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Praxisbuch: Besondere Stillsituationen (eBook)

eBook Download: EPUB
2021 | 2. unveränderte Auflage
592 Seiten
Thieme (Verlag)
978-3-13-243920-7 (ISBN)

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Praxisbuch: Besondere Stillsituationen -
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Das große Stillbuch des Deutschen Hebammenverbandes

Die Stillberatung besonderer Mutter-Kind-Paare stellt für Hebammen häufig eine große Herausforderung dar. Profitieren Sie von den langjährigen Erfahrungen der Stillexpertinnen des Deutschen Hebammenverbandes (DHV e.V.).
Sie vermitteln ihr Wissen, wichtige Hintergrundinformationen und geben Praxistipps, für alle besonders problemanfälligen Stillsituationen.

Der Schwerpunkt liegt auf den Problemfällen und besonderen Stillsituationen:

  • Besondere Kinder (z.B. Stillen von Kindern mit neurologischen Beeinträchtigungen)
  • Besondere Mütter (z.B. Stillen bei Infektionskrankheiten der Mutter)
  • Besondere Stillprobleme (z.B. Brustverweigerung und Stillstreik)
  • Besondere Situationen (z.B. Stillen in einer erneuten Schwangerschaft und Tandemstillen)

Nutzen Sie die Vielfalt an Erfahrungen und das Wissen der Autorinnen, um sich Anregungen für Ihren Arbeitsalltag zu holen.

1 Die Bedeutung des Stillens


Ute Lange

1.1 Stillen – natürlich und doch nicht selbstverständlich


Es sind eine Reihe von Faktoren, die das Stillen eines Kindes zu etwas Besonderem machen. Menschliche Milch hat sich über die Jahrtausende hinweg entwickelt und sich den Bedürfnissen des Menschen angepasst, so wie die Milch aller Säugetiere auf die jeweilige Spezies abgestimmt ist. Je mehr wir über die immunologischen und nutritiven Eigenschaften der Muttermilch wissen, umso deutlicher wird ihre Überlegenheit für die Entwicklung des Menschen im Vergleich zu anderen Milchen und Muttermilchersatzprodukten. Auch die Gesundheit der Mütter profitiert vom Stillen. Einige der positiven Auswirkungen des Stillens bzw. die Nachteile einer künstlichen Babyernährung sind unmittelbar und direkt feststellbar. Andere Effekte werden erst in groß angelegten Studien oder auf längere Sicht im Lebenslauf deutlich.

Bereits seit dem 8. Jahrhundert ist im Althochdeutschen das Wort „Stillen“ als Synonym für den bis dahin üblichen Ausdruck „Säugen“ nachweisbar. Vermutlich ging es bei der neuen Wortschöpfung darum, durch eine beschönigende Wortwahl einen zunehmend tabuisierten Vorgang zu verdecken. Im Neuhochdeutschen wird erst seit dem 16. Jahrhundert der Begriff „ein Kind stillen“ anstelle von „ein Kind säugen“ verwendet. Beide Ausdrucksweisen sind auch heute noch synonym in Gebrauch, wobei das Wort „stillen“ mittlerweile weitaus geläufiger ist ▶ [11].

Anders als mit dem englischen Begriff „breastfeeding“ oder dem französischen Ausdruck „allaitement maternel“ fällt es mit dem deutschen Wort „stillen“ leicht, in der Ernährung des Kindes an der Brust nicht nur einen körperlichen oder biologischen Vorgang zu sehen. Durch die Nähe der Worte „Stille“ und „stillen“ assoziieren wir automatisch etwas Atmosphärisches, welches Mutter und Kind gleichermaßen umfasst und in uns unweigerlich das Bild von Ruhe und Entspannung hinterlässt.

Aber obwohl Stillen naturgegeben ist und die Erkenntnisse über die Nachteile einer Ernährung durch Formula ständig steigen, ist das Stillen eines Kindes in unserer Gesellschaft nichts Selbstverständliches. Es scheint oftmals eher so, auch durch die zunehmende Betonung der Vorteile des Stillens, als wenn die Ernährung des Kindes mit Muttermilch einer Rechtfertigung oder Begründung bedürfte. Und tatsächlich steht das Stillen heute in einer Art Wettbewerb mit anderen Formen der Ernährung. Die Gründe sind vielfältig und komplex und besonders für gut informierte Fachfrauen wie Hebammen manchmal schwer auszuhalten.

Das Stillen eines Kindes ist wie auch andere Phänomene rund um die Geburt stark kulturell geprägt und geschichtlichen sowie sozialen Strömungen unterworfen. Ob es nun die Entwicklung der Medizin, die sich ändernde Stellung der Kinder und Frauen in der Gesellschaft, religiöse Fragen oder wirtschaftliche Normen und Zwänge sind – all diese Themenstränge hatten und haben einen Einfluss auf das Stillverhalten in einer Gesellschaft ▶ [13]. Auch eine sich etablierende Lebensmittelindustrie und die damit verbundenen ökonomischen Interessen wirken sich über die Medien und das Gesundheitspersonal auf das Stillverhalten aus.

Das Stillen zu unterstützen gilt unter den Professionellen des Gesundheitswesens schon lange als wünschenswert. Die Ursprünge der medizinisch begründeten Stillbewegung liegen in der Wende zum 20. Jahrhundert und sind eng mit der Entwicklung der Pädiatrie verknüpft. Nach einem eher schicksalhaften Umgang mit Überleben und Sterben von Säuglingen – gegen Ende des 19. Jahrhunderts erlebten in Europa ca. 20 % eines Jahrgangs ihren ersten Geburtstag nicht – wurde die Ernährung und insbesondere das Stillen als ein Hauptpfeiler des Überlebens von Säuglingen identifiziert ▶ [18].

Die Arbeit von Hebammen zeichnet sich dadurch aus, dass diese im Gegensatz zu Ärzten, Psychotherapeuten oder Pflegenden in besonderem Maße für physiologische Prozesse zuständig sind. Das Ziel von Hebammen ist es, so wenig wie möglich in die Beziehungen und Vorgänge vor, während und nach der Geburt einzugreifen. Ein Begleiten, ohne aktiv behandeln zu müssen, bewerten sie als Erfolg ▶ [16]. So ist auch ihre Stillbegleitung und Unterstützung im besten Fall eine zurückhaltende und eng an der individuellen Situation der Frau orientierte Maßnahme. Eine Stillförderung, soweit von der Frau gewünscht, gehört im Bereich der nachgeburtlichen Betreuung zu den grundlegenden Aufgaben und Anliegen von Hebammen.

1.1.1 Stillen in Deutschland


Stillen und gestillt zu werden ist in den modernen Gesellschaften nicht selbstverständlich. Die Ergebnisse des Kinder- und Jugendsurveys ▶ [12] für Deutschland belegen, dass die Stillhäufigkeit in den Jahren 1986–2005 anstieg. Im Durchschnitt wurden 76,7 % der Säuglinge gestillt, wobei die Stillrate in einigen Teilen der sozial benachteiligten Bevölkerungsgruppen, wie beispielsweise minderjährigen Müttern sowie bei Raucherinnen und nach postpartalen Komplikationen, am niedrigsten war. Die Stillrate bei Migrantinnen war dagegen höher als bei Frauen ohne Migrationshintergrund.

Obwohl im Durchschnitt 6,9 Monate gestillt wurde, betrug die Dauer des ausschließlichen Stillens nur 4,6 Monate. Lediglich 22,4 % der in der Studie erfassten Kinder wurden 6 Monate lang ausschließlich gestillt. Dies macht deutlich, dass die Beratung in verschiedenen Bevölkerungsgruppen intensiviert werden und ggf. den speziellen Problemstellungen angepasst werden muss.

1.1.2 Praktische Stillempfehlung


Merke

Bereits in der Schwangerschaft sollte die Chance ergriffen werden, Informationen über die Bedeutung des Stillens und die Bedingungen für eine gelungene Stillbeziehung zu vermitteln.

Dabei kann es notwendig sein, die durch Medien, Erziehung oder Alltagsgespräche vermittelten negativen und positiven Grundannahmen sowie die inneren Bilder der Schwangeren zu erfassen und zu stärken bzw. aufzulösen. Sofern in der Schwangerschaft die Basis für eine gelingende Stillbeziehung gelegt wurde, kann der Fokus der Begleitung im Wochenbett auf der praktischen Umsetzung liegen. Wenn möglich sollte der Partner in die Gespräche einbezogen werden.

Merke

Die Stillberatung der Hebamme ist vornehmlich darauf ausgerichtet, das Vertrauen der Frau in ihre Stillfähigkeit und die Motivation zum Stillen zu stärken.

Dazu zählen Informationen über Stillpositionen, das richtige Anlegen des Kindes und allgemeine Basisinformationen. Die Stillende wird befähigt, selbstständig kleine Unsicherheiten zu überwinden und festzustellen, wann professionelle Hilfe nötig ist.

Hebammen sollten in ihren Botschaften bezüglich des Stillens eindeutig sein und gleichzeitig vermitteln, dass sie eine Entscheidung der Frau gegen das Stillen akzeptieren und respektieren. Erkenntnisse über Begleiteffekte des Stillens, beispielsweise die positive Wirkung des intensiven Hautkontakts und die daraus resultierende feinfühlige Abstimmung von Mutter und Kind, können auch auf eine Fütterung mit der Flasche übertragen werden.

1.1.3 Stilldauer


Merke

Die WHO ▶ [19] und der Deutsche Hebammenverband ▶ [5] geben die Empfehlung, dass Neugeborene in ihren ersten 6 Lebensmonaten ausschließlich gestillt bzw. mit Muttermilch ernährt werden sollen.

Der sich mit den Lebensmonaten verändernde Nährstoffbedarf legt nahe, danach mit Beikost zu beginnen, wobei mindestens bis zu einem Alter von 2 Jahren oder auch darüber hinaus weiter ergänzend gestillt werden kann.

Die Nationale Stillkommission ▶ [14] berücksichtigt in ihren Empfehlungen für Deutschland die Stellungnahme der WHO und unterstützt den Ernährungsplan für das erste Lebensjahr des Forschungsinstituts für Kinderernährung in Dortmund ▶ [10]. Danach ist Stillen als alleinige Ernährung für Kinder in den ersten 6 Lebensmonaten ausreichend. Die Stillkommission betont, dass mit der Einführung von Beikost nicht abgestillt werden sollte, sondern das Ende der Stillbeziehung eine individuelle Entscheidung in Abstimmung von...

Erscheint lt. Verlag 7.7.2021
Reihe/Serie DHV-Expertinnenwissen
Sprache deutsch
Themenwelt Medizin / Pharmazie Gesundheitsfachberufe
Schlagworte Deutscher Hebammenverband • DHV • Stillberatung • Stillbuch • Stillen • Stillexpertinnen • Stillprobleme • Stillsituationen • Tandemstillen
ISBN-10 3-13-243920-7 / 3132439207
ISBN-13 978-3-13-243920-7 / 9783132439207
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