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Manuelle Therapie (eBook)

Bewegen und Spüren lernen
eBook Download: PDF | EPUB
2017 | 6. aktualisierte Auflage
384 Seiten
Thieme (Verlag)
978-3-13-240840-1 (ISBN)

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Manuelle Therapie - Jochen Schomacher
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Das etablierte Lehrbuch zum Kaltenborn-Evjenth-Konzept führt systematisch und praxisbezogen in die Manuelle Therapie der Extremitäten und der Wirbelsäule ein. Dabei wird jedes Gelenk mit der für die Ausführung der Technik wichtigen Behandlungsebene angezeigt. Schnell erwerben Sie Grundlagenwissen u. a. zur Bewegungslehre und Gelenkanatomie, physiotherapeutischer Untersuchung, Schmerzmechanismen sowie befundbezogener Behandlung. Die praktischen Anleitungen z. B. für den Ablauf einer Untersuchung oder die Beurteilung von Bewegungsqualität machen das Buch zu einem nützlichen Nachschlagewerk in der Ausbildung und in der täglichen Praxis. Neben aktualisierte Inhalte finden Sie 530 Abbildungen und Links zu Lehrvideos.

Jochen Schomacher: Manuelle Therapie 1
Innentitel 4
Impressum 5
Vorwort zur 6. Auflage 6
Autorenvorstellung 7
Inhaltsverzeichnis 9
1 Geschichte und Definition der Manuellen Therapie 15
Was ist Manuelle Therapie? 15
Geschichte 15
Geschichte der physio„therapeutischen Manuellen Therapie 16
Manuelle Therapie „weltweit 17
Definition der Manuellen Therapie 18
2 Manuelle Therapie im Kontext des biopsychosozialen Denkmodells 20
Biopsychosoziales „Denkmodell als Basis 20
Biomedizinisches „Denkmodell 20
Pathomechanisches „Denkmodell 21
Schmerzphysiologie 21
Biomechanik – Belastung und Beanspruchung 23
3 Gelenkmechanik in der Manuellen Therapie 25
Osteokinematik 25
Rotationen 25
Translationen 26
Übersichtsschema zur „Osteokinematik 27
Arthrokinematik 27
Rollgleiten 28
Gelenkspiel 29
Übersichtsschema zur „Arthrokinematik 30
Gelenkanatomie 30
Form der Gelenkflächen, Gelenktypen und Bewegungsachsen 31
Achsen und Ebenen zur Orientierung von Gelenkbewegungen 0
Gelenkstellungen 0
Begrenzung der „Gelenkbewegungen 34
4 Systematik in der Manuellen Therapie 35
Hypothetisch-deduktives Vorgehen 35
Mustererkennen – Pattern recognition 36
Systematischer Untersuchungsaufbau mit Leitfragen 36
Systematischer „Untersuchungsaufbau 36
Leitfragen zur Klassifikation des Patienten 0
5 Aufbau der Untersuchung 39
Orientierende „Untersuchung 39
Spezifische Untersuchung 40
Ärztliche Zusatz„untersuchungen 40
Zusammenfassende „Beurteilung 41
6 Aspekte der Bewegungsuntersuchung 0
Warum die rotatorische und translatorische Untersuchung? 0
Quantität der Bewegung 43
Qualität der Bewegung mit Endgefühl 44
Symptome 46
7 Therapeutisches Denkmodell der Manuellen Therapie 48
Behandlung des Schmerzes als Symptom 48
Behandlung des peripheren Schmerzes 48
Schmerztherapie und „Wundheilung 48
Behandlung des zentralen Schmerzes 0
Behandlung der „Funktionsstörung 50
8 Wirkung der Manuellen Therapie 52
Wirkung auf die Symptome, besonders den Schmerz 52
Wirkung auf mechanischer Ebene 52
Verlängernde Mobilisation verkürzter Gewebestrukturen 52
Bewegungsbegrenzung, Bewegungskontrolle und „Stabilisation 53
Wirkung auf neuro„logischer Ebene 53
Wirkung auf psycho-sozio-kultureller und ökonomischer Ebene 54
Spezifität der Behandlungstechniken 54
Zusammenfassung 0
9 Die sechs Kategorien der Behandlung 0
Symptomlindernde Maßnahmen 0
Beweglichkeit fördernde Maßnahmen 58
Behandlung artikulärer „Bewegungseinschränkungen 58
Behandlung muskulärer Bewegungseinschränkungen 59
Behandlung neural bedingter Bewegungseinschränkungen 59
Beweglichkeit erhaltende Maßnahmen 60
Beweglichkeit mindernde Maßnahmen 60
Passive Stabilisation 60
Aktive Stabilisation 60
Gewebe beeinflussende Maßnahmen aus der PT 0
Information, Instruktion und Training 0
10 Aspekte der Gelenkbehandlung 63
Warum die „translatorische Behandlung? 63
Behandlung der „kapsuloligamentär bedingten Schmerzhaftigkeit 64
Behandlung der kapsuloligamentären Hypomobilität 65
Dosierung der translatorischen Behandlung 65
Dosierung der Stärke des Traktionszuges bzw. Gleitschubes 65
Dosierung der Dauer der Traktion bzw. des Gleitens 0
Biomechanische Aspekte 67
Dreidimensionale „Traktion und dreidimensionales Gleiten 68
11 Forschung 70
12 Indikationen und Kontraindikationen zur translatorischen Gelenkbehandlung 71
Indikationen 71
Kontraindikationen 71
Klassifikation des Patienten 71
Clinical Flags 71
Allgemeine „Kontraindikationen 72
Spezielle Kontraindikationen 73
13 Hinweise zum praktischen Teil 75
Einleitung 75
Hinweise zur Ergonomie 77
14 Extremitätengelenke 0
Interphalangealgelenke der Zehen 0
Anatomie 0
Rotatorische Bewegungsuntersuchung 0
Translatorische Bewegungsuntersuchung 82
Behandlung bei kapsuloligamentärer Hypomobilität 82
Metatarsophalangeal„gelenke 0
Anatomie 0
Rotatorische Bewegungsuntersuchung 86
Translatorische Bewegungsuntersuchung 89
Behandlung bei kapsuloligamentärer Hypomobilität 89
Mittelfußgelenke 92
Anatomie 92
Rotatorische Bewegungsuntersuchung 93
Translatorische Bewegungsuntersuchung 95
Behandlung bei kapsuloligamentärer Hypomobilität 96
Unteres Sprunggelenk 100
Anatomie 100
Rotatorische Bewegungsuntersuchung 101
Translatorische Bewegungsuntersuchung 102
Behandlung bei kapsuloligamentärer Hypomobilität 103
Oberes Sprunggelenk 106
Anatomie 106
Rotatorische Bewegungsuntersuchung 106
Translatorische Bewegungsuntersuchung 109
Translatorische Untersuchung der intertarsalen Gelenke („10-er Test“) 110
Behandlung bei kapsuloligamentärer Hypomobilität 113
Unterschenkel 117
Anatomie 117
Rotatorische Bewegungsuntersuchung 118
Translatorische Bewegungsuntersuchung 119
Behandlung bei kapsuloligamentärer Hypomobilität 121
Kniegelenk 125
Anatomie 125
Rotatorische Bewegungsuntersuchung 126
Translatorische Bewegungsuntersuchung 132
Behandlung bei kapsuloligamentärer Hypomobilität 135
Hüftgelenk 139
Anatomie 139
Rotatorische Bewegungsuntersuchung 140
Translatorische Bewegungsuntersuchung 148
Behandlung bei kapsuloligamentärer Hypomobilität 149
Interphalangealgelenke der Finger 0
Anatomie 0
Rotatorische Bewegungsuntersuchung 0
Translatorische Bewegungsuntersuchung 154
Behandlung bei kapsuloligamentärer Hypomobilität 155
Metakarpophalangealgelenke 158
Anatomie 158
Rotatorische Bewegungsuntersuchung 159
Translatorische Bewegungsuntersuchung 162
Behandlung bei kapsuloligamentärer Hypomobilität 162
Mittelhandgelenke II–V 0
Anatomie 0
Rotatorische Bewegungsuntersuchung 166
Translatorische Bewegungsuntersuchung 168
Behandlung bei kapsuloligamentärer Hypomobilität 169
Karpometakarpalgelenk des Daumens 0
Anatomie 0
Rotatorische Bewegungsuntersuchung 174
Translatorische Bewegungsuntersuchung 177
Behandlung bei kapsuloligamentärer Hypomobilität 177
Handgelenk 0
Anatomie 0
Rotatorische Bewegungsuntersuchung 181
Translatorische Bewegungsuntersuchung 184
Translatorische Untersuchung der intercarpalen Gelenke („10-er Test“): 185
Behandlung bei kapsuloligamentärer Hypomobilität 189
Unterarmgelenke 193
Anatomie 193
Rotatorische Bewegungsuntersuchung 194
Translatorische Bewegungsuntersuchung 195
Behandlung bei kapsuloligamentärer Hypomobilität 197
Ellenbogengelenk 201
Anatomie 201
Rotatorische Bewegungsuntersuchung 202
Translatorische Bewegungsuntersuchung 206
Behandlung bei kapsuloligamentärer Hypomobilität 208
Schulter und Schultergürtelregion 213
Schultergürtelregion 214
Anatomie 214
Rotatorische Bewegungsuntersuchung 214
Schultergelenk 0
Anatomie 0
Rotatorische Bewegungsuntersuchung 225
Translatorische Bewegungsuntersuchung 233
Behandlung bei kapsuloligamentärer Hypomobilität 234
Schultergürtelgelenke 0
Anatomie 0
Rotatorische Bewegungsuntersuchung 238
Translatorische Bewegungsuntersuchung 244
Behandlung bei kapsuloligamentärer Hypomobilität 247
15 Wirbelsäule 252
Einleitung 252
Symphyse und „Sakroiliakalgelenke 0
Anatomie 0
Rotatorische Bewegungsuntersuchung 255
Translatorische Bewegungsuntersuchung 261
Behandlung bei Hypomobilität 261
Sakrokokzygealgelenk 266
Anatomie 266
Rotatorische Bewegungsuntersuchung 266
Translatorische Bewegungsuntersuchung 267
Behandlung bei Hypomobilität 267
Lendenwirbelsäule 0
Anatomie 0
Rotatorische Bewegungsuntersuchung 271
Translatorische Bewegungsuntersuchung 279
Behandlung bei kapsuloligamentärer Hypomobilität 282
Brustwirbelsäule 0
Anatomie 0
Rotatorische Bewegungsuntersuchung 290
Translatorische Bewegungsuntersuchung 297
Behandlung bei kapsuloligamentärer Hypomobilität 299
Rippengelenke 0
Anatomie 0
Rotatorische Bewegungsuntersuchung 306
Translatorische Bewegungsuntersuchung 309
Behandlung bei kapsuloligamentärer Hypomobilität 311
Halswirbelsäule 0
Anatomie 0
Rotatorische Bewegungsuntersuchung 318
Translatorische Bewegungsuntersuchung 333
Behandlung bei kapsuloligamentärer Hypomobilität 336
Kiefergelenk 0
Anatomie 0
Rotatorische Bewegungsprüfung 345
Translatorische Bewegungsuntersuchung 352
Behandlung bei kapsuloligamentärer Hypomobilität 353
16 Tabellarische Übersicht zu den Gelenken 359
Untere Extremität 359
Obere Extremität 360
Wirbelsäule 361
17 Übersicht über die Untersuchungs- und Behandlungstechniken 362
Extremitätengelenke 362
Wirbelsäule 363
Wichtige Tests zur Wirbelsäule 364
18 Kontroll- und Prüfungsfragen 365
19 Dokumentationshilfen für die Untersuchung 366
Allgemeine Dokumentationshilfe für die „Extremitäten„gelenke: Grundlagenschema 366
Allgemeine Dokumentationshilfe für die Wirbelsäule: Grundlagenschema 367
Ausführliches Dokumentationsschema zum Lernen 0
Ergänzende Dokumentationsvorlage: Kiefergelenk 0
Ergänzende Dokumentationsvorlage spezifische Untersuchung des SIG 374
Kurzdokumentation für den täglichen Gebrauch 0
Literatur 378
Sachverzeichnis 383

1 Geschichte und Definition der Manuellen Therapie


„Alles Denken ist Wiederholung; aber in zunehmender Verdichtung.“
(Egon Friedell)

1.1 Was ist Manuelle Therapie?


Der Begriff der Manuellen Therapie (MT) beschreibt die Pflege bzw. Heilung (= griech.: Therapie) mit den Händen (= lat.: manus) und erlaubt somit eine weitgefasste Interpretation. Die wörtliche Übersetzung als Behandlung mit den Händen unterstreicht durch die Wortwiederholung die Bedeutung dieses Werkzeuges für das Konzept der MT. Als FreddyKaltenborn in den 60er Jahren diesen Begriff einführte, betonte er damit die Ergänzung, die die Manuelle Therapie der damals vorwiegend aus Übungsanweisungen und Verhaltensänderungen bestehenden Physiotherapie (PT) brachte. Dies galt insbesondere für Deutschland, wo die Massage als klassische Behandlung mit den Händen weitgehend von einem anderen traditionsreichen Berufsstand ausgeübt wurde. Doch auch in der heutigen Zeit der hoch technisierten Apparatemedizin und der strengen Gläubigkeit an wissenschaftlich erhobene Daten hat die Betonung der Hände nicht an Bedeutsamkeit verloren.

Therapie mit der wörtlichen Übersetzung Behandlung beinhaltet die Untersuchung als notwendige Voraussetzung jeder Behandlung. Manuell erhobene Untersuchungskriterien sind zwar nicht immer wissenschaftlich exakt quantifizierbar, führen aber oft zu einer gezielten Behandlung, die dem Patienten häufig mehr als nur die Bewegung vermittelt.

Viele Ärzte und Physiotherapeuten jedoch benutzen ihre Hände am Patienten, ohne gleich MT durchzuführen. Was verbirgt sich also hinter diesem Ausdruck?

Um diese Frage zu beantworten, müssen wir einen kurzen Blick auf die Geschichte werfen, um zu sehen, wie sich aus den verschiedenen manuellen Behandlungsformen der heutige Zweig der MT herauskristallisiert hat.

1.2 Geschichte


In der Geschichte der Medizin ist die Separation (= Trennen) der Gelenkpartner als Traktion (= Zug) in vielen Darstellungen aus vorchristlichen Werken der Medizin bekannt. Sie ist ein wesentliches Charakteristikum der MT. In der wohl ältesten Abbildung aus Indien streckt Lord Krishna den deformierten Rücken der gläubigen Kubja, indem er stehend ihre Füße fixiert und sie am Kinn hochzieht (ca. 3500–1800 v. Chr.) ( ▶ [105] ▶ [105]). Hippokrates (um 460 bis 377 v. Chr.) unterstrich die Bedeutung der Wirbelsäulenbehandlung für viele Leiden und benutzte axiale Traktion, indem er z. B. Patienten mit den Beinen kopfüber an einer Leiter festband, die er aus geringer Höhe kontrolliert auf den Boden aufschlagen ließ, was eine ruckartige Traktion ergeben haben muss. Die griechische Auffassung der Medizin wurde von Claudius Galen (um 129– um 199 n. Chr.) in Rom gefestigt. Er prägte mit seinen Anschauungen die Medizin Europas für über ein Jahrtausend. Viele Abbildungen zur Therapie der Wirbelsäulendeformitäten mit den Händen und Füßen unter gleichzeitiger Anwendung axialer Traktion sind von ihm überliefert. Ibn Sina (980–1037 n. Chr., lateinisiert Avicenna) vermittelte das griechische Denken an den Orient und beschrieb verschiedene manuelle Korrektionsgriffe. Viele von ihnen wurden insbesondere an der Wirbelsäule unter Traktion durchgeführt, die Assistenten durch Zug kaudal und kranial der behandelten Region ausübten. Ein Großteil dieser von Hippokrates wesentlich geprägten und von seinen Nachfolgern ergänzten Behandlungsformen ist uns durch Werke des Mittelalters überliefert worden ( ▶ Abb. 1.1, ▶ Abb. 1.2).

Abb. 1.1 Zug am Hüftgelenk, aus „Hippocratis Chirurgica“ (Firenze, Biblioteca Medicea Laurenziana, ms. Plut-74–7-c-185v).

(Quellenangaben: Mit Genehmigung des Ministeriums für Kultur. Jegliche weitere Reproduktion mit jeglichem Mittel ist verboten.)

Abb. 1.2 Zug am vorher in Flexion eingestellten Rücken, aus „Hippocratis Chirurgica“ (Firenze, Biblioteca Medicea Laurenziana, ms. Plut-74–7-c-217).

(Quellenangaben: Mit Genehmigung des Ministeriums für Kultur. Jegliche weitere Reproduktion mit jeglichem Mittel ist verboten.)

Auch in der Renaissance beschäftigten sich mehrere Ärzte in Europa mit der Behandlung von Gelenkbeschwerden, insbesondere der Wirbelsäule, wobei die Traktion häufig erwähnt wird.

Während der ganzen Zeit übten Laienbehandler in der so genannten Volksmedizin verschiedenste Techniken aus, um Beschwerden des Bewegungsapparates zu lindern. Viele ihrer Handgriffe sind von Ärzten in die Medizin übernommen worden.

Im 19. Jahrhundert entstanden in Amerika zwei Schulen manueller Behandlung, die großen Einfluss gewonnen haben. 1874 gründete der Arzt Andrew Taylor Still die Osteopathie, die vorwiegend von einer gestörten Funktion der Bewegungseinheit ausgeht und diese mit Weichteiltechniken, Mobilisationen und Manipulationen zu beheben sucht. Die Chiropraktik, die 1895 von Daniel David Palmer ins Leben gerufen wurde, sieht, unterstützt durch Röntgendiagnostik, eher die Fehlstellungen der Gelenke, insbesondere Subluxationen (= „Verschiebungen“), als Ursache vieler Schmerzen an und versucht, diese durch Manipulationen zu korrigieren. Still und Palmer behandelten ursprünglich beide nicht nur muskuloskeletale Beschwerden, sondern zahlreiche Krankheiten mit Manipulationen.

Aus den historischen Quellen der akademischen Medizin, der Volksmedizin sowie der Osteopathie und der Chiropraktik und mit Hilfe einiger besonders begabter Laien entwickelte sich in Europa im 20. Jahrhundert die manuelle Behandlung der Ärzte, die heute die Bezeichnung Manuelle Medizin trägt (in Deutschland auch Chirotherapie genannt) ( ▶ [24] ▶ [24]).

1.3 Geschichte der physiotherapeutischen Manuellen Therapie


Die Physiotherapie mit manuellen Techniken hat sich mit einer vierjährigen Ausbildung und hohem sozialen Ansehen in Schweden seit 1813 entwickelt ( ▶ [208]; ▶ [141]; ▶ [142]; ▶ [144]). Es wäre möglich, dass diese Physiotherapie die Osteopathie und Chiropraktik am Ende des 19. Jahrhunderts beeinflusst hat ( ▶ [143]).

Der Londoner Arzt James Mennell unterrichtete von 1916 bis 1954 Physiotherapeuten in der „Wissenschaft und Kunst der Gelenkmanipulation“ ( ▶ [124] ▶ [124], ▶ [125] ▶ [125] und ▶ [126]). Sein Nachfolger James Cyriax ( ▶ [29] ▶ [29] und ▶ [30] ▶ [30]) führte diese Tradition fort ( ▶ [108] ▶ [107]). Beide prägten als Lehrer wesentlich Kaltenborn, der mit Cyriax Jahrzehnte lang zusammen arbeitete.

Zwei Physiotherapeuten begannen um 1950 herum, je ein Konzept der MT zu entwickeln, in dem sie die manuelle Intervention in der damals aus vorwiegend aktiven Übungen bestehenden PT betonten: Geoffrey Maitland und Freddy Kaltenborn.

Maitland lernte bei Cyriax und anderen in Europa während seiner ihn prägenden Weltreise. Für seine bemerkenswerte Entwicklung sei auf die Literatur verwiesen (z. B. ▶ [12] ▶ [12]).

Im Folgenden wird als historisches Beispiel beschrieben, wie Kaltenborn seine Methode entwickelt hat, auf der die Techniken dieses Buches beruhen.

Kaltenborn hatte während seiner Ausbildung zum Sport- und Gymnastiklehrer den Wunsch, kranken Menschen zu helfen. Deshalb schloss er die PT-Ausbildung in Norwegen an. Eines seiner Prägungserlebnisse dabei war die Prüfung der Unterarm-Pro-/Supination. Diese wurde ihm mit der „Guten-Tag“ Handfassung beigebracht. Kaltenborn fragte sich, ob eine dabei festgestellte Einschränkung von den Unterarmgelenken (und welchem?) kam oder vom Handgelenk. So entstand die Idee der (möglichst) spezifischen Untersuchung und Behandlung von Bewegungen in einem einzelnen Gelenk bzw. Wirbelsäulensegment.

In den 1950-er und 1960-er Jahren war die Immobilisation wie auch heute noch eine allgemeine orthopädische Behandlungsform ( ▶ [216] ▶ [215]). Die zwei größten dabei entstehenden pathologischen Gelenkveränderungen sind die Kapselsteifheit und die Knorpeldegeneration ( ▶ [214] ▶ [214]). Diese waren durch die damals vorherrschende Gipsbehandlung häufiger gegeben als mit der heute üblichen Osteosyntheseversorgung, die eine frühfunktionelle Behandlung ermöglicht. Die in jener Zeit vorwiegend verwendete Mobilisationstechnik bestand darin, ...

Erscheint lt. Verlag 8.2.2017
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Medizin / Pharmazie Gesundheitsfachberufe
Physiotherapie / Ergotherapie Behandlungstechniken Manuelle Therapie / Chirotherapie
Schlagworte Behandlungsebene • Biomechanik • Gelenkmechanik • Gelenkmobilisation • Gleiten • Kaltenborn-Evjenth-Konzept • Manuelle Therapie • Neurodynamik • Physiotherapeutische Untersuchung • Physiotherapie • Rollen • Schmerzphysiologie • Traktion
ISBN-10 3-13-240840-9 / 3132408409
ISBN-13 978-3-13-240840-1 / 9783132408401
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