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Von Wegen und Umwegen. Betrachtungen über das Leben zu Fuß (eBook)

Das perfekte Geschenk für Literaturliebhaber und Wanderfreunde: Mit Texten von Richard Ford, Ford, Tim Parks, A.L. Kennedy, Pico Iyer u.v.m.

Duncan Minshull (Herausgeber)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
272 Seiten
HarperCollins eBook (Verlag)
978-3-7499-0625-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Von Wegen und Umwegen. Betrachtungen über das Leben zu Fuß -
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»Ein Buch, das Ihr Herz und Ihre Füße auf die Straße treibt.«

The Times

Ein Spaziergang legt uns die Welt zu Füßen. Wir treten heraus aus dem verkrampften Drinnen-Sein, steigen in ungeahnte Höhen und nehmen neue Perspektiven ein. Wir treffen Freunde, teilen das Tempo, halten Schritt. Das Gehen bewegt uns, manchmal auf völlig unbemerkte Weise. In Zeiten von Corona haben wir erlebt, wie ein Spaziergang uns den Raum zu verschaffen vermag, den ein klarer Geist verlangt.

Für sein Buch hat Duncan Minshull zwanzig berühmte zeitgenössische Autorinnen und Autoren gebeten, ihre Gedanken zum Gehen in Worte zu fassen. Es ist ein Panorama der Spaziergänge aus der ganzen Welt - Japan, Italien, Schottland, Berlin, Frankreich, USA, Pakistan, Indien, Australien, Kanada, Wales, Spanien. Sie erzählen vom Durchhalten und Loslassen, von Pilgerschaft und Protestmärschen, von der Angst, in eine Landmine zu treten, und dem Sich-Verlieren in dunklen Wäldern und Gedanken. Und sie handeln davon, wie wir unsere Welt vergrößern und neu begreifen, wenn wir einen Fuß vor den nächsten setzen.

Mit Geschichten von Richard Ford, Tim Parks, A.L. Kennedy, Will Self, Sally Bayley, Agnès Poirier, Nicholas Shakespeare, Kamila Shamsie u.v.m.

Einleitung


Bevor Sie den wunderbaren Wanderern und Spaziergängern in Von Wegen und Umwegen auf den Seiten dieses Buches folgen, zunächst ein kurzer Blick zurück – in den April 1336: zu dem Tag, an dem der Dichter Petrarca »in milder Luft« die zerklüftete Flanke des Mont Ventoux in Südfrankreich bestieg. Er hatte viel zu erzählen – über Mitreisende, die Gegend, den Aufstieg und den Blick in die Ferne. So schuf er wohl eine der ersten Betrachtungen, die sich ausschließlich einer Wanderung widmete. Er fragte darin nach den Gründen, warum jemand zu Fuß geht, und er notierte auch, wie erfüllend dies sein kann. Sein Text war wegweisend.

Der Weg, der sich öffnete, führte etwa zu den englischen Romantikern (Samuel Taylor Coleridge, die beiden Wordsworths), die in erhabener Prosa und Dichtung das Betreten der Natur in Worte fassten. Ein anderer, William Hazlitt, wanderte, um über das Wandern selbst nachzudenken. In einem populären Essay riet er dazu, lieber allein aufzubrechen, weil unsere Freunde viel redeten und die Aussicht versperrten. Auf die Romantiker folgten die Viktorianer und Edwardianer, aufmerksame Beobachter einer Blütezeit des Zufußgehens, in dem sie mehr sahen als die bloße Notwendigkeit (in Armut) oder die Möglichkeit zur Erholung (in Wohlstand). Sie sprachen davon, urbane und nicht näher bestimmte Orte zu durchstreifen, und ließen sich dabei auf die geistige Dimension des Gehens ein. Charles Dickens erklärte, er müsse womöglich »explodieren und umkommen«, könnte er nicht immer in der Morgen- und Abenddämmerung das Haus verlassen. Virginia Woolf sagte Ähnliches über ihre nächtlichen Spaziergänge.

Und was sehen wir, wenn wir uns nach diesem Rückblick der jüngeren Vergangenheit zuwenden? Ein Bedürfnis nach Luft und Bewegung, nach Ausblicken, Geräuschen und Gerüchen, nach Entschleunigung und einer Offenbarung der Welt hat es immer gegeben. Aber geht es bei unseren Spaziergängen nicht um mehr? Wenn wir in der Natur sind, konzentrieren wir uns zunehmend auf Umweltprobleme und die »richtige Art« zu wandern. Unterwegs in der Stadt analysieren wir, wie unsere Umgebung uns beeinflusst (wir sind jetzt alle Psychogeographen), und verzichten bereitwillig aufs Auto. Wir sind ständig in Bewegung, mal um zur Ruhe zu kommen, mal um die Gedanken anzuregen. Und oft, Mr. Hazlitt, sind wir aus Gründen der Geselligkeit sogar in größeren Gruppen unterwegs. Es gibt immer mehr Gruppenwanderungen, es gibt weiterhin Pilgerreisen. Protestmärsche und Umzüge sind allgegenwärtig. In Scharen stürmen wir Stadien, Geschäfte und so weiter. Gemeinsam ebnen wir den Weg.

Festgehalten werden solche Ausflüge in Reiseberichten und Memoiren, in Naturschilderungen und Sozialgeschichten. Doch für mich ist es die kürzere Betrachtung, verdichtet oder lose hingeworfen, die den Verlauf einer Wanderung am besten einfängt. Wie befriedigend sich eine Strecke von fünf bis acht Kilometern in drei- bis viertausend Wörtern entfaltet! Man erfährt vom Warum, Wie und Wozu dieser elementaren Tätigkeit, von ihren Richtungsänderungen und Stimmungswechseln, ihrem Rhythmus, wie er sich im Rhythmus der Zeilen abbildet. Dickens, der unermüdliche Wanderer, hat es auf den Punkt gebracht. Beim Gehen, sagte er, »passiert immer etwas«. Ganz gleich, ob es im Kopf oder auf dem Weg vor einem passiert, immer kann man es in Essaylänge aufschreiben. Was mich nach einigem Hin und Her zum Ziel dieses Buchs bringt. Ich habe zwanzig Autorinnen und Autoren gebeten, ganz einfach von einer Reise zu erzählen, die sie gemacht haben. Also auf geht’s, damit wir nicht vom Weg abkommen.

* * *

Die Autorinnen und Autoren, die aus verschiedenen Teilen der Welt stammen und ganz verschiedene Gegenden bereist haben, hatten die Wahl: Sie konnten sich an eine Wanderung von früher erinnern oder von einem gerade bestandenen Abenteuer berichten. Die Einladung erfolgte zu Beginn der Pandemie 2020 mit all ihren Einschränkungen. Trotzdem haben sich eine ganze Reihe von ihnen für die zweite Option entschieden. Dass die Pandemie ihre Berichte nicht überschattet, ist schon mal positiv zu vermerken. Vielleicht liegt es daran, dass Erleichterung, Freiheit und Freude des Aufbruchs für drei Stunden oder auch drei Tage eine alternative Welt eröffnet haben. Eine Reise zu Fuß kann das bewirken.

Die zwanzig sagten also zu und trafen ihre Vorbereitungen. Dabei unterschieden sich im Großen und Ganzen zwei Typen. Die einen stellen die Tätigkeit in den Mittelpunkt – nennen wir sie die wandernden Autoren. Sie befinden sich auf den Spuren eines Dickens und einer Woolf, sind aber weniger rigoros als ein Hazlitt. Und dann gibt es die Neulinge, deren Schritte bis dahin noch auf keiner Buchseite ihre Spuren hinterlassen haben. Hinzu kommen noch einige spazierende Ausreißer. Harland Miller schreibt, er hätte Spazierengehen »eigentlich immer gehasst«, und erinnert sich dann an ein durch Benzinmangel verursachtes Erlebnis, das ihm in Erinnerung geblieben ist – und sich sogar »gelohnt« hat. Derweil eröffnet Richard Ford die Sammlung mit gemischten Gefühlen – er hat nicht die richtige Ausrüstung, mag kein schlechtes Wetter, ist aber oft draußen und damit eigentlich auch ganz zufrieden. Man kennt das.

Ford gebraucht für die Gemeinschaft der Wanderer den schillernd-schönen Begriff der Kavalkade, der einen feierlichen Reiteraufzug beschreibt. Es war mein Wunsch, dass dieser Aufzug in Von Wegen und Umwegen so viele Gegenden wie möglich erreicht. So wird in Großbritannien gewandert und in Europa, in Nordamerika und Australien, Indien, Pakistan und Japan. Am hellen Tag, in der Dämmerung und bei Nacht, bei Regen, Sonnenschein und Schnee. Und wohin führen die Wanderungen? Einige erklimmen Höhen (nicht unbedingt den Mont Ventoux, aber A. L. Kennedy besteigt immerhin eine Flanke des Skiddaw in Cumbria), andere erkunden die Natur in der Ebene, wandern über Wiesen und durch Wälder und an Seeufern und Küsten entlang. Und immer wieder lockt das städtische Pflaster, aber auch schwerer zu definierende Orte, die sich etwa in der Vorstadt oder in einem unbestimmten Dazwischen befinden.

Manchmal sind diese Orte so ungewöhnlich, dass es einen Grund – oder sogar ein Anliegen – braucht, sie zu erkunden. Oder man lässt sich einfach ohne Erwartung treiben. Das hilft Kathleen Rooney auf dem Heimweg vom Horseshoe Casino in Hammond, Indiana, zurück in ihr Viertel in Edgewater, Chicago. Überall gibt es lärmende Straßen, seltsame Schilder und unheimliche Dinge, die Unternehmung ist kein Vergnügen, in ihrer Nacherzählung wird sie dennoch reichhaltig. Mit dergleichen Neugierde, wahrscheinlich aber mit größerer Hingabe, »schweift« Will Self einmal mehr durch die Weiten des östlichen Kent, wo rauchende Schornsteine, rostige Geschütztürme und metallisch schimmernde Gewässer ihm die Ahnung einer neuen Erhabenheit vermitteln. Und was die Vorstadt angeht, so wohnt Pico Iyer in einer, nämlich in Nara unweit von Tokio. Auf seinen täglichen Spaziergängen notiert er, wie das Alte (der Schrein) und das Neue (der Beauty-Salon) seltsam nah beieinanderliegen – und wie das zähnefletschende Knurren eines Hundes am Tor seinen Status als »Fremder« an diesem Zwischenort bezeugt.

Von den Höhen also hinab in die Niederungen des städtischen Pflasters. Zehntausende verschiedenartiger Schritte in verschiedenartigem Schuhwerk, genossen »in milder Luft«. Und doch haben viele unserer Wanderungen und Spaziergänge etwas gemeinsam – die körperliche Betätigung genauso wie die innere Reise als wichtigen Teil unserer Erfahrung. Nämlich immer dann, wenn unsere Gedanken sich ebenfalls auf den Weg machen.

Eine Gestalt betritt den Mühlenbecker Forst nördlich von Berlin: »Regen. So viel, dass ich nicht über den Rand meiner Kapuze hinaussehen kann. Er fällt wie eine Wand, schräg und von der Seite, getrieben von Böen. Der Regen weht im Wind wie Wäsche an der Leine.« Und trotz des schlechten Wetters sind die Sinne überwiegend hellwach. Der Gesichtssinn auf jeden Fall und der Hörsinn (»knirschen« und »schmatzen«) ebenso wie das Fühlen (der »dichte Tonboden« unter den Füßen). Und obwohl es nicht direkt gesagt wird, meint man die verschiedenen Düfte zu riechen, die über dieses Land der Kiefern und des Efeus dahinziehen. Wundersame Entdeckungen auf dem Waldboden wie »gelbe Pfifferlinge« zeugen von einem schönen Tag an der frischen Luft und davon, dass man schon ganze sieben Kilometer zurückgelegt hat. Doch Jessica J. Lees Spaziergang beschränkt sich nicht auf den Weg vor ihr, er findet genauso in ihrem Kopf statt. Sie denkt über die Geschichte des nahegelegenen Schlosses Dammsmühle nach und erinnert sich, wie sie sich zu verschiedenen Jahreszeiten und Gelegenheiten in dieser Gegend aufgehalten hat. Schließlich wird der anhaltende Regen zum Omen, dass dies ihr womöglich letzter Besuch im Mühlenbecker Forst sein könnte.

Auf trockenerem Gelände, dem Jakobsweg, bewegt sich Ingrid Persaud, die sich als Anfängerin versteht: »Ich hatte vergessen, mich auf die Reise vorzubereiten. Mit ›vergessen‹ meine ich, dass ich mir wirklich überhaupt keine Gedanken gemacht hatte.« Doch ist sie eine scharfe Beobachterin der Leute, denen sie begegnet (und die ihr begegnen), und trotz großer Erschöpfung nach drei heißen Tagen scheint ihre innere Reise in keiner Weise beeinträchtigt: »Merkwürdigerweise entspannte ich mich jedoch mental immer mehr. Ich dachte an gar nichts und konzentrierte mich einfach nur auf das Gehen selbst. Sogar wenn der Schmerz größer wurde, blieb mein Geist klar.« Sie wird es doch hoffentlich zum heiligen Jakob schaffen?

Einem anderen vielbesuchten...

Erscheint lt. Verlag 25.7.2023
Übersetzer Wolfram Ströle, Friedrich Pflüger, Reiner Pfleiderer, Stephanie Singh, Elsbeth Ranke
Sprache deutsch
Original-Titel Where My Feet Fall
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Sport
Reisen Reiseberichte
Reisen Sport- / Aktivreisen
Schlagworte Buch bekannte Schriftsteller übers Gehen • Buch für überzeugte Spaziergänger • Buch Spaziergänge während Corona • Buch über ein Leben zu Fuß • Buch übers Gehen • Buch über Spaziergänge • darußen an der frischen Luft • Die stilvolle Art des Wanderns • Erzählungen übers Gehen • Flanieren • Gehen zum Zeitvertreib • Geschenkbuch für Menschen, die gerne zu Fuß gehen • Geschenkbuch für passionierte Spaziergänger • Geschichten Pico Iyer • Geschichten übers Gehen • Nachsinnen • Naturbeobachtungen • neues Buch A.L. Kennedy • neues Buch Jessica J. Lee • neues Buch Richard Ford • Promenade • Reisegeschichten Gehen • Schaufensterbummel • Spazierstock • Über das Glück des Gehens • Wandern • Zu Fuß gehen Geschenk
ISBN-10 3-7499-0625-4 / 3749906254
ISBN-13 978-3-7499-0625-3 / 9783749906253
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