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Bretonische Idylle (eBook)

Spiegel-Bestseller
Kommissar Dupins zehnter Fall
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
336 Seiten
Verlag Kiepenheuer & Witsch GmbH
978-3-462-32083-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Bretonische Idylle -  Jean-Luc Bannalec
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Malerische Abgründe - Kommissar Dupin ermittelt in seinem zehnten Fall auf der traumhaften Belle-Île. Die Hitzewelle hat in diesem August sogar die Bretagne fest im Griff. Keine Aussicht auf Abkühlung für Kommissar Dupin. Und zu allem Überfluss planen die Kollegen auch noch die große Feier seines zehnjährigen Dienstjubiläums. Doch dann wird eines Morgens an der Küste bei Concarneau ein Toter aus dem Meer gefischt, ein Schafzüchter von der legendären Belle-Île. Und ehe Dupin sich's versieht, befindet er sich an Bord eines Schnellbootes auf dem Weg zur »schönsten Insel der Welt«, wo er schon bald auf tiefste menschliche Abgründe stößt ... »[Eine] unterhaltsame Lektüre - auch für Daheimgebliebene, die sich die Meeresbrise und den würzigen Thymian- und Kiefernduft der Insel auf den heimischen Balkon holen wollen.« Kulturtipp Schweiz

Jean-Luc Bannalec ist der Künstlername von Jörg Bong. Er ist in Frankfurt am Main und im südlichen Finistère zu Hause. Die Krimireihe mit Kommissar Dupin wurde für das Fernsehen verfilmt und in zahlreiche Sprachen übersetzt. 2016 wurde der Autor von der Region Bretagne mit dem Titel »Mécène de Bretagne« ausgezeichnet. Seit 2018 ist er Ehrenmitglied der Académie littéraire de Bretagne. Zuletzt erhielt er den Preis der Buchmesse HomBuch für die deutsch-französischen Beziehungen.

Jean-Luc Bannalec ist der Künstlername von Jörg Bong. Er ist in Frankfurt am Main und im südlichen Finistère zu Hause. Die Krimireihe mit Kommissar Dupin wurde für das Fernsehen verfilmt und in zahlreiche Sprachen übersetzt. 2016 wurde der Autor von der Region Bretagne mit dem Titel »Mécène de Bretagne« ausgezeichnet. Seit 2018 ist er Ehrenmitglied der Académie littéraire de Bretagne. Zuletzt erhielt er den Preis der Buchmesse HomBuch für die deutsch-französischen Beziehungen.

Inhaltsverzeichnis

Der zweite Tag


Nicht einer, nein, alle.

Alle setzten ihm nach, waren hinter ihm her. Menhire. Hunderte meterhohe Steinmonster, lebendig, schnell, wendig. Mit einem einzigen Ziel: Sie trachteten nach seinem Leben. Er hatte sich eines Verbrechens schuldig gemacht, er hatte nicht an sie geglaubt. Und es war die Wahrheit, ihre Anschuldigungen waren ganz und gar gerechtfertigt.

Sie hatten ihn eingekreist. Von allen Seiten der Insel waren sie aufgebrochen, vorgerückt, er hatte zu entkommen versucht, doch überall war wieder einer aufgetaucht. Oder eine. Jeans und Jeannes. Sie hatten den Kreis enger und enger gezogen. Nun gaben sie eine Art tiefes Blöken von sich. Markerschütternd. Und allein schon eine Folter.

Es gab kein Entrinnen. Auch keinen Kampf. Keine Tricks. Keine Superkräfte. Nur das Zerquetschtwerden. Ein übernatürlicher Chor hob an, er war deutlich zu verstehen: »Wir sind es, die Acadiens, die Acadiens, die Acadiens …«, in endloser Wiederholung. Ein existenzieller Schauder überlief ihn. Bald spürte er die Kälte und Härte des nackten Gesteins an seinen Armen, die er schützend um sich geschlungen hatte. Es ging unausweichlich dem Ende zu, als plötzlich ein sphärisches, ja kosmisches Brummen einsetzte. Und siehe da: Die Steine verharrten und verstummten, um sich dann mit einem Mal zurückzuziehen und ihn freizugeben. Im nächsten Moment waren sie verschwunden, als hätten sie sich in Luft aufgelöst. Nur das tiefe, eigentümliche Brummen blieb. Und wurde noch lauter. Dupin hielt sich die Ohren zu, mit aller Kraft, immer verzweifelter.

Dann wachte er auf.

Es dauerte einen Augenblick, ehe Dupin die grundlegenden Aspekte der Realität sortiert bekam. Was vor allem hieß: das Brummen. Denn es brummte weiter. Und entstammte, wie er langsam begriff, der diesseitigen Wirklichkeit. Es war ein Schiff, eindeutig. Ein großes Schiff.

Das Brummen hatte ihn geweckt. Gerettet.

Er setzte sich auf und blickte aus dem Fenster. Noch war es dunkel, aber schon nicht mehr tiefe Nacht, ein allererstes, zaghaftes Dämmern hatte im Osten eingesetzt. Über dem Horizont. Ein Vordämmern. Das Licht schlich sich ein. Ein silbriges Licht, das jetzt mehr und mehr den Himmel übernahm.

Dupin warf einen Blick auf seine Uhr: 6 Uhr 17. Zu spät, um noch weiterzuschlafen. Er würde duschen und aufbrechen. Und, wie geplant, etwas Zeit für sich haben.

Um 6 Uhr 55 betrat er das Tilleul.

Er gab seine Bestellung an der Theke auf: zwei petits cafés, zwei Croissants. Es war ein einfaches, nettes Café, die Fassade himmelblau gestrichen, eine Terrasse auf dem Platz vor der Dorfkirche, mit Blick auf die Bucht und den Hafen. Die Terrasse war noch verwaist, nur drinnen saßen schon ein paar Gestalten, Hafenarbeiter, wie es aussah. Der ganze Ort war wie leer gefegt, das Leben hatte noch nicht begonnen. Bis auf die Geräusche, die aus der Bar drangen, und die Schreie der koketten Möwen über dem Hafenbecken, herrschte vollkommene Ruhe. Die Ruhe, die es nur am Meer gab, das allen unwesentlichen Lärm großzügig verschluckte. Dupin mochte die besondere Stimmung des frühen Morgens, die Welt im Erwachen.

»Voilà.«

Ein junger, übernächtigt aussehender Mann in einem weißen T-Shirt stellte die cafés und einen Teller mit den Croissants vor ihm ab.

»Und die Zeitungen, Monsieur. Voilà.«

Schon war er wieder verschwunden.

Auf der Titelseite des Télégramme war ein Foto von Dupin zu sehen, wie er am Hafen in seinen orangenen Méhari stieg. Er hatte keinen Fotografen bemerkt, es war unglaublich.

»Der Kommissar aus Concarneau zu Ermittlungen auf der Belle-Île«, lautete die Headline. Immerhin, früher hatten sie immer geschrieben: »Der Kommissar aus Paris …« Über einem Foto von Provost stand: »Mord an Schaf-Baron Patric Provost.« Für den Fall Albert Zinc waren die Zeitungen zu früh in Druck gegangen; im Netz, im Fernsehen und Radio würde er dafür umso intensiver behandelt werden.

Dupin musste zugeben, dass er das mit der Schafzucht selbst weitgehend aus dem Blick verloren hatte. Hätten sie sich damit intensiver beschäftigen sollen? Aber eine Geschichte mit Schafen, die auch Zincs Entführung erklären würde, wie sollte die aussehen? Er verbannte die Zeitungen auf den Nebentisch und trank den ersten café. Endlich. Dann holte er sein Notizheft und die kleine Inselkarte hervor, legte sie vor sich und trank den zweiten café.

Nur ganz allmählich dämmerte es, der Tag ließ sich Zeit. Ein helleres, sphärisches Graublau hatte von Osten her den Himmel übernommen und das letzte Flimmern der Sterne zum Verschwinden gebracht, nach und nach würde das Grau nun zurücktreten und dem Blau die Bühne überlassen. Aber erst, wenn sich die Sonne zeigen würde.

Was waren die dringendsten Fragen? Die Prioritäten? Wen würde er heute früh treffen? Dass er sich diese Fragen überhaupt stellte, verhieß nichts Gutes.

Ein paar Dinge hielt er fest:

Madame Corbel: Ausbau des Sarah-Bernhardt-Museums, Finanzierung.

Bürgermeisterin: Menhire, Provost, die Beschwerde des Menhir-Forschers …

Louis, der Hund?

Esoterisches Zentrum in Nantes? Gespräch Trotter.

Anruf Zinc-Bruder: Geld, Übergabe?

Er machte dem müden jungen Mann ein Zeichen.

»Noch einen, bitte.« Er deutete auf die leeren Tassen.

Er hatte den Stift wieder in der Hand, als sich das Handy meldete.

Eine unterdrückte Nummer. Unwirsch nahm er an.

»Ja?«

Ein Lärm, ein Rauschen. Dann eine Frauenstimme: »Monsieur le Commissaire?«

»Ja.«

»Ich muss Sie sprechen. Sofort.«

Dupin saß kerzengerade.

»Wer ist da?«

Die Verbindung war miserabel. Er hatte die Stimme nicht erkennen können. Die Person, so klang es, saß in einem Wagen, der gefährlich hochtourig fuhr.

»Agnès Griffon«, sie war gerade so zu verstehen, »wir müssen uns treffen, jetzt gleich«, das Rauschen wurde noch stärker, »an der Pointe des Poulains.«

Er sprang auf.

»Was ist …?«

»Ich erzähle es Ihnen sofort. Wir treffen uns auf dem Parkplatz.«

»Werden Sie bedroht, Madame Griffon? Verfolgt?« Hals über Kopf hatte er alles eingesteckt, einen Schein auf den Tisch gelegt und die Terrasse verlassen.

»Ich glaube schon. Ich bin jetzt gleich da.«

Sie hatte aufgelegt.

Dupin erreichte seinen Wagen, sprang hinein und startete den Motor. Der Méhari machte einen Satz. Auf der D 25 hatte er die Pointe des Poulains schon ein paarmal ausgeschildert gesehen. Es war nicht weit. Fünf Minuten vielleicht.

Dupin trat das Gaspedal durch.

Was geschah hier?

Schon hatte er die Inseldiagonale erreicht. Er beschleunigte aufs Maximum. Griff nach dem Telefon.

»Riwal?«

Der Fahrtwind war heftig, Dupin musste ins Telefon schreien.

»Chef? Ich kann Sie kaum hören!«

»Agnès Griffon befindet sich in Gefahr. Sie will mich umgehend treffen. An der Pointe des Poulains. Sie glaubt, sie wird verfolgt.«

»Ich …« Nur eine kurze Pause, dann: »Verstehe, Chef. Wir sind unterwegs.«

»Gut.«

Wiesen, Felder und Bäume flogen an Dupin vorbei. Die Straße verlief kerzengerade. Ein Ort tauchte auf. Deubord. Dann ein Schild, irgendetwas mit Sarah Bernhardt. Auch das nordwestliche Ende der Insel schien karg und rau zu sein.

Die Pointe des Poulains war jetzt angezeigt. Noch ein Kilometer.

Noch einmal holte er alles aus dem Wagen raus.

Der Parkplatz der Pointe kam in Sicht, Dupin stieg in die Bremsen. Augenblicklich geriet der Wagen ins Schleudern, ein ohrenbetäubendes Quietschen setzte ein, der Kommissar hatte Mühe, ihn unter Kontrolle zu halten. Dupin blieb quer auf der Straße stehen, um dann sofort wieder Gas zu geben. Er fuhr den Parkplatz ab und hielt konzentriert Ausschau. Ihm fiel ein, dass er keine Ahnung hatte, welches Auto Agnès Griffon fuhr.

»Madame Griffon?« Er begann zu rufen. »Hallo?«

Er wiederholte die Rufe.

Nichts.

Kein Wagen. Niemand. Zumindest hier nicht. Es gab noch einen zweiten Parkabschnitt auf der anderen Seite einer dichten Hecke, er nahm die enge 180-Grad-Kurve, malträtierte den Wagen erneut. Irgendetwas schepperte laut und fiel ab.

Auch hier war nichts zu sehen.

Er gelangte wieder zur Auffahrt auf die Straße. Von hier ging in Richtung Pointe ein schmales Sträßchen in schlechtem Zustand ab, das für den öffentlichen Verkehr gesperrt war. Hinter dem Sackgassenschild noch ein weiteres: Phare des Poulains – 200 mètres.

Er fuhr ein Stück, bremste abrupt, schaute sich um. Dann legte er den Rückwärtsgang ein und setzte mit Vollgas zurück. Sie hatte Parkplatz gesagt. Eindeutig.

Dieses Mal ließ er den Wagen am Anfang des Parkplatzes stehen und lief auf einen staubigen Fußweg, der vom Parkplatz abging und ebenfalls zu Pointe führte. Zu beiden Seiten lag der Atlantik, die Insel war hier ganz schmal. Eine wilde, heftig zerklüftete Felsküste, ein schroffes Felsen-Meer-Chaos. Kein Haus, nichts, völlige Einsamkeit.

Er griff nach seinem Handy, wählte Griffons Nummer. Der Ruf ging ins Leere.

Im Osten war es inzwischen bereits Tag geworden und auch im Westen schon hell, die Sonne lauerte direkt unter dem Horizont, bald würde sie sich ein erstes Stück vorschieben, dann schließlich aufgehen.

Was sollte er tun?

»Verdammt.«

Wo war Agnès Griffon?

Sollte er die Straße...

Erscheint lt. Verlag 15.6.2021
Reihe/Serie Kommissar Dupin ermittelt
Kommissar Dupin ermittelt
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Belle-île • Bong Krimi • Bretagne • Bretagne Krimi • Commissaire Dupin • Erpressung • frankreich-krimi • Frankreich Urlaub • Frankreich-Urlaub • Insel • Jörg Bong • Jubiläum • Kommissar Dupin • Krimi-Bestseller • Krimi für den Frankreich Urlaub • Kulinarik • Morbihan • Mord • neuer Krimi Bannalec • Schafzucht • Schönste Insel der Welt • spiegel bestseller • Whisky
ISBN-10 3-462-32083-1 / 3462320831
ISBN-13 978-3-462-32083-1 / 9783462320831
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