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Nachttod (eBook)

Spiegel-Bestseller
Kriminalroman - Der Nr.1-Bestseller aus Schweden

(Autor)

eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
496 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-27689-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Nachttod -  Johanna Mo
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Ein toter Junge weckt die Geister der Vergangenheit - Der erste Fall für Hanna Duncker
Hanna Duncker ist zurück auf Öland. Hier in ihrer Heimat kennt man sie nur als die Tochter von Lars Duncker, dem Mann, der vor sechzehn Jahren einen grausamen Mord beging. Inzwischen ist Hanna diejenige, die Verbrecher jagt. Ihr erster Fall auf Öland: Ein toter Teenager, mitten in der Nacht erstochen an einem beliebten Ausflugsziel. Und niemand kennt seine Mutter besser als Hanna. Die Ermittlungen werden für Hanna zu einer Abrechnung mit ihrer eigenen Jugend, und Nachforschungen im Fall ihres Vaters reißen alte Wunden auf. Nicht alle sind froh darüber, dass die Tochter von Lars Duncker zurückgekehrt ist.

Die »Hanna Duncker«-Reihe:

Band 1: Nachttod

Band 2: Finsterhaus

Band 3: Dunkelwald

Band 4: Nebelstunde

Band 5: Dämmersee

Alle Bände können auch unabhängig voneinander gelesen werden

Johanna Mo wuchs in Kalmar, im Süden Schwedens, auf und lebt mit ihrer Familie in Stockholm. Neben dem Schreiben arbeitet sie seit zwanzig Jahren als Redakteurin, Übersetzerin und Literaturkritikerin. Als Teenager musste Johanna Mo erleben, was es heißt, jemanden zu kennen, der zum Mörder wurde. Diese Erfahrung hat sie nie wieder losgelassen und zu der SPIEGEL-Bestseller-Reihe um Polizistin Hanna Duncker inspiriert.

1

Hanna Duncker folgte dem Kiesweg bis zum schmiedeeisernen Tor. Es protestierte mit lautstarkem Quietschen, als sie es öffnete. Die Liste von Dingen, die sie in Ordnung bringen musste, wurde länger und länger. Vor gut einem Monat war Hanna in das weiße Holzhaus mit den hellblauen Eckpfosten gezogen. Es war nicht mal fünfzig Quadratmeter groß und lag am Rand des Dorfes Kleva. Aufgewachsen war sie an der Ostküste Ölands, aber dorthin konnte sie unmöglich zurückkehren. Denn dort wäre sie für immer nur Lars Dunckers Tochter.

Im Herbst hatte Lars sich endlich zu Tode gesoffen. Und während Hanna allein ihr Elternhaus ausräumte, hatte sie plötzlich gewusst, was sie wollte. Das erste Mal seit so vielen Jahren über die Ölandbrücke zu fahren hatte eine heftige Sehnsucht in ihr geweckt. Eine Sehnsucht nach all dem, was ihr in Stockholm fehlte. Denn Öland war ihr Zuhause.

Es war nicht unbedingt klug gewesen, sich ein derart reparaturbedürftiges Haus zu kaufen, aber ein besseres hatte sie auf die Schnelle in ihrer Preisklasse nicht finden können. Denn nachdem ihr Entschluss einmal feststand, hatte sie nicht die Geduld gehabt, sich Zeit zu lassen. Innerhalb von drei Wochen hatte sie ihre Wohnung in Stockholm ver- und das weiße Haus gekauft und gleich noch eine neue Stelle aufgetan.

Erst dann hatte sie ihren Bruder Kristoffer in London angerufen und ungefähr die Reaktion geerntet, mit der sie gerechnet hatte.

Du bist doch nicht ganz dicht, hatte er gebrüllt.

Seitdem hatten sie und Kristoffer nicht wieder miteinander gesprochen. Sicher, auch sie hatte ein paar harte Worte an ihn gerichtet, zu viel Wut hatte sich angestaut. Weil er nicht mal zur Beerdigung gekommen war. Weil er ihr alles Praktische überlassen hatte, inklusive Nachlassverzeichnis und der Auflösung ihres gemeinsamen Elternhauses. Sie waren im Abstand von einem Jahr zur Welt gekommen. Eine Zeit lang waren sie wie Zwillinge gewesen.

Gleich am ersten Morgen im neuen Haus hatte Hanna mit einem Ritual begonnen: die siebenhundert Meter bis zum Strand zu gehen. Nach etwa fünfzig Metern kam sie an Ingrids grauem Steinhaus vorbei, das sicher doppelt so groß war wie ihr eigenes neues Heim.

Heute Morgen saß Ingrid mit geschlossenen Augen in ihrer Hollywoodschaukel, eine Decke über die Beine gebreitet. Ihr Haar war silbergrau, das Gesicht faltig. Die Ähnlichkeit mit Hannas Großmutter war frappierend. Seit das große Vergessen sie ereilt hatte, fristete ihre Oma genauso ihr Dasein.

Hanna versuchte, unbemerkt an der Nachbarin vorbeizuschleichen. Gerade wollte sie am liebsten mit niemandem sprechen. Nicht mal mit Ingrid.

Doch da schlug Ingrid die Augen auf, und die Ähnlichkeit war fort. Ihre Augen waren nicht grünblau wie die ihrer Oma, sondern dunkelbraun, außerdem war der Blick sehr klar. Vermutlich saß sie nur hier, weil sie auf Hanna wartete. Die Aussicht in die andere Richtung war viel schöner, dort erstreckten sich schier endlose Felder. In dieser Richtung war nur ödes Brachland zu sehen, das vermutlich bald bebaut würde. Aber Ingrid interessierte sich mehr für ihre Nachbarn als für die Natur.

Die Decke glitt von ihrem Schoß, als Ingrid aufstand und ein paar Schritte auf Hanna zumachte.

»Hallo«, sagte sie. »Heute ist ja der große Tag.«

Hanna nickte. Heute fing sie als Ermittlerin bei der Polizei in Kalmar an und war dann zuständig für schwere Verbrechen in der gesamten Provinz Kalmar, die Ost-Småland und die ganze Insel Öland umfasste. Um ihr den Einstieg so leicht wie möglich zu machen, hatte ihr neuer Chef Ove Hultmark vorgeschlagen, dass sie an einem Mittwoch dazustieß.

Warum hatte er sie trotz ihrer früheren Begegnung eingestellt? Das konnte Hanna noch immer nicht ganz begreifen. Diese offene Frage wurde von einem unbehaglichen Gefühl begleitet: dass hier irgendetwas vor sich ging, was sie nicht verstand.

»Lassen Sie sich nicht aus der Ruhe bringen, dann wird schon alles gut gehen«, sagte Ingrid.

Offenbar gab es für Ingrid keine schlimmere Vorstellung, als aus der Ruhe gebracht zu werden.

Wenige Tage nach Hannas Einzug hatte Ingrid bei ihr angeklopft, eine Dose mit frisch gebackenem Knäckebrot in den Händen. Hanna hatte versucht, das Gespräch im Türrahmen zu beenden, doch Ingrid hatte sich praktisch selbst eingeladen, indem sie um Tee zum Knäckebrot bat. Genauer gesagt, um schwarzen Tee ohne Blütenblätter oder so Schnickschnack. Als sie das Chaos im Haus sah, schnaubte sie: Das war es also, was Sie vor mir verheimlichen wollten?

Durch diese Direktheit hatten sich Hannas Vorbehalte verflüchtigt. Ihre Großmutter hatte eine ganz ähnliche Art gehabt, und ohne sie wäre Hanna damals vermutlich verloren gewesen.

Innerhalb weniger Minuten hatte Ingrid ihr Leben für Hanna zusammengefasst: Dass sie Mattsson mit Nachnamen hieß. Dass sie nach vielen Jahren des unerfüllten Kinderwunsches mit sechsunddreißig ihren Sohn zur Welt gebracht hatte. Dass er den Hof führte, den sie von ihrem Vater geerbt hatte. Dass sie drei Enkelkinder hatte, die beiden älteren studierten in Linköping und Umeå, das jüngste, elf Jahre alt, war ein Nachzügler mit Down-Syndrom. Dass sie Probleme mit der einen Hüfte hatte.

Auf Ingrids direkte Nachfrage hatte Hanna ihren Nachnamen genannt.

Sind Sie etwa die Tochter von Lars Duncker?, hatte Ingrid gefragt.

Hanna hatte genickt, und dann hatten sie nicht weiter darüber gesprochen. Aber für einen Moment war Mitleid in Ingrids braunen Augen zu erkennen gewesen. Vielleicht sollte Hanna wie ihr Bruder einen anderen Nachnamen annehmen. Er hieß jetzt Baxter wie seine Frau. Aber Hanna wollte nicht. Sie hatte schließlich nichts falsch gemacht.

»Was haben Sie heute vor?«, fragte Hanna.

»Es ist Mittwoch«, antwortete Ingrid. »Da nehme ich immer den Bus nach Mörbylånga und gebe eine Kombination ab.«

»Trabrennen«, fügte Ingrid hinzu, als sie Hannas leeren Gesichtsausdruck sah. »Heute ist doch V64.«

Hanna entschuldigte sich mit den Worten weiterzumüssen, um pünktlich zu sein, und folgte weiter dem Kleva Strandväg. Auf dem kleinen Stück bis zum Ufer gab es bislang nur zwei weitere Häuser. In dem einen lebte eine Familie mit kleinen Kindern, das andere schien unbewohnt. Vielleicht war es ein Sommerhaus. Ihren zweiten Besuch hatte Ingrid genutzt, um Hanna von den Einwohnern Klevas zu erzählen, bei denen es sich um wenig mehr als dreißig handelte. Über die Bewohner des Strandväg hatte sie jedoch nicht viel zu sagen gehabt. Am meisten sprach sie von Jörgen, dem Stockholmer, der vor ein paar Jahren mit seiner Frau hergezogen war und sich den lieben langen Tag beklagte. Angefangen bei den Pferdeäpfeln auf der Straße bis hin zu den Leuten, die ihre Häuser verfallen ließen.

Ein unerträglicher Meckerfritze, hatte Ingrid gesagt. Ich denke gar nicht daran, Sachen zu erneuern, die noch bestens funktionieren, nur weil ein miesepetriger Festländer das sagt. Obwohl Hanna viele Jahre in der Hauptstadt gelebt hatte, zählte Ingrid sie zu den Insulanern. Und laut Ingrid war sie im Dorf willkommen. Schließlich war sie Polizistin.

Der Weg zum Meer bot in Hannas Augen ein Bild von Öland, wie es typischer nicht sein konnte: ein schnurgerader unbefestigter Weg, gesäumt von Getreidefeldern. Rechts wuchs kleiner, struppiger Futtermais, links irgendetwas, das sie nicht kannte. Das Unkraut am Rand stand so hoch, dass es die niedrige Steinmauer fast verbarg. Wenige hundert Meter entfernt warteten die Bäume und schienen von Besserem zu künden. Hinter ihnen lag der Kalmarsund.

Langsam näherte sie sich den Bäumen, und der Güllegestank wich dem Duft von Kiefern und Seetang. Hanna legte den Kopf in den Nacken und ließ sich das Gesicht vom Wind kitzeln. Das hatte ihr gefehlt. In Stockholm hatte sie eingepfercht in einem fünfstöckigen Haus zwischen Menschen gelebt, über die sie praktisch nichts wusste. Hier konnte sie atmen.

Nach ein paar Metern schimmerte die Meerenge allmählich zwischen den Bäumen hindurch. Ein blauer Fleck, der mit jedem Schritt wuchs. Hanna folgte weiter dem Pfad, kreuzte einen kleinen Parkplatz und bog nach Süden ab, weg vom Badestrand. Die Badesaison hatte zwar noch nicht begonnen, außerdem war es sehr früh am Morgen. Trotzdem wollte Hanna niemandem begegnen. Ein älterer Mann mit einem Labrador kam direkt auf sie zu, und Hanna nickte kurz zur Begrüßung.

Vielleicht sollte sie sich einen Hund zulegen. Tagsüber war sie zwar viel unterwegs, aber vermutlich wäre Ingrid gern bereit, auf das Tier aufzupassen. Für ihre einundachtzig war sie sehr rüstig, die Hüftprobleme merkte man ihr kaum an.

Aber nein. Hanna mochte Hunde nicht mal. Außerdem war die Einsamkeit hier auf Öland nicht so spürbar, obwohl sie bislang nur mit Ingrid gesprochen hatte. In Stockholm gab es niemanden, zu dem sie Kontakt halten würde. Ganz bestimmt nicht zu Fabian.

Hanna folgte dem Wanderweg ein gutes Stück, blieb dann stehen und ließ den Blick über den Kalmarsund schweifen. Sog den Geruch von Tang und Salz ein. Der ständige Wind hatte die Kiefern landeinwärts gebogen. Neben Hanna lag ein umgedrehtes Ruderboot. Die weiße Farbe war entlang des Kiels abgeschabt. Eigentlich mochte sie die Aussicht an der Ostküste lieber, wo sich das Meer bis zum Horizont erstreckte und unendlich schien. Auf dieser Seite der Insel konnte man bereits das gegenüberliegende Festland erahnen. Ingrid war nicht allein mit der Meinung, dass die meisten Probleme von dort kamen, und auch nicht die Einzige, die das Wort Festländer wie ein Schimpfwort benutzte. Hanna hatte...

Erscheint lt. Verlag 1.7.2021
Reihe/Serie Die Hanna Duncker-Serie
Übersetzer Ulrike Brauns
Sprache deutsch
Original-Titel Nattsångaren
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Alvar • Broadchurch • Camilla Läckberg • Charlie Lager • Der Kommissar und das Meer • Die Lüge • eBooks • Erik Lindgren • Ermittlerduo • Ermittlerkrimi • Fuchsmädchen • Gotland • Hanna Duncker • Heimkehr • Inselkrimi • Kalmar • Krimi • Krimi 2021 • Kriminalromane • Krimis • Kristina Ohlsson • Lina Bengtsdotter • Löwenzahnkind • Maria Grund • Mattias Edvardsson • Nachtigall • Neuerscheinungen 2021 • Öland • Polizistin • Schweden • Schwedenkrimis Neuerscheinungen 2021 • Skandinavische Krimis • SPIEGEL-Bestseller • toter Teenager • Urlaubslektüre • Vater-Tochter-Geschichte
ISBN-10 3-641-27689-6 / 3641276896
ISBN-13 978-3-641-27689-8 / 9783641276898
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