Lernen lehren (eBook)

Arbeitsbuch für Lehrende in Pflege- und Gesundheitsberufen

Barbara Schubert (Autor)

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2021 | 1. Auflage
208 Seiten
Hogrefe AG (Verlag)
978-3-456-95990-0 (ISBN)

Infos

Ausbildung und Studium sind mit Lernen verbunden, daran führt kein Weg vorbei. Lehrende sind gefordert, die Lernkompetenzentwicklung in die berufliche Ausbildung zu integrieren. Sie haben vielseitige Möglichkeiten, die individuellen Lernprozesse und -erfolge zu unterstützen - sowohl innerhalb als auch außerhalb des Unterrichts. Wenn sie dies mit der 'Brille der Lernenden' tun, agieren sie nicht nur als Lehrer*innen, sondern mit der Haltung eines Coaches. Genau aus dieser Perspektive heraus begleitet das Fachbuch die Leser*innen. Es geht auf die verschiedenen Lernorte ein und enthält konkrete Fallsituationen aus der Lehr- und Lernpraxis der Gesundheitsberufe. Gleichzeitig bietet es viele Instrumente, die sowohl zur Reflexion des bisherigen Lernens dienen als auch Tipps und Hinweise für ein erfolgreiches Lernen bereitstellen. Lehrende können sie ebenso innerhalb der Lehre einsetzen wie in Lernberatungsgesprächen. Die Autorin stützt sich neben ihrer langjährigen Erfahrung als Lerncoach und Dozentin auf ihre umfassenden praktischen Erfahrungen in der Physiotherapie und auf ihre theoretische Expertise als Pflege- und Gesundheitswissenschaftlerin. Sie ist überzeugt davon, dass jeder seine Lernkompetenzen steigern kann. Folgende Aspekte bilden den Rahmen des Fachbuches: •Teil 1:Wie Lernen funktioniert •Teil 2:Der Lehrer als Lerncoach •Teil 3:Der erfolgreiche Start in die Ausbildung: Lernbiografie, Motive, Ziele, Routinen •Teil 4:Dranbleiben und Durchhalten während der Ausbildung: Zeitmanagement, Lernen im Unterricht und zu Hause, Lernen in der Praxis •Teil 5: Prüfungen bestehen - nicht nur am Ausbildungsende: Vorbereitung, Durchführung, Umgang mit Prüfungsangst.

Inhalt

Inhaltsverzeichnis und Vorwort 7
Wie das Buch aufgebaut ist 17
1 Wie lernen funktioniert 21
1.1 Gehirngerechtes Lernen 22
1.2 Rechte und linke Hirnhälfte 28
1.3 Leistungskurve und Biorhythmus 29
1.4 Vergessenskurve 32
1.5 Lernfördernde und -hindernde Faktoren 34
1.6 Bewegt denken und lernen 39
2 Der Lehrer als Lerncoach 43
2.1 Lerncoaching – mehr als Lehren 44
2.2 Wozu Lerncoaching? 45
2.3 Zugrunde liegendes Beratungsverständnis 46
2.3.1 Selbstorganisiertes Lernen und Metakognition 46
2.3.2 Personenzentrierte Gesprächsführung nach Rogers 47
2.3.3 Handlungsleitende Prinzipien 49
2.4 Der Lerncoaching-Prozess 51
2.5 Möglichkeiten und Grenzen des Lerncoachings 54
3 Der erfolgreiche Start in die Ausbildung 57
3.1 Der Übergang in die Ausbildung 58
3.2 Reflexion des bisherigen Lernens 59
3.2.1 Schlüsselkompetenzen – Grundlage für erfolgreiches Lernen 64
3.2.2 Den passenden Lernrhythmus finden 68
3.2.3 Eigenverantwortliches Lernen braucht Verbindlichkeit 70
3.3 Motive und Ziele als Voraussetzung für erfolgreiches Lernen 71
3.3.1 Motivation und Volition 71
3.3.2 Lernziele formulieren und verfolgen 79
3.3.3 Prokrastination 85
3.3.4 Work-Life-Balance 86
3.3.5 (Neue) Routinen schaffen 88
4 Dranbleiben und Durchhalten während der Ausbildung 91
4.1 Zu Hause lernen 92
4.2 Lernen mit Struktur 95
4.3 Schlüsselkompetenz Zeitmanagement 98
4.3.1 Zeitmanagement ist Selbstmanagement 98
4.3.2 Zeitdiebe identifizieren und eliminieren 100
4.3.3 Arbeiten mit Lern- und Arbeitsplänen 106
4.3.4 Lerntage gestalten 115
4.4 Lernen im Unterricht 116
4.4.1 Mitarbeiten und Mitschreiben im Unterricht 118
4.4.2 Vor- und Nachbereitung von Unterrichtsstunden 120
4.4.3 Wissen wiederholen und festigen 123
4.5 Erfolgreich präsentieren 124
4.5.1 Vorbereitung, Durchführung und Abschluss 125
4.5.2 Tipps gegen Lampenfieber 129
4.5.3 Übungen zum schnellen Entspannen 132
4.6 Lerntechniken 134
4.6.1 Visualisierungstechniken 136
4.6.2 Eselsbrücken 140
4.6.3 Spickzettel 142
4.6.4 Karteikarten 144
4.6.5 Loci-Methode 147
4.6.6 Lernen mit dem Smartphone 150
4.6.7 Allgemeine Gedächtnisstützen 152
4.7 Lernen in der Praxis 153
5 Prüfungen bestehen – nicht nur am Ausbildungsende 159
5.1 Schriftliche Prüfungen 163
5.1.1 Auf Klausuren vorbereiten 163
5.1.2 Klausuren schreiben 167
5.1.3 Tipps gegen die Aufregung 168
5.2 Mündliche Prüfungen 170
5.2.1 Mündliche Prüfungen vorbereiten 170
5.2.2 Mündliche Prüfungen bestehen 175
5.2.3 Tipps gegen die Prüfungsangst 178
5.3 Praktische Prüfungen 181
5.3.1 Sich auf praktische Prüfungen vorbereiten 181
5.3.2 Praktische Prüfungen bestehen 187
6 Zu guter Letzt 193
Anhang 195
Über die Autorin 197
Literaturverzeichnis 199
Sachwortverzeichnis 205

Textauszug

2.1 Lerncoaching – mehr als Lehren

Pätzold definiert Lernberatung als „zeitlich befristete Interaktion zwischen einem Berater und einem Ratsuchenden mit dem Ziel, in einem bestimmten Problem- oder Handlungsbereich Lösungen und Strategien zu entwickeln, die dann – möglicherweise unter Beteiligung des Beraters – vom Ratsuchenden implementiert werden können“ (Pätzold, 2004, S. 52). Lerncoaching ist eine spezielle Form der pädagogisch- psychologischen Beratung (Hardeland, 2015). Der Begriff setzt sich aus den Worten „Lernen“ und „Coaching“ zusammen. Es geht also um einen Begleitungsprozess, der das Lernen von Menschen in seinen unterschiedlichen Formen und Methoden fokussiert.

Er berücksichtigt aber auch die verschiedenen Einflussfaktoren, die das Lernen und seine Prozesse fördern oder hemmen. Beratung in Form von Coaching erteilt keine klugen Ratschläge, sondern findet als „horizontale Beratung auf Augenhöhe“ statt. Es ist eine Art Hilfe zur Selbsthilfe. Coach und Lernende sind gleichberechtigte Gesprächspartner. Der Coach ist bemüht, den Lernenden bei der Gestaltung ihrer Lernprozesse und –fortschritte unterstützend zur Seite zu stehen, indem er zur Reflexion anregt und/oder Handlungsalternativen aufzeigt, aus denen die Lernenden auswählen.

Lerncoaching ist keine Nachhilfe, denn es wird kein Fachwissen vermittelt. Stattdessen geht es um die Auseinandersetzung mit den eigenen Lernprozessen und den damit verbundenen Stärken und Schwächen, um den aktuellen Lernstand zu beschreiben, ein gezieltes Vorankommen zu initiieren und zu planen, geeignete Lernwege zu finden und vor allem Verantwortung für den eigenen Lernprozess zu übernehmen.

Der Lerncoach sieht in dem Lernenden einen Experten für sich und sein eigenes Lernen. Deshalb muss auch der Lernende selbst die Entscheidung für seine persönlichen Lernaktivitäten treffen. Der Coach gibt ihm dabei Impulse und beobachtet das Geschehen.

Mein Lerncoachingkonzept hat sich im Laufe vieler Jahre nach und nach (weiter-)entwickelt und ist ein Stück weit angelehnt an das Lernberatungskonzept von Klein und Reutter (2011). Ihm liegt ein Lernberatungsverständnis zugrunde, das Lernen in einem individuellen und flexiblen Gestaltungsrahmen begleitet und unterstützt. Es basiert auf Verantwortungsteilung und Interaktion und beinhaltet Aushandlungsprozesse, die nicht beliebig sind, sondern orientierungsgebende Standards benötigen. Lernberatung als eine erwachsenenpädagogische Intervention umfasst demnach

• eine pädagogische Grundhaltung und einen bewussten didaktischen Blick,
• ein Lernberatungsverständnis, das auf die Selbstorganisation von (lebensbegleitendem) Lernen abzielt,
• ein Lernarrangement, das eigenverantwortliches und selbstbestimmtes Lernen ermöglicht,
• die Formulierung und Berücksichtigung handlungsleitender Prinzipien, die der Beratungssituation einen Rahmen geben und für Kontinuität sorgen,
• Gestaltungsansätze, die Handlungsraum für die individuelle und aktive Entwicklung von beruflichen Kompetenzen und Lebensperspektiven eröffnet (Klein & Reutter, 2011, 21f).

Lerncoaching unterstützt Lernende bei der Planung, Durchführung und Umsetzung ihrer Lernaktivitäten und zielt darauf ab, Lernprozesse zu optimieren. Dabei geht es nicht um die Vermittlung fachlicher Kenntnisse, sondern um die Unterstützung des Lernenden beim Erwerb dieser Kenntnisse (Schubert, 2013).

Natürlich findet formales Lernen in einem institutionell vorgegebenen Rahmen statt, der an bestimmte Bedingungen geknüpft ist. Aber auch dieser gibt Spielräume, den Unterricht für die Lernenden möglichst wenig belastend, kalkulierbar und erfolgreich zu gestalten (Fromm, 2017). Dabei ist es besonders wichtig, dass Lehrende in ihrem Verhalten kongruent sind.

Produkt-Details

• Erscheint lt. Verlag: 22.2.2021
• Zusatzinfo: 33 Abbildungen
• Sprache: deutsch
• Themenwelt: Medizin / Pharmazie ► Gesundheitsfachberufe
• Schlagworte: Lerncoach • Lernerfolg • Lernpädagogik • Pflege • Wissenstransfer
• ISBN-10: 3-456-95990-7 / 3456959907
• ISBN-13: 978-3-456-95990-0 / 9783456959900