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Über mir der Sternenhimmel -  Johanna Geils

Über mir der Sternenhimmel (eBook)

Wie ich nur mit Hängematte von Zypern bis ans Nordkap reiste
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
256 Seiten
Knesebeck Verlag
978-3-95728-898-1 (ISBN)
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Eine Frau, eine Hängematte und jede Menge Abenteuer: eine spannende Reiseerzählung Einfach den Rucksack packen und loswandern! Draußen sein, sich der Natur mit all ihrer Schönheit und Wildheit ausliefern, Abenteuer erleben und vor allen Dingen: immer unter freiem Himmel schlafen. So lautet der Plan, als Johanna Geils im Februar 2022 zu ihrer fünfmonatigen Reise von Zypern ans Nordkap aufbricht. Ohne Zelt, nur mit Hängematte im Gepäck, reist sie allein und größtenteils zu Fuß durch elf Länder vom Süden bis ganz in den Norden Europas. Packend und mitreißend erzählt sie in ihrem Reisebericht davon, was man erlebt, wenn man den Mut aufbringt, seiner Leidenschaft zu folgen, alle Ängste und Zweifel über Bord wirft und einfach losläuft. Als Frau allein unterwegs durch elf Länder Europas Über zweitausend Kilometer hat Johanna Geils auf den spektakulärsten Wanderwegen Europas wie dem Likya Yolu, dem Alpe Adria Trail oder dem St. Olavsweg zurückgelegt. Mit einer ordentlichen Portion Durchhaltevermögen, aber auch mit einem leichten Hang zur Selbstüberschätzung, erlebt sie auf ihrem Europatrip einmalige Abenteuer. Sie berichtet von Temperaturstürzen, unerbittlichen Regentagen und stürmischen Nächten, von Einsamkeit, Zweifeln und Verletzungen, aber auch von einmaligen Naturerlebnissen zwischen Fjorden, Bergen und Wäldern, von spektakulären Übernachtungsplätzen unter den Sternen und schließlich auch von der unfassbaren Gastfreundschaft der Menschen auf Ihrem Weg. Ergänzend zu ihrem Reisebericht, gibt Johanna Geils auch zahlreiche Tipps und Tricks für die eigene Wanderreise vor allem für Frauen. Eine Reiseerzählung, die Mut macht, selbst den Rucksack zu packen und loszuziehen!

Johanna Geils ist selbständige Erlebnispädagogin und Abenteurerin. Geboren 1990 in einem kleinen Dorf in Niedersachsen, studierte sie in Bremen Angewandte Freizeitwissenschaft und ging für ein Semester nach Nicaragua. Sie war in Australien und Südamerika unterwegs und verbrachte über zwei Jahre als Outdoor Instructor in Großbritannien. Wenn sie nicht gerade die Welt bereist, arbeitet sie u.a. für Naturparks, Erlebniswelten und Medienunternehmen.

WIE DIE HUMMELN IN DEN HINTERN KAMEN


Menorca, 16. März 2020

Wird Zeit, dass du zurückkommst … die machen die Balearen dicht!

Ungläubig starre ich auf die Nachricht meines Bruders. Dann macht mein Handy noch einmal Ping.

Hey Johanna in Barcelona herrscht jetzt Ausgangssperre und meine Mitbewohner haben gesagt, sie wären nicht so begeistert, wenn jetzt noch jemand mit in der WG wohnen würde … meld dich mal

Ich lese die Nachrichten noch zweimal, dann schalte ich das Handy wieder aus und stecke es ganz hinten in meinen Rucksack. Das Gleiche versuche ich mit den Gedanken in meinem Kopf. Doch so ganz wollen sie sich nicht verdrängen lassen. Wie eine düstere Wolke zieht die Erkenntnis in mir auf, dass ich meine erste Solo-Wanderung frühzeitig beenden muss. Seit zwei Wochen bin ich unterwegs und es waren die aufregendsten und intensivsten Wochen meines Lebens.

Der Plan hatte vorgesehen, zuerst auf Mallorca über die Serra de Tramuntana zu laufen, einen Gebirgszug im Norden der Insel. Danach wollte ich mit der Fähre auf die Nachbarinsel Menorca und diese auf dem Camí de Cavalls einmal umrunden. Zum Abschluss wollte ich meine Freundin in Barcelona besuchen und dann auf dem Camí de Ronda an der Costa Brava bis zur französischen Grenze wandern. Sechs Wochen Zeit hatte ich dafür eingeplant, bevor ich in England meine dritte Saison als Activity Instructor in einem Outdoor-Center antreten sollte. Groß vorbereitet hatte ich die Reise nicht. Auf ein paar DIN-A4-Seiten hatte ich mir Notizen zu den drei Wanderwegen gemacht und mir Orte und Länge der Tagesetappen aufgeschrieben. Karten und Reiseführer waren zu teuer und zu schwer. »Ich fliege schließlich nur nach Mallorca, was soll schon passieren?!«, war meine Antwort auf die Bedenken meiner Familie, als ich mein Vorhaben offenbarte, den Großteil der Nächte unter freiem Himmel zu verbringen. Denn auch ein Zelt wollte ich nicht mitschleppen und das Wildcampen war in Spanien verboten, wie in den meisten europäischen Ländern. Unter freiem Himmel schlafen dagegen nicht. Ich wollte schon lange einmal ganz allein draußen übernachten. Nur die Natur und ich.

Mit den Kindern im Outdoor-Center hatte ich regelmäßig coole Unterschlüpfe unter den Bäumen unserer kleinen Bushcraft-Ecke gebaut. Wir hatten Feuer ohne Streichhölzer oder Feuerzeug entzündet und kleine Brote gebacken oder Brennnesselsuppe gekocht. Als mein Freund Tiago ein Stipendium für eine PhD-Stelle an der Universität Loughborough erhalten hatte, war ich kurzerhand mit ihm nach England gezogen und hatte dort den Job als Instructor in einem Outdoor-Center angenommen. Die ersten Monate waren hart. Ich hatte während meines Freizeitwissenschaft-Studiums zwar schon verschiedene erlebnispädagogische Programme und Outdoor-Trainings durchgeführt, trotzdem fühlte ich mich wie eine Anfängerin. Und nun sollte ich innerhalb kürzester Zeit mehrmals am Tag einer zehnköpfigen Gruppe erklären, wie man auf verschiedenste Weise ein Feuer entfacht oder einen Unterschlupf für die Nacht baut. Außerdem sollte ich die Besucher in zehn Metern Höhe sichern, während sie sich an einer Kletterwand oder dem Hochseilparcours austobten. Oder sie durch Teambuilding-Aufgaben leiten mit Reflexion und Transfer in den Alltag – alles auf Englisch. Später kamen Bogenschießen, Luftgewehrschießen und Paddelsessions auf dem Fluss dazu. Ich war – gelinde gesagt – etwas überfordert.

Und auch jetzt, zwei Jahre später, kam ich mir im Vergleich zu meinen supercoolen Kollegen, alle absolute Outdoor-Experten, immer noch ein wenig inkompetent und unerfahren vor. Deshalb wollte ich unbedingt ohne Zelt und bloß mit dem Allernötigsten ausgestattet diese Reise bewältigen. Ausprobieren, wie ich, nur auf mich gestellt, draußen zurechtkomme.

Mit meinen Eltern war ich schon den Camino Portugues nach Santiago de Compostela gewandert und mit meinem Bruder den Rennsteig in Thüringen. Mit Tiago hatte ich während einer Amerikareise ein paar Tage auf dem Appalachian Trail verbracht – was das Wandern anging, hatte ich also schon Erfahrung. Doch vom ersten Tag an war klar: Das hier ist noch mal etwas anderes! Allein und ohne Zelt – was hatte ich mir da nur eingebrockt? Ich hatte ja keine Ahnung!

Und so stehe ich, zwei Wochen bevor die Hiobsbotschaften auf meinem Handy eintrudeln, um sechs Uhr morgens in Birmingham am Flughafen, bereit, mich allen Herausforderungen und Widrigkeiten Mallorcas und Menorcas zu stellen – ach was: ganz Spaniens!

»That’s not from here.« Die Dame am Einlass zur Handgepäckkontrolle schaut verwirrt auf meine Bordkarte und sagt noch einmal: »That’s not from here.« Ich verstehe nicht, was sie meint, und schaue mindestens genauso verwirrt zurück. »That flight is from East Midlands Airport.« Mein Magen zieht sich kurz zusammen. Ich bin am falschen Flughafen. O nein! Mein erster Gedanke: Sofort Tiago anrufen, damit er umdreht und mich schnell zum East Midlands Airport fährt. Mein zweiter Gedanke: Es ist schon sechs Uhr und der Flieger nach Palma de Mallorca geht um 07.45 Uhr. Das schaffe ich nie! »There is a flight at 7 o’clock to Palma«, die Stimme der Dame erlöst mich aus meiner Schockstarre. Okay, sieben Uhr, dann nichts wie los! Ich renne die Rolltreppen hinunter zurück in die Eingangshalle. Dort renne ich nach rechts und dann nach links. Woher soll ich denn wissen, wo der Last-minute-Schalter ist? Da! Eine Frau mit gelber Weste. Ich stürze auf sie zu: »I mixed up the airports, where can I book last minute flights?« Ich bekomme eine Wegbeschreibung und renne wieder los. Der Schalter, zu dem sie mich geschickt hat, ist sogar von derselben Airline wie mein ursprünglicher Flug. Atemlos erkläre ich mein Problem und nach ein paar Klicks an ihrem Computer entgegnet mir die Dame am Schalter etwas, doch außer hart gerollten »rrr« verstehe ich kein Wort. Die Frau ist Schottin, o nein! Nach dreimaligem Nachfragen bekomme ich heraus, dass mich das Umbuchen 108 Pfund kostet. Scheiß drauf, nützt ja nichts. Ungeduldig warte ich, bis ich meine Kreditkarte zurückbekomme. Doch statt mir nur die Karte in die Hand zu drücken, flitzt die Dame mit mir zum Check-in. Sie drängelt sich sogar für mich vor, checkt mich ein und mit Bordkarte in der Hand flitzt sie mit mir zurück zum Last-minute-Schalter. Dort gibt sie mir weitere Instruktionen. Ich verstehe nur, dass ich schnell sein muss, denn es sei bereits 6.20 Uhr, und dass ich die Rolltreppe nach rechts oben nehmen soll. Ich düse los, merke zu spät, dass ich die falsche Seite der Rolltreppe erwischt habe (die nach unten fährt) und renne nun wie eine Irre mit der Rolltreppe um die Wette. Da höre ich auch schon ihre Rufe hinter mir: »No, no teke the otherrr seede!« Ich stürze die Rolltreppe also wieder hinunter und fahre dann mit der richtigen nach oben. »Thank you, thank you!«, rufe ich und bin mir sicher, die Dame hält mich für komplett bescheuert.

Völlig aus der Puste komme ich bei der Handgepäckkontrolle an. Ich schmeiße alles in die großen grauen Kisten und warte angespannt. Nichts tut sich. Das Beförderungsband weigert sich, meine Sachen zu befördern. Das gibt es nicht! Flehend schaue ich die Dame am gegenüberliegenden Band an und sie winkt mich zu sich. Schnaufend und mit hochrotem Kopf hieve ich die grauen Kisten ein Band weiter. Erleichtert atme ich aus, als ich und mein Rucksack keinen Piepton erzeugen und ich mich im Slalom und in Windeseile durch den nicht enden wollenden Duty-free-Bereich schlängle. Um 6.30 Uhr stehe ich tatsächlich am Gate und werde begrüßt: »Flight LS1275 to Palma de Mallorca is now ready for boarding.« Ich habe es geschafft!

Noch immer zittrig und etwas hysterisch sitze ich im Flugzeug. Ich hätte eigentlich einen Eintrag ins Guinnessbuch der Rekorde verdient, denn bestimmt hat es noch niemand geschafft, alle Kontrollen einer Flugreise innerhalb von dreißig Minuten zu absolvieren. Gleich neben diesem Eintrag sollte man mir auch den Rekord für nicht zu übertreffende Dämlichkeit zusprechen, dafür, dass ich es geschafft habe, zum falschen Flughafen zu fahren. Bei all den Warnungen über die Gefahren des Alleinwanderns und Draußenschlafens, die in den letzten Wochen an mich herangetragen wurden (Attacken von wilden Hunden, Wölfen und Bären, unberechenbares Wetter oder der Klassiker: die vielen Vergewaltiger), hatte keiner meiner Freunde und Familienmitglieder mir eingeschärft, zum richtigen Flughafen zu fahren.

Erschöpft liege ich am Ende des ersten Tages zusammengerollt wie ein Igel unter ein paar pieksigen Büschen und versuche, das wilde Auf und Ab der letzten Stunden zu verarbeiten: erst das Chaos am Flughafen, dann Freude und Sonnenschein bei der Ankunft auf Mallorca. Bald darauf strömender Regen, doch ein netter Galizier nimmt mich in seinem Auto mit. Schlechtes Gewissen, denn damit breche ich mein Versprechen, nicht per Anhalter zu fahren, schon nach einer Stunde. Wieder Hochstimmung am Beginn des Wanderweges in Port d’Andratx: Es gibt ja Berge auf Mallorca! Abgelöst von tiefer Trauer, als ich feststelle, dass meine Kamera bei meinen Flughafen-Sprints kaputtgegangen ist. Wenig später wieder...

Erscheint lt. Verlag 21.3.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Reisen Reiseführer Europa
ISBN-10 3-95728-898-3 / 3957288983
ISBN-13 978-3-95728-898-1 / 9783957288981
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