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Vor Hitze schützen -

Vor Hitze schützen (eBook)

Ein Handbuch für Pflege- und Gesundheitseinrichtungen
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
209 Seiten
Kohlhammer Verlag
978-3-17-040846-3 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
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(CHF 34,15)
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Die Zunahme der Häufigkeit und Schwere von Hitzeextremen ist eine der greifbarsten Folgen des Klimawandels mit unmittelbaren Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit. Der Herausgeberband informiert über die physiologischen und pathophysiologischen Abläufe bei Hitze im Zusammenhang mit Schwangerschaft, Entwicklungs- und Alterungsprozessen, Medikation, Erkrankungen und Beeinträchtigungen sowie über notwendige Interventionen in den Settings der Gesundheitsversorgung und der Pflege unter Berücksichtigung der Evidenz. Dabei greift das Werk auch Fragen der Anpassung von Gebäuden sowie des Arbeitsschutzes auf, um Krankenhäuser sowie Pflege- und Versorgungseinrichtungen in die Lage zu versetzen, einen umfassenden Hitzeaktionsplan für ihre Einrichtung zu entwickeln.

Prof. Dr. med. Henny Annette Grewe, Professorin für Medizinische Grundlagen an der Hochschule Fulda. Gründete 2008 die Forschungsgruppe Klimawandel und Gesundheit an der Hochschule Fulda und arbeitet seitdem zu Fragen der Anpassung von Kommunen, Ländern und Gesundheitseinrichtungen an die Folgen des Klimawandels, insbesondere an die gesundheitlichen Auswirkungen von Hitze. Prof. Dr. phil. Beate Blättner (verst.), Professorin für Gesundheitsförderung an der Hochschule Fulda, war seit 2008 Mitglied der Forschungsgruppe Klimawandel und Gesundheit an der Hochschule Fulda. Ihre Arbeiten fokussierten Fragen der Beziehung zwischen sozialer Benachteiligung und der gesundheitlichen Gefährdung durch Hitze sowie der Anpassung von gesellschaftlichen und organisationalen Rahmenbedingungen für einen wirksamen Hitzeschutz.

Prof. Dr. med. Henny Annette Grewe, Professorin für Medizinische Grundlagen an der Hochschule Fulda. Gründete 2008 die Forschungsgruppe Klimawandel und Gesundheit an der Hochschule Fulda und arbeitet seitdem zu Fragen der Anpassung von Kommunen, Ländern und Gesundheitseinrichtungen an die Folgen des Klimawandels, insbesondere an die gesundheitlichen Auswirkungen von Hitze. Prof. Dr. phil. Beate Blättner (verst.), Professorin für Gesundheitsförderung an der Hochschule Fulda, war seit 2008 Mitglied der Forschungsgruppe Klimawandel und Gesundheit an der Hochschule Fulda. Ihre Arbeiten fokussierten Fragen der Beziehung zwischen sozialer Benachteiligung und der gesundheitlichen Gefährdung durch Hitze sowie der Anpassung von gesellschaftlichen und organisationalen Rahmenbedingungen für einen wirksamen Hitzeschutz.

Einleitung


In seinem Gutachten 2023 kritisiert der Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen (SVR Gesundheit) die »im internationalen Vergleich inakzeptabel hohen, hitzebedingten Todeszahlen« in Deutschland und empfiehlt »die Umsetzung von Maßnahmen, um das Thema Hitzefolgen und Hitzeschutz in verschiedenen gesundheitlichen, gesellschaftlichen und politischen Bereichen verstärkt einzubeziehen« (SVR Gesundheit 2023, S. 568). Mit seinen Empfehlungen reiht sich der Sachverständigenrat in eine Abfolge von Positionspapieren, Beschlüssen und Empfehlungen ein, die in den letzten Jahren erschienen sind und in diesem Sommer in die Erklärung des Bundesgesundheitsministeriums mündeten, den Hitzeschutz in Deutschland verbessern zu wollen. Als ein Schlüsseldokument auf dem Weg dahin können die 2017 veröffentlichten Handlungsempfehlungen für die Erstellung von Hitzeaktionsplänen zum Schutz der menschlichen Gesundheit, erarbeitet von einer Ad hoc-Arbeitsgruppe aus Vertreterinnen und Vertretern des Bundes und der Länder, gelten. Sie übertrugen die Empfehlungen der WHO Europa aus dem Jahr 2008 auf den deutschen Kontext. Sowohl die WHO-Empfehlungen als auch die deutschen Handlungsempfehlungen schreiben den Institutionen im Gesundheits- und Sozialwesen eine zentrale Bedeutung für einen umfassenden und nachhaltigen Hitzeschutz zu, weisen in diesem Zusammenhang jedoch ausdrücklich auf die Notwendigkeit einer adäquaten Vorbereitung aller Beschäftigten hin. Dazu will dieses Buch einen Beitrag leisten, der sich nicht auf die Empfehlung von Maßnahmen beschränkt, sondern einen kritischen Blick auf ihre jeweilige wissenschaftliche Basis wirft.

Das Buch ist in drei Abschnitte gegliedert. Die ersten drei Kapitel führen mit Hintergrundinformationen zum Klimawandel und hier explizit zum Phänomen der Hitzewellen, zur Thermophysiologie des Menschen unter Fokussierung innerer und äußerer Wärmebelastung und zu den Strategien und Konzepten präventiven Handelns in die Dimensionen des Hitzeschutzes im Gesundheitswesen ein. Bewusst haben wir uns dafür entschieden, alle Themen aus dem Blickwinkel der Praxis der Pflege- und Gesundheitsversorgung zu beleuchten. Die jeweilige Relevanz für das präventive Handeln ist somit bei allen dargestellten Aspekten leitend. Dass Strategien und Konzepte des Hitzeschutzes, in welcher Einrichtung auch immer sie entwickelt werden, Erkenntnisse der Präventionsforschung berücksichtigen, ist uns ein besonderes Anliegen, weil es sich beim Hitzeschutz um komplexe Interventionen handelt, die sorgfältig geplant, verlässlich umgesetzt, regelmäßig evaluiert und kontinuierlich weiterentwickelt werden müssen ( Kap. 1.1, Kap. 1.2, Kap. 1.3).

Um Hitzewarnungen, vorbeugende Maßnahmen für die Sommerzeit, das akute Handeln in Hitzeperioden und bei Notfällen, die mittel- oder langfristig angelegte Gebäudesanierung und die Evaluierung dessen, was man kurz-, mittel- oder langfristig tut, geht es im zweiten Teil des Buches ( Kap. 2). Die Gliederung dieses Abschnitts lehnt sich an die Empfehlungen der WHO Europa und die bundesdeutschen Handlungsempfehlungen für die Erstellung von Hitzeaktionsplänenan. Zu den Kernelementen beider Empfehlungen gehört die Nutzung eines Hitzewarnsystems. Der Deutsche Wetterdienst bietet nicht nur ein auf einem bioklimatischen Index beruhendes Hitzewarnsystem an, sondern darüber hinaus Vorwarnungen und andere Informationen, die in der Vorbereitung auf Hitzeereignisse wertvoll sind und im Kapitel 2.1 vorgestellt werden ( Kap. 2.1).

Zu welchen Zeitpunkten welche Vorbereitungen sinnvoll sind und was in der Akutsituation einer Hitzeperiode zu tun ist, wird in den Kapiteln 2.2 und 2.3 diskutiert ( Kap. 2.2, Kap. 2.3). Dabei wird in der Zusammenstellung des Erkenntnisstandes deutlich, wie lückenhaft die Datenlage noch ist, wie viele Aspekte allgemein empfohlener Maßnahmen noch auf den Beweis ihrer Wirksamkeit warten und dass viele Maßnahmen, abgeleitet vom physikalischen und thermophysiologischen Erkenntnisstand, dennoch als sinnvoll eingeschätzt werden können. Auch wird deutlich, dass der Reduktion der Exposition eine Schlüsselrolle im Hitzeschutz zukommt bzw. zukommen müsste, und dies sinnvollerweise auf Dauer. Auf Dauer angelegte Interventionen zur Reduktion der Exposition gegenüber Hitze führen unweigerlich zu Überlegungen, wie die Aufenthaltsorte der betreuten Personen und der Beschäftigten, d. h. die Gebäude und Außenbereiche, zu einem besseren Hitzeschutz ertüchtigt werden können.

In Kapitel 2.4 werden die rechtlichen Rahmenbedingungen und prinzipielle Ansätze für eine Verbesserung des sommerlichen Wärmeschutzes von Gebäuden aufgezeigt, nicht ohne die unter Klimaschutzgesichtspunkten kontrovers zu diskutierende Gebäudekühlung zu thematisieren ( Kap. 2.4). Kapitel 2.5 gibt Anregungen, wie die Wirkung von Maßnahmen zum Hitzeschutz in Indikatoren gefasst und diese in ein Monitoring- bzw. Evaluationskonzept eingebunden werden können ( Kap. 2.5).

Der dritte Teil des Buches beleuchtet zunächst die Settings der pflegerischen und gesundheitlichen Versorgung, unterteilt in stationäre und ambulante Versorgungskonstellationen. In den Kapiteln 3.1 und 3.2 geht es um die spezifischen Herausforderungen und Lösungsansätze, die sich für die Umsetzung von Hitzeschutzkonzepten in Krankenhäusern, stationären Pflegeeinrichtungen und in ambulanten Betreuungsarrangements wie ärztlichen und therapeutischen Praxen, der ambulanten Pflege, aber auch in der Beratung Betroffener und ihrer Angehörigen ergeben ( Kap. 3.1, Kap. 3.2).

Deutlich wird, dass das vermeintlich immer Gleiche doch immer anders ist, dass alleine das korrekte Lüften im Gelingen von vielen Kontextfaktoren abhängt und zu einer komplexen Einzelmaßnahme wird, sobald das Setting, in dem es stattfinden soll, genauer betrachtet wird. Als komplexe Herausforderung erweist sich Hitzeschutz auch in der Betreuung von Säuglingen und in der Begleitung von Schwangeren, die die Fürsorge für das ungeborene Leben einschließt, und nicht zuletzt in der Betreuung der heterogenen Gruppe der Menschen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen. Die Kapitel 3.3 und 3.4 gehen auf den Erkenntnisstand zu ihren besonderen Risiken ebenso ein wie auf die Möglichkeiten, trotz des gegenwärtig begrenzten Wissens sinnvolle Schutzstrategien zu entwickeln und umzusetzen ( Kap. 3.3, Kap. 3.4).

Diese Schutzstrategien umfassen auch den Arbeitsschutz, dem das Kapitel 3.5 gewidmet ist ( Kap. 3.5). Maßnahmen des Arbeitsschutzes bei Hitze in den Einrichtungen der Pflege und der Gesundheitsversorgung finden ihre Legitimation bislang nur in wenigen staatlichen Verordnungen oder Regelungen der zuständigen gesetzlichen Unfallversicherungsträger, und auch diese sind vage formuliert und bilden die Vielschichtigkeit der Arbeitsanforderungen und der potentiellen Hitzebelastungen in den unterschiedlichen Versorgungssettings nicht ab. Dennoch können Arbeitsschutzregeln wie die technische Regel ASR A 3.5 als wichtige Referenzen für Grenzwertsetzungen und für gestaffelte Schutzmaßnahmen in den Einrichtungen der Pflege und der Gesundheitsversorgung gelten und ihre Weiterentwicklung könnte zu einer Verbesserung des Hitzeschutzes auch außerhalb ihres gesetzlichen Zuständigkeitsbereiches beitragen.

Der kritische Blick auf die wissenschaftliche Basis bestehender Empfehlungen zum Hitzeschutz hat viele offene Fragen zutage gebracht, die in den einzelnen Kapiteln diskutiert werden. Zur schnellen Auffindung der Textstellen, die sich mit grundsätzlichen Fragen zu einzelnen Maßnahmen auseinandersetzen, wurde eine Abbildung mit entsprechenden Kapitelverweisen aufgenommen (siehe letzte Seite dieses Buches).

Bei einer Herangehensweise, die Wissenslücken thematisiert und doch handlungsorientiert ist, bleibt es nicht aus, trotz ungesicherter Erkenntnislage hin und wieder Position zu beziehen. Eine dieser ungesicherten Erkenntnislagen betrifft den Nutzen von Ventilatoren zur Unterstützung der Körperkühlung bei vulnerablen Personen, d. h. zur Forcierung ihrer evaporativen Wärmeabgabe. Entgegen der verbreiteten Lehrmeinung, dass Ventilatoren bis zu einer Umgebungstemperatur von 35 °C auch bei pflegebedürftigen Personen problemlos eingesetzt werden können, halten wir eine derartige Nutzung für voraussetzungsvoll und nur unter Kenntnis der damit verbundenen Risiken und der Kopplung mit gegensteuernden Maßnahmen für vertretbar. In verschiedenen Kapiteln dieses Buches finden sich weitere der Literatur entnommene Empfehlungen, die vor dem Hintergrund der ihnen zugrundeliegenden dünnen Erkenntnisbasis kontrovers diskutiert werden können. Wir hoffen daher, dass die Beiträge in diesem Buch nicht nur als Zusammenstellung von Fakten gelesen werden, sondern eine Diskussion anregen, die den Hitzeschutz weiterbringt.

Digitales Zusatzmaterial


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Erscheint lt. Verlag 10.1.2024
Co-Autor Dea Niebuhr, Vanessa Holt, Anna Grundel, Katharina Rathmann, Hendrik Siebert
Zusatzinfo 35 Abb., 23 Tab.
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Medizin / Pharmazie Pflege
Schlagworte Arbeitsschutz • Gesundheitsversorgung • Pflege
ISBN-10 3-17-040846-1 / 3170408461
ISBN-13 978-3-17-040846-3 / 9783170408463
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