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Gestalten Sie die Zukunft mit der PeBeM -  Jutta König,  Karla Kämmer

Gestalten Sie die Zukunft mit der PeBeM (eBook)

So funktioniert das Personalbemessungsinstrument - und so setzen Sie es richtig um. Richtig vorbereiten und perfekt starten.
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
160 Seiten
Schlütersche (Verlag)
978-3-8426-9203-9 (ISBN)
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Wissenschaftlich fundiert, praxiserprobt und orientiert sich an den professionellen Wert der Pflegenden. Aber: Den Personalbedarf neu zu bemessen bedeutet nicht nur Formeln anwenden. Ausgehend von Qualifikationsniveaus und Pflegesituationen ergibt sich ein völlig anderer Personalbedarf und eine neue Zusammenarbeit zwischen Fach- und Assistenzkräften. Dieses Buch schildert kompakt Inhalte und Konsequenzen der PeBeM und zeigt einen klar strukturierten Weg von der Vorbereitung bis zum erfolgreichen Praxiseinsatz.

Jutta König ist Altenpflegerin, Pflegedienst- und Heimleiterin, Wirtschaftsdiplombetriebswirtin Gesundheit (VWA), Sachverständige bei verschiedenen Sozialgerichten im Bundesgebiet sowie beim Landessozialgericht in Mainz, Unternehmensberaterin, Dozentin in den Bereichen SGB XI, SGB V, Heimgesetz und Betreuungsrecht. Tätig im gesamten Bundesgebiet für Auftraggeber der privaten Trägerschaft, Trägerschaften der Kirche, der Wohlfahrtsverbände und öffentliche Trägerschaften. Karla Kämmer ist Diplom-Sozialwissenschaftlerin, Diplom-Organisationsberaterin, Erwachsenenbildnerin, Lösungsorientierter Coach, Gesundheits- und Krankenpflegerin sowie Altenpflegerin. Sie arbeitet seit vielen Jahren im nationalen und internationalen Gesundheits-, Sozial- und Pflegewesen. Zu ihren Schwerpunkten gehört u.a. das Veränderungsmanagement in Pflegeeinrichtungen.

3.1 Die Ausgangslage


Seit Mitte der 2000er Jahre verschärft sich die Arbeitssituation in der Pflege immer mehr. Die Rufe nach einer angemessenen Personalbemessung und -ausstattung sowie einer Sicherung der Pflegequalität wurden drängender. Corona verschärfte die Problemlage noch einmal deutlich.

Im Jahresdurchschnitt fehlten 2020 und 2021 über 17.0009 Fachkräfte in der Altenpflege. Die überwiegende Zahl der Pflegekräfte beklagt den permanenten Personalmangel und die generell hohe Arbeitsbelastung – ein Hauptgrund für eine große Berufsunzufriedenheit. Ein großer Teil der Beschäftigten denkt über den Ausstieg aus dem Beruf nach. Diese Tendenz ist in den letzten Jahren weiter steigend.10

Die größte Herausforderung in der Pflege liegt in der Sicherstellung ihrer personellen Basis.

Zahlreiche Studien11 belegen die Zusammenhänge zwischen zu geringer Personalausstattung, Versorgungsqualität und Arbeitszufriedenheit der Pflegekräfte. Besonders problematisch wirkt sich die Verknappung der Fachkräfte aktuell im Generationenwandel aus: Eine Vielzahl junger Fachkräfte betont, dass sie sich insbesondere in Situationen, in denen sie sich unvermittelt in der fachverantwortlichen Rolle wiederfindet, in unzumutbarer Weise überfordert fühlt. Deutlich beschrieben werden zunehmend ethische Belastungen. Pflegende leiden darunter, dass sie ihr Arbeitspensum nur durch Abstriche bei der Pflegequalität bewältigen können. Mehr als drei Viertel aller Befragten beklagen negative Auswirkungen auf das Privatleben. Bedingungen, die dem eigenen Berufsethos widersprechen, sind der Hauptgrund für ein Ausscheiden aus dem Pflegeberuf. Der Teufelskreis der schlechten Personalausstattung bleibt nicht ohne Folgen: Die damit verbundene Arbeitsverdichtung und v. a. die Tatsache, den eigenen fachlichen Ansprüchen nicht mehr gerecht werden zu können, treiben immer mehr Berufsangehörige aus der Praxis und sind mitverantwortlich für die Verschlechterung der Personalsituation.

Negative Kreislaufeffekte verstärken den Personalnotstand in der Pflege.

Rette sich, wer kann? Soll das das Motto der Pflege bleiben? Durch die permanente Überlastung reduzieren Fachkräfte Stunden, erkranken für längere Zeit, gehen in Frührente oder wechseln in andere Branchen. Die Mangellage schaukelt sich hoch. Der Pflegeberuf wird von Jahr zu Jahr unattraktiver.

Klar ist: Wenn sich die Personalausstattung nicht verbessert, wird es nicht gelingen, das Bestandspersonal zu halten. So verwundert es nicht, dass die Verweildauer im Beruf in der Altenpflege mit 8,4 Jahren äußerst niedrig ist.12 Zurzeit weist das Verhältnis von Berufsaustritten und Wiedereintritten ab einem Alter von 35 Jahren bei examinierten Altenpflegekräften einen negativen Saldo aus.13 Der Mangel an Pflegefachkräften von heute verschärft sich morgen noch mehr durch die demografische Entwicklung in der Zukunft. Vor diesem Hintergrund musste die Politik einen neuen Vorstoß in Richtung neuer Personalbemessung wagen.

3.1.1 Mit PeBeM gelang der Durchbruch


Das Thema Personalbemessung erneut aufzugreifen, war kein leichtes Unterfangen. Es gab bereits zwei gescheiterte Versuche:

1. 1998 mit einem Standard-Pflegesatz-Modell (SPM) zur Vereinheitlichung der Personalausstattung und der Pflegesätze, das zu deutlichen Kürzungen der Personalausstattungen und zu Qualitätseinbußen in der Leistungserbringung geführt hätte.14

2. 2000 mit dem kanadischen Plaisir-Verfahren, welches unter Federführung des Kuratoriums Deutsche Altershilfe (KDA) auf seine Übertragbarkeit auf deutsche Verhältnisse überprüft worden war. PLAISIR steht für Planification Informatiséedes Soins Infirmiers Requis (EDV-unterstützte Planung der erforderlichen Pflege in Pflegeheimen). 2004 endete das Projekt wegen Lizenzschwierigkeiten und fehlender Transparenz der hinter den Berechnungen liegenden Algorithmen.

Zum 01. 01. 2016 wurde mit dem PSG II die Neudefinition des Pflegebedürftigkeitsbegriffs eingeführt. In Verbindung damit beauftragte der Bundesgesetzgeber die Vertragsparteien nach § 113 SGB XI, die Entwicklung und Erprobung eines wissenschaftlich fundierten Verfahrens zur einheitlichen Bemessung des Personalbedarfs in Pflegeeinrichtungen nach qualitativen und quantitativen Maßstäben sicherzustellen.

3.2 Das Ergebnis: PeBeM


Der Zuschlag ging nach europaweiter Ausschreibung an das Team der Universität Bremen unter der Leitung von Prof. Dr. Heinz Rothgang (SOCIUM). Dort entwickelte man ein bundesweit einheitliches Verfahren zur einheitlichen Bemessung des Personalbedarfs in Pflegeeinrichtungen nach qualitativen und quantitativen Maßstäben (PeBeM).15

3.2.1 Der Interventionskatalog


Der Interventionskatalog bildet in 107 Interventionen Leistungen der Langzeitpflege ab. Alle Maßnahmen sind übersichtlich in Teilschritte gegliedert. Der Katalog ist aufgeteilt in »Direkte Pflege« und »Indirekte Pflege«.

Die direkte Pflege umfasst fünf Bereiche, die sich an der Struktur des Begutachtungsinstrumentes orientieren:

1. Mobilität, u. a. Bewegungsförderung, Positionierung, Transfer

2. Kognitive und kommunikative Fähigkeiten/Gestaltung des Alltagslebens und soziale Kontakte, u. a. Alltagsgestaltung, Basale Stimulation, spirituelle Unterstützung

3. Verhaltensweisen und psychische Problemlagen, u. a. Verhaltens- und umge-bungsbezogene Interventionen als Unterstützung bei der Bewältigung von Verhaltensweisen und -auffälligkeiten und psychischen Problemlagen

4. Selbstversorgung, u. a. An- und Auskleiden, Ausscheidungsmanagement, Hilfe beim Zubettgehen und Aufstehen

5. Krankheits- und therapiebedingte Aufgaben, u. a. Injektionen, Medikamentengabe, Vitalzeichenkontrolle, Wundmanagement

Die indirekte Pflege umfasst vier Bereiche, die die Steuerungs-, Kommunikationsund Managementfunktionen umfassen:

1. Beratung und Schulung zu Expertenstandards, sonstige relevante Themenfelder, Palliativversorgung, Schulung

2. Pflegeprozess/Kommunikation/Organisation, u. a. Dokumentation, Einzug, Angehörigenarbeit, Übergabe, Mitarbeiterkommunikation

3. Qualitätsmanagement-Aufgaben, insbesondere Anleitung, Einarbeitung, Ausbildung, Pflegevisiten, Risiko- und Fehlermanagement

4. Management, u. a. Betriebswirtschaft/Finanzierung, Gesundheits- und Arbeitsschutz, Teamentwicklung16

Wichtig Ein Orientierungsrahmen

Die Interventionen sind nicht verpflichtend und auch nicht vollständig. Jedoch können sie für die Pflegelandschaft als Orientierungsrahmen dienen, wie man Pflegetätigkeiten definieren kann.

3.2.2 Die strategischen Ziele der PeBeM


Die PeBeM soll die bedarfsorientierte Personalmenge pro Einrichtung ergeben, die für eine kompetenzorientierte pflegerische Versorgung erforderlich wird. Ziel ist eine angemessene personelle Ausstattung, um

1. die Versorgung der pflegebedürftigen Menschen nachhaltig abzusichern,

2. der Berufsflucht entgegenzuwirken, Mitarbeitende zurückzuholen und neue zu gewinnen,

3. eine einheitliche Struktur der Personalbemessung für das gesamte Bundesgebiet zu erzielen,

4. ein Bemessungssystem einzuführen, das ohne zusätzlichen administrativen Aufwand auskommt.

Wichtig Einrichtungen rechnen selbst

Die erforderliche personellle Ausstattung in Menge und Qualifikation soll künftig jede Einrichtung selbst ermitteln.

3.2.3 Qualitätsanforderungen der PeBeM


Die PeBeM berücksichtigt u. a. folgende zentrale Qualitätsanforderungen:

Qualitätsmerkmal: Strukturiert, empirisch abgesichert, passend zum Feld und valide

Es handelt sich um ein strukturiertes, empirisch abgesichertes und valides Verfahren für die Personalbemessung in Pflegeeinrichtungen. Einheitliche Maßstäbe, insbesondere Qualifikationsanforderungen, quantitative Bedarfe und die fachliche Angemessenheit der Maßnahmen sind berücksichtigt.

Die fachlichen Ziele und die Konzeption des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs werden umgesetzt. Mit dem Personalbemessungsverfahren wird zugleich die »Pflege der Zukunft« beschrieben.

Qualitätsmerkmal: Interaktionsarbeit

Langzeitpflege wird getragen von Beziehungs- und Interaktionsarbeit. Gerade bei Menschen mit Demenz können ohne adäquate Interaktionsgestaltung keine zufriedenstellenden und bedarfsgerechten Ergebnisse erzielt werden. Deshalb berücksichtigt die Bemessung

a) Interaktionsarbeit, die innerhalb der direkten Pflegeinterventionen regelmäßig fachlich notwendiger Teil der Leistungserbringung ist,

b) Zeiten für...

Erscheint lt. Verlag 6.3.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Medizin / Pharmazie Pflege
ISBN-10 3-8426-9203-X / 384269203X
ISBN-13 978-3-8426-9203-9 / 9783842692039
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