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Engelsblut (eBook)

Historischer Thriller

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Aufl. 2023
beTHRILLED (Verlag)
978-3-7517-3820-0 (ISBN)

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Engelsblut - Julia Kröhn
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Sie sind wunderschön. Doch niemand ahnt, wie viel Leid in ihrer Schönheit versteckt liegt ...

Österreich, 19. Jahrhundert. Schon als Kind ist Samuel ein feinsinniger Künstler: Er malt Portraits wie kein anderer. Und die Bilder bestechen vor allem durch eins: die absolute, ungeschminkte Wahrheit. Aber seine Kindheit verläuft lieblos und der talentierte Samuel entwickelt sich immer mehr zu einem verschrobenen Kauz, der sein Leben ausschließlich der Malerei widmet. Doch seinen Bildern fehlt eine Seele. Und um die seinen Werken einzuhauchen, braucht er vor allem eins: das Blut Liebender ...

»Geschickt hält Julia Kröhn die Spannung bis zum Ende.« Segeberger Zeitung

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung.




<p>Julia Kröhn wurde 1975 in Linz an der Donau geboren. Heute lebt die Fernsehjournalistin und Autorin in Frankfurt am Main. Sie veröffentlicht unter verschiedenen Pseudonymen sehr erfolgreich Kinder-, Fantasy- und Historische Romane. Unter dem Pseudonym Carla Federico erhielt die Bestsellerautorin im Jahr 2010 den internationalen Buchpreis CORINE für ihren Roman <i><strong>Im Land der Feuerblume</strong></i>.</p> <p>Besuchen Sie die Autorin unter www.juliakroehn.de im Internet.</p>

ERSTER TAG


Es ist zu erzählen, wie Samuel von einem Domherrn gezeugt wird, Marie ihn im Kuhmist gebiert und die unglückliche Felicitas ihn nicht berühren will

Als Gräfin Marie den Bund der Ehe schloss, war ihr Leib dick. Die Leute bezeugten die Trauung mit Häme. Sie beschwatzten hinter vorgehaltenen Händen, dass der Graf von Altenbach-Wolfsberg Besseres verdient hätte und dass Marie eine Hure der schlimmsten Art, nämlich ein Kebsweib, sei.

Sie schritt mit gesenktem Kopf zum Altar, faltete die Hände, aber kannte kein Gebet. Ihr Gedächtnis war ausgehöhlt vom Verrat, der an ihr verübt worden war und der das Kind, das sie trug, zum Bastard machte. Es zählte und half nicht, dass diese Schande mit der Hochzeit verheuchelt wurde.

Marie war mit sechzehn Jahren zur Waise geworden – ein selten auftretendes Nervenfieber hatte ihr die Eltern weggerafft. Sie stierte mit blauen Augen in die Welt und war nicht in der Lage, zwischen dem, was gut, und dem, was schlecht war, zu unterscheiden. Sie war wohlerzogen, aber vom Leben wusste sie nicht mehr, als dass es ein blindes Loch voller Gefahren sei.

Ihr Oheim, ein Geistlicher, der eben Domherr in der Landeshauptstadt Linz geworden war, wurde ihr zum Vormund bestimmt. Er war ins sechzigste Lebensjahr gegangen, blickte auf einen passablen pastoralen Dienst zurück und war mit seinem Dasein zufrieden. Er hatte sich nie in Höhen verstiegen, sich nie in Tiefen verloren, und es deuchte ihn ein sehr gutes Geschäft, auf Glück zu verzichten, um Unglück auszuweichen. Ohne Gefühlsanstrengung glitt er durch den Alltag, ein wenig behäbig, das schon, distanziert gegenüber den leichtfertigen Freuden, aber sämtlichen Tücken ausweichend, und so war er niemals gescheitert.

Er mied die Menschen, war jedoch geschwätzig genug, um nicht als Sonderling zu gelten; vom Leben forderte er nicht viel, nur manche Annehmlichkeiten – gutes Essen zum Beispiel.

Mit Gelassenheit begegnete er Säkularisation und Sittenverfall. Manchmal beklagte er, dass nahezu jedes fünfte Kind außerhalb der heiligen Bande der Ehe geboren wurde. Zugleich aber wusste er, dass es ihm nicht oblag zu urteilen, sondern dass der Allmächtige selbst helfend und strafend eingreifen würde. Deswegen sorgte er sich nicht, sondern legte seine schmächtigen Hände vertrauensvoll um Messer und Gabel.

Als er Vormund der verwaisten Marie wurde, besaß er mit einem Mal eine Familie. Gedankenverloren starrte er auf das Mädchen, fühlte sich zuerst in die Enge getrieben und hub dann gemächlich an, sie zu trösten. Sie jedoch überbrückte hysterisch den Abstand zwischen ihnen beiden, sank auf die Knie und heftete sich zäh an seinen Leib. Ihre schlanken, weißen Finger gruben sich in seine behaarten Unterarme, sodass ihre Nägel sein Fleisch aufschürften.

Er erschrak über den Schmerz, versuchte, ihre Handgelenke zu umgreifen, mäßig Gewalt auszuüben, sie in die aufrechte Haltung zurückzubefördern. Jedoch während sie heulend vor ihm kauerte, fiel sein Blick auf die dunklen Adern unter ihrer weißen Haut – unheimliche schwarze Würmer, die in dem alabasternen Porzellan wucherten und darunter pulsierten.

Es wurde ihm bewusst, dass er noch nie in seinem Leben bei einem anderen Menschen die blauen Adern wahrgenommen hatte, die – unter der Haut verborgen – Lebendigkeit durch den Leib hetzen, gleich ob jener, dem dieser Leib von Gott geschenkt war, leben will oder nicht.

Marie beruhigte sich wieder, wich zurück, wollte sich von ihm lösen. Doch jetzt, da sie es konnte, vermochte er es nicht mehr. Er hielt sie an den Handgelenken fest, drückte die dunklen Adern nieder, fühlte, wie ihm die Haare auf seiner alten Hand zu Berge standen. Er beugte sich vor, um ihren Handrücken zu küssen, traf mit den Lippen jene Stelle, die er eben noch begafft hatte, schmeckte ungläubig und verstört ihre Haut. Mit der Spitze seiner rauen Zunge fuhr er über ihr Handgelenk, erwartete, dass sie kalt wie Marmor sei und säuerlich vom ungelebten Schweiß. Aber er schmeckte nichts.

Später, beim Abendessen, traf er für sie eine Entscheidung.

Er beschloss, dass sie in einen Konvent eintreten, Nonne werden und somit dem schönsten und besten Stand zugehören möge, den eine Frau anstreben könne. Er sprach wenig von Jesus und den Seinen, mehr von den Mühsalen des weltlichen Lebens, den Enttäuschungen, das es bereithält, der Arbeit und den Launen unlauterer Menschen. All dem war er selbst entgangen – und wenn sie ihm folgte, so könne sie darauf zählen, so zufrieden wie er zu werden.

An diesem Abend war er tatsächlich sehr zufrieden. Marie saß vor einem vollen Teller, ohne zu essen. Er schnüffelte über die Speisen hinweg nach ihr, fragte sich, warum er sich nicht an ihren Geschmack erinnern konnte. Vielleicht hatte er nicht lange genug probiert, vielleicht seine Zungenspitze zu rasch zurückweichen lassen in die Sicherheit seines heißen Gaumens. Jetzt war ihm die Zunge trocken.

»Du musst etwas essen, Marie«, verlangte er und verhaspelte sich bei dem gut gemeinten Rat, an den er sich selbst nicht hielt. Als Röte in ihre Wangen stieg, überlegte er, ob die Haut in ihrem Gesicht genauso fahl schmecken würde wie ihre geäderten Handgelenke: Wahrscheinlich war sie wärmer, glutheiß; wenn er daran leckte, würde zischend die aufgeraute Haut seiner Zunge verglühen und schwarz werden.

Er stand auf, trat zu ihr, nahm den Löffel, der aus der Suppe ragte, und führte ihn an ihre Lippen. Sie aß folgsam, weil sie gern gehorchte. Ihm verging der eigene Hunger noch mehr. Er wollte sie schlürfen hören, obwohl er selbst nie schlürfte. Er wollte einen Laut aus ihrem Mund vernehmen. Sie aber aß lautlos.

Drei Bissen später ließ er den Löffel fallen, neigte sich vor, schleckte den letzten Tropfen Suppe ab, der von den halb geöffneten Lippen rann, stellte erleichtert fest, dass er salzig schmeckte. Sie ließ ihn gewähren, zitterte, verkroch sich schließlich in die Wärme, die er aus ihr herauszusaugen trachtete. Auf seinem Schoß saß sie, lauschte seinen Instruktionen, was sie morgen zu tun hatte, und beugte sich dem Verbot, am gefahrvollen Leben zu nippen. Ihr fehlte ohnehin der Appetit. Sie war satt – schließlich aß, kostete, kaute er.

Als sie sich später in ihrem Zimmer befand, wo ein Bett bereitstand, das warm war wie der Schoß ihres Oheims, starrte sie auf ihr Spiegelbild, legte sich ein weißes Tuch um das Gesicht und gefiel sich als künftige Nonne. Sie erwartete vom Leben kein Glück – aber Sorglosigkeit. Und in den Armen des Domherrn war das Leben leicht.

Er hob sie am nächsten Tag unter den Achseln hoch, küsste ihr die Stirn, vergrub seine Nase in ihrem schwarzen Haar. Es schmeckte nach Holz und Honig und ein wenig wie abgestandener Essig. Er biss hinein, sie spürte nichts. Sie wunderte sich nur über sein Verhalten, das von Tag zu Tag, von Woche zu Woche seltsamer ward. Er rief sie zu sich, hob, wiegte, drückte sie, versenkte schweigend Nase und Mund in ihre Haut, lähmte ihren Widerstand. Zuletzt ließ sie ihn gewähren.

Er kostete ihr Lächeln, steckte seine Zunge in ihren Mund, leckte Zahn um Zahn ab, saugte so lange den Atem aus ihrem Gaumen, bis ihr schwindelte. Er fühlte, wie ihre Hände sich an seinem Hals zu Fäusten ballten, hoffte, sie möge ihn damit schlagen. Er wollte wissen, wie solche Schläge schmeckten. Als ihre Finger erschlafften, war er enttäuscht.

Er hörte auf zu essen – sein Menü bestand aus ihrem Körper. Er erforschte ihn nicht mit Begehren, sondern mit Appetit, wurde nicht getrieben von der Geschlechtlichkeit, sondern von der Gier des Feinschmeckers. Er wollte sich den Bauch vollschlagen mit ihr, leckte ihre Scham auf der Suche nach süßlichem Geschmack, nach dem es ihn gelüstete.

Eines Tages übermannte ihn die Gier. Er suchte sie mit seinen Fingern zu essen, mit seinem Geschlecht zu erschmecken, und erst als er damit fertig war, fand er heraus, dass Lippen und Zunge die wichtigeren Werkzeuge eines Mannes waren.

Drei Monate später ging Marie schwanger. Das wurde von einer Bediensteten festgestellt, die diesen Verdacht ihnen beiden mitteilte, mitleidig, abgebrüht, nichts Menschliches sei ihr fremd, nur von ihm, dem Domherrn, habe sie das nicht erwartet.

Marie erbrach sich. Säuerlich stieg es von den ausgespuckten Essensresten in die Nase des Geistlichen. Er wandte sich ab und dachte verlegen, wie gut ein knusprig gebratener Kapaun jetzt munden würde.

Graf Joseph Maximilian von Altenbach-Wolfsberg war fünfunddreißig Jahre alt, verwitwet und verarmt. Einer seiner Vorfahren hatte unter der Regierungszeit der großen Maria Theresia den Gutshof zur beachtlichen Größe aufgebaut. Des Grafen Vater brachte ihn später heil durch die Napoleonischen Kriege und bewahrte sein Vermögen trotz der böhmischen Truppen, die brandschatzend durchs Land zogen, und der Missernten, die folgten. Er lenkte die Geschäfte durch die Jahre, die zum Frieden von Lunéville führten, arrangierte sich, als das Land an Bayern abgegeben wurde, und konnte gut damit leben, als es später einem...

Erscheint lt. Verlag 1.10.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Krimi / Thriller / Horror Historische Kriminalromane
Schlagworte Bilder • Blut • Carla Federico • Gemälde • Historischer Thriller • Im Land der Feuerblume • Krimis • Künstler • Malerei • Mörder • Portraits • Psychothriller • Seele • Spannung • Sünde • Thriller • Tod
ISBN-10 3-7517-3820-7 / 3751738207
ISBN-13 978-3-7517-3820-0 / 9783751738200
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