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Die Einsamkeit des Todes (eBook)

Kriminalroman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
512 Seiten
Blanvalet (Verlag)
978-3-641-16053-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Einsamkeit des Todes -  Petra Johann
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Alles, was du fürchtest, liegt tief vergraben im Schnee ...
Ausgerechnet auf einer Hochzeit erfährt Max Leitner, dass seine Verlobte Sarah eine Affäre mit seinem Bruder hat. Max löst die Verlobung und wirft Sarah noch in der Nacht aus seiner Wohnung. Zwei Jahre später erhält Max anonyme Botschaften, in denen behauptet wird, er hätte Sarah in jener Nacht getötet. Er forscht selbst nach und stellt fest, dass seine Exverlobte tatsächlich seit der Hochzeit verschwunden scheint. Dann wird in einem Wald im Chiemgau der Koffer gefunden, den Sarah damals mitnahm. Und im selben Wald liegt eine Leiche ...



Petra Johann, Jahrgang 1971, ist promovierte Mathematikerin. Sie arbeitete mehrere Jahre in der Forschung und in der Softwarebranche, bevor sie ihre wahre Berufung fand: Menschen umbringen - wenn auch nur auf dem Papier. Petra Johann ist im Ruhrgebiet aufgewachsen, mittlerweile lebt sie in Bayern.

30. August 2014

1

Max Leitner lehnte an der Bar und sah den Freundinnen beim Tanzen zu. Die Party war in vollem Gange. Es war noch nicht Mitternacht, doch bereits jetzt war absehbar, dass die Feier das Etikett »Traumhochzeit« verpasst bekommen würde. Die Trauung war so romantisch gewesen, wie Laura es sich gewünscht hatte – blumengeschmückte Kutsche zur Kirche inklusive. Außerdem hatte sie reichlich Stoff für Anekdoten geboten – von dem Blumenmädchen, das sich vor lauter Aufregung über der Kirchenschwelle erbrach, bis zum Kutschpferd, das ausgerechnet der Bürgermeisterin auf die neuen Pumps äpfelte –, um der Gemeinde noch für lange Zeit in Erinnerung zu bleiben. Andy hatte eine grandiose Rede gehalten, die nicht nur seine frisch angetraute Braut zu Tränen gerührt hatte. Und auch Max hatte sich seiner Trauzeugenpflichten einigermaßen gewandt entledigt.

Mittlerweile war der offizielle Teil inklusive Festmenü vorbei. Die älteren Gäste hatten die Heimreise angetreten oder sich in ihre Hotelzimmer verzogen, und der DJ spielte nach den obligatorischen Walzern zu Beginn nun Hits der letzten drei Jahrzehnte. Laura rockte mit ihren drei besten Freundinnen auf der Tanzfläche ab, alle strahlend und rosig und überdreht, mittendrin Tobi, nach Max’ Einschätzung der einzige Mann im Raum, der mit den Mädels an Schwung und Anmut mithalten konnte. Max selbst hatte sich zwar von Sarah für einen langsamen Walzer auf die Tanzfläche ziehen lassen, doch damit hatte er sich seiner Ansicht nach zur Genüge blamiert.

Jetzt beobachtete er, wie Laura, Sarah, Miriam und Jessica zu Left Outside Alone eine übermütige Choreographie aufführten, die sie sich vor zehn Jahren zu Abiturzeiten ausgedacht hatten. Er griff zu seinem Mineralwasser, da legte sich ein mächtiger Arm im verschwitzten, weißen Hemd um seine Schultern.

Andys Bass übertönte mühelos die laute Musik. »Auf Laura und mich!« Er stieß seine Champagnerflöte gegen Max’ Glas, dass es bedenklich klirrte. »Aber eins muss ich dir sagen, Max: Ich werde dir nie verzeihen, dass du ausgerechnet auf meiner Hochzeit nüchtern bleibst. Wann hat man je davon gehört, dass der Trauzeuge mit Wasser anstößt? Hättest du nicht irgendwen bestechen können, deinen Notdienst zu übernehmen?« Andy setzte sein Glas an die Lippen und trank es in einem Zug halb leer.

Max machte dasselbe mit seinem Wasser. »Und wann hat man je davon gehört, dass der Bräutigam zu besoffen ist, um seinen ehelichen Pflichten in der Hochzeitsnacht nachzukommen?«

Andy grinste anzüglich. »Da besteht keine Gefahr, mein Junge! Oder hast du schon mal eine attraktivere Braut gesehen? Und nach allem, was ich mitbekommen habe, hat Laura nicht nur einen Riesenaufwand betrieben, das Kleid auszusuchen, sondern auch das Darunter.« Er machte ein schmatzendes Geräusch mit seinen fleischigen Lippen. »Außerdem ist das erst mein viertes oder fünftes.« Er trank einen weiteren großen Schluck und stellte das leere Glas dann auf dem Bartresen ab. »Nicht, dass ich überhaupt den Unterschied zu Aldi-Champagner herausschmecken würde. Ich hoffe, das Zeug ist den horrenden Preis wert, den sie dafür berechnen.«

»Warum hast du dann nicht irgendeinen billigen Fusel bestellt, wenn du den Unterschied ohnehin nicht bemerkst?«

»Weil …« Andy machte mit seinem freien Arm eine ausholende Geste, die den Bankettsaal voller Gäste umfasste und Lauras exzentrischem Patenonkel, der just in dem Augenblick an ihnen vorbeitaperte, fast das Toupet vom Kopf gefegt hätte. »Weil ihn vielleicht irgendeiner hier bemerken würde. Außerdem ist für Laura das Beste gerade gut genug.«

Er sah zufrieden in die Runde, was er Max’ Ansicht nach auch sein durfte. Sie feierten im Seehotel in Prien direkt am Chiemsee, und wesentlich besser konnte man es im Chiemgau tatsächlich nicht bekommen. Allerdings wusste Max, dass Laura auch mit einer Party in der Scheune ihres Vaters zufrieden gewesen wäre. Hauptsache, es feierten viele Leute mit. Andy war derjenige der beiden, der Eindruck schinden wollte.

»Wow, sind sie nicht einfach wunderschön?«

Andy schaute zur Tanzfläche, und Max folgte seinem verklärten Blick.

Laura und Sarah hatten sich von der Mitte der Tanzfläche etwas an den Rand bewegt, wo Sarah strahlend auf die Braut einredete, ohne dabei aus dem Rhythmus zu kommen. Plötzlich streckte Laura ihre Hand aus, strich über Sarahs Bauch und umarmte sie so heftig, dass sie die deutlich zierlichere Freundin fast erdrückt hätte. Max konnte sich denken, was Sarah Laura anvertraut hatte. In seinen Augen hatte sie einen seltsamen Zeitpunkt gewählt, aber er hatte noch nie von sich behauptet, Frauen zu verstehen.

Andy schien es ebenfalls bemerkt zu haben. »Frauen sind schon seltsam. Wir haben wirklich Glück mit unseren, was?«

»Du sagst es«, entgegnete Max inbrünstig.

»So viel Glück, so viel Glück.« Andy nickte vor sich hin, packte Max dann noch fester und drückte ihn an sich.

Max fühlte sich, als würde er von einem Bären geherzt. Er fragte sich, ob Andy tatsächlich nur fünf Gläser Champagner intus hatte. Normalerweise wurde sein ältester Freund erst nach der dritten Flasche Wein sentimental, aber vermutlich galten auf der eigenen Hochzeit andere Regeln. Max würde es bald selbst herausfinden.

Andy senkte die Stimme zu etwas, das er wohl für ein vertrauliches Flüstern hielt, sodass man ihn wegen der lauten Musik nur in einem Umkreis von fünf Metern hören konnte. »Weißt du, ich hatte ja meine Zweifel an dir und Sarah. Natürlich nicht an dir, aber an Sarah. Sie ist so flatterhaft. Als du vorgestern sagtest, ihr würdet heiraten, da schien mir das keine gute Idee. Ich meine, Schwangerschaft hin oder her …«

Max kniff die Augen zusammen. »Sarah ist nicht flatterhaft. Sie hatte bisher nur kein klares Ziel im Leben.«

Andy nickte heftig. »Genau das meine ich, genau das. Aber mit dem Baby wird sich das ändern. Sie ist die Richtige für dich. Sarah ist eine tolle Frau. Und Heiraten ist sowieso das Beste!«

»Das ist sie«, bestätigte Max.

Überraschenderweise kam noch eine Bestätigung von links. »Oh ja! Sarah ist eine tolle Frau! Und Laura ist eine tolle Frau! Und ihr beide seid die tollsten Kerle, weil ihr so tolle Frauen habt! Darauf trinke ich. Scheiße, mein Glas ist leer. Na, macht nichts. He, noch einen!«

Tobi knallte sein Glas auf die Theke, dass es fast einen Sprung bekommen hätte. Max hatte seinen jüngeren Bruder hinter Andys breitem Kreuz nicht kommen sehen.

»Hey, Tobi«, begrüßte Andy ihn. »Ich dachte, du wolltest die Ehre der gesamten Männerwelt auf der Tanzfläche verteidigen.«

»Das könnt ihr schön selbst tun! Ich habe es satt, immer nur der Vertreter zu sein.« Tobi fuhr sich mit seiner Hand durch die blonden Haare, die dadurch noch wuscheliger nach oben standen.

»Alles in Ordnung?«, erkundigte Max sich besorgt.

»Natürlich nicht. Mein Glas ist leer. He, noch einen Doppelten!« Tobi hämmerte mit dem Glas auf den Tresen.

Max legte ihm eine Hand auf den Arm. »Meinst du nicht, dass du schon genug getrunken hast?«

»Nein, meine ich nicht.« Tobi starrte erst Max, dann Andy böse an. »Und er hat doch wohl genug Kohle, dass wir alle bis zum Sonnenaufgang durchsaufen können. Ah, danke, schöne Frau!« Er griff bedächtig sein Glas, als sei es der Heilige Gral. Dann hob er es hoch und prostete Andy und Max zu. »Auf eure tollen Frauen! Und auf ihre tollen Männer! Und auf die armen Scheißkerle, die die Frauen nicht kriegen, die sie lieben!«

Er stürzte den Whiskey hinunter, schüttelte Max’ Hand ab und stapfte davon.

Max sah ihm erstaunt nach. »Was war das denn?«

Andy zuckte mit den Achseln. »Frag mich nicht! Er ist dein Bruder.«

»Es klang, als hätte er Liebeskummer.«

»Tobi? Witzig! Der kann das Wort nicht einmal buchstabieren.«

»Vielleicht sollte ich ihm nachgehen.«

»Daraus wird nichts. Wir werden auf der Tanzfläche verlangt.«

Tatsächlich hatte der DJ beschlossen, dass es Zeit für ein bisschen Romantik war, und nach Rhythm Is A Dancer irgendetwas von James Blunt aufgelegt. Bei den ersten Takten waren Laura und Sarah lachend losgesprintet – so schnell ihre hochhackigen Schuhe das erlaubten – und stürzten sich jetzt auf die Freunde. Laura gab Max einen raschen Kuss auf die Wange und flüsterte ihm ins Ohr: »Ich freu’ mich so für euch!« Dann ergriff sie die Hand ihres frisch gebackenen Ehemanns und zog ihn auf die Tanzfläche. Max folgte mit Sarah, und für die nächsten Minuten, während Sarah sich an ihn schmiegte und sie eng umschlungen von einem Fuß auf den anderen traten, vergaß Max seinen kleinen Bruder.

»Bist du glücklich?«, murmelte Sarah.

»Ja, sehr.« Er küsste sie aufs Haar.

Es war die Wahrheit. Als sie ihm vor zehn Tagen das Ergebnis des Schwangerschaftstests gezeigt hatte, hatte ihn Panik gepackt. Zu früh! Zu bald! So hatte er das nicht geplant! Doch dann hatte er sie beide überrascht, indem er ihr einen Heiratsantrag gemacht hatte. Sie hatte gezögert. »Bist du sicher, dass du das wirklich willst?« »Ja«, hatte er behauptet. Da hatte sie ebenfalls »Ja« gesagt, und seitdem waren die Zweifel wie weggeblasen.

»Und dennoch bist du mit deinen Gedanken woanders. Was ist los?«

»Nichts.«

Sie beugte sich zurück und sah ihm in die Augen.

Max wurde klar, dass Sarah recht hatte. Sie konnte seine Stimmungen besser lesen als er selbst. »Ich mache mir Sorgen um Tobi.«

Sarah versteifte sich für einen kurzen Moment, dann...

Erscheint lt. Verlag 16.10.2017
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Schlagworte Brüder • Chiemgau • Chiemsee • dement • eBooks • Erbe • Ermittlung • Falsche Spur • Freunde • Heimatkrimi • Hochzeit • Krimi • Kriminalromane • Krimis • Mord • Schatten der Schuld • Weihnachten • Winter
ISBN-10 3-641-16053-7 / 3641160537
ISBN-13 978-3-641-16053-1 / 9783641160531
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