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Rehabilitation von Sportverletzungen (eBook)

Sportreha-Fälle aus der evidenzbasierten Praxis
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
432 Seiten
Thieme (Verlag)
978-3-13-242648-1 (ISBN)

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Rehabilitation von Sportverletzungen -
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Return to Competition.

19 Athletinnen und Athleten - 19 unterschiedliche Fälle - 1 gemeinsames Ziel: zurück zum Sport!
In diesem Buch stellen erfahrene Therapeuten aus dem Bereich des Leistungs- und Hochleistungssports ihre lehrreichsten Fälle vor. Sie zeigen, mit welchen Zielsetzungen, Trainingsmethoden, Übungen und Techniken sie Sportler rehabilitiert und zurück zum Wettkampf gebracht haben.

Erfahren Sie,
- wie eine Reha auf Basis einer Sportart- und Belastungsanalyse aufgebaut werden kann
- welche Test, Techniken und Übungen in der Reha angewandt werden können
- welche Therapieansätze bei den Sportlerinnen und Sportlern erfolgreich waren
- welche Probleme es zu lösen gab.

Die Therapeuten beschreiben ausführlich ihre Trainingsmethoden, Übungen und Behandlungstechniken sowie das Clinical Reasoning. Dadurch können Sie die Therapie nach Ereignissen wie
- VKB-Rupturen
- Gehirnerschütterung
- Stabilisations-OP des Schultergelenks
- Tendinopathie der Patellasehne
- Wirbelfrakturen
beim ambitionierten Freizeitsportler bis zum Spitzensportler nachvollziehen und daraus Rückschlüsse und Tipps für Ihre eigenen Patienten erhalten.

Ein Buch für alle, die das Beste aus der Therapie von Sportlern und leistungsfähigen Patienten herausholen wollen.

1 Rehaplanung bei Sportlern


Arjen van Duijn

1.1 Einleitung


Bevor ein Fußballer mit Kreuzbandriss, ein Sprinter mit einer Muskelverletzung oder ein Skifahrer nach einem Knochenbruch wieder ins Training einsteigen können, liegt vor ihnen ein langer Weg. Doch die Wege unterscheiden sich erheblich. Der Grund dafür sind neben den verschiedenen Verletzungen und Heilungsverläufen auch die Eigenheiten der jeweiligen Sportarten. Eine ausführliche Rehaplanung ist deshalb unerlässlich.

Eine Sportverletzung bedingt einen Ausfall mit Sportkarenz oder reduzierter Leistungsfähigkeit. Wie lange das dauert, ist von vielen Faktoren abhängig. Für den Sportler beginnt mit der Verletzung eine Phase der Unsicherheit: Wie lange falle ich aus? Bin ich danach wieder so fit und belastbar wie vor der Verletzung? Hinzu kommt ein gewisser Zeitdruck, der vom betroffenen Sportler selbst erzeugt wird (Wunsch nach schnellstmöglicher Rückkehr in den Wettkampf), aber auch von seinem sportlichen Umfeld. Sowohl der Verein mit Trainer und Mitspielern/Teamkollegen als auch Verbände und Kostenträger wollen den verletzten Sportler möglichst schnell wieder zurück auf dem Platz, im Stadion, im Wettkampf sehen. Das Problem dabei: Wenn die Unsicherheit zunimmt und sich negative Gedanken häufen, beeinflusst dies die mentalen Verarbeitungsprozesse, was sich negativ auf Schmerzmechanismen auswirken und (Wund-)Heilungsprozesse bremsen kann (siehe „ ▶ Das Mature Organism Model“).

Das Mature Organism Model (MOM)

Eine Verletzung beeinflusst den Organismus auf vielen verschiedenen Ebenen. Die mögliche Interaktion zwischen Schmerzprozessen, Verarbeitungsprozessen und Wundheilungsprozessen wird im Mature Organism Model von Gifford erklärt ( ▶ [9]). Im Normalfall werden nozizeptive Impulse aus dem beschädigten Gewebe zum Rückenmark weitergeleitet, wo eine erste Verarbeitung stattfindet, die zu Divergenz (Verstärkung) oder Konvergenz (Bündelung) der Impulse zum Gehirn führt. Im Zentralnervensystem findet dann eine weitere Analyse des Inputs statt; hier übernimmt der Thalamus eine wichtige Funktion. Die über den Thalamus weitergeleiteten Impulse werden kognitiv (berechnend, analytisch) und affektiv (emotionell) beurteilt. In Wechselwirkung mit dem nahen Umfeld (Input von Familie, Arzt, Freunden, Trainer) wird das Trauma verarbeitet, was wiederum zu Output-Mechanismen führt, die sich sowohl auf das Umfeld als auch auf innere Prozesse wie die Wundheilung auswirken.

Aufgabe des Sportphysiotherapeuten ist es, alle Prozesse des MOM zu beobachten und diese bei Bedarf so zu lenken, dass eine optimale Heilung und Rehabilitation möglich ist. Eine konkrete Rehaplanung hilft bei der kognitiven Verarbeitung ( ▶ [12]).

Für den betroffenen Sportler ist es von großer Bedeutung, dass für ihn so früh wie möglich ein Rehabilitationsplan erarbeitet wird, der wichtige Landmarken auf dem Weg zurück zum Sport setzt. Neben den Wundheilungsprozessen berücksichtigt ein solcher Plan ärztliche Vorgaben und Elemente aus dem Trainingsplanungsbereich sowie Besonderheiten der jeweiligen Sportart und erlaubt so konkrete Angaben zur Progression und Geschwindigkeit des Rehaprozesses ( ▶ [6]).

Der Rehaplan stützt sich auf Grundlagenwissen in den Bereichen (Leistungs-)Physiologie, Biomechanik, Wundheilung, Pathologie, Pathophysiologie, Sportpsychologie und Trainingslehre. Die Gestaltung des Rehaplans setzt nicht nur Kenntnisse der erwähnten Bereiche voraus, sondern auch einen analytischen Denkprozess, welcher Teil des Clinical Reasonings ist ( ▶ Abb. 1.1). Mittels dieses Reasoning-Prozesses geht der Sportphysiotherapeut systematisch durch eine Reihe von Assessments und Analyseschritten. Natürlich bespricht der Physiotherapeut diesen Plan primär mit dem Sportler und mit allen direkt beteiligten Parteien und holt das Einverständnis für das geplante Vorgehen ein.

Sportphysiotherapie

Die Aufgabe der Sportphysiotherapie ist es, alle Prozesse und deren Entwicklung zu beurteilen und bei Bedarf diverse Aspekte davon zu lenken, um eine optimale Rehabilitation zu ermöglichen.

Abb. 1.1 Assessment und Rehabilitationsplanung. Der Sportphysiotherapeut muss breit aufgestellt sein. In den Rehaplan fließen Erkenntnisse aus vielen verschiedenen Bereichen ein.

(Quelle: A. van Duijn, grafische Umsetzung Thieme Gruppe)

Die Rehaplanung basiert auf einem Assessment-Teil und auf der Eingliederung der Ergebnisse in den Trainingsplan. Während der Assessment-Teil den Istzustand beschreibt, zeigt der Rehaplan auf, wie und wann der Sollzustand erreicht werden sollte. Dabei berücksichtigt die Planung Ergebnisse der physiotherapeutischen und sportspezifischen Assessments.

1.2 Schritt 1: Bestimmung Istzustand (Assessment)


Mit dem Assessment versucht der Sportphysiotherapeut, Informationen über alle relevanten Bereiche zu erhalten, die als Fundament für die Rehaplanung dienen. Es beinhaltet die folgenden Kernpunkte ( ▶ Abb. 1.2):

  • patientenspezifische Information

  • sport-(art-)spezifische Information

  • Analyse der Trainingsplanung

Abb. 1.2 Flowchart Assessment im Sport.

(Quelle: A. van Duijn, grafische Umsetzung Thieme Gruppe)

1.2.1 Patientenspezifische Information


Ziel: Den Istzustand des Patienten nach der Verletzung zu bestimmen und zugleich die Verfassung vor der Verletzung zu eruieren, um möglicherweise Rückschlüsse auf die Verletzungsursachen ziehen zu können.

Hierzu bedarf es folgender Informationen:

  • Istzustand:

    • physiotherapeutischer Befund

    • sportspezifischer Befund, Tests und Assessments

    • Wundheilungsanalyse

    • aktuelles Aktivitätsniveau

    • medizinisch-biomechanische Belastbarkeit der Strukturen (aktuell)

    • psychische Faktoren

  • Zustand vor der Verletzung (anamnestisch):

    • Stärken und Schwächen des Sportlers

    • physischer/psychischer Zustand vor der Verletzung

    • Unfallhergang/Ursache.

1.2.2 Biomechanische Belastbarkeit der Struktur


Ziel: Zeitliche Bestimmung der Belastungssteigerung.

Die biomechanische Belastbarkeit einer verletzten Struktur hängt von der ärztlichen Versorgung (z.B. Stabilität einer Sehnennaht) ab, von den biomechanischen Gegebenheiten (Druck, Hebelgesetze usw.) und nicht zuletzt von dem zu erwartenden Heilungsverlauf (Aspekte der Wundheilung). In der Summe ergibt sich daraus die Belastungssteigerung in der Rehabilitation.

1.2.2.1 Beispiel für die biomechanische Belastbarkeit

Ein Sportler mit einer mittleren Schwellung im Knie zwei Wochen nach einer vorderen Kreuzbandruptur wird im Bereich der Schnelligkeit und Ausdauer nicht belastbar sein, im Bereich der Kraft nur gering (evtl. Kraftausdauer). Im Bereich der Koordination und Beweglichkeit jedoch kann er bereits einiges leisten. Für die Auswahl der Übungen analysiert der Physiotherapeut die Belastung der verletzten Struktur während der Übungsausführung. Er orientiert sich dabei an den motorischen Grundeigenschaften und legt dann für die jeweiligen Bereiche die Trainingsumfänge fest. So reduziert beispielsweise die ischiokrurale Muskulatur bei einer korrekt ausgeführten Kniebeuge (Erhalt der Lendenlordose) die durch den Quadrizeps nach anterior gerichteten Schubkräfte, welche auf die Tibia und somit auf ein Kreuzbandtransplantat wirken. Folglich darf ein Patient nach einer Kreuzbandoperation im Rahmen der erlaubten Beweglichkeit und Belastung in der geschlossenen Kette Squats trainieren, während die Kräftigung des Quadrizeps in der offenen Kette noch verboten ist.

1.2.3 Aktivitätsniveau


Ziel: Herausfinden, wie stark die Verletzung die Funktion, die Aktivitäten des täglichen Lebens und die Partizipation im Sport beeinflusst.

Bezüglich der Partizipation sollte man hier insbesondere die Teilnahme am Training und an Wettkämpfen (Competition) berücksichtigen. Mittels dieser Beurteilung legt der Physiotherapeut fest, auf welchem Aktivitätsniveau sich der Patient aktuell befindet und welches Aktivitätsniveau erreicht werden sollte (siehe „ ▶ Aktivitätsniveau“. Diese Information unterstützt in der Entscheidung, wie lange die gesamte Rehabilitation dauert.

...

Erscheint lt. Verlag 13.1.2021
Reihe/Serie physiofallbuch
Sprache deutsch
Themenwelt Medizin / Pharmazie Gesundheitsfachberufe
Medizin / Pharmazie Physiotherapie / Ergotherapie Rehabilitation
Schlagworte Athletiktraining • Ausdauer • Faszien • Koordination • Kraft • Leistungssport • Manuelle Therapie • Operation • postoperative Nachbehandlung • Profisport • Reha • Return to Activity • Return to play • Return to sports • Training • Traumatologie
ISBN-10 3-13-242648-2 / 3132426482
ISBN-13 978-3-13-242648-1 / 9783132426481
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