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Lissi und die Bischofbande -  Manuela Schoop

Lissi und die Bischofbande (eBook)

Bandenjahrgang 1969 - 1977
eBook Download: EPUB
2024 | 3. Auflage
232 Seiten
epubli (Verlag)
978-3-7584-8854-2 (ISBN)
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Der erste Teil der Bischofbandenreihe beginnt im Jahre 1969. Lissi, die Tochter des reichen Großbauern und Michael, ihr Nachbar, mögen sich sehr, doch dann kommen sie in verschiedene Banden. Als Michaels Vater stirbt, verarmt die Familie. Aber auch die vermeintlich reiche Großbauerntochter hat familiäre Probleme. Nur in der Willensbande findet sie den Halt, der ihr zu Hause verwehrt wird. Dennoch oder gerade wegen der Schicksalsschläge fühlen sich Lissi und Michael voneinander angezogen. Doch das darf nicht sein, schließlich sind sie in verschiedenen Banden und der Großbauer würde eine Beziehung zwischen den beiden nie zulassen.

Manuela Schoop ist Jahrgang 1977, geboren in Finsterwalde, glücklich verheiratet und Mutter von zwei Töchtern. Nach einer Ausbildung zur Kauffrau im Einzelhandel und mehrjähriger Tätigkeit in diesem Beruf, schloss sie 2011 ein Magisterstudium der Sprachwissenschaften, Germanistik und Phonetik mit dem Hauptschwerpunkt »Kindlicher Spracherwerb« ab. Sie ist freiberufliche Tagesmutter und leitet Eltern-Kind-Kurse. An der sechsteiligen Bischofbandenreihe arbeitete seit ihrem 11. Lebensjahr.

Kapitel 1


21. Oktober 1969

Während der großen Hofpause liefen Jane und Christian rüber zum Grundschulbereich. Der Schulhof war voller kleiner Kinder, die ziemlich laut die freie Zeit genossen, Fangen oder andere Spiele spielten. Christian rief nach seiner kleinen Schwester, die schnell zu ihm angerannt kam.

»Hey Finchen, wir wollen die Banden weitergeben. Je sechs von euch dürfen heute um fünfzehn Uhr zu den Lagern kommen. Hast du das verstanden?«

»Klar!« Josefine strahlte ihren Bruder fröhlich an. »Ich hoffe, dass du in die Bischofbande kommst.« Jane zwinkerte dem kleinen Mädchen zu. »Ist mir egal. Hauptsache ich komme überhaupt in eine Bande.«

»Das klappt bestimmt. Bis nachher.« Christian berührte kurz Janes Arm. »Die Pause ist gleich vorbei. Wir müssen wieder rüber.«

»Oh, das stimmt. Die Zeit rast mal wieder.« Jane lächelte Christian schüchtern an. Sie verabschiedete sich ebenfalls von Finchen. Dann gingen die beiden Bandenanführer wieder hinüber zu den höheren Klassen. Man, sind die verknallt, dachte Finchen grinsend. Dann lief sie zu ihren Freundinnen zurück und beobachtete gespannt, wie Gabriele die höchste Stufe beim Gummitwist [1] absolvierte. Anschließend rannte sie zum Klettergerüst, auf dessen höchster Stange Lissi saß.

»Los Micha, trau dich! So hoch ist es gar nicht.«

»Das ist doch pipileicht«, schrie Michael, der auf einem aufgestellten Querbalken balancierte, zu ihr hoch. »Hab keine Lust dazu.«

Lachend kletterte Fine hinauf zu Lissi und setzte sich neben sie auf die Stange.

»Ich glaube, er traut sich nicht.«

»Ihr sehr aus wie die Hühner bei mir im Stall.« Michael sprang vom Balken und trat zu dem Klettergerüst.

Lissi und Fine blickten sich kichernd an, bevor sie, wie Hühner zu gackern begannen.

Schnell kletterte Michael zu ihnen und als er sie erreicht hatte, rief er laut: »Kikeriki.«

Die Schulglocke ertönte und signalisierte den Kindern, dass die Hofpause zu Ende war. Langsam leerte sich der Schulhof, und die Kinder fanden sich in ihren Klassenräumen ein.

Mit der Nachricht des Tages wartete Fine, bis alle wieder im warmen Klassenzimmer waren.

»Mein Bruder hat mir gerade gesagt, dass heute die Banden weitergegeben werden«, rief sie dann in die Runde.

Eine kurze Sekunde lang war es still in dem Raum, dann brach ein lauter Lärm aus. Jeder rief, dass er in eine Bande wolle und manch einer konnte seine bevorzugte Bande auch schon benennen.

Herr Jansen, der Klassenlehrer, betrat mit schwungvollem Schritt den Raum.

Erschrocken blieb er am Türrahmen stehen und betrachtete seine kleinen Schützlinge verwundert, doch schnell bekam er mit, warum die Kleinen so außer sich waren.

»Guten Morgen!«, rief er laut, während er dann zu seinem Tisch schritt. »Wie ich höre, werden die Banden weitergegeben?«

Die Kinder rannten schnell zu ihren Tischen, setzten sich hin und blickten nach vorn zu ihrem Lehrer.

»Ja, Herr Jansen«, meldete Finchen sich aus der letzten Reihe. »Mein Bruder hat es mir gerade mitgeteilt.«

»Ah, dann ist heute also ein wichtiger Tag.« Herr Jansen kratzte sich kurz am Kopf und nickte dann bedächtig. »Wir sollten uns dieser Herausforderung annehmen, meint ihr nicht?«

Die Schüler nickten und lachten fröhlich.

Sie liebten ihren Klassenlehrer. Herr Jansen war ein junger Mann, der mit seinen kreativen Ideen frischen Wind in den Klassenraum brachte und so die Kinder motivierte, mehr für die Schule zu lernen.

»Ich selbst war leider nie in einer Bande«, erzählte er dann bedauernd. »Mein Jahrgang lag ungünstig dazwischen. Soweit ich weiß, entscheiden die Klassen durch Loseziehen, wer in welche Bande kommt. Das erachte ich als sinnvoll. Ich werde nun also welche basteln und dann wird jeder eins hier aus der kleinen Schachtel nehmen.«

Nach wenigen Minuten war er mit den Losen fertig. Dann ging er an den Tischen entlang, und jeder durfte sich ein zusammengefaltetes kleines Stück Papier nehmen.

Auf sein »Jetzt dürft ihr!«, lasen alle, was auf ihren Zetteln stand.

Nach ein paar Sekunden war klar, wer von nun an in einer Bande und vor allem in welcher sein würde.

Zu der Bischofbande gehörten von nun an Michael Glasner, Rüdiger Franke, Josefine Kaiser, Birgit Förster, Holger Müller und Udo Kierdorf.

Bei den Willems waren jetzt Wolfgang König, Gabriele Weber, Elisabeth Neumann, Jürgen Peters, Torsten Roth und Norbert Stein.

Nachdem das geklärt war, begann Herr Jansen mit dem Deutschunterricht, aber irgendwie konnten sich zwölf seiner Erstklässler gar nicht konzentrieren. Zwar übten sie wie immer fleißig, die Buchstaben auf ihre Schiefertafeln zu schreiben, doch ständig wurde der Lehrer durch Flüstern und Kichern in seinen Erklärungen gestört. Er beschloss, heute nachsichtig zu sein, aber ab morgen musste wieder die alte Disziplin herrschen.

Kaum, dass die Pausenklingel ertönte, fanden sich die Banden in verschiedenen Ecken des Klassenzimmers zusammen.

Die Willemsjungen gratulierten sich gegenseitig, während Gabi und Lissi lächelnd dabeistanden und sich belustigte Blicke zuwarfen.

»Wir brauchen einen Anführer«, bemerkte Gabi schließlich.

»Oder eine Anführerin«, meinte Elisabeth selbstbewusst.

»Wolf ist der Richtige für den Posten«, warf Norbi ein.

»Ja, das würde mir Spaß machen.« Der eben angesprochene Junge stemmte seine Arme in die Hüften und warf einen abschätzenden Blick zu der Bischofbande. »Die werden ihr blaues Wunder erleben.«

»Ist jemand dagegen?«, fragte Torsten in die Runde.

Alle schüttelten mit dem Kopf und so wurde Wolfgang König der neue Anführer der Willemsbande.

 

Jedes der Kinder kannte die genaue Lage der kleinen zusammengeschusterten Laube und so trafen alle pünktlich am Willemslager ein.

»Ich habe meinen Eltern gerade erzählt, dass ich neuer Anführer werde«, sagte Wolf aufgeregt. »Sie waren ganz aus dem Häuschen.«

»Meine auch«, erwiderte Lissi fröhlich, während sie versuchte, durch das kleine Glasfenster in das Innere zu schauen. »Mein Vater war damals ebenfalls bei den Willems. Er hat sich richtig gefreut, dass ich nicht ein Bischof wurde.«

»Wer will schon ein Bischof werden«, meinte Jürgen nur abfällig.

»Na, Glasner zum Beispiel«, stellte Gabi lachend fest. »Den konnte ich eh noch nie leiden.«

»Ich auch nicht«, stimmte Torsten zu.

Na ja, ich eigentlich schon, dachte sich Lissi, doch sie hütete sich davor, ihre Gedanken laut zu äußern.

»Schaut mal, da kommt Christian«, rief Norbi. »Jetzt geht’s los.«

Der Anführer der Willems, ein gutaussehender sechzehnjähriger junger Mann mit halblangen dunkelbraun gewellten Haaren und auffallend dunkelblauen Augen, trug wie immer bequeme Reiterkleidung. In Gedanken versunken stieg er von seinem Pferd und band es an einem Baum fest. Dann trat er zu den kleinen Kindern und betrachtete sie skeptisch.

»Ihr habt also das Willem-Los gezogen.« Er griff in seine Hosentasche, holte einen Schlüssel hervor und öffnete damit die Tür des Willemslagers. »Dann lasst und jetzt mit der Übergabe beginnen.«

Die Kinder folgten ihm in die Laube und sahen sich neugierig um.

Im Innern der Hütte stand ein alter massiver Holztisch, um den sechs recht alte, aber sehr robust aussehende Stühle platziert waren.

Gegenüber der Tür befand sich ein hoher Schrank, dessen zwei Türen offenstanden. Er war leer.

»Setzt euch!«, forderte Christian die neuen Willems auf. Er selbst blieb stehen. »Habt ihr schon einen Anführer gewählt?«

Alle zeigten auf Wolf.

»Du sitzt dort am Kopf des Tisches.« Chris holte nun zwei große Bücher aus seiner Tasche und legte sie vor Wolf hin. »Das hier sind das Buch und die Chronik der Willemsbande. Bis vor Kurzem wussten wir nicht, dass diese Bücher existieren, aber die Bischofs haben ihre Originale im Sommer wiedergefunden. Wir haben sie ihnen gestohlen und das, was für uns wichtig ist, kopiert. Ich bin mir sicher, dass von unserer Bande auch welche existieren. Vielleicht findet ihr sie ja wieder. In der Chronik hier wird Wolf notieren, wann ihr die Bande übernommen habt, wer Mitglied ist und wann ihr sie weitergebt. Hier könnt ihr auch besonders gelungene Streiche hineinschreiben. Im Buch der Willems stehen alle Gesetze der Willems, an die ihr euch zu halten habt. Ein paar Punkte habe ich dem ursprünglichen Text hinzugefügt. Ja, das war es eigentlich schon. Wenn ihr Fragen habt, könnt ihr euch gerne bei mir melden.« Christian griff in seine Hosentasche und holte erneut den Schlüssel hervor. Diesen drückte er Wolf in die Hand.

»Pass gut darauf auf. Es gibt nur einen«, sagte er dabei. Dann ging er zu Tür. Dort drehte er sich noch einmal um und ließ seinen Blick leicht wehmütig durch das Lager gleiten.

Nachdem der ehemalige Anführer das Lager verlassen hatte, blickten alle gespannt zu Wolf.

»Ich trage jetzt unsere Namen in die Chronik ein. Dann können wir ein Eis essen gehen«, sagte er.

»Wollen wir nicht die Bischofbande suchen?«, fragte Torsten verwundert.

»Ach was, die werden wir noch oft genug in den nächsten Jahren sehen. Ich finde, wir sollten erst mal feiern, dass wir in der Bande sein dürfen. Ist das nicht total toll?«

»Ich habe aber kein Geld dabei«, warf Gabi ein.

»Ich auch nicht«, gab auch Norbi zu.

»Das ist kein Problem«, meldete Lissi sich. »Mein Papa hat mir vorhin ein paar Mark zugesteckt. Er hat wohl schon geahnt, dass wir unseren Bandeneintritt mit einem Eis feiern wollen.«

»Das war aber...

Erscheint lt. Verlag 16.3.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Familie / Erziehung
ISBN-10 3-7584-8854-0 / 3758488540
ISBN-13 978-3-7584-8854-2 / 9783758488542
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