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Rezeptive Musiktherapie in der Palliativversorgung -  Cordula Dietrich

Rezeptive Musiktherapie in der Palliativversorgung (eBook)

Ein ganzheitlicher Ansatz mit dem Klang der Körpertambura
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
98 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7583-4515-9 (ISBN)
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Das Sterben in Würde ist ein Anliegen der Palliativversorgung. Sie ist auf Pflege und nicht auf Heilung ausgerichtet und konzentriert sich auf die Lebensqualität von PatientInnen am Ende des Lebens. Der Klang der Körpertambura und die Musik können im Prozess der Sterbebegleitung eine wichtige Rolle spielen. Dieses Buch soll allen, die in einem Palliativteam arbeiten den Klang der Körpertambura und die Musik als eine wichtige Ressource im Umgang mit dem Sterben näherbringen. Auszubildende in der Palliativversorgung soll dieses Buch dabei unterstützen, ihr praktisches Wissen zu vertiefen.

Dr. med. Cordula Dietrich, Ärztin, Psychiaterin, Psychotherapeutin und Musiktherapeutin führt seit 2005 eine Kassenpraxis für Psychotherapie in Berlin-Prenzlauerberg. Sie ist in rezeptiver Musiktherapie (GIM)( MI) und in indischer Musiktherapie(PG) ausgebildet. C. Dietrich absolvierte darüber hinaus eine berufsbegleitende Weiterbildung in Palliativmedizin. Seit 2019 unterrichtet sie als Gastprofessorin 'Musiktherapie in der Palliativversorgung' an der Yenepoya Universität in Mangalore/ Südindien.

3. Palliativversorgung


3.1. Was ist Palliativmedizin?

Zunächst möchte ich den Ansatz der Palliativmedizin betrachten, denn er unterscheidet sich von allen anderen schulmedizinischen Ansätzen, wenn es um die medizinische Versorgung und Betreuung von PatientInnen geht. Durch das Verständnis des Konzeptes der Palliativversorgung, das medizinische Versorgung und Pflege am Lebensende umfasst, soll dann deutlich werden, inwieweit Klang und Musik in diesem Zusammenhang hilfreich sein können.

Die Palliativversorgung hat zum Ziel, die Lebensqualität von PatientInnen mit lebensbedrohlichen Erkrankungen und auch die Lebensqualität ihrer Familien durch Prävention und Linderung von Leiden zu verbessern. Dies erfolgt durch frühzeitige Erkennung, Beurteilung und Behandlung von Schmerzen und anderen körperlichen, psychosozialen und seelischen Problemen (1).

Palliativmedizin bezieht sich auf die aktive Gesamtversorgung von PatientInnen, deren Erkrankung nicht mehr auf eine kurative (heilende) Behandlung anspricht. Die Linderung von Schmerzen, von körperlichen und psychischen Symptomen sowie sozialen und spirituellen Problemen steht in der Palliativmedizin im Vordergrund. Das Ziel der Palliativmedizin ist es daher, die beste Lebensqualität für schwerkranke PatientInnen und ihre Familien zu gewährleisten. PatientInnen jeden Alters (sowohl Erwachsene als auch Kinder), die an Krebs, chronisch fortschreitenden Lungenerkrankungen, Nierenerkrankungen, chronischer Herzinsuffizienz, HIV/AIDS, fortschreitenden neurologischen Erkrankungen usw. leiden, werden auf eine Palliativstation überwiesen, wenn die Erkrankung nicht mehr auf kurative Behandlungsansätze anspricht.

In der Regel zielen medizinische Behandlungsansätze darauf ab, Leben zu retten und Menschen von Krankheiten zu heilen. In den letzten 50 Jahren setzt sich der Ansatz der Palliativmedizin auf der ganzen Welt zunehmend durch, wenn eine Heilung von Krankheiten nicht mehr möglich ist. Das Ziel der Palliativmedizin ist in Bezug auf die Behandlung von PatientInnen einzigartig. Die Palliativmedizin ist ein Bereich des Gesundheitswesens, der sich auf die Minimierung und Linderung des Leidens unheilbar Kranker konzentriert und dabei einen ganzheitlich fürsorglichen Ansatz anwendet. In der Palliativmedizin werden Schmerzen, Kurzatmigkeit, Übelkeit und andere belastende Symptome gelindert. Das Leben wird bejaht, das Sterben wird jedoch auch als ein natürlicher Vorgang betrachtet. Es wird daher nicht beabsichtigt, den Tod zu beschleunigen oder hinauszuzögern. In der Palliativmedizin werden psychologische und spirituelle Aspekte der Patientenversorgung integriert. Es wird ein Unterstützungssystem zur Verfügung gestellt, das den PatientInnen hilft, so aktiv wie möglich zu leben. Gleichzeitig wird der Familie der PatientInnen bei der Bewältigung derbelastenden Situation geholfen. In der Palliativversorgung wird ein Teamansatz verfolgt, um auf die Bedürfnisse von PatientInnen und deren Familien ganzheitlich einzugehen und ihre Lebensqualität zu verbessern (26).

Das Wort »Palliat« leitet sich vom lateinischen Wort »pallium« ab, das übersetzt

»Mantel« bedeutet. Die Palliativpflege ist eine allumfassende Pflege, die für PatientInnen die Härte der belastenden Symptome zu lindern hilft, wenn eine Heilung nicht mehr möglich ist. Eine Palliativstation ist in der Regel eine Station, die sich innerhalb oder neben einem Krankenhaus befindet, aber auch als separate Dienstleistung ambulant existieren kann. In einigen Ländern sind Palliativstationen reguläre Einheiten von Krankenhäusern, die Kriseninterventionen für PatientInnen mit komplexen Symptomen und Problemen anbieten. In anderen Ländern können Palliativstationen auch eigenständige Einrichtungen (meist Hospiz genannt) sein, die Menschen am Lebensende versorgen, wenn eine häusliche Pflege nicht mehr möglich ist (58).

Die moderne Palliativmedizin und die Hospizbewegung werden Dame Cicely Saunders (1) zugeschrieben, die 1967 das erste moderne Hospiz in London gründete. Dame C. Saunders praktizierte als Krankenschwester, Sozialarbeiterin und Ärztin. Dieser Hintergrund führte sie dazu, moderne Hospize/Palliativstationen mit ganzheitlichem Ansatz zu entwickeln, die körperliche, emotionale, soziale und spirituelle Fürsorge umfassen (1). Ein multidisziplinärer Ansatz für die Patientenversorgung wird verfolgt, um eine ganzheitliche Betreuung in den verschiedenen Aspekten von Körper, Geist und Seele zu gewährleisten. Die Versorgung von PalliativpatientInnen stützt sich auf das Wissen und die Erfahrungen eines Teams von ÄrztInnen, Krankenschwestern/Pflegern, SeelsorgerInnen, SozialarbeiterInnen, PsychologInnen, PhysiotherapeutInnen, MusiktherapeutInnen, KunsttherapeutInnen, Ehrenamtlichen und Angehörigen anderer Gesundheitsberufe bei der Formulierung eines Pflegeplans, um das Leiden in allen Bereichen des Lebens von PatientInnen zu lindern. Zu weiteren Mitgliedern des Palliativteams gehören mancherorts auch zertifizierte PflegehelferInnen, häusliche PflegehelferInnen und Ehrenamtliche aus Gemeinden.

Was ist damit gemeint, die Lebensqualität von PatientInnen zu verbessern?

Lebensqualität wird von der Weltorganisation (WHO) folgendermaßen definiert: »Sie ist die Wahrnehmung der Lebensposition des/der Einzelnen im Kontext der Kultur und der Wertesysteme, in denen er/sie lebt, sowie der Bezug auf seine/ihre Ziele, Erwartungen, Normen und Anliegen« (59). Standardindikatoren für die Lebensqualität sind unter anderem körperliche und geistige Gesundheit, soziale Zugehörigkeit, religiöse Überzeugungen, Sicherheit und Freiheit. ForscherInnen der Toronto Quality of Life Research Unit definieren die Lebensqualität als »das Ausmaß, in dem eine Person die wichtigen Bereiche ihres Lebens genießt«.

Diese Definitionen von Lebensqualität zeigen, dass die Wahrnehmung von Lebensqualität sehr individuell ist und sorgfältig beurteilt werden muss. Eine der Methoden zur Beurteilung von Symptomen von PatientInnen in der Palliativmedizin ist die Edmonton Symptoms Assessment Scale (ESAS). Sie enthält acht visuelle Analogskalen (VAS), die auf einer Reihe von 0 bis 10 das Niveau der Schmerzaktivität, die Intensität von Übelkeit, Depression, Angst, Benommenheit, Appetit, Kurzatmigkeit und des Wohlbefindens angibt. Auf der Skala bedeutet 0, dass kein Symptom auftritt, 10 zeigt das Vorhandensein eines Symptoms mit dem schlimmstmöglichen Schweregrad an. Diese Beurteilung kann entweder von PatientInnen selber oder mithilfe des Palliativteams oder der Angehörigen durchgeführt werden (26).

Es gibt verschiedene Ansätze, um die Lebensqualität von PatientInnen in einem Hospiz oder einer Palliativstation zu verbessern. Ein wichtiger Aspekt ist es, Schmerzen, Kurzatmigkeit, Übelkeit oder andere belastende Symptome mit geeigneten Medikamenten zu lindern. Psychologische Unterstützung für PatientInnen und ihre/seine Familienmitglieder kann sie von bestehenden psychischen Belastungen befreien und ihnen im Umgang mit der letzten Phase ihres Lebens helfen. Spirituelle Unterstützung, z. B. durch Priester oder andere religiöse Geistliche, die für Gespräche und Gebete zur Verfügung stehen, sowie Räumlichkeiten, um Ruhe und Stille für Meditation oder Gebet zu finden, können die Lebensqualität von PatientInnen ebenfalls verbessern. Ehrenamtliche HelferInnen, die für Gespräche oder gemeinsames Schweigen präsent sind, tragen auch nicht unerheblich zu ihrem Wohlbefinden bei. Der Zugang zur Natur in Form eines Hospizgartens, oder ein Fenster im Krankenzimmer, zum Beispiel mit Blick auf das Meer, können PatientInnen dazu einladen, mit der Natur in Kontakt zu sein. All das kann sich positiv auf sie auswirken und kann ihnen ein Gefühl von Frieden und Geborgenheit vermitteln.

Diese genannten Interventionen zielen auf Pflege und Fürsorge, jedoch nicht auf Heilung ab. Der palliative Ansatz verändert den Fokus komplett und öffnet so einen gemeinsamen Weg für die Beachtung tieferer Fragen und Bedürfnisse. ÄrztInnen und Pflegekräfte und das gesamte Palliativteam akzeptieren den Tod als einen natürlichen Teil des Lebens. Sie unterstützen PatientInnen am Ende des Lebens dabei, dem Unbekannten zu vertrauen und loszulassen. Einer offene Kommunikation zwischen den Teammitgliedern und den PatientInnen, den Angehörigen und FreundInnen über das Tabuthema Tod und Sterben soll Raum gegeben werden. Alle Mitglieder des Palliativteams werden achtsam versuchen, PatientInnen Trost, Akzeptanz, Verständnis, Liebe und Unterstützung in den letzten Phasen ihres Lebens zu vermitteln. Das Hospiz sollte ein friedlicher Ort sein, der auf dem Hintergrund einer ganzheitlichen Fürsorge und über den Zugang zu Stille und Natur Sterbenden das Loslassen erleichtert. Hier können Klang und Musik auch hilfreich sein.

3.2. Klang und Musik in der Palliativversorgung

Klang und Musik können eine ganz besondere Rolle zur Verbesserung der alltäglichen Lebensqualität von PatientInnen auf einer Palliativstation spielen.

So können beispielsweise Live-Klaviermusik auf der Station sowie Kammerkonzerte in einem für...

Erscheint lt. Verlag 23.2.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Medizin / Pharmazie Naturheilkunde
ISBN-10 3-7583-4515-4 / 3758345154
ISBN-13 978-3-7583-4515-9 / 9783758345159
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