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Am Tatort bleibt man ungern liegen (eBook)

Spiegel-Bestseller Fachbuch-Bestseller
Alpenkrimi

(Autor)

eBook Download: EPUB
2019 | 1. Auflage
384 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-490940-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Am Tatort bleibt man ungern liegen -  Jörg Maurer
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Der Tod hält alle Schlüssel in der Hand: Kommissar Jennerweins erstaunlichster Fall - der zwölfte Alpenkrimi von Bestseller-Autor Jörg Maurer 'Am Ende von Jörg Maurers Kriminalromanen möchte man mehr davon, immer weiterlesen.' Volker Albers, Hamburger Abendblatt Ein schöner Fassadenschmuck war das alte Feuerrad am Holzhaus der Rusches im idyllisch gelegenen Kurort. Aber jetzt liegt Alina Rusche tot in ihrem Garten, erschlagen vom herabgestürzten Rad. Kommissar Jennerwein ist überzeugt, dass es kein Unfall, sondern Mord war. Doch warum musste die Putzfrau sterben? Hatte sie bei ihrer Arbeit Dinge erfahren, die gefährlich waren? Jennerwein befragt pikierte Honoratioren und redselige Ladenbesitzer. Als der Direktor der KurBank zugibt, dass Alina für ihn geputzt hat, führt die Spur direkt in den legendär sicheren Schließfachraum. Hier ruhen versteckt und verriegelt genügend Geheimnisse, für die sich ein Mord lohnt. Der gesamte Kurort gerät in Aufregung, denn Jennerwein ermittelt in alle Richtungen. Das einzige, was er dabei nicht erahnt, ist der nächste Tatort... 'Unterhaltung auf hohem Niveau.' Hessischer Rundfunk

Jörg Maurer liebt es, seine Leserinnen und Leser zu überraschen. Er führt sie auf anspielungsreiche Entdeckungsreisen und verstößt dabei genussvoll gegen die üblichen erzählerischen Regeln. In seinen Romanen machen hintergründiger Witz und unerwartete Wendungen die Musik zur Spannungshandlung.All dies hat Jörg Maurer auch schon auf der Bühne unter Beweis gestellt. Als Kabarettist feierte er mit seinen musikalisch-parodistischen Programmen große Erfolge und wurde dafür mehrfach ausgezeichnet, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete. Seine inzwischen fünfzehn Jennerwein-Romane sind allesamt Bestseller. Sein Roman »Shorty« war ebenfalls erfolgreich.Jörg Maurer lebt zwischen Buchdeckeln, auf Kinositzen und in Theaterrängen, überwiegend in Süddeutschland.

Jörg Maurer liebt es, seine Leserinnen und Leser zu überraschen. Er führt sie auf anspielungsreiche Entdeckungsreisen und verstößt dabei genussvoll gegen die üblichen erzählerischen Regeln. In seinen Romanen machen hintergründiger Witz und unerwartete Wendungen die Musik zur Spannungshandlung. All dies hat Jörg Maurer auch schon auf der Bühne unter Beweis gestellt. Als Kabarettist feierte er mit seinen musikalisch-parodistischen Programmen große Erfolge und wurde dafür mehrfach ausgezeichnet, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete. Seine inzwischen fünfzehn Jennerwein-Romane sind allesamt Bestseller. Sein Roman »Shorty« war ebenfalls erfolgreich. Jörg Maurer lebt zwischen Buchdeckeln, auf Kinositzen und in Theaterrängen, überwiegend in Süddeutschland.

1


Am heißesten Tag des Jahres hatte sich Ansgar Perschl auf der Straßenterrasse des Bistros einen Latte bestellt, war auf die Toilette gegangen und hatte beim Zurückkommen feststellen müssen, dass sich inzwischen ein Mann auf seinen Stuhl gesetzt hatte. Breitbeinig lümmelte er da in seinem hellen Anzug, eine Hand hing lässig über die Lehne, mit der anderen stützte er sich an dem Plastiktisch ab, als ob er ihn gerade ein Stückchen weggeschoben hätte. Tatsächlich waren der Speisekartenständer und die Zuckerdose umgefallen, die ersten gierigen Wespen interessierten sich schon für die Brösel. Perschl überlegte. War das nicht genau der gutgekleidete Mann, den er vorhin die Straße heraufkommen gesehen hatte? Perschl hatte den feinen Zwirn schon von weitem bemerkt. Er arbeitete als Verkäufer in einem renommierten örtlichen Trachtenmodenhaus und hatte deshalb den Blick für textile Feinheiten. Auch die Kopfbedeckung des Mannes fiel ihm auf. Das war kein stinknormaler Strohhut für zwofuchzig, das war ein echter, sündteurer Panamahut aus feinster Toquilla-Faser. Perschl nickte dem Mann kurz, aber freundlich zu, der reagierte nicht darauf. Auch gut, sein Problem, dachte Perschl. Gutgekleidet und unfreundlich, so haben wirs gern. Die Bedienung erschien, Perschl bestellte noch einen weiteren Latte, sie wiederum fragte den schweigsamen Mann im Panamahut:

»Haben der Herr einen Wunsch?«

Perschl blickte kurz auf. Der Mann hatte die strahlend weiße Kopfbedeckung tief ins Gesicht gezogen. Unter dem Jackett trug er eine Weste und ein viel zu dickes Leinenhemd. Er war überhaupt zu warm gekleidet für diese Hitze. Die Ärmel waren ihm verrutscht, blinkende Manschettenknöpfe kamen zum Vorschein. Die Bedienung wiederholte ihre Frage noch zweimal, stupste ihn dann kurz an.

»Hallo, der Herr!«

Es war eine kleine Berührung mit dem ausgestreckten Zeigefinger, eher ein symbolischer Fingerzeig, doch der Mann kippte nach dem Stups mit dem Oberkörper langsam nach hinten an die Stuhllehne und schien jetzt nachdenklich in die Ferne zu starren. Perschl war kein Mediziner, er kannte sich eher mit Fasern, Garnen und Zwirnen aus, aber er sah sofort, dass diesem Mann der Lebensfaden endgültig durchschnitten worden war.

 

Gerade in diesem Kurort, der an allen Ecken und Enden mit praller Lebensfreude und durchgehender touristischer Bespaßung warb, war die Rate der spektakulären Tode besonders hoch. Allein von der Schneefernerscharte sprangen pro Jahr ein Dutzend Lebensmüde die achthundert Meter hinunter in die Tiefe, sie reisten extra deswegen an, dabei hatte die Bergwacht, die sie bergen musste, genug zu tun mit den vielen verunglückten Halbschuhtouristen, Sonntagsbergsteigern und irren Extremsportlern.

»Jessas!«, entfuhr es der Fronitzer Karin, die ihren unheilbringenden Stupsefinger jetzt erschrocken zurückzog.

Ein paar Bistrogäste und Straßenpassanten versuchten, Erste Hilfe zu leisten, aber auch der gerufene Notarzt konnte nichts anderes als den Tod feststellen. Hitzschlag. Der Mann saß bequem in seinem Stuhl, der Notarzt hatte nach dem Pulsfühlen dessen erkaltende Hand auf den Tisch gelegt, es sah fast aus, als ob der seriöse Herr im Panamahut nach der Getränkekarte greifen wollte, die auf dem Tisch lag. Die Bedienung übernahm es, die Polizei zu rufen, Polizeiobermeister Franz Hölleisen erschien.

»Servus Perschi«, sagte er zu dem Herrenoberbekleidungsfachverkäufer. »Bleib noch einen Moment da, ich brauche dich als Zeugen.«

Perschi jedoch konnte wenig zum Fall beitragen, er hatte nichts weiter gesehen, als dass der Mann plötzlich als Toter dagesessen hatte. Auch sonst kannte ihn niemand, nicht einmal die Bedienung, die Fronitzer Karin, die sonst eigentlich ziemlich alle kannte.

»Wann hat er denn den Hitzschlag bekommen: schon beim Hergehen oder erst im Sitzen?«

Darauf wusste der Notarzt keine Antwort. Er und die Rettungssanitäter machten Anstalten, ihre Siebensachen einzupacken und den Abflug zu machen.

»Ja, nehmt ihr den nicht mit?«, fragte die Fronitzer Karin entgeistert und deutete auf die Leiche.

»Nein, Tote dürfen wir nicht mitnehmen«, erwiderte der Notarzt. »Ich muss aber jetzt wirklich, ich habe noch einen Einsatz.«

»Ich habe schon einen Bestatter angerufen«, versetzte Hölleisen. »Er kommt gleich.«

»Und bis dahin?«, rief die Fronitzer Karin verzweifelt. »Wenn der noch lange so dasitzt, vertreibt er mir am Ende die ganze Kundschaft! Können wir ihn nicht hineinziehen, mitsamt seinem Stuhl?«

»Von mir aus«, erwiderte Hölleisen gutmütig.

Zuvor durchsuchte er die Taschen des gutgekleideten Toten. Kein Ausweis, keine sonstigen Papiere. Er wandte sich wieder Perschl zu.

»Aus welcher Richtung ist er denn gekommen?«

»Von da«, erwiderte der und zeigte die Straße hinunter.

»Ja, mit einer Plastiktüte«, sagte die Fronitzer Karin.

»Aha«, sagte Hölleisen. »Und wo ist die jetzt?«

»Keine Ahnung.«

Er blickte sich auf dem Fußweg um. Nirgendwo war eine Plastiktüte zu sehen. Auch nicht unter dem wackligen Kaffeehaustisch oder auf der Straße.

»Voll oder leer?«, fragte Hölleisen.

»Was: voll oder leer?«, fragte die Bedienung zurück.

»Die Plastiktüte.«

»Eher voll.«

»Bist du sicher?«

»Ja, das sieht man doch. Sie flattert nicht so. Es zieht sie nach unten. Das müsstest du als Polizist eigentlich wissen.«

Hölleisen fächelte sich Luft zu. Verdammte Hitze. Er befragte noch ein paar Leute im Bistro. Niemand kannte den Toten. Niemand hatte eine Plastiktüte gesehen. Nachdem er mitgeholfen hatte, den Mann im Panamahut ins halbwegs kühle Innere zu ziehen, warf er noch einen Blick auf ihn. Er saß jetzt da wie der Seniorchef des alteingesessenen Etablissements, der beim Geldzählen eingeschlafen war. Und selig davon träumte, wie er es ausgeben könnte. Kreuzfahrten, Segeltörns, Spielbanken. Einige der Schaulustigen schossen Fotos. Viele twitterten und facebookten, Selfies gingen um die Welt.

 

Ein kleiner Dicker und ein großer Hagerer stellten ihre Koffer ab und versuchten, vom Gehweg aus einen Blick auf die Leiche zu erhaschen. Sie waren vom nahegelegenen Bahnhof gekommen, hatten augenscheinlich eine lange Reise hinter sich, unterhielten sich momentan angeregt auf Spanisch. Das war eine Sprache, die man selten im Kurort hörte. Russisch, Arabisch und Amerikanisch, alles immer wieder gerne. Manchmal auch Chinesisch oder Japanisch. Aber Spanisch? Eigentlich nie. Der kleine Dicke, ein Mann mit bäurisch-schalkhaftem Aussehen, stellte sich auf die Zehenspitzen.

»Was um des Himmels und meiner seligen Vorfahren Willen mag da nur geschehen sein?«, fragte der Hagere.

»Es hat einen Toten gegeben«, antwortete der Dicke. »Ich tippe auf Hitzschlag. Das sieht man sofort. Im Erste-Hilfe-Kurs haben wir das in der ersten Stunde durchgenommen.«

»Alle Wetter! Ein Toter! Welch ein Schauspiel. Es ist wohl ein Gaukler, der unbewegliche Figuren darstellt. Ich muss schon sagen: sehr originell! Kannst du dich an die herrlichen lebenden Statuen in den Straßen von Barcelona erinnern? Alle paar Meter wurde ich einer solchen Figur ansichtig. Herzöge, Päpste, Ritter und Caballeros in prächtigen Rüstungen! Aber hier in diesem kleinen Flecken, da hätte ich solche Attraktionen durchaus nicht erwartet – und dann gleich ein Toter!«

»Lieber Herr, ich vermute, der Mann ist wirklich muerto. Mausemuerto.«

»Soviel ich weiß, ist ein Toter am schwierigsten darzustellen«, fuhr der Hagere unbeirrt fort. »Wenn ich nur an die berühmten Totendarsteller aus Kastilien denke. Miguel de la Cruz war so einer. Als er dann wirklich starb, sah er nicht halb so tot aus wie als prächtige ›Wasserleiche‹ auf dem Marktplatz von Salamanca.«

 

Hölleisen verabschiedete sich von Perschl und der Fronitzer Karin. Er ging ein Stück die Straße hinunter, die der Mann nach Angaben von Perschl gekommen war. Nach ein paar Metern betrat er den frisch renovierten Laden der Metzgerei Kallinger, der aber wegen der Hitze so gut wie leer war. Niemand kaufte bei diesen Temperaturen die berühmten Leberkäsesemmeln.

»Alles rennt zur Eisdiele gegenüber«, sagte die Kallingerin vorwurfsvoll.

»Ich kann doch auch nichts dafür.«

»Für was?«

»Für die Hitze.«

Hölleisen beschrieb den Mann.

»Ja, der ist vorbeigekommen«, sagte die Kallingerin mürrisch. Sie hatte eher gehofft, dass der Polizeiobermeister zwei, drei Leberkäsesemmeln kaufen würde. »Was ist mit dem?«

»Hat der eine Plastiktüte dabeigehabt?«

Sie überlegte.

»Keine Ahnung. Vielleicht. So genau habe ich nicht hingeschaut. Ich pack dir noch eine Leberkäsesemmel ein. Geht aufs Haus.«

Er fragte noch in ein paar anderen Geschäften nach. Schließlich wurde er fündig.

»Ja, an den kann ich mich erinnern«, sagte der Schuhhändler Mayser. »Vor allem an die Plastiktüte. Das war keine von einem guten Geschäft, sondern eine alte, zerknitterte, richtig verhaute. Mit Löchern drin. Eine Supermarkttüte. Und verschmutzt. Die hat gar nicht zu dem Mann und seiner eleganten Kleidung gepasst.«

 

Hölleisen biss in die Leberkäsesemmel. Er steckte sie wieder zurück ins Papier. Bei Hitze schmeckten die einfach nicht. Dann zog er seinen Block heraus und fertigte eine Skizze der Straße und ihrer Geschäfte an. Er zeichnete Markierungen ein: Bis dorthin hatte man den Mann noch mit Tüte gesehen, dann ohne. Hölleisen ging den Weg zwischen diesen beiden Punkten ab, bog auch ein Stück in die Seitengassen ein, hatte vor, einen Blick in die...

Erscheint lt. Verlag 22.5.2019
Reihe/Serie Kommissar Jennerwein ermittelt
Zusatzinfo 1 s/w Abbildung
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Alpenkrimi • Amateurverbrecher • Ausspionieren • Bank • Bankdirektor • Bankgeheimnis • Bayern • Berge • Brauchtum • Einheimisch • Erpressung • Feuerrad • Geheimnis • Grasegger • Honoratioren • Humor • Kommissar Jennerwein • Krimi • Kriminalroman • Kurort • Mafia • Mord • Mordmotiv • Motiv • Neugier • Putzfrau • Schließfach • Spannung • Tatort • verriegelt • Werdenfelser Land • Witz
ISBN-10 3-10-490940-7 / 3104909407
ISBN-13 978-3-10-490940-0 / 9783104909400
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