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Roter Sand - Mord auf Gran Canaria (eBook)

Kriminalroman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
336 Seiten
Limes (Verlag)
978-3-641-30470-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Roter Sand - Mord auf Gran Canaria -  Eric Berg
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Das Böse lauert unter der Sonne Gran Canarias: Der erste Fall für Fabio Lozano, den schlagfertigsten Ermittler auf den kanarischen Inseln!
Früher war Fabio »Flaco« Lozano erfolgreicher und jüngster Kriminalinspektor auf Gran Canaria, bis er wegen des völlig grundlosen Verdachts auf Korruption aus dem Dienst gemobbt wurde. Heute schlägt er sich als Sicherheitsmann einer exzentrischen Hotelbesitzerin durch.
Als Flaco am Strand des Luxushotels in Meloneras über die Leiche eines Mannes stolpert, aus dessen Brust eine blutige Pitchgabel ragt, ist seine Chefin wenig begeistert - ganz im Gegensatz zu seinen Ex-Kollegen von der Polizei. Flaco verbindet eine Vorgeschichte mit dem Opfer, und das macht ihn zum Verdächtigen Nummer eins. Ihm bleibt nur eine Chance: Er muss auf eigene Faust ermitteln und den wahren Mörder finden, wenn er seine Haut retten will. Seine Suche führt ihn quer über die Insel und bringt ihn mehr als einmal in tödliche Gefahr ...

Sie lieben mitreißende Spannung an malerischen Schauplätzen? Dann entdecken Sie auch die Ostseekrimis von Eric Berg wie »Das Nebelhaus«, »Die Mörderinsel« und »Die Toten von Fehmarn«.

Eric Berg zählt seit vielen Jahren zu den erfolgreichsten deutschen Autoren. 2013 verwirklichte er einen lang gehegten schriftstellerischen Traum und veröffentlichte seinen ersten Kriminalroman »Das Nebelhaus«, der 2017 mit Felicitas Woll in der Hauptrolle der Journalistin Doro Kagel verfilmt wurde. Seither begeistert Eric Berg mit jedem seiner Romane Leser und Kritiker aufs Neue und erobert regelmäßig die Bestsellerlisten.

5


Ich erzählte die Geschichte im Stehen, mit dem Tablett in der Hand, auf dem ich Doña Esmeralda den Champagner im Wintergarten servierte. Dort war es kühler, schattiger. Ganze Kaskaden karminroter Bougainvillea flossen außen an den Glaswänden hinab. Der rauschende Passat blies draußen, drinnen war es still, mit Ausnahme der Wanduhr, die ich als Erstes zum Schweigen gebracht hätte, wäre es mein Haus gewesen.

Doña Esmeralda saß an ihrem Massivholzschreibtisch, umgeben von Hibiskus- und Oleanderbüschen, eine rothaarige Königin im grauen Escada-Kleid, die beinahe hinter der wuchtigen Tischplatte verschwand. Die Wintergartenluft duftete weniger nach Blumen als nach ihrem Parfüm, das jeden Mann in meinem Alter in Atemnot gebracht hätte, das aber Männer über siebzig aus irgendeinem Grund, den ich mir nicht vorstellen wollte, an ihr schätzten. Hinter ihr hingen Porträts der spanischen Königsfamilie und ihrer eigenen, so als wären sie verwandt, was nicht der Fall war. Allenfalls den Niedergang hatten sie gemeinsam.

Die Reyes Beltrán de la Cuesta waren 1540 auf die Kanarischen Inseln gekommen, hatten im Laufe der Jahrhunderte mehrere Provinzgouverneure und Inquisitoren gestellt, waren mit der Armada gegen England untergegangen, hatten geholfen, Lord Nelsons Invasion der Kanaren zu vereiteln, waren dann bei Trafalgar abermals untergegangen und hatten während des Aufstands der südamerikanischen Kolonien den Hosenboden versohlt bekommen. Sie endeten an Galgen, in Kerkern, auf dem Meeresgrund und an ähnlich geschmackvollen Ruhestätten. Eigentlich waren sie vierhundert Jahre lang so oft verdroschen worden, dass nicht mehr viel von ihnen übrig war.

Doch vielleicht gerade deshalb – wenn Doña Esmeralda den Regionalpräsidenten anrief, verließ er sogar eine Kabinettssitzung, um mit ihr zu sprechen. Die Leute nannten sie auch die baronesa. Daher war es nur logisch anzunehmen, dass die Lokalpolizei artig wartete, bis die Baronin einen ihrer Schützlinge vor dem polizeilichen Zugriff in Sicherheit brachte. So gesehen, bedeutete Garrochos gewaltsamer Tod mindestens das für sie: eine schwere Niederlage. Vielleicht auch mehr. Das wusste man bei ihr nie. Als ihr Sohn vor drei Monaten seine Krebsdiagnose erhalten hatte, änderte sich ihr Verhalten kein bisschen, und sie nahm weiter alle Termine wahr. Am nächsten Tag erzählte mir eines der Hausmädchen, dass ihr Kopfkissen feucht wie nie gewesen war.

»Setzen Sie sich zu mir, Flaco.«

Sich zu Doña Esmeralda zu setzen, das bedeutete, auf der anderen Seite des Schreibtischs Platz zu nehmen, mit tausend vom Aussterben bedrohten Dingen zwischen einem selbst und ihr: Briefhalter, Karteikartenkisten, ein Telefon, das aussah, als hätte Alexander Graham Bell keine Mühe, damit zurechtzukommen, eine Tischuhr mit einem Jadesockel, Siegelwachs, ein Tintenfass, ein Federhalter mit Jadegriffel und eine Reiterstatue aus reiner Jade, die einen ihrer Vorfahren zeigte. Übrigens, sie mochte Jade. Silber, sagte sie immer, glänze kalt, Gold sei ordinär, Kupfer billig.

»Ach, Flaco, warum mussten ausgerechnet Sie ihn finden?« Sie hatte so eine Art zu seufzen, als müsste sie jemanden im nächsten Moment schweren Herzens auf die Straße setzen.

»Ich hätte auch lieber Captain Morgans Schatz gefunden anstatt einer Leiche. So etwas sucht man sich ja nicht aus. Im Grunde sind Sie schuld, Doña.«

»Wieso ich?«

»Sie wollten, dass ich denjenigen dingfest mache, der in der letzten Woche im Siete Cielos zwei Portemonnaies, ein Armband und einen Ehering geklaut hat. Nebenbei gesagt, bin ich dafür nicht eingestellt worden.«

Sie verzog keine Miene, so als stünde ihr ganzes Gesicht unter dem Einfluss von Botox. »Weiter.«

»Also, ich habe zwei Abende im Restaurant, einen halben Tag Zeitung lesend im Foyer, mehrere Stunden auf dem Golfplatz und einen ganzen Tag am Pool verbracht …«

»Sie Ärmster.«

»… und den Dieb gefunden, der übrigens eine Diebin ist. Eine belgische Reiseleiterin namens Imke. Danach dachte ich, ich hätte mir einen Spaziergang am Strand verdient.«

Erneut seufzte sie. Ihr missbilligender Blick fiel auf meinen linken Fuß, der lässig auf meinem rechten Knie kreiste. Das alte Spiel: Sie versuchte, mich zum Butler zu machen, ich versuchte, meine Leibwächterseele zu retten.

»Vor fünfundzwanzig Jahren«, begann sie und ich dachte: O Gott, das geht nicht gut aus, »habe ich das Erbe meines Mannes dazu benutzt, das erste Siete Cielos Hotel zu eröffnen, das da unten. Damals war ich noch, wie man so sagt, eine Frau in den besten Jahren. Ich hätte leicht wieder heiraten oder mich ins süße Leben auf der Insel stürzen können: Golfspielen, Poolbaden, gepflegte Drinks … Stattdessen entschied ich mich dafür, eine Vollblut-Geschäftsfrau zu sein, und ich habe das Hotel zur ersten Adresse auf Gran Canaria gemacht. Nach und nach kamen die Häuser auf Teneriffa, Fuerteventura, Lanzarote, La Palma und La Gomera hinzu. Viereinhalb Sterne, jedes von ihnen, und seit Jahren bemühe ich mich nach Kräften um die zweite Hälfte des fünften Sterns, so wie andere an einer Beförderung arbeiten oder Sie vielleicht an … nun denn, wofür auch immer Sie sich einsetzen. Müsste ich für den fünften Stern eine Niere hergeben, würde ich nicht zögern.«

»Aber hoffentlich nur, wenn Sie drei davon hätten.«

Sie erhob sich, als verkünde sie ein Urteil. »Ihre Scherze sind deplatziert in einer solchen Stunde.«

»Es war eine Anspielung, Doña, kein Scherz. Und was die Pietät angeht … Wie ich sehe, ist Ihr Notizblock neben dem Telefon vollgeschrieben, vor einer Stunde war er das noch nicht. Sie haben Ihre Trauer offenbar mit einem Anruf bei der Polizei verarbeitet. Den Rosenkranz haben sie nebenher gebetet?«

»Sie reden sich wohl gerne um Kopf und Kragen? Dann will ich Ihnen mal vorlesen, was ich erfahren habe. Ihre Fingerabdrücke waren auf der Pitchgabel.«

»Das habe ich Peralta, dem ermittelnden …«

»Vicente hatte noch seine Brieftasche bei sich, es war also kein Raubmord. Die gute Nachricht lautet, dass die Liste der Verdächtigen gerade erst eröffnet wurde. Deswegen stehen Sie als Einziger darauf.«

Ich hatte schon bessere gute Nachrichten erhalten. Außerdem ahnte ich, dass sie im Verlauf des Gesprächs schlechter und schlechter werden würden.

»Schlimm genug, dass der Mord am Strand vor dem Hotel passiert ist, das Mordwerkzeug aus unseren Beständen stammt und das Mordopfer bei uns beschäftigt war«, zählte sie auf. »Ein Täter aus unseren Reihen wäre eine Katastrophe.«

»Ich war es nicht.«

»Sie müssen zugeben, dass dieser Satz in allen Gefängnissen der Welt widerhallt. Ich habe einen guten Ruf zu verlieren.«

Ihre Illoyalität beantwortete ich mit Respektlosigkeit. Ich bin nämlich auch nur ein Mensch. »Und Sie müssen zugeben, dass dieser Satz von jedem Misthaufen der Welt gekräht wird.«

Ihr Oberkörper zuckte zurück, als hätte ein mittelschwerer Haken sie erwischt. Sie drehte mir den Rücken zu, schenkte sich Champagner nach und verlor, kaum sprudelte er im Glas, die Lust daran. Dann wandte sie sich mir wieder zu, ordnete ein paar Dinge auf dem überaus ordentlichen Schreibtisch und ließ es mittendrin sein. Sie setzte sich und schien selbst daran keinen Gefallen zu finden. Ihr Blick konnte sich nicht recht entscheiden, ob er auf dem Stift haften bleiben sollte, mit dem sie den Hinrichtungsbefehl unterschreiben würde, oder auf dem Rosenkranz daneben, der sie daran erinnerte, dass sie streng katholisch erzogen worden war. Gläubige Katholikinnen über sechzig glauben ja gerne mal, dass sie Engel der Barmherzigkeit seien. Monarchinnen hingegen sind ihren Untertanen nur so lange zugeneigt, wie sie keinen Ärger machen.

Hin- und hergerissen, ob sie nun Monarchin oder mitfühlend war, entschied sie sich, eine Prise hiervon und davon zu nehmen, so als probiere sie eine neue Rezeptur aus.

»Bis die Sache geklärt ist, sind Sie suspendiert, Flaco. Bei vollem … halbem Gehalt.«

Ein volles halbes Gehalt, das war exakt so viel wie ein halbes. Aber es hörte sich an wie der Preisknaller der Saison.

»Sind Sie einverstanden?«

Fragte der Henker, der mir die Wahl ließ, in die Löwengrube zu springen oder mich lebendig einmauern zu lassen. Bei der zweiten Variante hatte man noch ein Weilchen – und, wenn man sich geschickt anstellte, einen Fuß im Mauerwerk. Löwen hingegen waren ungeduldige Restaurantgäste.

»Ich bin beinahe überrascht, dass Sie mich nicht hochkant aus dem Fenster werfen … im übertragenen Sinn, selbstverständlich.«

»Glauben Sie mir, ich auch.«

»Aber warum nur ein halbes Gehalt? Verzeihung, ein volles halbes.«

»Weil Sie sich dem ermittelnden Beamten gegenüber feindselig gezeigt haben, wie man mir berichtet hat.«

Ich ballte die Hände zu Fäusten. »Peralta sieht zwar aus wie jemand, der eine Menge einstecken kann, aber er ist ein mimosenhafter, missgünstiger …«

»… Polizeibeamter. Und Sie sind keiner mehr. Vielmehr tragen Sie die Uniform meiner Hotels und damit meines Konzerns und der arbeitet mit der Polizei eng und vertrauensvoll zusammen. Darf ich nun Ihr Einverständnis zur Kenntnis nehmen?«

Ich beobachtete meine beiden Daumen, die sich wie zwei Sumo-Ringer gegeneinanderpressten, bis es knackte. »Ich möchte etwas sagen.«

Sie warf sich leicht verzweifelt in den Stuhl zurück. »Was denn noch?«

»Ein halbes Jahr lang habe ich mit meiner Arbeit bei Ihnen gehadert, Doña...

Erscheint lt. Verlag 24.12.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 2023 • eBooks • Erster Fall • Gil Ribeiro • Gran Canaria • Hoteldetektiv • Kanarische Inseln • Krimi • Krimi mit Humor • Kriminalromane • Krimis • Las Palmas • Luis Sellano • Luxushotel • männlicher Ermittler • Maspalomas • Mord • Neuerscheinung • Reisen • Sommerurlaub • Spanien • spiegel-bestseller autor • Strand • Strandurlaub • Urlaubskrimi • Wolfgang Schorlau
ISBN-10 3-641-30470-9 / 3641304709
ISBN-13 978-3-641-30470-6 / 9783641304706
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