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Der lange Weg nach Orbadoc (eBook)

Melindor-Trilogie, Band I
eBook Download: EPUB
2017 | 3. Auflage
288 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7431-0472-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der lange Weg nach Orbadoc -  Benita Batliner
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Eine Unheil verkündende Vision liegt über Geronimos erstem Flug nach Orbadoc. In einem Sturm wird er von seiner Familie, den Fliegenden Schweinen, getrennt und ist nun, unerfahren und jung wie er ist, auf sich allein gestellt. Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit. Bis zum Odelynstag muss Geronimo das kostbare Amulett der Sippe nach Orbadoc bringen, sonst verlieren die Fliegenden Schweine ihre Flugfähigkeit. Unterwegs befreundet er sich mit der Krähe Deborah. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg, auf dem Begegnungen mit magischen Wesen, neue Freundschaften aber auch viele Gefahren und Abenteuer auf sie warten. Eine berührende Geschichte über Freundschaft und darüber, wie der Glaube an sich selbst Flügel verleiht.

Benita Batliner, geboren 1966, lebt in Liechtenstein. Nach dem Durchwandern verschiedener Berufe widmet sie sich ihrer Leidenschaft, dem Schreiben, und gibt Kurse in Kreativem und Biografischem Schreiben sowie zu verschiedenen Themen über bewusstes Sein. Ihr Roman - Der lange Weg nach Orbadoc - ist der Auftakt zu einer Trilogie über die Abenteuer des Fliegenden Schweines Geronimo und der Krähe Deborah in Melindor, einem Land voller Geheimnisse, Menschen und magischer Wesen.

AUFBRUCH


„Kann das Leben noch schöner sein?“, fragte Geronimo mit träumerischer Miene und blinzelte in die Sonne, die ihm zärtlich den Bauch kitzelte.

„Höchstens in Orbadoc“, sagte Rochulio, der neben ihm im Gras lag.

„Nur dort ist der Klee noch saftiger, die Butterblumen noch fetter und die Olbknollen so gross wie die Hinterbacken von Jungschweinen und so schmackhaft und würzig wie sonst nirgends auf der Welt. Der dicke Olger hat mir erzählt, dass die Erde zwischen den Wurzeln der Olbbäume so locker ist, dass einem die Olbknollen beinah von alleine entgegen fliegen“, schwärmte Fegasio. Er rollte sich zur Seite und schmatzte, als kaue er bereits an einer dicken Olbknolle herum.

Geronimo lief das Wasser im Maul zusammen.

„Wusstet ihr, dass wir Fliegenden Schweine früher das ganze Jahr über in Orbadoc wohnten? Vater hat es mir erzählt. Damals regnete es noch öfter und Orbadoc war das ganze Jahr über üppig und grün. Wir mussten noch nicht zweimal im Jahr die lange Strekke zwischen Norden und Süden hin- und herfliegen. Aber die Sommer wurden immer trockener, das Gras verdorrte und die Olbknollen waren nur noch klein und schrumplig. Sie reichten nicht mehr für alle bis in den Winter hinein. Darum mussten wir eine zweite Heimat finden, wo es genug Nahrung gab und wir den Sommer verbringen konnten.“

„Die haben wir hier in Ipsalöö gefunden“, stellte Fegasio zufrieden fest.

„Glaubt ihr, es ist in Orbadoc wirklich noch schöner als hier?“, fragte Rochulio mit grossen Augen.

„Natürlich!“, sagte Geronimo bestimmt. „Nirgends in Melindor ist es schöner, als in Orbadoc. Das weiss doch jeder.“

„Du warst doch noch gar nie dort“, maulte Rochulio. „Genauso wenig wie wir beide.“

„Aber Vater hat es gesagt und Olimbo und Oraklingard und einfach alle die schon dort waren.“ Geronimo reckte sein Kinn vor. „Ausserdem ist Orbadoc nun mal unsere wahre Heimat und nicht Ipsalöö.“

„Ja, das stimmt“, sagte Fegasio mit glasigem Blick. „Könnt ihr es auch kaum erwarten, dass wir die grosse Reise antreten?“

Geronimo und Rochulio nickten.

„Es kommt mir manchmal so vor, als würde ich schon jedes Geheimnis dieses wundervollen Landes kennen“, schwärmte Geronimo. „Das liegt wohl daran, dass die älteren Fliegenden Schweine immer so lebendig davon berichten, wenn wir uns abends auf der grossen Wiese treffen und Geschichten erzählen.“

„Wieso weisst du immer ein bisschen mehr als wir? Du wurdest schliesslich auch erst in diesen Frühling geboren, genau wie wir.“

Rochulio zog seine Stirn kraus und Geronimo lachte. Sein Cousin sah zu drollig aus, wenn er den strengen Gesichtsausdruck seines Onkels Hieronymus nachahmte.

„Du weisst doch, dass ich ständig diese Extralektionen bekomme“, sagte Geronimo und verdrehte die Augen.

„Weil du mal unser Anführer wirst“, sagte Fegasio und musterte seinen Cousin von der Nase bis zum Ringelschwanz.

„Dazu musst du allerdings noch ein bisschen wachsen.“

Geronimos Ohren glühten wie sie es immer taten, wenn er sich schämte. Er wusste sehr wohl, dass er der kleinste von allen Ferkeln war, aber das war doch nicht seine Schuld. Er streckte seinem Cousin die Zunge heraus.

„Geronimo!“

Wie ein Wirbelsturm fegte Hieronymus‘ Stimme über den Hügel. Gräser erzitterten, Vögel verstummten, Schmetterlinge klappten entsetzt ihre Flügel zusammen und ein fetter Käfer, der sich hoffnungsvoll am Stängel einer Wilden Möhre empor gehangelt hatte, plumpste vor Schreck auf Geronimos Nase.

„Wo steckst du schon wieder?“

Augenblicklich war Geronimo auf den Beinen. Rochulio und Fegasio duckten sich tiefer ins Gras. Vergessen waren ihre Tagträume. Klee und Butterblumen welkten dahin und die Olbknollen verschrumpelten zu erbärmlichen Häufchen. Orbadoc rückte in weite Ferne.

„Ich komme schon, Vater“, rief Geronimo, stiess sich vom Boden ab und schoss schnell wie ein Komet den Hügel hinab. Den Anführer der Fliegenden Schweine liess man besser nicht warten. Kurz vor seinem Vater zog Geronimo noch einmal in die Höhe, legte die Flügel an den Körper, drehte sich im Fallen um die eigene Achse, breitete die Schwingen wieder aus und landete in einer eleganten Schleife direkt neben Hieronymus.

„Hab’ noch ein bisschen geübt“, schwindelte er und warf Hieronymus einen bangen Seitenblick zu. Sein Ringelschwänzchen zuckte nervös. Er wappnete sich schon für eine weitere Predigt seines Vaters, wie er sie schon oft gehört hatte: „Es schickt sich nicht für den Sohn des Anführers, sich stundenlang mit seinen Cousins im Gras zu wälzen und zu träumen. Für den Sohn des Anführers gibt es immer etwas Nützliches zu tun, gibt es immer etwas zu lernen. Schliesslich hast du einmal eine grosse Aufgabe zu erfüllen, wenn du dereinst in meine Fussstapfen trittst.“ Es war immer das Gleiche! Nicht nur von seinem Vater. Auch Olimbo, der Fluglehrer sprach so mit ihm, genauso wie alle anderen älteren Schweine. Der Sohn des Anführers soll dies, der Sohn des Anführers muss jenes, das darf er nicht und dies schon gar nicht. Alles sollte er besser können als die anderen Ferkel, weil er sie eines Tages anführen würde.

„Dieses Manöver haben wir heute im Flugunterricht gelernt“, sagte Geronimo. „Olimbo hat mich sogar gelobt, Vater. Ich war genau so schnell wie Rochulio und Fegasio. Und meine Schleifen hab’ ich sogar präziser geflogen als sie, sagt Olimbo.“

Hieronymus musterte ihn von der Seite.

„Naja, vielleicht nicht ganz so schnell“, sagte Geronimo und verzog das Gesicht. „Aber das mit den Schleifen stimmt. Ich kann nun mal noch nicht so schnell wie sie. Sie sind grösser und stärker als ich, das weisst du doch. Ich bemüh’ mich ja Vater.“

„Ich weiss, mein Sohn, ich weiss. Sogar deine Cousinen Backlinda und Susalia sind grösser als du.“

Geronimo schielte zu seinem Vater. Würde er ihn wieder ermahnen wie so oft, wenn er ihn beim Faulenzen und Tagträumen erwischte?

Aber Hieronymus sagte nur: „Komm mit, mein Sohn. Ich muss mit dir reden.“

Schweigend trotteten sie nebeneinander her. Die Abendsonne hatte ein goldenes Tuch über die Landschaft gelegt. Grillen zirpten, als hätten sie der Welt etwas Wichtiges mitzuteilen und die Fledermäuse flogen ihre ersten Jagdrunden.

Mit seinem gewichtigen Körper drückte Hieronymus die dichten Zweige eines Weissdornbusches zur Seite, der den Eingang zu seiner Schlafstätte verdeckte. Flink schlüpfte Geronimo an ihm vorbei und setzte sich an den Rand der erdigen Mulde. Sein Vater liess sich ihm gegenüber auf seine Hinterbakken herab. Schweigend betrachtete er seinen Sohn. Im letzten Monat, seit Geronimo nur noch feste Nahrung zu sich nahm, hatte er zwar mächtig zugelegt, aber er war immer noch zu klein für sein Alter. Anfangs hatte Hieronymus sich oft gesorgt, ob sein Sohn überleben würde, so klein und mager wie er immer gewesen war.

Erst spät war Hieronymus seiner Schwester Metulda auf die Schliche gekommen, dass sie seinen Sohn fast verhungern liess. Immer hatte sie ihrem Bruder beteuert, dass der Kleine ihre prallste Zitze bekäme, das Kerlchen aber einfach nicht trinken wollte. Dabei hatte sie ihn nur an jene Zitze gelassen, die kaum Milch hergab. In seiner eigenen Trauer um seine verstorbene grosse Liebe Mailinda hatte Hieronymus geglaubt, sein Sohn würde ebenfalls unter dem Verlust der Mutter leiden und deshalb so schlecht gedeihen.

Er hatte Metulda geglaubt. Schliesslich war sie seine Schwester. Es war auch nicht so, dass sie ihren Neffen hasste. Sie wollte nicht, dass er starb. Sie wollte nur, dass er schwach blieb. Ein schwacher Eber konnte niemals der Anführer der Fliegenden Schweine sein. Ihre beiden Söhne hingegen waren stark und die nächsten in der Erbfolge. Nachdem Hieronymus Metuldas übles Spiel durchschaut hatte, überwachte er alle Mahlzeiten seines Sohnes persönlich. Der Verrat seiner Schwester hatte ihn schwer getroffen. Aber er hatte ihr gezeigt, wer hier den Ton angab. Sein Sohn, ob er jetzt noch klein war oder nicht, würde eines Tages seine Nachfolge antreten.

Der kleine Kerl hatte ein grosses Herz und er war klug. Das waren Eigenschaften, die für einen Sippenanführer wichtiger waren, als ein starker Körper. Ausserdem war er Hieronymus’ einziges Kind. Er liebte ihn über alles. Und er war das Einzige, was ihm von Mailinda geblieben war.

Erwartungsvoll aber noch ein wenig ängstlich blickte Geronimo zu der imposanten Gestalt seines Vaters empor. Er sah gar nicht zornig aus, stellte Geronimo erleichtert fest. Eher nachdenklich, sogar ein wenig besorgt.

Und er schwieg noch immer.

„Vielleicht“, dachte Hieronymus, „hätte ich Geronimo zu einer anderen Bache bringen sollen. Zu einer, der das Wohl meines Sohnes mehr am Herzen gelegen wäre. Zu Silonda zum Beispiel. Sie macht mir seit Mailindas...

Erscheint lt. Verlag 25.9.2017
Reihe/Serie Trilogie
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Abenteuer • Fantasy • Fliegende Schweine • Freundschaft • Selbstvertrauen
ISBN-10 3-7431-0472-5 / 3743104725
ISBN-13 978-3-7431-0472-3 / 9783743104723
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