Tinnitus - Endlich Ruhe im Ohr (eBook)
192 Seiten
Trias (Verlag)
978-3-432-10939-8 (ISBN)
Dr. med. Eberhard Biesinger ist HNO-Arzt in Lindenberg/Allgäu. Für sein Engagement für Tinnitus-Patienten wurde er von der Deutschen Gesellschaft für HNO-Heilkunde mit dem Hofmann-und-Heermann-Preis ausgezeichnet. Seit 2010 ist er in der Bestenliste des Magazins Focus gelistet. Für seine karitative Tätigkeit in Myanmar mit Ohrchirurgie wurde er 2019 mit der Medaille 'Für besondere Verdienste um den Freistaat Bayern in Europa und der Welt' ausgezeichnet.
Dr. med. Eberhard Biesinger ist HNO-Arzt in Lindenberg/Allgäu. Für sein Engagement für Tinnitus-Patienten wurde er von der Deutschen Gesellschaft für HNO-Heilkunde mit dem Hofmann-und-Heermann-Preis ausgezeichnet. Seit 2010 ist er in der Bestenliste des Magazins Focus gelistet. Für seine karitative Tätigkeit in Myanmar mit Ohrchirurgie wurde er 2019 mit der Medaille „Für besondere Verdienste um den Freistaat Bayern in Europa und der Welt“ ausgezeichnet.
1 Hören Sie die Alarmglocken?
Unsere Ohren sind 24 Stunden am Tag geöffnet. Stille empfinden wir in der heutigen Hektik und Betriebsamkeit fast als unnormal. Höchste Zeit, wieder genau hinzuhören!
Derjenige, der am lautesten schreit, wird zuerst bedient. Ruhige Typen sind »out«. Zum Aufputschen der Seele gibt es Techno, Smartphones, einen kräftigen Sound aus dem Auspuff, eine Vernetzung von Akustik und visuellem Push im Cyberspace. Und wenn es nur das permanente Summen des Computers ist.
Sind unsere Ohren mit ihrer komplizierten Nervenverknüpfung zu unserer Gefühlswelt und Wahrnehmung hierfür geschaffen? Vermutlich eher nicht. Wahrscheinlich ist dies die Hauptursache für die offensichtlich zunehmenden Probleme mit Tinnitus und Hörstürzen, zunehmend auch in jüngeren Jahren. Wir sollten genau hinhören und ganz bewusst wahrnehmen, welche Töne und Geräusche uns umgeben.
1.1 Achtsames Hören
Tritt ein Tinnitus auf, sind die Betroffenen rasch wachgerüttelt. Ihnen ist klar geworden, was gesundes Hören bedeutet. Wie war das vor dem Tinnitus? Haben wir überhaupt noch eine Empfindsamkeit für das Hören? An wie viele Momente können wir uns erinnern, in denen wir uns Naturgeräuschen bewusst hingegeben haben? Dem Rauschen und Plätschern des Wassers, dem Vogelgezwitscher im Wald oder dem monotonen Getrommel der Regentropfen? Wann haben wir zuletzt den Flügelschlag eines Vogels in der Luft bewusst wahrgenommen? Dem Summen der Bienen oder dem Sirren der Grillen gelauscht?
Innenohrfunktionsstörungen mit Schwerhörigkeit und Tinnitus sind die häufigsten Krankheitsbilder überhaupt und nehmen weiterhin zu. Ist uns bewusst, dass das Hören unsere wichtigste Sinnesempfindung ist? Das Ohr ist das erste vollständig ausgebildete und funktionierende Sinnesorgan im Mutterleib, und es ist das letzte erlöschende im Tod!
1.1.1 Die heutige Hörbelastung
Ähnlich einer frisch geladenen Batterie kommen wir mit einem unverbrauchten Hörsystem auf die Welt. Nutzen wir unser Hörsystem im Laufe des Lebens nicht bestimmungsgemäß, so lässt die Hörfähigkeit wie die Spannung der Batterie nach. Die »Lärmschulden«, die wir auf uns nehmen, werden im Ohr gespeichert. Dieses Schuldenkonto ist nicht mehr löschbar. Statt einer Schwerhörigkeit im Alter treten schon im mittleren Alter oder früher Symptome des Innenohres auf.
An der Funktionstüchtigkeit unseres Hörsystems werden wir eines Tages messen können, ob das Wunder Mensch unserer zunehmenden Technisierung gewachsen ist. Vielfältige Störgrößen beeinflussen unser Gehör, wie z. B.:
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Elektrosmog
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verminderter Schutz der Erdoberfläche gegen kosmische Einflüsse
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Klimastörungen
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nicht natürliche Produktion pflanzlicher und tierischer Nahrungsmittel
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Genussgifte
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Bewegungsmangel
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Sorgen
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Stress
Die Verkettung all dieser Faktoren macht eine Analyse, in welcher Weise und ob sie überhaupt zur Entstehung des Ohrgeräusches beitragen können, fast unmöglich.
Weit verbreitet ist mittlerweile auch die Dauerberieselung mit Musik, deren Folgen für unser Gehör nicht absehbar sind. Kaum ein Warenhaus verzichtet auf die Beschallung seiner Kunden mit Musik, und nicht wenige von uns tragen einen Knopf im Ohr, der zu einem Smartphone, MP3-Player oder iPod gehört. Diese vermeintliche Rückzugsmöglichkeit schadet nicht nur dem Gehör, sondern auch der sozialen Einbindung in die Gesellschaft.
Hinzu kommt unsere »zeitgemäße« Einstellung zum eigenen Körper. So wie wir täglich in Schule, Haushalt und Beruf hundertprozentig funktionieren müssen, erwarten wir dies auch von unserem Körper. Signale (auch akustische wie ein Ohrgeräusch), die oft eine zu starke Belastung andeuten, werden unterdrückt und als inakzeptabel betrachtet. Sie stören unsere Tüchtigkeit, Leistungsfähigkeit und unser Vorwärtskommen. Anstatt dass wir innehalten und über die individuellen Lebensumstände nachdenken, sorgt der Störfaktor Tinnitus für Unbehaglichkeit, Angst und Stress. Damit werden mit dem Ohrgeräusch negative Impulse verknüpft. Die Verbindung der beeinträchtigten Gefühlswelt und der Lautstärke des Tinnitus bedingt einen Teufelskreis, der die Heilungschancen rapide sinken lässt. Tinnitus wird dann zur Krankheit, wenn die gewohnte Lebensweise nicht mehr möglich ist.
Inzwischen sind Medizin, Politik und Gesellschaft in Bezug auf die »Lärmverschmutzung« in unserer westlichen Welt zunehmend sensibilisiert: Städtebauer kreieren Oasen der Stille, leisere Autos werden gebaut, die Touristikbranche bietet zunehmend mehr Reisen in Gebiete abseits des Trubels an. Das akustische Innehalten spielt für unsere Gesundheit eine wichtige Rolle. Gönnen Sie Ihrem Körper immer wieder »Stille« – mit Ruhe, Gelassenheit und Achtsamkeit.
1.2 Unser Ohr ist in Gefahr
Denken Sie nur an die Autoindustrie, die mit großem technischem und personellem Aufwand den individuellen »Sound« jeder Marke pflegt. Jedes neue Modell, sei der Auspuff und Motor auch ganz anders konstruiert als der Vorgänger, muss ungefähr den gleichen Sound aufweisen. Nur so hört sich ein Porsche wie ein Porsche an, und ein BMW brummt wie ein BMW.
Künstliche Geräusche sind so in unseren Alltag vorgedrungen, dass wir uns gar nicht mehr bewusst sind, wie wir durch fremde akustische Einflüsse manipuliert werden!
Die Arbeit in Großraumbüros ist nur möglich, wenn darin ein Hintergrundrauschen von etwa 40–60 Dezibel (dB) existiert, das uns unbewusst von den Gesprächen und Geräuschen des Nachbarn ablenkt. Werden Menschen in einem Großraumbüro tagein, tagaus mit bis zu 60 dB beschallt, führt dies aber zu unterschwelligem Stress und zu einer Erschöpfung des vegetativen Nervensystems.
1.2.1 Lärmwert
Lärm wird gemessen in Dezibel, wobei eine Erhöhung des Lärmwertes um zehn Dezibel subjektiv einer Verdoppelung der Lautstärke entspricht. Die Abbildung verdeutlicht, welche akustischen Energien in unserer Umwelt versteckt sind oder produziert werden. Bemerkenswert ist z. B. die Lautstärke eines Presslufthammers mit etwa 100–110 dB, die locker von der Lautstärke einer Technoparty übertroffen wird. Niemand würde freiwillig nächtelang mit einem Presslufthammer spielen, der Umgang mit extremeren und teilweise doppelt so lauten Geräuschen auf Partys wird aber unbekümmert akzeptiert.
Von den Berufsgenossenschaften als Aufsichtsorgane zur Verhütung von Arbeitsunfällen und gefährdenden Momenten am Arbeitsplatz wird eine Grenzbelastung von 85 dB vorgeschrieben. Ist der umgebende Lärm lauter, so muss ein Lärmschutz getragen werden.
Werte von 85 dB werden im Alltag von Kopfhörern, Diskotheken etc. schnell erreicht. Befindet man sich in einer Umgebung, in der die Verständigung untereinander nur noch durch Schreien möglich ist, sind diese Werte erreicht. Erstaunlicherweise zeigt die ▶ Abbildung, dass Kinderspielzeug Spitzenwerte bei Lärmemissionen erreicht. So ist die Lärmemission von 180 dB bei Knallpistolen der absolute Spitzenreiter.
Abb. 1.1 Die Lärmspirale in unserem Alltag: Auch scheinbar harmloses Spielzeug kann unsere Ohren gefährden!
Wenn wir so weitermachen, werden wir ein Volk von Schwerhörigen sein, und das nicht erst im Alter! Die heutigen wissenschaftlichen Erkenntnisse und Bevölkerungsstudien widerlegen das Märchen von der sogenannten Altersschwerhörigkeit. Diese ist nur selten ein vererbtes, unausweichliches Schicksal. Sicher gibt es einen Erbfaktor, der die Hörfähigkeit im Alter beeinflusst. Aber was vor 20 Jahren noch Hypothese war, ist heute gesichert: Unser Ohr ist nicht beliebig belastbar.
Ab wann ist Lärm schädlich?
Lärm über 85 dB kann, insbesondere unter Alkoholeinfluss und bei längerer Beschallung, auf das Innenohr schädigend wirken. 85 dB sind erreicht, wenn Sie sich nur noch schreiend mit Ihrem Gesprächspartner unterhalten können.
1.3 Wie werden Geräusche psychoakustisch verarbeitet?
Ein leiser Wind bzw. ein Blätterrauschen ist mit 30 dB sehr leise und kann von einem gesunden Menschen völlig ignoriert werden, insbesondere wenn dieses Blätterrauschen mit angenehmen Eindrücken verbunden wird. Ein Ohrgeräusch ist in den meisten Fällen noch leiser als ein Blätterrauschen und kann den Betroffenen trotzdem gelegentlich zur Verzweiflung bringen. Komplexe negative Verarbeitungsprozesse in unserem Gehirn machen dann aus einem relativ leisen Geräusch den gefürchteten Tinnitus.
Die Psychoakustik befasst sich damit, wie wir Schall empfinden, d. h. beispielsweise, in welcher Lautstärke, Tonhöhe und Klangfarbe. Weiterhin beschreibt sie, wie diese Empfindungen und deren Verarbeitung als physikalische Signale im Gehirn zusammenhängen. Da dies von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich ist, werden verschiedene Tinnitus-Arten auch als ganz unterschiedlich störend...
Erscheint lt. Verlag | 9.12.2020 |
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Verlagsort | Stuttgart |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Krankheiten / Heilverfahren |
Schlagworte | Gehör • Gehör/Ratgeber • Hörsturz • Klangtherapie • Morbus Meniere • Ohrgeräusch • Ohrgeräusche • Ohrgeräusche/Ratgeber • Schwindel • Tinnitus • Tinnitusbehandlung • Tinnitus/Ratgeber • Tinnitustherapie |
ISBN-10 | 3-432-10939-3 / 3432109393 |
ISBN-13 | 978-3-432-10939-8 / 9783432109398 |
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Größe: 5,3 MB
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