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Stay away from Gretchen (eBook)

Spiegel-Bestseller
Eine unmögliche Liebe - Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
496 Seiten
dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
978-3-423-43831-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Stay away from Gretchen -  Susanne Abel
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Eine große Liebe in dunklen Zeiten Eine große Liebe in düsteren Zeiten Ein aufsehenerregendes Debüt und ein generationenübergreifender Familienroman. Der bekannte Kölner Nachrichtenmoderator Tom Monderath macht sich Sorgen um seine 84-jährige Mutter Greta, die immer mehr vergisst. Als die Diagnose Demenz im Raum steht, ist Tom entsetzt. Bis die Krankheit seiner Mutter zu einem Geschenk wird: Erstmals erzählt Greta aus ihrem Leben - von ihrer Kindheit in Ostpreußen, den geliebten Großeltern, der Flucht vor den russischen Soldaten im eisigen Winter und ihrer Zeit im besetzten Heidelberg. Als Tom jedoch auf das Foto eines kleinen Mädchens mit dunkler Haut stößt, verstummt Greta. Zum ersten Mal beginnt Tom, sich eingehender mit der Vergangenheit seiner Mutter zu befassen. Nicht nur, um endlich ihre Traurigkeit zu verstehen. Es geht auch um sein eigenes Glück. Nichts ist für immer vergessen - Susanne Abel schreibt hochemotional, klug und einfühlsam »Ein spannender Roman zu einem wichtigen, vergessenen Thema.« Elke Heidenreich in >WDR 4 Buchtipps<  »Dieser gut konstruierte Roman (...) erinnert daran, wie lang der Weg aus einem von Rassismus und Bigotterie geprägten Nachkriegsdeutschland war und welche Wegstrecke zu einer gerechteren Gesellschaft noch vor uns liegt.« Denis Scheck, ARD Druckfrisch Alle Bände der >Gretchen<-Reihe: Band 1: Stay away from Gretchen - Eine unmögliche Liebe Band 2: Was ich nie gesagt habe - Gretchens Schicksalsfamilie

Susanne Abel stammt aus einem badischen Dorf an der französischen Grenze. Sie arbeitete bereits mit 17 Jahren als Erziehungshelferin und später als Erzieherin mit geistig behinderten Kindern und Jugendlichen. Im Anschluss studierte sie an der Deutschen Film- und Fernsehakademie in Berlin und realisierte als Regisseurin und Autorin zahlreiche Dokumentationen fürs Fernsehen. Mit ihrem gefeierten Romandebüt >Stay away from Gretchen< stürmte sie die Spiegel-Bestsellerliste. Die Autorin lebt in Köln.
Spiegel-Bestseller

Susanne Abel stammt aus einem badischen Dorf an der französischen Grenze. Sie arbeitete bereits mit 17 Jahren als Erziehungshelferin und später als Erzieherin mit geistig behinderten Kindern und Jugendlichen. Im Anschluss studierte sie an der Deutschen Film- und Fernsehakademie in Berlin und realisierte als Regisseurin und Autorin zahlreiche Dokumentationen fürs Fernsehen. Mit ihrem gefeierten Romandebüt ›Stay away from Gretchen‹ stürmte sie die Spiegel-Bestsellerliste. Die Autorin lebt in Köln.

EINS. Juli 2015


»In zwei Minuten sind wir live!«, ruft der Aufnahmeleiter durch das Nachrichtenstudio.

Die Kameramänner setzen ihre Kopfhörer auf.

»Wo ist Toms Cola? Und Sabine mit der Krawatte?«

Anchorman Tom Monderath nimmt hinter seinem Moderationspult Platz.

»Wir sind noch am Innenminister dran – eventuell haben wir eine Liveschalte, die du spontan anmoderierst. Ich geb’s dir dann aufs Ohr«, sagt die Regisseurin über den Studiolautsprecher.

Tom nickt, zieht am Strohhalm, schlürft die eiskalte Cola und probt murmelnd den Eröffnungstext: »Überall im Land werden Temperaturrekorde gemessen. Unwetter legten heute weite Teile von Deutschland lahm. Vor allem für ältere und kranke Menschen ist die Hitze eine Gefahr …«

»Die Eins etwas closer, die Zwei macht die übliche Fahrt«, gibt die Regie an die Kameramänner durch, und über die Studiolautsprecher ertönt: »Noch mal Maske bitte!«

»Noch eine Minute!«

»… nachdem gestern die höchsten Temperaturen des Jahres gemessen wurden, kam es heute in vielen Krankenhäusern …«

Sabine, Toms Assistentin, richtet mit ungewöhnlich fahrigen Händen seinen Krawattenknoten über dem Hemd.

»Was ist los?«, fragt er leise und deckt mit seiner Hand das Mikro ab.

»Ich hab … mein Vater … Mein Vater ist tot, und ich …« Den Rest des Satzes verschluckt Sabine und dreht sich weg. Das Glas Cola fällt um. Braune Spritzer zieren Toms weißes Hemd.

»Scheiße!«

Seine Assistentin hilft ihm aus dem Blazer. Der Aufnahmeleiter läuft mit dem Ersatzhemd an den Kameramännern vorbei.

»Noch dreißig!«

»Sorry«, stammelt Sabine.

»Mach dir keinen Kopf. Kann ich irgendetwas für dich tun?«, fragt Tom, schlüpft in sein frisches Hemd und stopft es in die Hose.

»Noch fünfzehn, alle aus dem Bild!«

Der Musikticker setzt ein.

Sabine schüttelt den Kopf und richtet Toms Krawatte.

»Letzter Trailer … Achtung, in zehn …«

»Danke«, sagt Tom, streift ihre Schulter und nimmt Platz.

Sabine springt zur Seite.

»Und fünf, vier, drei, zwei …«

»Guten Abend, meine sehr verehrten Damen und Herren. Es folgen die wichtigsten Meldungen vom 5. Juli 2015.«

*

»Guten Abend, mein sehr verehrter Schatz«, antwortet die vierundachtzigjährige Greta neun Kilometer rheinaufwärts von ihrem Fernsehsessel aus und prostet ihm mit einem Tässchen Pfefferminztee zu. »Nicht schlecht, die Krawatte heute. Aber ich weiß ja nicht, warum deine Haare so kurz sein müssen. Findest du wirklich, dass dir das steht?« Sie nimmt den Teller mit den Schnittchen von ihrem Dinett-Servierwagen, der genauso alt ist wie ihr zu großes Domizil, und beißt von ihrem Leberwurstbrot ab.

»Natomanöver in der Ukraine. Den Krieg in der Ukraine und Putins Kraftmeiereien kann der Westen nicht länger hinnehmen …«

»Putin, dieser Weiberheld«, sagt sie und pult ein Stückchen Gurke aus ihren Zähnen, hört nebenbei, wie die amerikanische Präsidentschaftskandidatin Clinton vor der zunehmenden militärischen Macht der Chinesen warnt. Auch dass der griechische Ministerpräsident Tsipras über Schulden verhandeln will, beachtet sie nicht weiter, denn wie jeden Abend wartet sie nur auf eines: den speziellen Spruch zur Nacht, mit dem sich der Moderator verabschiedet.

»›Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart verstehen und die Zukunft gestalten‹, soll August Bebel gesagt haben. Ich wünsche Ihnen eine geruhsame Nacht.«

»Das wünsche ich dir auch, mein Schatz.« Greta schaltet den Fernseher aus und schiebt das schmutzige Geschirr mit dem Servierwagen Richtung Küche. Anfang der Sechzigerjahre ist sie in dieses Mietshaus mit den sechs Parteien eingezogen, das ihr Ehemann Konrad direkt am Rhein in Köln-Porz gebaut hat. Hier ist ihr Sohn Thomas aufgewachsen, und hier lebt sie seit dem überraschenden Tod ihres Mannes vor nahezu achtzehn Jahren auf einhundertsechzig Quadratmetern alleine.

Greta räumt das Geschirr in die Spülmaschine und denkt an Tom, wie alle ihren Jungen nennen. Sie erinnert sich nicht, wann sie ihn zum letzten Mal persönlich gesehen hat. Dabei wohnt er doch nur wenige Kilometer von ihr entfernt, mitten im Zentrum von Köln. Gut, er ist beruflich eingespannt, aber das ist noch lange kein Grund, sich nicht ab und zu telefonisch zu melden.

»Hier ist Mama«, sagt Greta Monderath betont heiter in ihren grünen Telefonhörer. »Lebst du noch? Ich wollte mich mal wieder bei dir melden, wenn du schon nicht anrufst, treulose Tomate du. Hallo?« Sie erzählt ihm von ihrem Tag, an dem sie wegen der großen Hitze nicht vor die Tür gegangen ist. Mitten im Satz wird sie von einer weiblichen Stimme unterbrochen: »Vielen Dank für Ihren Anruf.«

Durch das Wohnzimmerfenster sieht sie, wie sich über dem Rhein dunkle Wolken zusammenziehen. Es grollt und donnert.

»Das passt nicht zu ihm. Wochenlang nichts von sich hören lassen.«

Blitze zucken über dem Campingplatz auf der gegenüberliegenden Rheinseite. In Gretas Kopf überschlagen sich die Bilder vom kleinen Tom, wie er sich früher aus Angst vor Gewitter immer unters Bett verkrochen hat.

Ein Donner kracht. In ihrem rosafarbenen Hauskleid und Pantoffeln an den Füßen stolpert Greta aus der Wohnung, steigt in der Tiefgarage in ihren 3er BMW von 1996, legt den Rückwärtsgang ein, wendet und rast los, sobald sie auf der Straße ist. Schwarze Regenwolken haben den Sommerhimmel verdunkelt. Sie biegt auf die Kölner Straße ab und tritt das Gaspedal durch. Diesen Weg ist sie schon tausendmal gefahren, sie weiß, dass sie in zwanzig Minuten in der Innenstadt sein wird. Doch so weit kommt sie nicht, denn nach anderthalb Kilometern, vor der Autobahnbrücke, ist eine Vollsperrung.

Zwei Krankenwagen rasen an ihr vorbei. Ein Feuerwehrauto folgt. Blaulicht zerschneidet die Dunkelheit. In einem Schwall stürzt Regen vom Himmel, prasselt auf das Dach und hämmert gegen die Windschutzscheibe.

»Was soll ich denn jetzt machen? Ich kann doch hier nicht wenden.«

Der Scheibenwischer kämpft mit den Wassermassen. Die anderen Autofahrer überholen sie langsam auf der Gegenspur und biegen nach links ab. Der stroboskopische Effekt des Flackerlichts macht sie kirre. Sie hat nur einen Gedanken: weg hier. Greta gibt sich einen Ruck, schert aus und fährt den anderen Autos hinterher. Dabei orientiert sie sich an den Rücklichtern des Vordermannes, biegt wie er links ab, dann rechts und landet auf der Autobahn.

»Was mach ich nur? Was mach ich nur?« Sie krallt sich mit beiden Händen am Lenkrad fest und starrt auf das Hinweisschild des Autobahnkreuzes.

»Gremberg, Gremberg.«

Sie weiß, dass sie hier rausfahren muss, um wieder zurück nach Köln zu kommen. Ein SUV fährt dicht hinter ihr auf, gibt Lichtzeichen und hupt. Sie macht das Fernlicht an, drückt das Gaspedal durch, traut sich nicht, den Lenker loszulassen, um den Schaltknüppel zu bedienen – und fährt am Kreuz Gremberg vorbei. Mit sechzig km/h im zweiten Gang.

Im Kegel ihres Scheinwerfers taucht ein blaues Hinweisschild auf: Autobahndreieck Heumar 1000 Meter.

»Heumar. Da muss ich runter! Ja!«

Ein holländischer Blumenlaster setzt sich links neben sie, überholt nicht, sondern bleibt hupend parallel. Greta starrt mit aufgerissenen Augen stur geradeaus. Bloß nicht von der Spur abkommen und mit dem LKW kollidieren, denkt sie und verpasst die Abfahrt zurück nach Köln.

Die weißen Streifen der Fahrbahnmarkierung fliegen ihr entgegen, und das Hupen der anderen Verkehrsteilnehmer verstummt. Sie hört das Quietschen der trocken laufenden Wischerblätter nicht, landet auf der A3 und fährt konstant mit sechzig km/h weiter durch die Nacht Richtung Südosten. Den Gedanken umzukehren hat sie längst vergessen.

 

Vier Stunden später, zwischen Aschaffenburg und Würzburg, ruckelt ihr Wagen und bleibt auf einem Anstieg mit leerem Benzintank liegen. Greta hört, wie der Regen auf die Scheibe prasselt. Darunter mischt sich nach einer Weile eine lauter werdende Polizeisirene. Im Rückspiegel flackerndes Blaulicht. Die Fahrertür wird aufgerissen.

»Was ist passiert?« Ein junger Autobahnpolizist leuchtet ihr mit einer Taschenlampe ins Gesicht.

Sie starrt ihn an und schlottert. Der Polizist greift über sie zum Lenkrad, ruft nach seinem Kollegen und schiebt dann gemeinsam mit diesem den alten BMW auf den Seitenstreifen.

»Bringen Sie mich nach Hause, bitte!«

»Wo ist denn zu Hause?«

Greta überlegt. »In Preußisch Eylau.«

»Wo ist das denn?«

»Ostpreußen.«

Der junge Beamte fordert sie auf, auf der Rückbank des Polizeiautos Platz zu nehmen, und verlangt ihre Papiere. Sie hat nichts dabei.

»Wie heißen Sie?«

»Schönaich. Greta Schönaich. Am 7.3.1931 geboren.«

»Können wir irgendjemanden aus Ihrer Familie erreichen?«

»Meine Großeltern warten auf mich!«

Die beiden Autobahnpolizisten werfen sich einen Blick zu.

»Haben Sie sonst jemanden? Eine Tochter vielleicht oder einen Sohn?«

»Ja, ich habe eine Tochter.«

»Und wo wohnt die?«

Greta blickt durch ihn hindurch. »Mein Sohn ist im Fernsehen.«

»Alles klar«, sagt der Polizist, und dann fahren er und sein Kollege sie mitten in der Nacht direkt ins Aschaffenburger Klinikum.

*

»Es besteht der dringende Verdacht auf Demenz. Sie sollten Ihre Mutter untersuchen lassen«, sagt Oberarzt Dr. Wirth Tom Monderath, der am frühen Morgen von der Polizei informiert worden ist, dass Greta...

Erscheint lt. Verlag 18.3.2021
Reihe/Serie Die Gretchen-Reihe
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
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ISBN-10 3-423-43831-2 / 3423438312
ISBN-13 978-3-423-43831-5 / 9783423438315
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