teil eines vereinigten demokratischen Deutschlands. In kurzen Abständen streiften die Menschen in den Staaten Osteuropas ihre kommunistischen Zwangsregime ab, bis schließlich die Sowjetunion in sich zusammenfiel. Damit endete der Kalte Krieg. Bestehende und entstehende Demokratien schienen einen langfristigen Frieden zu garantieren – wie Fukuyama dies prognostiziert hatte. Bereits 1989 aber riss als Folge des Auseinanderbrechens Jugoslawiens der Nationalist Slobodan Milošević in Belgrad die Herrschaft an sich und brach einen Krieg zur gewaltsamen Wiedervereinigung Jugoslawiens unter serbischer Führung vom Zaun. Sein Feldzug blieb erfolglos. Die NATO erzwang einen Waffenstillstand. Auch global wurde der Frieden einige Jahre später schlagartig beendet. Am 11. September 2001 attackierten Kommandos der Al Kaida Osama bin Ladens New York und Washington. Die Vereinigten Staaten antworteten mit Invasionen Afghanistans und später Iraks. Das Ende der Geschichte war vorbei, ehe es begonnen hatte. Stattdessen entwickelte sich ein neues Zeitalter der Brandstifter.

Als am 24. Februar 2022 russische Armee-Einheiten in die Ukraine einmarschierten und Moskaus Luftwaffe Kiew und andere Städte des Landes bombardierte, reagierten führende Politiker sowie Bürger der westeuropäischen Demokratien schockiert. Bis zuletzt hatten sie sich an die Illusion geklammert, Russland werde keinen Krieg beginnen. Obgleich in den zurückliegenden Jahren Moskau wiederholt Feldzüge innerhalb Russlands und jenseits seiner Grenzen geführt hatte. Zudem hatten westliche Geheimdienste, auch der Bundesnachrichtendienst, ihre Regierungen über die bevorstehende Invasion der russischen Streitkräfte informiert. Die Massenmedien berichteten ausführlich über Moskaus Kriegsvorbereitungen. Um den Ausbruch des Waffengangs zu unterbinden, um dessen Verhinderung sie sich mit allen Mitteln bemüht hatten, traten die Führer Europas Canossa-Flüge an. Im Kreml appellierten sie an Präsident Putin, von einem „möglichen“ Kriegsvorhaben abzulassen, lockten mit wirtschaftlichen Vorteilen, etwa der Inbetriebnahme der Erdgaspipeline Nord Stream 2, die Moskau weitere Milliardeneinnahmen bescheren würde. Umsonst. Der Möchtegernzar erteilte seinem Militär Kriegsbefehl.

Bundeskanzler Scholz bekannte, Putin habe damit eine „Zeitenwende“ eingeleitet. Seine Vorgängerin Angela Merkel, die zeit ihrer Kanzlerschaft mit dem Kremlherrscher kooperiert hatte, erging es ähnlich wie vielen Demokraten, die meinten, mit einer beschwichtigenden Friedenspolitik einen Krieg auf ihrem Kontinent vermeiden zu können. Später rechtfertigte sich Merkel mit der Bemerkung, Diplomatie sei nicht falsch, weil sie in diesem Fall fehlgeschlagen sei. Aber es war falsch, sich ausschließlich auf sie verlassen zu haben.

Bereits während der späten 1930er Jahre versuchten Großbritannien und Frankreich durch ein Eingehen auf die Forderungen Berlins, Hitler von einem Krieg abzuhalten. Dafür waren sie bereit, die Integrität kleinerer Staaten zu opfern – wie im Münchner Abkommen von 1938 auf Kosten der Tschechoslowakei. Auf diese Weise meinten sie, „Frieden für unsere Zeit“ erkauft zu haben, so der damalige britische Premier Neville Chamberlain. Dies geschah mit der breiten Zustimmung der Bevölkerung. Ähnliche Tendenzen zur Befriedung auf Kosten der Nachbarn zeigen populistische Politiker in Europa und weltweit, wenn sie Verhandlungen mit Putin fordern und ein Eingehen auf seine territorialen Forderungen, um den „Frieden“ zu bewahren.

Als Benjamin Netanyahu Ende 2022 erneut Israels Regierungschef wurde, meinte er, sich vor allem auf eine Justizreform zu seinen Gunsten konzentrieren zu können. Als „Mr Sicherheit“ suggerierte der Premier, die Unversehrtheit der Bürger gewährleisten zu können. Tatsächlich aber untergruben die von Netanyahu angefachten inneren Konflikte die Sicherheit Zions. Das erleichterte den Massenmord der Hamas aus dem Gazastreifen am 7. Oktober 2023. Somit trägt Netanyahu Verantwortung für die zunächst fehlende Abwehrkraft der israelischen Streitkräfte.

Geschichte wiederholt sich nicht. Aber Kriege und Diktaturen bleiben katastrophal. Wie können demokratische Staaten ihre Stärken Freiheit, Idealismus und Wohlstand nutzen, um Unterdrückung und Kriege zu verhindern?

Unterschiedliche politische Figuren wie Napoleon, Hitler, Pinochet, Trump bedienten sich gesellschaftlicher Umbrüche, um die Macht zu okkupieren. Grundbedingung hierfür waren sich auflösende soziale und politische Strukturen. Ein Klima der Orientierungslosigkeit und Angst ist eine Voraussetzung für charismatische Brandstifter, um Mitläufer, die ihr Weltbild teilen, zu rekrutieren. Hitler benötigte die Depression in der Folge des Ersten Weltkrieges, um aus der Anonymität eines Postkartenmalers in die Politik treten zu können.

Neben Brandstiftern wie Alexander dem Großen, Napoleon, Hitler, Milošević, die unbedingt danach streben, äußere Kriege zu entfachen, gibt es die Kategorie der zunächst rationalen Herrscher. An die Macht gelangt, beschränken sie sich vorderhand auf eine autoritäre Regentschaft im eigenen Land und vermeiden externe Konflikte. Prototypen sind neben Francisco Franco, Augusto Pinochet, Donald Trump, Benjamin Netanyahu und Victor Orbán. Ihre kriminelle Energie begrenzen sie auf die innerstaatliche Ebene.

Brandstifter wie Vladimir Putin und Recep Tayyip Erdoğan passen ihre Taktik der jeweiligen politischen Großwetterlage an. Sie sind latent darauf aus, neben der Macht im eigenen Land auch Herrschaft in angrenzenden Territorien zu erobern, jedoch nur, wenn dies relativ risikolos erscheint. In der Anfangsphase ihrer öffentlichen Karriere treten sie als demokratische Erneuerer auf. So gewinnen sie die Zustimmung der Bevölkerung, unabhängiger Medien und des Auslands. Doch je länger sie mit den Jahren Gefallen an der Ausübung der Macht finden, desto schneller verlieren sie die Geduld mit politischen Opponenten, einer unabhängigen Justiz und der freien Presse. Auch die Bereitschaft, außenpolitische Widerstände zu tolerieren, schwindet. Innenpolitische Gegner werden zunehmend durch gezielte Verfolgung ausgeschaltet. Gleiches gilt für die Judikative. Parallel dazu wächst die Bereitschaft, internationale Interessenkonflikte durch Krieg zu lösen, falls der Widerstand auswärtiger Rivalen, speziell Demokratien, nicht abschreckend wirkt.

Viele der genannten Figuren verbinden das Schicksal ihres Landes mit ihrem individuellen Los. Scheitern sie, nehmen sie ihren Staat in Geiselhaft.

Was bewegt Brandstifter? Wodurch gewinnen sie Gefolgschaft? Der unwiderstehliche Trieb zu siegen, zu erobern, zu zerstören ist entscheidend. Politische Marodeure versuchen, komplexe Herausforderungen mittels Unterdrückung, Erpressung, Gewalt und Krieg zu bestehen. Sobald ein Gegner überwältigt ist, setzen sie sich immer neue Ziele. Zudem besteht eine Komplizenschaft, ja eine Abhängigkeit zwischen Brandstiftern und ihren Mitläufern, da sie die gleichen Werte und aggressiven Methoden teilen. Der Brandstifter erringt und erzwingt das latente Verlangen seines Anhangs. Das ist sein Charisma. Moralische und rechtliche Kriterien werden ausgeschaltet. Richtig ist, was der Führer befiehlt. Anderes ist falsch und wird sanktioniert.

 

Das Wirken politischer Brandstifter kann nicht vollständig unterbunden werden. Gesellschaftliche Verwerfungen sind mitunter unvermeidlich, ja notwendig. Karl Marx nannte Revolutionen „Lokomotiven der Geschichte“. Dem Philosophen kam nicht in den Sinn, dass Zugwagen auch in die falsche Richtung gelenkt werden können. Millionen Menschen mussten die Irrfahrten mit dem Leben bezahlen – wenn Kutscher oder Lokomotivführer wie Napoleon, Lenin oder Mao den Weg bestimmten.

Demokratien haben sich als relativ zuverlässiger Schutz erwiesen. Ihre Gesetze und Institutionen sorgen in der Regel dafür, dass die schmerzhaften Nebenwirkungen der gesellschaftlichen Umbrüche abgefedert werden. Falls diese sich aufgrund von technischen und wirtschaftlichen Erneuerungen dennoch ereignen, gewinnen selbst in etablierten Demokratien wie Großbritannien, den USA und Israel Demagogen Zulauf, die eine Einschränkung der politischen Freiheit, der unabhängigen Rechtsprechung und Medien anstreben.

Eine stabile Freiheitsordnung ist das Ergebnis einer überzeugten Bevölkerung und freier Institutionen. Bemerkenswert ist dabei, dass Indien seine demokratische Struktur bewahren konnte, während sie in Pakistan, das ebenso wie Indien und Ceylon bis 1946 in der gleichen Kolonie von Großbritannien regiert wurde, stets aufs Neue abgeschafft wurde. Das überlieferte islamische Kultur- und Politikverständnis, das eine Trennung von Staat und Religion nicht kennt, spielt hier eine entscheidende Rolle. Kein muslimisch ausgerichteter Staat blieb dauerhaft demokratisch. Oktroyierte, formale Demokratien, wie sie von den USA in Afghanistan und Irak etabliert wurden oder zuvor bei Abzug der Kolonialmächte aus den ehedem kolonisierten Ländern in Afrika und Asien, besitzen nicht die notwendige Widerstandskraft...

Erscheint lt. Verlag 8.4.2024
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Zeitgeschichte ab 1945
Schlagworte Amerika • Demokratie • Deutschland • Diktatur • Hitler • Nationalsozialismus • Putin • Russland • Sowjetunion • Stalin • Trump • Unterdrückung • Widerstand
ISBN-10 3-451-83281-X / 345183281X
ISBN-13 978-3-451-83281-9 / 9783451832819
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Wie bewerten Sie den Artikel?
Bitte geben Sie Ihre Bewertung ein:
Bitte geben Sie Daten ein:
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 1,1 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Eine persönliche Geschichte

von Timothy Garton Ash

eBook Download (2023)
Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
CHF 28,30
Die Welt an der Schwelle zum Atomkrieg

von Bernd Greiner

eBook Download (2023)
C.H.Beck (Verlag)
CHF 8,75
Eine neue Geschichte der DDR 1949-1990

von Katja Hoyer

eBook Download (2023)
Hoffmann und Campe (Verlag)
CHF 22,45