Mundgesundheit im Alter erhalten (eBook)
116 Seiten
Kohlhammer Verlag
978-3-17-041438-9 (ISBN)
Prof. Dr. med. Gabriele Röhrig-Herzog, MPH, ist Geriaterin an der EUFH, Köln. Ramona Waterkotte, M. A. Schulmanagement, B. A. Erziehungswissenschaft, B. A. Soziologie, examinierte Pflegefachkraft, Mainz. PD Dr. med. Dr. med. dent. Greta Barbe ist Ärztin, Zahnärztin und Expertin für Seniorenzahnmedizin, Uniklinik Köln.
Prof. Dr. med. Gabriele Röhrig-Herzog, MPH, ist Geriaterin an der EUFH, Köln. Ramona Waterkotte, M. A. Schulmanagement, B. A. Erziehungswissenschaft, B. A. Soziologie, examinierte Pflegefachkraft, Mainz. PD Dr. med. Dr. med. dent. Greta Barbe ist Ärztin, Zahnärztin und Expertin für Seniorenzahnmedizin, Uniklinik Köln.
2 Der geriatrische Patient
Die häufig gestellte Frage »Ab wann ist man eigentlich geriatrisch?« kann nicht mit einer konkreten kalendarischen Altersangabe beantwortet werden. Die Entscheidung darüber, ob ein Patient geriatrisch ist, hängt von mehreren Faktoren ab, zu denen aber auch das kalendarische Alter zählt. Gemäß der Definition der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) wird ein Patient dann als geriatrisch bezeichnet, sobald er folgende Kriterien erfüllt: Alter > 70 Jahre und das Vorliegen von geriatrischen Syndromen oder ein Alter > 80 Jahre (Sieber 2007). Geriatrische Patienten zeichnen sich sowohl in funktioneller als auch kognitiver Hinsicht durch eine breite Heterogenität aus. Es gibt hochbetagte Patienten, die mit > 80 Jahren noch das Deutsche Sportabzeichen erwerben, im eigenen Betrieb tätig sind oder Bücher schreiben. Andere sind mit Ende 60 bereits funktionell oder kognitiv so eingeschränkt, dass sie dauerhaft auf professionelle Pflege angewiesen sind. Das Ziel einer geriatrischen Behandlung im multiprofessionellen Ansatz ist immer der weitestmögliche Erhalt von Selbständigkeit im Alltag und die Vermeidung von Pflegebedürftigkeit. Dieses Ziel hat vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung auch große ökonomische Relevanz. Daher ist es für alle an der medizinischen Versorgung älterer Patienten beteiligten Berufsgruppen wichtig, frühzeitig geriatrische Syndrome bei betagten Patienten zu erkennen und zu behandeln. So kann eine kostenintensive, dauerhafte Pflegebedürftigkeit bestmöglich vermieden bzw. nach hinten verschoben werden.
Während man früher die typischen geriatrischen Syndrome auf die 6 Big Is Immobilität, Inkontinenz, Instabilität, Intellektueller Abbau, Insomnie und Iatrogene Probleme im Alter (z. B. Polymedikation) begrenzte, so ist die klinische Wissenschaft heute geprägt von einer stärker differenzierten Betrachtung mit einem deutlich breiteren Spektrum geriatrischer Syndrome. Im Hinblick auf die gegenseitige Beeinflussung oraler- und geriatrischer Gesundheit ist es dringend notwendig, dass die Mundhygiene täglich suffizient durchgeführt wird (van der Putten et al. 2014; Halpern 2020).
Zur effektiven Erfassung dieses breiten Spektrums geriatrischer Syndrome ist ein multiprofessionelles Vorgehen nötig. Im stationär akutgeriatrischen Setting erfolgt ein solches – bisher rein somatisch fokussiertes – Vorgehen entsprechend den Vorgaben des Bundesinstitutes für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) zur Abrechnung der geriatrischen Komplexbehandlung im therapeutischen Team aus Ärzten, Pflege, Physio- und Ergotherapeuten, Logopäden, Neuropsychologen und Sozialarbeitern (BfArM – OPS Version 2021 2020). Zahnmedizinische Expertise ist aktuell kein fester Bestandteil der interdisziplinären Behandlung im klinischen Bereich.
Zur Erfassung funktioneller, kognitiver, sozialer und emotionaler Defizite und Ressourcen kommt das multidimensionale geriatrische Assessment (englisch: comprehensive geriatric assessment, CGA) zum Einsatz, mit dessen Hilfe für jeden neu aufgenommenen Patienten ein individueller Behandlungsplan zugeschnitten werden kann. Es handelt sich bei dem CGA um eine Batterie etablierter Testverfahren, die zu Beginn aber auch am Ende der geriatrischen Komplexbehandlung zum Einsatz kommen. Dadurch gelingt neben einer individuellen Statuserfassung am Anfang und am Ende der Komplexbehandlung auch eine Verlaufskontrolle, aus der Empfehlungen zur Weiterversorgung im hausärztlichen Bereich abgeleitet werden können. Obwohl bereits vereinzelt wissenschaftliche Arbeitsgruppen eine regelhafte Aufnahme des Mundgesundheitsassessments in das geriatrische Assessment fordern, ist dieses bisher nicht etabliert. Die Notwendigkeit einer Berücksichtigung auch zahnmedizinisch geriatrischer Syndrome ist jedoch für die Patientenversorgung essenziell, da sie häufig nur die Spitze des Eisberges darstellen und zugrundeliegende Ursachen und Folgestörungen ohne Entdeckung der Spitze ebenfalls unerkannt bleiben können.
Abb. 2.1:Das Eisbergmodell zeigt, dass klinisch ersichtliche Mundgesundheitssymptome (hier am Beispiel der Mundtrockenheit) bei älteren Menschen oft nur Ausdruck und Spitze einer Kette multifaktorieller Ursachen und Folgestörungen sind. Hierdurch wird das Mundgesundheits-Symptom zum geriatrischen Syndrom
Das Symptom Mundtrockenheit (subjektiv empfunden: Xerostomie; objektiver Speichelmangel: Hyposalivation) wird im geriatrischen Kontext aufgrund seiner Multikausalität (z. B. altersphysiologische Veränderungen, Medikationsnebenwirkung) und seiner multiplen Folgestörungen (Dysphagie
Erscheint lt. Verlag | 19.4.2023 |
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Verlagsort | Stuttgart |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Medizin / Pharmazie |
Schlagworte | ganzheitliche Gesundheitsversorgung • Geriatrie • Geriatrische Grundlagen • Hygiene • Multimorbidität • Polypharmazie |
ISBN-10 | 3-17-041438-0 / 3170414380 |
ISBN-13 | 978-3-17-041438-9 / 9783170414389 |
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