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Die Enkelin - Bernhard Schlink

Die Enkelin

Spiegel-Bestseller
Roman

***** 16 Bewertungen

Buch | Hardcover
367 Seiten
2021 | [1. Auflage]
Diogenes (Verlag)
978-3-257-07181-8 (ISBN)
CHF 36,90 inkl. MwSt
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Birgit ist zu Kaspar in den Westen geflohen, für die Liebe und die Freiheit. Erst nach ihrem Tod entdeckt er, welchen Preis sie dafür bezahlt hat.

Er spürt ihrem Geheimnis nach, begegnet im Osten den Menschen, die für sie zählten, erlebt ihre Bedrückung und ihren Eigensinn. Seine Suche führt ihn zu einer völkischen Gemeinschaft auf dem Land – und zu einem jungen Mädchen, das in ihm den Großvater und in dem er die Enkelin sieht.

Ihre Welten könnten nicht fremder sein. Er ringt um sie.

Im Sommer 1964 verlieben sich eine Studentin aus dem Osten und ein Student aus dem Westen ineinander. Er verhilft ihr zur Flucht. Erst nach ihrem Tod entdeckt der Siebzigjährige, was seine Frau ihm ein Leben lang verschwiegen hat: Sie hatte damals eine Tochter zurückgelassen.

Er tut, was sie immer wollte, aber nicht schaffte, er sucht nach ihr. Die Suche wird zu einer Reise in die Vergangenheit und einer Begegnung mit den Wunden und Narben, die DDR, Wende und Anpassung des Ostens an den Westen hinterlassen haben. Als er die Tochter findet, lebt sie verheiratet in einer völkischen Gemeinschaft auf dem Land.

Ihre vierzehnjährige Tochter freut sich, dass auf einmal ein Großvater in ihr Leben tritt, wie er sich über eine Enkelin freut. Aber seine Welt ist ihr so fremd wie ihm ihre. Kann er sie erreichen?

Bernhard Schlink, geboren 1944 bei Bielefeld, ist Jurist und lebt in Berlin und New York. Der 1995 erschienene Roman 'Der Vorleser', 2009 von Stephen Daldry unter dem Titel 'The Reader' verfilmt, in über 50 Sprachen übersetzt und mit nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet, begründete seinen schriftstellerischen Weltruhm.

Die deutsch-deutsche Vergangenheit und die deutsche Gegenwart: Drei Frauen, drei Generationen, drei Aufbrüche. Ein Roman voller Wehmut und Hoffnung.

»Bernhard Schlink hat mit ›Die Enkelin‹ einen sehr bewegenden Roman geschrieben.«

Erscheinungsdatum
Verlagsort Zürich
Sprache deutsch
Original-Titel Die Enkelin
Maße 116 x 184 mm
Gewicht 331 g
Einbandart Leinen
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Autonome Nationalisten • Berlin • Berliner Mauer • Bildung • BRD • Buchhändler • Buchhandlung • DDR • Demütigung • deutsch-deutsche Vergangenheit • Enkelin • Erbe • Erziehungsanstalt • Erziehungsheim • Flucht • Fluchthilfe • Freiheit • Geheimnis • Gemeinschaft • Geteiltes Deutschland • Grenze • Großvater • Identitär • junges Mädchen • Klavier • Klavier spielen • Klavierunterricht • Kochen • Konflikt • Konzert • Kränkung • KZ-Aufseherin • Land • Liebe • Museum • Musik • Nationalsozialismus • Neonazi • Ökologie • Ostberlin • Osten • Rassismus • Ravensbrück • rechtspopulist • Revolution • Skin • Suche • Tochter • Uneheliches Kind • völkische Gemeinschaft • völkisches Dorf • völkisches Leben • Waisenhaus • Wende • Westen • Wiedervereinigung • Zerrissenheit
ISBN-10 3-257-07181-7 / 3257071817
ISBN-13 978-3-257-07181-8 / 9783257071818
Zustand Neuware
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5 Die Abnabelung aus der alten Welt

von (Potsdam), am 06.01.2022

In Bernhard Schlinks Roman „Die Enkelin“ geht es zunächst um einen Todesfall. Birgit, die Ehefrau des Buchhändlers Kaspar, stirbt plötzlich und unerwartet. Möglicherweise hat sie auch nachgeholfen, diese genauere Interpretation wird dem Leser überlassen. Der Fund der toten Ehefrau gestaltet sich schon ein wenig gruselig, so möchte wohl niemand seine bessere Hälfte vorfinden.

Auch unerwartet sind die Inhalte von Birgits hinterlassenen Aufzeichnungen, die eigentlich zum Roman anwachsen sollten. Es gab sogar schon einen interessierten Verleger. Kaspar entdeckt also seit Birgits Tod täglich Neues und Unerwartetes und muss sich erst einmal damit arrangieren. Aus Birgits Notizen geht hervor, dass sie zur Zeit ihres Kennenlernens sogar schwanger war und später eine Tochter geboren hat. Der Freundin und Geburtshelferin wurde von Birgit auferlegt, das frisch geborene Mädchen gleich wegzugeben. Kaspar hatte von alledem nichts bemerkt und auch keinen Verdacht in irgendeiner Beziehung. Kaspar erzählt später von Birgit: „Sie hat ihren Ort in der Welt nicht gefunden.“ Seite 229.

Kaspar geht nun auf die Suche und findet die Tochter, Svenja, deren Ehemann und die „Enkelin“. Mit vielen Demütigungen, auch derben finanziellen Zugeständnissen erreicht der nun einsame Mann gelegentliche Besuche von Sigrun, der Enkelin.

Svenja, Birgits Tochter, die ihre Mutter nie kennenlernen durfte, sagt zu Kaspar: „Wir werden die neue Welt nicht erleben. Wir können nur für sie kämpfen. Aber sie wird kommen.“ (Seite 256) Das mutet fast so an, als spräche sie über unsere Gegenwart.

Sigrun, die Heranwachsende, geht in diesem Roman auf ihre ganz persönliche Heldenreise. Und Kaspar, der Stiefgroßvater, gibt Sigrun Hilfestellung dabei. Wie man vielleicht merkt, beschäftigt mich gerade sehr das Thema „Herr der Ringe“. Und ähnlich wie Frodo oder zuvor Bilbo verlässt unsere Sigrun hier das Auenland, sprich die völkische (rechte) Siedlung. Kaspar, der Stiefgroßvater wirkt hier als Verstärker, indem er der Enkelin andere Möglichkeiten aufzeigt. Der Gartenzaun wird also gleichermaßen eingerissen und die Protagonistin erweitert ihr Erlebnisfeld. Die ihr aufgezwungenen Begrenzungen funktionieren nicht mehr. Neue Erlebniswelten werden entdeckt und je nach Möglichkeit tiefergehend erkundet. Es geht hier um wenige Jahre vom Teenager zum jungen Erwachsenen.

Fazit: Welche politische Richtung wir auch vertreten, wir müssen lernen, die andere Seite zu akzeptieren, uns nach Möglichkeit kooperativ zu verhalten. Also in etwa so, wie sich Kaspar Sigrun gegenüber verhält. Vielleicht ist es das, was wir aus dieser Lektüre mitnehmen können. 5 Sterne, verdiente Sterne.

4 Regt zum Nachdenken an

von , am 28.12.2021

Gewisse Startschwierigkeiten hatte ich mit diesem Buch, denn Kaspar war mir irgendwie nicht richtig greifbar und auch seine Frau war mir ein wenig suspekt. Das Problem gab sich jedoch schnell und gerade die Aufzeichnungen von Birgit haben ein tiefes Verständnis bei mir bewirkt. Und vor allem mein Mitgefühl für Kaspar geweckt. Und meine Bewunderung, dass er – allen Widerständen zum Trotz – Birgits Suche startet. Sein Durchhaltevermögen ist beeindruckend und ich finde es spannend, wie sich diese deutsch-deutsche Geschichte entwickelt. Nicht alles, nicht jeder Charakter, wirkte auf mich bis ins Detail glaubwürdig, doch mein Interesse war kontinuierlich hoch und es regt zum Nachdenken an. Wie stark beeinflussen uns unsere Eltern? Ist gut gemeint, auch gut gemacht? Wird er seiner Enkelin einen anderen, weltoffenen Weg zeigen können? Richtige Auswege und den Königsweg bietet der Roman nicht, aber er regt unheimlich zum Nachdenken an und das fand ich auch gut, denn einfach Lösungen gibt es hierfür nicht.

Hauptsächlich berichtet Kaspar aus seiner Sicht und chronologisch, aber es gibt auch einige Rückblicke in die deutsch-deutsche Geschichte. Haupthandlungsorte sind Berlin und Sachsen, was ich als passend empfand, anderes fand ich weniger authentisch, wenig realistisch und zu überzogen. Aber das fällt unter dem Strich nicht zu sehr ins Gewicht, denn in Summe ist der Roman unterhaltsam und interessant.

4 Lebenslügen

von , am 08.12.2021

Wie gut kann ein Ehemann nach 20 Jahren seine Ehefrau kennen?
Birgit ist tot und Kaspar findet und lies ihr Tagebuch. Und muss feststellen, dass seine Frau ihm so einiges verheimlicht hatte. Das er sie überhaupt nicht kannte. Dass sie ein Leben verloren hat, in dem es eine Tochter gab, von der er nie etwas wusste.

Schlink schickt seinen Hauptdarsteller auf eine Suche. Nach einem Menschen, der bis zum Tod sein Innerstes verborgen hat. Eine Vorstellung, die Kaspar erschüttert und den Leser mit ihm. Und als er herausfindet, dass seine Frau eine Enkelin hatte, will er sie kennen lernen und man hat das Gefühl, er möchte mit diesem Mädchen seine Frau neu kennen lernen.

Ein intensives Buch. Nicht alle Darsteller waren für mich ganz glaubwürdig. Aber dennoch habe ich die Geschichte gerne gelesen und vor allem einiges gefunden, darüber nachzudenken und selbst zu reflektieren.

5 Fremde Welten

von , am 28.11.2021

(Ah, 'Der Vorleser', daher kam mir der Name des Autors so bekannt vor. Ein brillianter Erzähler, er hat‘s schon bewiesen!) Ein neuer Schlink, der mitreißend ist: Das ist Literatur – das ist Schreiben, was dem Lesenden einen Hochgenuss gibt. Mit Schlink taucht man in eine andere Gedankenwelt ein, er bringt einem dazu nachzudenken…

Der ‚Held‘ in dieser Geschichte ist ein liebender Mann, der seine Frau tot in der Badewanne findet. Um diesen plötzlichen Tod zu verarbeiten (ist es ein Unglück, ist es Selbstmord?) knackt er ihren Computer und versucht in ihr Gehirn einzudringen – er scheut zwar vor jedem Schritt zurück, es ist ihm aber wichtig sie auch als Tote zu verstehen. Denn sie haben eine gemeinsame Geschichte, Birgit ist mit seiner Hilfe aus der DDR geflüchtet. Sie wusste immer, dass er sie liebte, bedingungslos. Doch sie hat sich ihm nie völlig geöffnet, er wusste Wichtiges über sie nicht. Jetzt erfährt er es…

Der Witwer findet Hinweise auf eine Tochter seiner verstorbenen Frau, von der er nichts wusste. Er macht sich auf die Suche, er findet Paula. Paula hilft ihm weiter, er findet den Vater des Mädchens, er unterhält sich mit Weggefährten der Tochter. Schließlich landet er in einer Ecke Ostdeutschlands, wo sich ‚Völkische‘ niedergelassen haben. Und er findet eine Enkelin.

„Obwohl Birgit tot war, war sie noch da, aber wenn er an sie zu glauben aufhörte und ihr zu grollen begann, würde sie nochmals sterben und tot bleiben“. Es sind Sätze wie dieses Zitat von Seite 51, die den Unterschied zwischen einem Schriftsteller von guter Literatur ausmachen und jemanden, der einfach nur schreibt. Schlink hat die Fähigkeiten enorm anzuregen.

Titelbild, Gemälde einer jungen Frau, für Freundinnen ernsthafter Literatur ein guter Hinweis (gut gewählt – der Diogenes-Verlag macht seinem Namen wieder alle Ehre)

Das Buch „Die Enkelin“ werde ich behalten, nicht verschenken, denn es ist Inspiration für mich. Auch ich habe eine Geschichte zu erzählen… ich werde sie erzählen (viele haben eine Geschichte zu erzählen…), wenn ich stocke mit meiner Geschichte, dann werde ich das Buch von Schlink wieder zur Hand nehmen und mich auf ein Neues inspirieren lassen. Das ist das, was Literatur mit einem macht und machen sollte. Danke, Herr Schlink!

Bernhard Schlink, Die Enkelin, Diogenes – Verlag, erscheint am 27. Oktober 2021

4 Einblick in eine fremde Welt

von (Ilsenburg ), am 23.11.2021

Ich weiß gar nicht mehr so recht, was ich von diesem Roman erwartet hatte, aber das, was ich jetzt gelesen habe, bestimmt nicht. Die Auseinandersetzung mit der völkischen Gemeinschaft war intensiv, sehr detailliert, differenziert und in seinen Auswirkungen auch ganz schön extrem. Ein paar Mal musste ich schlucken. Vermutlich war ich innerhalb dieses thematischen Rahmens recht naiv unterwegs.

Die Anlage der Figur der Sigrun hat mir gut gefallen. Ausgehend von ihrem Aufwachsen in der völkischen Gemeinschaft entwickelt Sigrun Werte, die ihr auch nach der Erweiterung ihrer Welt wichtig bleiben. Egal, welche Perspektiven und Sichtweisen ihr logisch hergeleitet werden, von einigen Ansichten kann sie sich nicht lösen. Bernhard Schlink beschreibt sehr deutlich, dass Zukunft eine Herkunft hat. Nicht jedem Menschen ist jede beliebig positive Entwicklung möglich. Manchmal sind durch Erziehung, Glaube oder auch besondere Ereignisse einige Wege bereits versperrt.

Mit Svenja tat ich mich da schon schwerer. Sie war mir einfach zu passiv. Ich verstehe, dass sie Björn dankbar ist für ihre Rettung aus dem dunkelsten Tal ihres Lebens. Dennoch hätte ich mir von einer in der DDR sozialisierten Frau weniger Hörigkeit gewünscht.

Am Ende ist „Die Enkelin“ für mich ein nachdenklicher Roman, über Verlust von geliebten Menschen, Verlust von Identität. Der Roman ruft auf, sich vor zu schnellem Urteilen zu hüten. Schön fand ich Kaspars Einsicht, Sigrun so lieben zu müssen wie sie ist, bedingungslos oder gar nicht. Echte Zuneigung kann nicht an die „richtigen“ politischen Ansichten geknüpft werden. Somit konnte ich letztlich auch die klischeebedienende Rollenverteilung verzeihen, die mir in der ersten Hälfte des Romans sauer aufgestoßen war.

Der gut lesbare Roman zog mich immer tiefer in seinen Bann. Ich war erschrocken, gleichzeitig fasziniert von einer mir bisher unbekannten Welt innerhalb unseres Landes. Für mich ist erstaunlich, wie bestimmte Gruppierungen die Bedürfnisse und Sehnsüchte der Menschen offensichtlich besser bedienen als unsere Gesellschaft an sich. Der Einblick, den uns der Autor gewährt, war interessant, hatte einen aufklärenden Touch. Ich kann die Lektüre nur empfehlen.

5 Distanz und Nähe

von (Siegen), am 07.11.2021

Ich habe durch diesen Roman interessantes Hintergrundwissen erlangt, z.B. über die Welt der Jugendlichen in der ehemaligen DDR, ihre Verpflichtungen und ihre Grenzen, aber auch die Völkischen waren mir bislang fremd. Die Themen Rassismus und Diskriminierung habe ich in einem anderen Licht kennengelernt.
Zunächst fiel es mir schwer, in den Roman hineinzufinden, aber nach dem Einlesen hat er mich nicht mehr losgelassen und mich gedanklich sehr beschäftigt. Besonders gefallen haben mir die ausgefeilten Persönlichkeitsprofile, in all ihrer Vielfalt an Einstellungen und Reaktionen.
Es ist ein anspruchsvolles Buch, in das man sich einarbeiten muss, um die beschriebene Welt zu begreifen. In meinen Augen ist es hochinteressant und spannend. Ich spreche gern eine Leseempfehlung aus.

5 Ein sehr intensiv erzählter Roman, der mich sehr aufgerüttelt hat

von , am 29.10.2021

Als Kaspar eines Tages nach Hause kommt, findet er seine alkoholkranke Frau Birgit tot auf. Als er ihre Hinterlassenschaftet sichtet, erfährt er ungeahntes über die Vergangenheit seiner Frau, die er liebte, aber scheinbar nicht richtig kannte. Damals ist sie zu ihm in den Westen geflohen, um der Enge des DDR-Regimes zu entkommen. Kaspar unternimmt nun die Reise in die Vergangenheit von Birgit, denn diese hatte auch erste Anstrengungen unternommen, mehr über die Vergangenheit bzw. was dann in ihrer Abwesenheit passiert ist, zu erfahren.
Kaspar findet Birgits Tochter, die in einer völkischen Gemeinschaft lebt und eine 14jährige Tochter hat.
Der Roman beschreibt sachlich und trotzdem sehr intensiv, was Kaspar alles erlebt, wie er die unterschiedlichen Menschen wahrnimmt und eine Beziehung zu seiner (Stief-)Enkelin herstellt.
Warum Birgit nicht zu Ruhe im Westen kam, das wir mir als Leser schnell klar. Wie sich ihre Tochter entwickelt hat und das sie eine Enkelin hat, das hat Birgit nie erfahren. Wie wäre es ihr damit ergangen? Ich bin total schockiert, mit welchem Weltbild Sigrun, die Enkelin, aufwächst. Es findet quasi eine andere Indoktrination statt, ,was mich sehr nachdenklich gemacht hat. Wie viele von diesen Gemeinschaften bzw. wie viele Menschen gibt es, die diese Ansichten vertreten? Kaspar ist unsagbar engagiert in seinem Handeln Sigrun aus ihrer "Blase" herauszuholen und ich bin bewegt davon, wie gern er sie hat. . Ich selber stelle für mich fest, wie wenig ich von völkischen Gemeinschaften weiss und habe die Gefahr, die von ihnen ausgeht, in dem sie ihr Gedankengut an ihren Nachwuchs weitergeben, völlig unterschätzt.

5 Vom Suchen und Finden und so viel mehr

von , am 27.10.2021

Ein so schlichtes Cover und dahinter ein sprachliches Meisterwerk, unglaublich fundiert und vielseitig.
Der Titel rückt die Enkelin in den Vordergrund, aber eigentlich steht meines Erachtens der “Großvater“ im Fokus, sowie seine Beziehung zu ihr.
Das Buch ist in 3 Teile gegliedert, wobei der abschließende Teil der kürzeste ist, aber absolut brillant ein Ende des Romans setzt.
Zu Beginn wird Kaspar, der “Großvater“ vorgestellt. Sowie seine Frau, die durch seine Augen betrachtet wird, wie er sie gesehen hat, wie er trotz ihrer Fehler und Maßlosigkeit zu ihr gehalten hat. Als sie stirbt, setzt seine Geschichte ohne sie an um gleich darauf wieder zu ihr zurückzufinden durch die gemeinsame Kennenlerngeschichte. Erst danach wird durch ihre Aufzeichnungen deutlich, wie sie selbst sich betrachtet hat, wie verloren, im Prinzip ihr Leben lang auf der Flucht und nie wirklich angekommen. Der Flucht vor ihrer Tochter und später der Suche nach ihr, der Flucht aus der DDR und das damit verbundene fehlende Ankommen in der Ehe. Kaspar zweifelt zunächst, aber ihm gelingt die Suche nach der Tochter, wobei er die Stiefenkelin findet. Und hieraus entspannt Schlink einen Generationskonflikt, ein aneinander Annähren, aber auch einen politischen Disput, den er aus der Perspektive der völkisch aufgewachsenen Enkelin und dem recht liberalen Großvater führt. Dabei bleibt es dem Leser immer wieder offen, welche Argumente er für überzeugender hält. Dennoch wird deutlich, dass der Autor eine Seite präferiert ohne die andere auf eine absolute Weise zu verurteilen oder zu verherrlichen. Wirklich fantastisch geschrieben, bietet dieser Roman so viele Ansätze zum Nachdenken.

5 Anspruchsvoll weckt Emotionen

von , am 27.10.2021

Als seine Frau Birgit sich das Leben nimmt, beginnt Kaspar, Ihre Vergangenheit in der DDR, die sie Zeit Lebens in sich verschlossen gehalten hat, aufzuarbeiten. In ihren Manuskripten stößt er auf tiefgründige, traurige persönliche Erlebnisse, die sie vor ihm verborgen hielt. Erinnerungen, denen sie trotz oder gerade wegen ihrer Flucht aus der DDR nicht entkommen konnte. Er findet heraus, dass sie eine Tochter hatte und geht auf die Suche. So stößt er immer weiter in einen Sumpf völkischer Gesinnung, in der Birgits Tochter gelandet ist, und nach der diese ihre Tochter erzieht, vor. Kaspar Versuch t die Enkelin für sich zu gewinnen, sie in ihren eingetrichterten völkischen Ideen mit Argumenten, Büchern und Musik zumindest zum nachdenken zu bringen.
Das Buch ist in klarer Sprache, und wie auch der Vorleser, sind Lesen und Bücher ein zentrales Thema auch von diesem Schlink Roman, der es versteht, die Leser*in von Anfang an zu fesseln. Faszination, Schock, Trauer sind nur ein paar Emotionen, die man bei der Lektüre wie selbstverständlich durchläuft.
Es ist ein emotional sehr fesselndes Buch, das ich kaum weglegen mochte und in wenigen Tagen gelesen hatte. Allerdings ist es mit dem beschriebenen rechten Gedankengut auch unglaublich anstrengend zu lesen. Schwere aber wichtige Lektüre. Wieder ein Meisterwerk Bernhard Schlinks.

5 Tolles Buch!

von , am 19.10.2021

Die Zerrissenheit Deutschlands von Wirtschaftswunder und Wende, politischen Wirren und stabilen Familien spiegelt sich in dem Roman „Die Enkelin“ von Bernhard Schlink in drei Generationen wider. Dennoch ist es kein normaler Generationenroman, der auf plumpe Weise vom Leben erzählt – man bemerkt auf eine subtile Art, wie sich die Charaktere gegenseitig beeinflussen, gegeneinander aufbegehren und dennoch einen ähnlichen Kern haben. In leichter, aber kunstvoller Sprache führt Bernhard Schlink in drei Teilen durch drei Geschichten von drei Frauen. Die Welten, in die man eintaucht, sind auffällig gut recherchiert.
Der Protagonist, der Buchhändler Kaspar, ist wahnsinnig gut gezeichnet. Seine Unsicherheit ist so nachvollziehbar – er ist zerrissen zwischen seinem Denken und Handeln, zwischen politischen Fronten, Gegenwart und Vergangenheit. Auch die anderen Charaktere zeichnet Bernhard Schlink nachvollziehbar. Man kann sich in alle hineinfühlen. Bei so mancher Entscheidung zerreißt es einem das Herz.
Fazit: Lieblingsbuch-Potential!

5 Verzwickte Familiengeschichte zwischen Ost und West

von , am 18.10.2021

Birgit flieht kurz nach dem Mauerbau über die deutsch-deutsche Grenze aus Ostberlin in den Westen, um mit Kaspar zusammen zu leben, den sie bei dessen Besuch in der DDR kurz zuvor kennengelernt hat. In ihrer alten Heimat lässt die junge Frau auch ihr Kind zurück, dass sie sofort nach der Geburt zur Adoption frei gegeben hat, da sie als Teenager ungewollt während einer Affäre mit einem verheirateten Mann schwanger geworden war. Die Existenz ihres Kindes, über dessen Aufenthaltsort Birgit selbst nichts weiß, verschweigt sie ihrem Ehemann Kaspar jedoch zeitlebens. Zwar trägt sich die Mutter lange mit dem Gedanken, sich auf die Spurensuche nach ihrer Tochter zu machen, nachdem dies durch die Öffnung zwischen den beiden deutschen Staaten und der Wiedervereinigung möglich geworden ist, doch kann sie das Vorhaben leider nicht in die Tat umsetzen. Zu früh verstirbt sie tragisch an den Folgen ihrer krankhaften Alkoholsucht. Durch schriftliche Hinterlassenschaften erfährt Kaspar von der Existenz der Tochter seiner toten Frau und macht sich selbst auf die Suche. Er findet nicht nur die Tochter selbst, sondern auch deren Familie. Auf diesem Wege wird er auch mit der Existenz einer quasi Stiefenkeltochter und seiner Rolle als plötzlicher Großvater konfrontiert. Durch den Tod von Birgit nun auch recht einsam, engagiert sich Kaspar intensiv als Opa, obwohl ihm dies nicht wirklich leicht fällt, lebt die neu gefundene Familie doch einen recht unterschiedlichen Lebensstil als er selbst und hat vor allem komplett andere politische Einstellungen. Svenja und ihr Mann Björn sowie Tochter Sigrun leben in den neuen Bundesländern als sogenannte völkische Siedler und finden auf diese Art und Weise ihre Erfüllung. Der "neue Großvater" lädt die Enkelin zu sich nach Berlin ein, zeigt ihr die Großstadt, bringt ihr klassische Musik nahe, besucht mit ihr Konzerte, lässt sie im Klavierspiel unterrichten u. genießt vor allem ihre Gesellschaft, auch wenn das Zusammensein nicht immer harmonisch und durchaus von kleineren Konflikten geprägt ist. Bernhard Schlink hat mich mit diesem Buch stark beeindruckt und teilweise sehr berührt! Seine klare,eindringliche, manchmal einfach wirkende, und doch so poetische Sprache macht dieses Geschichte zu einem großartigen Leseerlebnis, von mir hierfür eine absolute Empfehlung! Für mich auf jeden Fall ein Werk mit Highlight-Potential!

5 Ein grandioses Werk

von (Berlin ), am 17.10.2021

Ich finde das Schlink ein grandioser Autor ist und das hat er auch in diesem Buch wieder unter Beweis gestellt.Die Geschichte ist in seiner typischen Schreibweise geschrieben und hat mich sehr beeindruckt. Es gab keine Längen und alles war verständlich und sehr interessant. Das Buch war in drei Teile gegliedert, wobei der mittlere der Stärkste war. Ich fand die gesamte Idee des Buches äußerst gelungen. Das der Großvater, die Tochter seiner verstorbenen Frau sucht und sich dann um dessen Tochter wie ein echter Opa kümmert, fand ich rührend, auch das er ihr die Musik näher bringt und versucht sie dadurch aus dem rechten Sumpf zu ziehen. Ein zeitaktuelles Thema und erschreckend was der Vater so alles denkt und tut. Das Buch beinhaltet soviele Themen, tragisch war auch der Tod der Frau und was Alkohol so alles kaputt machen kann. Das Cover ist schlicht, wie üblich bei Schlink, schön gestaltet und absolut passend.
Eine ganz klare Leseempfehlung und volle Punktzahl.

5 Ein echtes Leseerlebnis

von (Rastede), am 12.10.2021

Dies war mein erstes Buch von Bernhard Schlink und ich frage mich, warum? Warum habe ich diesen grandiosen Autor nicht eher entdeckt?

Für mich hat sich beim Lesen des Buches eine ganz neue Welt aufgetan, von deren Existenz ich zwar wusste, aber mehr auch nicht. Der Einblick hat mich tief nachdenklich gemacht. Dieses Buch wird mich gedanklich sicherlich noch eine ganze Zeit begleiten.
An den etwas holprigen Schreibstil von Schlink musste ich mich erst gewöhnen, aber dann konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen. Schlink erzählt unaufdringlich, aber mit mächtigem Sog. Obwohl der Mann ein Protagonist ist, konnte ich mich sofort in ihn hineinversetzen. Eines der besten Bücher, die ich in diesem Jahr gelesen habe, deswegen eine ganz glasklare Leseempfehlung von mir!

3 kommt an Vorgänger nicht ran

von (Leipzig), am 11.10.2021

Birgit ist zu Kaspar in den Westen geflohen, für die Liebe und die Freiheit. Erst nach ihrem Tod entdeckt er, welchen Preis sie dafür bezahlt hat. Er spürt ihrem Geheimnis nach, begegnet im Osten den Menschen, die für sie zählten, erlebt ihre Bedrückung und ihren Eigensinn. Seine Suche führt ihn zu einer völkischen Gemeinschaft auf dem Land – und zu einem jungen Mädchen, das in ihm den Großvater und in dem er die Enkelin sieht. Ihre Welten könnten nicht fremder sein. Er ringt um sie.

Die Geschicht an sich hat mich schon interessiert vorallem da Herr Schlink lange Zeit einer meiner Lieblingsschriftsteller war. Die Beschreibung der Beziehung zwischen Kaspar und Birgit fand ich auch sehr schön. Jedoch rückt mir dann die Geschichte der DDR zu sehr in den Vordergrund und auch die Sätze sind mir stellenweise zu wirr formuliert gewesen. Das Lesevergnügen war dadurch doch sehr geschmälert.

3 ungewöhnlich

von , am 05.10.2021

Ich bin zu Schulzeiten wie so viele andere auch im Deutschunterricht auf den Vorleser gestoßen. Das Buch hat mich damals sehr beeindruckt und ist wirklich sein bestes Buch. Seine Krimireihe und auch die späteren Werke haben mir nicht mehr wirklich zugesagt. Ich wollte dennoch dem neuen Schlink eine Chance geben.
Das Cover hat mich nicht wirklich angesprochen. Die Inhaltsangabe klang doch aber sehr interessant. Die ersten Seiten handeln um den Tod von Birgit. Die Kennlerngeschichte und auch die Wünsche und Hoffnungen der jungen Birgit haben mir gut gefallen. Der Beruf und die Wohnsituation von Kaspar und Birgit fand ich auch schön geschrieben. Zwischendrin kommen jedoch immer wieder Passagen die wirr geschrieben sind oder einen seltsamen Satzbau haben. Außerdem ist es mir dann doch zu geschichtsträchlich gewesen. die Passagen über die DDR fliessen nicht sehr gut in Handlung ein. Eine mehr schlecht als rechte Mischung zwischen Geschichte und Roman

5 Ein Meisterwerk

von , am 03.10.2021

Ich habe außer "Der Vorleser" mit großer Begeisterung bereits einige andere Bücher von Bernhard Schlink gelesen und mich daher sehr auf sein neues Buch gefreut.

Bernhard Schlink erzählt in seinem neuen Buch "Die Enkelin" die Geschichte von Kaspar und Birgit, zweier junger Studenten, die sich in den sechziger Jahren ineinander verlieben. Kaspar verhilft Birgit, die in Ostberlin lebt, zur Flucht nach Westdeutschland.
50 Jahre später, Kaspar ist mittlerweile 70 Jahre alt, findet er Birgit in der gemeinsamen Wohnung tot auf. Wochen später entdeckt er im Nachlass seiner Frau das Manuskript zu einem Buch über ihr Leben. Birgit hatte viele Geheimnisse, und sie war auf der Suche nach ihrer seinerzeit zurückgelassenen Tochter, von deren Existenz Kaspar nichts wusste. Für den Witwer wird diese Suche zum Vermächtnis, und er macht sich auf den Weg in Birgits alte Heimat. Kaspar findet nicht nur Birgits Tochter, er findet auch eine Enkelin. Sie leben auf dem Land in einer völkischen Gemeinschaft. Kaspar bemüht sich sehr, Zugang zu beiden zu finden. Es wird ihm nicht leicht gemacht, denn sie leben in vollkommen unterschiedlichen Welten ....

Der Roman zeigt neben der sensibel erzählten Geschichte von Kaspar und Birgit und der Annäherung Kaspars an seine 14jährige Enkelin sehr eindrucksvoll die Probleme nach der Wiedervereinigung unseres Landes auf, die Enttäuschungen, aber auch die unterschiedlichen Lebensauffassungen.

Das Buch hat mich sofort in seinen Bann gezogen, ich konnte es kaum aus der Hand legen. Bernhard Schlink ist ein brillanter Erzähler, sein gewohnt ruhiger, aber dennoch kraftvoller Sprachstil fesselte und begeisterte mich bis zum Ende. Ein Meisterwerk!

Das zarte Mädchenportrait auf dem Cover ist sehr ansprechend, das Buch hochwertig in Leinen gebunden.

Absolute Leseempfehlung von mir für diese wunderbare Lektüre eines der größten Schriftsteller unserer Zeit und hochverdiente 5 Sterne!
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