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Sleepless (eBook)

Thriller
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
720 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-99664-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Sleepless -  Andreas Brandhorst
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Ein neues Medikament kommt auf den Markt: Sleepless. Es bietet Menschen die Möglichkeit, auf Schlaf zu verzichten, ohne müde zu werden. Der Hersteller, ein pharmazeutisches und biotechnologisches Start-up in Hamburg namens Harmony, möchte viel Geld damit verdienen. Doch wie verändert sich das Leben der Menschen durch den Konsum? Wie verändert sich unsere Gesellschaft, wenn die Menschen 24 Stunden am Tag aktiv bleiben? Schon bald stellt sich heraus, dass die Schlaflosigkeit, die den Menschen mehr bewusste Lebenszeit gibt, nicht ohne Folgen bleibt ...

Andreas Brandhorst, geboren 1956 im norddeutschen Sielhorst, schrieb mit seinen futuristischen Thrillern und Science-Fiction-Romanen wie »Das Schiff« und »Omni« zahlreiche Bestseller. Spektakuläre Zukunftsvisionen sind sein Markenzeichen. Der SPIEGEL-Bestseller »Das Erwachen« widmet sich dem Thema Künstliche Intelligenz, sein Wissenschaftsthriller »Ewiges Leben« zeigt Chancen und Gefahren der Gentechnik auf. Zuletzt erschienen im Piper Verlag die Romane »Mars Discovery« und »Sleepless«.

Andreas Brandhorst, geboren 1956 im norddeutschen Sielhorst, schrieb mit seinen futuristischen Thrillern und Science-Fiction-Romanen wie "Das Schiff" und "Omni" zahlreiche Bestseller. Spektakuläre Zukunftsvisionen sind sein Markenzeichen. Der SPIEGEL-Bestseller "Das Erwachen" widmet sich dem Thema Künstliche Intelligenz. Sein aktueller Wissenschaftsthriller "Ewiges Leben" zeigt Chancen und Gefahren der Gentechnik auf.

1 Konstantin
Der Auftrag


bei Reggio Calabria


Der Wagen stand zwei Straßen weiter, ein in die Jahre gekommener cremefarbener Alfa Romeo Mito mit einer Delle am linken Kotflügel. Ein Mittelsmann hatte ihn vor zwei Tagen in Gioia Tauro gestohlen und mit neuen Nummernschildern versehen.

Konstantin blieb einige Meter entfernt unter einer Markise stehen und gab vor, die Auslagen im Schaufenster zu betrachten, während seine Aufmerksamkeit in Wirklichkeit der Straße galt. Autos fuhren vorbei. Ein Pärchen ging Arm in Arm. Zwei junge Leute stritten laut in einem Hauseingang. Musik plärrte aus einem offenen Fenster.

Konstantin holte den Funkschlüssel hervor, drückte den Knopf, und beim Mito blinkten die Lichter. Er ging zum Wagen, setzte sich ans Steuer und stellte die kleine Reisetasche in den Fond-Fußraum auf der Fahrerseite, damit sie bei einer eventuellen Verkehrskontrolle nicht sofort gesehen wurde.

Als er den Motor startete, öffnete sich plötzlich die Beifahrertür.

»Keine Sorge, ich bin’s.« Ein junger Mann stieg ein, gertenschlank und mit schwarzem Haar, an den Seiten rasiert. »Du hast mich nicht bemerkt, oder?« Dario Cutri – »Il Piccolo«, der Kleine, genannt, weil er mit seinen neunzehn Jahren der Jüngste von drei Brüdern war – lächelte zufrieden und zeigte dabei perlweiße Zähne. »Ich hab dich überrascht.«

Konstantin nickte langsam. »Hast du, ja.«

»Ich komme mit.«

»Nein.«

Dario deutete nach vorn. »Fahr los, Kosta.«

»Nein.«

Das Lächeln verschwand aus Darios Gesicht. »Ich komme mit. Ich will dabei sein.«

»Ich arbeite allein«, sagte Konstantin, beide Hände am Lenkrad.

»Diesmal nicht. Sieh es als eine Erweiterung deines Auftrags. Du wirst mir zeigen, wie man es anstellt. Wie man es richtig macht. Angeblich bist du einer der Besten.«

»Ich werde mit deinem Vater reden«, sagte Konstantin.

»Ich rede mit ihm, wenn du jetzt nicht losfährst«, zischte Dario. »Ich werde ihm sagen, dass du vergessen hast, von wem du deine Anweisungen bekommst.«

Dario war immer ein Hitzkopf gewesen. Vor einigen Jahren hatte das noch keine große Rolle gespielt, weil er zu jung gewesen war, um ernsten Schaden anzurichten, und seine Brüder stets auf ihn aufgepasst hatten. Aber inzwischen war »Il Piccolo« groß genug geworden, um sich ihrer Kontrolle zu entziehen. Er zeichnete sich durch eine gefährliche Art von unreifer, unerfahrener Selbstüberschätzung aus, gepaart mit einer toxischen Portion Ehrgeiz.

Aber er war der Sohn des berüchtigten Don Michele Cutri, dessen Zorn sich niemand zuziehen wollte.

Konstantin nahm eine Hand vom Lenkrad, legte den ersten Gang ein und fuhr los, nach Norden, in Richtung Villa San Giovanni.

 

»Wie willst du vorgehen?«, fragte Dario nach einer Weile. »Du planst immer alles ganz genau, nicht wahr?«

Konstantin sah ihn kurz an und erkannte die Zeichen. In den letzten Tagen schien er einen besonderen Sinn dafür entwickelt zu haben. Ein oder zwei Blicke genügten, und er wusste, ob jemand Sleepless nahm oder nicht. Er konnte zwischen Wachen und Schläfern unterscheiden. Woran das lag, hätte er nicht zu sagen vermocht: etwas in den Augen und im Gesicht, vielleicht auch in den Bewegungen. Dario Cutri gehörte zu den Wachen, im Gegensatz zu seinen Brüdern und dem Rest der Familie.

»Der Zufall ist ein sehr unzuverlässiger Verbündeter«, sagte Konstantin.

»Immer alles planen und organisieren. Es ist dein deutsches Blut, nicht wahr?« Dario hielt das für lustig und lachte.

Konstantin nahm den Fuß vom Gas, hielt an der dunklen Stelle zwischen zwei Straßenlampen und stellte den Motor ab.

Auf der anderen Seite der breiten Straße erstreckte sich eine der neuen Wohnanlagen mit teuren Villen hinter bewachten Sicherheitszäunen. Dort residierte Francesco Castelli, der aus Mailand stammende Direktor der Banca Antonia.

»Wohnt er da?«, fragte Dario.

»Ja.«

»Das ist eine Gated Community, mit zahlreichen Sicherheitskameras, Bewegungsmeldern und Wachposten. Wie willst du da unbemerkt reinkommen?«

»Will ich nicht.«

»Was hast du vor?«

»Wir warten.« Konstantin sah auf die Uhr. Es war zwanzig vor vier. Noch zwei Stunden bis Sonnenaufgang.

»Wie lange?«

»Zwei Stunden.«

Der junge Dario sah ihn mit großen Augen an. »Zwei Stunden sitzen wir einfach nur hier im Wagen?«

»Wenn sich Castelli an seine übliche Routine hält. Man kann nie wissen. Ausgerechnet heute könnte er es sich anders überlegen. Deshalb bin ich schon jetzt hier und warte.«

Eine Zeit lang schwiegen sie und beobachteten die Wohnanlage. Hinter einigen Fenstern brannte Licht. Zwischen den Bäumen und Büschen erschienen gelegentlich die Silhouetten von Wachleuten.

»Castelli ist ein Schläfer, nicht wahr?«, fragte Dario nach einer Weile.

»Ja«, bestätigte Konstantin. »Aber er steht jeden Tag früh auf. Nur sonntags schläft er etwas länger, meistens bis um acht.«

»Du kennst seine Angewohnheiten.«

»Ich habe mich vorbereitet.«

»Deshalb beauftragt mein Vater dich. Weil er weiß, dass du sorgfältig arbeitest.« Dario lachte kurz. »Früher hab ich mir gewünscht, so zu sein wie du.«

»Heute nicht mehr?«, fragte Konstantin, den Blick noch immer auf die Wohnanlage gerichtet.

»Nein. Heute möchte ich so sein wie mein Vater. Er hat die wahre Macht.«

»Kommt darauf an«, sagte Konstantin leise.

»Worauf?«

»Darauf, wer die Pistole in der Hand hält.«

Dario schien nicht recht zu wissen, was er davon halten sollte. Nach einigen Sekunden entschied er, die Worte als Scherz zu verstehen, und sein kurzes Lachen wiederholte sich.

Wieder schwiegen sie einige Minuten lang. Das Scheinwerferlicht von Autos und Lastwagen strich an ihnen vorbei. Gelegentlich schlenderten Passanten über die Bürgersteige.

»Du bist wach«, sagte Dario.

»Natürlich bin ich wach. Ich habe einen Auftrag zu erledigen.«

»Nein, ich meine, du bist kein Schläfer. Du gehörst zu den Wachen. Ich ebenfalls. Seit einigen Wochen. Hast du gehört, dass sie Sleepless in Deutschland verbieten wollen? Und nicht nur dort. Angeblich wird auf ein weltweites Verbot hingearbeitet.«

»Das wäre dumm«, kommentierte Konstantin. »Wenn sie Sleepless verbieten, wird es wie bei der Prohibition vor hundert Jahren in Amerika.«

»Ich schätze, in dem Fall wartet ein Riesengeschäft auf uns.« Dario lachte zum dritten Mal, diesmal etwas länger.

Konstantin mochte sein Lachen nicht. Er wandte den Kopf und sah Dario an. »Schläfst du überhaupt nicht mehr?«

»Nicht eine Minute. Seit Wochen nicht.«

»Döst du manchmal ein bisschen?«

»Es kommt vor, dass ich mich irgendwo in eine Ecke setze, die Augen schließe und meine Gedanken treiben lasse. Aber ich schätze, Dösen kann man das nicht nennen. Und Schlafen erst recht nicht.«

»Und wenn du die Gedanken treiben lässt …« Konstantin überlegte, wie er es ausdrücken sollte. »Was siehst und hörst du?«

Dario grinste. »Du willst wissen, was ich sehe, wenn ich die Augen zuhabe? Nichts, Mann! Ich sehe nichts, weil meine Lider nicht durchsichtig sind.«

»Hattest du irgendwann einmal … Halluzinationen?«

»Hallus? Von Sleepless? Nein, nie. Warum fragst du?«

»Schon gut.« Konstantin beobachtete wieder die Wohnanlage. Ein Wachmann stand zwischen zwei Büschen. Es ließ sich nicht erkennen, in welche Richtung er sah.

Dario schaffte es fast zehn Minuten lang, keinen Ton von sich zu geben. »Zwei Stunden können ziemlich lang sein, wenn man einfach nur dasitzt.«

»Kommt darauf an.«

»Schon wieder? Worauf diesmal?«

Konstantin seufzte. »Ein Mensch wird sterben. Das ist keine geringe Sache. Denk darüber nach, dann wird dir die Zeit nicht zu lang.«

2


Hinter den Bergen im Osten kroch das erste Licht des neuen Tages hervor, als Francesco Castelli seine Villa verließ, wie immer in Begleitung von zwei Leibwächtern. Einer saß neben ihm auf dem Beifahrersitz des kirschroten Lancia, der andere am Steuer eines weißen Fiat Tipo Sport.

Konstantin wartete, bis beide Wagen vorbeigefahren waren, bevor er den Motor startete. Er wahrte einen Abstand von etwa hundert Metern zu Castelli und seiner Eskorte.

»Endlich«, sagte Dario.

Die beiden Wagen vor ihnen in der Morgendämmerung fuhren ein Stück nach Süden, in Richtung Reggio Calabria, und bogen dann nach links ab. Konstantin blieb auf der breiten Straße.

»Was machst du?«, fragte Dario erstaunt. »Warum folgst du ihnen nicht?«

»Castelli ist nicht dumm«, erklärte Konstantin. »Und seine beiden Leibwächter erst recht nicht. Sie würden merken, dass ihnen jemand folgt.«

»Du weißt, wohin sie fahren.«

»Nach Sambatello. Dort läuft Castelli jeden zweiten Morgen, begleitet von einem der beiden Leibwächter, der manchmal Mühe hat, sein Tempo zu halten. Ich kenne den Ort und die Zeit.«

Nach einem Kilometer bog Konstantin ebenfalls ab und setzte die Fahrt über eine schmale, holprige Straße nach Osten fort, durch eine von Hügeln geprägte Landschaft. Hier gab es kaum Verkehr. Die meisten Wachen, vor allem die Jungen unter ihnen, verbrachten Nacht und frühen Morgen lieber in der Stadt.

»Was hat er ausgefressen?«, fragte Konstantin, als die Lichter der Stadt hinter ihnen zurückblieben.

Dario spähte in die Reste der Nacht. »Ausgefressen?«

»Warum soll Francesco Castelli sterben?«

»Musst du das wissen?«

»Nein«, sagte Konstantin, »muss ich nicht.«

Dario...

Erscheint lt. Verlag 29.7.2021
Reihe/Serie Sleepless
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Auftragskiller • Bestseller-Autor • Bücher für Erwachsene • das erwachen • Droge • Einzelroman • Geschenk für Männer • Hamburg • Mars Discovery • Medikament • Medizin • Near future • schlaflos • Skandal • Technik-Thriller • Thriller • Verschwörung • Wissenschaftsthriller
ISBN-10 3-492-99664-7 / 3492996647
ISBN-13 978-3-492-99664-8 / 9783492996648
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