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Pompeji (eBook)

Archäologie und Geschichte
eBook Download: EPUB
2023 | 4. Auflage
129 Seiten
Verlag C.H.Beck
978-3-406-80960-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Pompeji -  Jens-Arne Dickmann
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Jens-Arne Dickmann skizziert knapp, anschaulich und kompetent die Geschichte Pompejis und vermittelt in Grundzügen den heutigen Wissensstand über diese faszinierende Ruinenstadt. Fast 1700 Jahre dauerte es, ehe man den Ort, der bei einem Ausbruch des Vesuv 79 n. Chr. unterging, und erste antike Überreste identifizierte. Nach über 250 Jahren Forschung sind das Gesicht der Stadt und ihre Geschichte ebenso bekannt wie viele Einzelheiten über Wohnsituation und Wirtschaftsweise, Verkehrsverhältnisse, Politik, religiöse Praxis sowie Kunst und Kultur in Pompeji.

Jens-Arne Dickmann lehrt als Professor am Institut für Archäologische Wissenschaften der Universität Freiburg und ist durch einschlägige Arbeiten zum antiken Pompeji ausgewiesen.

Jens-Arne Dickmann lehrt als Professor am Institut für Archäologische Wissenschaften der Universität Freiburg und ist durch einschlägige Arbeiten zum antiken Pompeji ausgewiesen.

Die Infrastruktur der Stadt


Die Stadt aus der Luft – Mauern, Tore und Straßenführung


Schon der unregelmäßige Verlauf der Stadtmauer verrät die Rücksichtnahme auf geographische Gegebenheiten (Abb. Buchdeckel innen). Der Übergang des leicht nach Norden zum Vesuv hin ansteigenden und nach Osten leicht abfallenden Geländes vollzieht sich ohne markante Einschnitte. Die kantige Führung der Mauer im Westen und Süden hingegen folgt dem Steilabfall eines Lavaplateaus. Auf dessen Rücken war die Stadt wohl gegen Ende des 7. Jh.s v. Chr. gegründet worden. Dieses Plateau schiebt sich sehr weit nach Süden vor. Seine Entstehung geht auf weit ältere Ausbrüche des Vesuv zurück. Auch wenn die meisten Rekonstruktionen des antiken Küstenverlaufs sich in mancher Hinsicht voneinander unterscheiden, kann inzwischen als sicher gelten, dass die Stadt damals sehr viel näher am Meer lag. Die Mündung des schiffbaren Sarno scheint durch Lagunen geschützt und als Anlegeplatz sehr geeignet gewesen zu sein. Das machte Pompeji als Umschlagort für Waren, etwa für Salz aus den nahe gelegenen Salinen, interessant. Jüngere Ausgrabungen weiter östlich im Inland, bei der heutigen Stadt Nola, haben ergeben, dass man die seit dem frühen 1. Jahrtausend v. Chr. bestehenden Siedlungen gegen Ende des 7. Jh.s aufgab und näher an die Flussmündung verlegte.

Die erste Ansiedlung muss im Laufe von wenigen Generationen erheblich gewachsen sein (Abb. Buchdeckel innen). Bereits Amedeo Maiuri hatte seit Ende der 1920er Jahre bei seinen Untersuchungen der Stadtmauer Reste von Steinsetzungen festgestellt, die er jedoch nicht als ehemalige Befestigung, sondern als Fundament einer späteren Mauer deutete. Erst neuere Untersuchungen Stefano De Caros schufen hier Sicherheit und ergaben, dass eine erste Befestigung der Stadtgrenze bereits um 570/60 v. Chr. erfolgte. Diese einschalige und vermutlich nicht sehr hohe Mauer muss auch den Verlauf der späteren Verteidigungsanlagen weitgehend bestimmt haben. Nur im Osten verlief die erste Mauer anfangs wahrscheinlich weiter westlich und fasste hier weniger Terrain ein. Unabhängig davon spricht die sehr frühe Entstehung der Mauer dafür, dass man von Beginn an beabsichtigte, neben der Siedlung auch Nutzflächen für die Landbewirtschaftung und Herdenhaltung einzubeziehen.

In den letzten beiden Jahrzehnten ist eine Vielzahl von Grabungsschnitten in archaische – und auch eisen- und bronzezeitliche – Siedlungshorizonte Pompejis abgetieft worden, sodass mit Sicherheit gesagt werden kann, dass das Stadtgebiet des 6. und 5. Jh.s weitgehend besiedelt war. Einen möglichen Hinweis auf den ersten Siedlungskern bietet die Straßenführung im Westteil des Stadtgebietes (Abb. Buchdeckel innen). Ohne Schwierigkeiten ist jene bogenförmig um das Forum im Zentrum herumgeführte Gasse auszumachen, die in der Forschung schon bald als Grenze eines alten Siedlungsnukleus, der sogenannten Altstadt, gedeutet worden ist. Außerdem wird dieses Areal von zwei sich im Bereich des Forums nahezu rechtwinklig kreuzenden Straßen – modern als Via Marina/Via dell’Abbondanza und Strada delle Scuole/Via del Foro bezeichnet – fast gleichmäßig geviertelt, sodass man von einer planmäßigen Parzellierung ausgehen kann. Betrachtet man nun das außerhalb der Altstadt angelegte Straßennetz im Norden und Osten, so springen die geraden, das gesamte Stadtgebiet durchziehenden Achsen ins Auge, die Via della Fortuna bzw. di Nola im Norden, die Via dell’Abbondanza im Süden und die Nord-Süd-Achse der Via Stabiana. Ihr Verlauf rahmt einerseits das Altstadtareal ein und setzt andererseits die bestehende West-Ost-Achse (decumanus) der Via dell’Abbondanza nach Osten fort. Die parallele Führung der beiden decumani und die durch ihre Abstände erreichte Drittelung der Nord-Süd-Ausdehnung der Stadt müssen auf eine ebenfalls geplante Erschließung des neuen Siedlungsgebietes außerhalb der Altstadt zurückgehen. Wann genau dieser Straßenverlauf festgelegt wurde, ist umstritten. Jüngere Beobachtungen deuten aber darauf hin, dass dies frühzeitig geschehen ist und dabei auch die Lage der Stadttore in der später errichteten Mauer bestimmt worden sein muss. Es handelt sich um insgesamt sieben Tore: eines nach Herculaneum und Neapel im Nordwesten und das Vesuv-Tor, jenes in Richtung Nola und das Sarno-Tor nach Osten sowie die beiden südlichen zu den Nachbarstädten Nuceria (modern Nocera) und Stabiae (Casellamare di Stabia), und schließlich das Hafentor im Westen (Porta Marina).

Neben der Straßenführung im Bereich der Altstadt fallen auch in anderen Gebieten Unregelmäßigkeiten auf: Diese betreffen insbesondere die Orientierung der Seitenstraßen. So weichen vor allem im Nordwesten und Südosten ganze Stadtbereiche von der Ausrichtung der Nord-Süd-Achse der Via Stabiana (cardo) ab. Während sich die Straßen nördlich der Altstadt an der Via di Mercurio, also an der Verlängerung der Forumsachse orientieren, nehmen sie im Südosten auf die Straße zum Noceraner Tor Bezug. Wie in den unmittelbar an die Altstadt angrenzenden Bereichen, so ergeben sich damit auch an verschiedenen anderen Stellen des Stadtgebietes Achsabweichungen und daraus resultierende schiefwinklig geschnittene Straßengevierte (insulae).

Die lange Zeit vertretene These, derzufolge diese Achsabweichungen eine sukzessive Stadtentwicklung von West nach Ost spiegelten, lässt sich allerdings nicht aufrechterhalten. Auch in Grabungen in den Regionen I und V konnten Spuren einer archaischen Besiedlung festgestellt werden, sodass die unterschiedlichen Zuschnitte der insulae anders erklärt werden müssen. Alternativ ist mit einer zunehmenden Verdichtung der Besiedlung, einer Reduzierung von Garten- und Freiflächen und einer wachsenden Zahl von mehrgeschossigen Bauten seit spätestens dem 3. Jh. zu rechnen. Der Nachweis einheitlich geschnittener Baulose in Regio I etwa, spricht für eine Ansiedlung größerer Bevölkerungsgruppen. Das könnten die ehemaligen Bewohner Nucerias gewesen sein, deren Stadt von Hannibal im Jahre 215 v. Chr. zerstört worden war.

Das schnelle Wachstum der Ansiedlung im Laufe der ersten drei Generationen (bis zur Mitte des 6. Jh.s v. Chr.) würde auch die Entscheidung zur Errichtung einer ersten niedrigen Verteidigungsmauer verständlich machen. Diese wurde jedoch schon kurze Zeit später, wohl zu Beginn des 5. Jh.s, wieder niedergelegt und durch eine sehr massive Befestigung aus zwei Kurtinen ersetzt, deren Zwischenraum man verfüllte. Wie sehr dieser Entschluss auf eine tatsächlich vorhandene Bedrohung durch benachbarte Siedlungen oder im Hinterland siedelnde Stämme zurückzuführen ist, lässt sich kaum beantworten. Immerhin scheint im 5. Jh. eine Siedlungsbewegung aus den samnitischen Bergen in die Küstenregion eingesetzt zu haben, die schließlich auch Pompeji unter die Herrschaft der Bergstämme brachte.

Dieser Vorgang, in dessen Verlauf es zu kriegerischen Auseinandersetzungen gekommen sein dürfte, erscheint durch jüngste Grabungen des Deutschen Archäologischen Instituts in neuem Licht. Bereits in den 40er Jahren war die – freilich noch unzureichend dokumentierte – These geäußert worden, es habe auch eine Altstadtbefestigung gegeben. Diese hätte folglich älter sein müssen als der große äußere Mauerring. Mit der Erkenntnis aber, dass Letzterer bereits im 6. Jh. entstanden war, wurde die Existenz einer noch früheren Befestigung unwahrscheinlich. Folglich ließ man die Vorstellung von einer Altstadtmauer fallen. Untersuchungen der 90er Jahre im Bereich der Stabianer Thermen (Abb. 9) brachten nun an zwei Stellen auf Höhe der ehemaligen Ostgrenze der Altstadt Reste einer zweischaligen Konstruktion aus Lava- und Kalksteinblöcken zutage. Jüngste Grabungen der Freien Universität Berlin sowie der Universitäten Neapel, Freiburg und Oxford in den Stabianer Thermen konnten die These einer Altstadtmauer mit davor verlaufendem Graben falsifizieren. Während die oben genannte Konstruktion nach wie vor als Maßnahme des 5. Jh.s gegen die samnitischen Bergstämme verstanden werden kann, liegen derzeit jedoch keine Erkenntnisse über die Existenz des angenommenen Stadttores auf Höhe des Straßenknicks vor. Dies muss nicht heißen, dass sich die Bewohner Pompejis unter der zunehmenden Bedrohung durch die Samniten sogleich in ihren Siedlungskern zurückzogen und Gebäude im Umfeld der Altstadt aufgegeben hätten. Wahrscheinlicher ist hingegen die Funktion des Areals als eine Art Schutz- und Rückzugsort.

Der Befund dürfte zudem erklären, warum das 5. und 4. Jh. städtebaulich bislang als ein Zeitraum dunkler Jahrhunderte gelten musste, den zu erschließen sich Archäologen ...

Erscheint lt. Verlag 25.11.2023
Reihe/Serie Beck'sche Reihe
Zusatzinfo mit 20 Abbildungen
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Kunst / Musik / Theater Malerei / Plastik
Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Vor- und Frühgeschichte / Antike
Geisteswissenschaften Archäologie
Geschichte Allgemeine Geschichte Altertum / Antike
Geisteswissenschaften Geschichte Regional- / Ländergeschichte
Schlagworte Antike • Archäologie • Geschichte • Italien • Klassische Archäologie • Pompei • Pompeji • Stadtgeschichte • Vesuv
ISBN-10 3-406-80960-X / 340680960X
ISBN-13 978-3-406-80960-6 / 9783406809606
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