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Basar der bösen Träume (eBook)

Spiegel-Bestseller

(Autor)

eBook Download: EPUB
2016 | 1. Auflage
816 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-16403-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Basar der bösen Träume -  Stephen King
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Hier werden Albträume wahr
Abermals legt Stephen King, u. a. Träger des renommierten »O.-Henry-Preises«, eine umfassende und vielseitige Kurzgeschichtensammlung vor. Von den insgesamt 20 Storys wurden bislang erst drei auf Deutsch veröffentlicht. Die Originale erschienen teilweise in Zeitschriften; andere sind bislang gänzlich unveröffentlicht.

Nicht immer blanker Horror, aber immer psychologisch packend und manchmal schlicht schmerzhaft wie ein Schlag in die Magengrube - Geschichten, die uns einladen, Stephen Kings Meisterschaft im Erzählen aufs Neue beizuwohnen, oder, wie er selbst in seinem Basar der bösen Träume ausruft: »Hereinspaziert, ich habe die Geschichten eigens für Sie geschrieben. Aber seien Sie vorsichtig. Bestenfalls sind sie bissig und schnappen zu.«

Stephen King, 1947 in Portland, Maine, geboren, ist einer der erfolgreichsten amerikanischen Schriftsteller. Bislang haben sich seine Bücher weltweit über 400 Millionen Mal in mehr als 50 Sprachen verkauft. Für sein Werk bekam er zahlreiche Preise, darunter 2003 den Sonderpreis der National Book Foundation für sein Lebenswerk und 2015 mit dem Edgar Allan Poe Award den bedeutendsten kriminalliterarischen Preis für Mr. Mercedes. 2015 ehrte Präsident Barack Obama ihn zudem mit der National Medal of Arts. 2018 erhielt er den PEN America Literary Service Award für sein Wirken, gegen jedwede Art von Unterdrückung aufzubegehren und die hohen Werte der Humanität zu verteidigen.

Seine Werke erscheinen im Heyne-Verlag.

Raststätte Mile 81

Für Nye Willden und Doug Allen,
die meine ersten Kurzgeschichten annahmen

1. Pete Simmons (Huffy, Bj. 2007)

»Du kannst nicht mit«, sagte sein älterer Bruder.

George sprach mit gedämpfter Stimme, obwohl seine übrigen Freunde – eine Gruppe Zwölf- und Dreizehnjähriger aus der Nachbarschaft, die sich die Rip-Ass Raiders nannten – am anderen Ende der Straße waren. Wo sie ziemlich ungeduldig auf ihn warteten. »Ist viel zu gefährlich.«

»Ich hab keine Angst«, antwortete Pete. Er sagte das ganz tapfer, obwohl er eigentlich schon etwas Angst hatte. George und seine Freunde wollten zur Kiesgrube hinter der Bowlingbahn. Dort wollten sie was spielen, was Normie Therriault erfunden hatte. Normie war der Anführer der Rip-Ass Raiders, und das Spiel hieß Fallschirmspringer des Satans. Zum Rand der Kiesgrube führte ein Weg mit tiefen Fahrspuren, und das Spiel bestand daraus, ihn mit vollem Tempo auf dem Rad hinunterzurasen, dabei aus voller Lunge »Raiders sind die Größten« zu brüllen und erst direkt an der Kante abzuspringen. An der üblichen Stelle ging es höchstens drei Meter oder so runter, und die erprobte Landefläche war recht weich, aber früher oder später würde jemand anstatt auf dem Sand auf dem harten Kies landen und sich den Knöchel verstauchen oder den Arm brechen. Das wusste sogar Pete (obwohl das für ihn den Reiz an der Sache noch erhöhte). Dann würden die Eltern das rauskriegen, und das Ende der Fallschirmspringer des Satans wäre gekommen. Vorläufig ging das Spiel jedoch – natürlich ohne Helm – weiter.

George ließ seinen Bruder aus gutem Grund nicht mitspielen; er war nämlich für Pete verantwortlich, solange ihre Eltern in der Arbeit waren. Wenn Pete sein Huffy in der Kiesgrube zu Schrott fuhr, dann bekäme George höchstwahrscheinlich eine ganze Woche Hausarrest. Und wenn der Kleine sich was brach, gab’s bestimmt sogar einen Monat. Und wenn es – gottbewahre! – der Hals war, würde George sich vermutlich die gesamte Zeit, bis er aufs College ging und zu Hause auszog, in seinem Zimmer vertreiben müssen …

Außerdem liebte er den kleinen Scheißer.

»Häng einfach hier draußen ab«, sagte George. »In zwei Stunden sind wir wieder da.«

»Mit wem abhängen?«, fragte Pete. Es waren Osterferien, aber alle seine Freunde, die seine Mutter als altersgemäß bezeichnen würde, schienen irgendwohin verreist zu sein. Ein paar waren nach Disney World in Orlando gefahren, und wenn Pete daran dachte, stieg Neid und Eifersucht in ihm auf – ein übles Gebräu, aber eigenartig wohlschmeckend.

»Häng einfach ab«, sagte George. »Geh in den Supermarkt oder so was.« Er wühlte in der Hosentasche und brachte zwei verknitterte Dollarscheine zum Vorschein. »Hier hast du ein bisschen Knete.«

Pete sah auf das Geld. »Super, damit kann ich mir ja ’ne Corvette kaufen. Oder gleich zwei.«

»Beeil dich, Simmons, sonst fahren wir ohne dich!«, rief Normie.

»Komme!«, rief George zurück. Dann sagte er leise zu Pete: »Nimm das Geld, und sei kein Hosenscheißer.«

Pete nahm das Geld. »Ich hab sogar mein Vergrößerungsglas dabei«, sagte er. »Ich wollt denen zeigen, wie …«

»Den Babytrick haben die doch alle schon tausendmal gesehen«, sagte George. Als er sah, wie Petes Mundwinkel nach unten zuckten, bemühte er sich, den Schlag etwas abzumildern. »Guck dir außerdem den Himmel an, Blödmann. Bei so viel Wolken kannst du mit dem Vergrößerungsglas kein Feuer machen. Häng einfach ab, ja? Wenn ich zurückkomme, spielen wir Schiffe versenken oder so was am Computer.«

»Okay, Schisser, dann bis später!«, rief Normie herüber.

»Ich muss jetzt los«, sagte George. »Tu mir den Gefallen, und mach nichts Dummes. Bleib einfach in der Nähe.«

»Du brichst dir wahrscheinlich die Wirbelsäule und bist dann dein ganzes Leben gelähmt und im Arsch«, sagte Pete … und spuckte hastig zwischen gespreizten Fingern aus, um den Fluch ungeschehen zu machen. »Alles Gute!«, rief er seinem Bruder nach. »Spring am weitesten!«

George winkte mit einer Hand, um zu zeigen, dass er verstanden hatte, sah sich aber nicht noch einmal um. Er stand auf den Pedalen seines Fahrrads, eines großen, alten Schwinns, das Pete bewunderte, aber nicht fahren konnte (einmal hatte er es versucht und war mitten in der Einfahrt hingeknallt). Pete beobachtete, wie sein Bruder das Tempo steigerte, während er ihre Straße hier im Vorort Auburn entlangraste, um zu seinen Kumpels aufzuschließen.

Dann war Pete allein.

Er nahm das Vergrößerungsglas aus der Gepäcktasche und hielt es über den Unterarm, aber es gab weder einen Lichtfleck, noch spürte er, dass es warm wurde. Grimmig sah er zu den tief hängenden Wolken auf und steckte das Vergrößerungsglas zurück. Es war ein gutes, ein Richforth. Er hatte es letzte Weihnacht bekommen, als Hilfsmittel für seine Ameisenfarm im Naturkundeprojekt an der Schule.

»Es wird in der Garage enden und Staub ansetzen«, hatte sein Vater gesagt, aber obwohl das Ameisenfarmprojekt seit Februar beendet war (Pete und seine Partnerin Tammy Witham hatten eine Eins dafür bekommen), hatte Pete das Vergrößerungsglas immer noch nicht satt. Besonderen Spaß machte es ihm, im Garten hinter dem Haus Löcher in Papierfetzen zu brennen.

Aber nicht heute. Heute erstreckte sich der Nachmittag vor ihm so endlos wie eine Wüste. Er konnte nach Hause fahren und fernsehen, aber sein Vater hatte alle interessanten Programme blockiert, nachdem er entdeckt hatte, dass George Boardwalk Empire, das voller Gangster und nackter Busen war, aufgezeichnet hatte. Auf ähnliche Weise war Petes Computer blockiert, und er hatte noch nicht rausgekriegt, wie sich diese Kindersicherung umgehen ließ; obwohl das noch kommen würde – es war nur eine Frage der Zeit.

Also?

»Also nichts«, sagte er halblaut und strampelte auf seinem Rad langsam zum Ende der Murphy Street. »Also … beschissen … nichts.«

Zu klein, bei den Fallschirmspringern des Satans mitzumachen, weil es zu gefährlich wäre. Echt Scheiße. Wenn ihm doch nur etwas einfiele, was George und Normie und all den Raiders zeigen würde, dass auch kleine Jungen Gefahren bestehen konn…

Da fiel ihm etwas ein. Er konnte die aufgegebene Raststätte erforschen! Pete glaubte nicht, dass die Großen davon wussten, denn der Junge, Craig Gagnon, der ihm davon erzählt hatte, war in seinem Alter gewesen. Er hatte gesagt, er sei letzten Herbst mit ein paar anderen Kindern, Zehnjährigen, dort gewesen. Natürlich konnte das alles gelogen gewesen sein, aber das glaubte Pete nicht. Craig hatte zu viele Einzelheiten erzählt, obwohl er sonst nicht gerade besonders fantasievoll war. Eher sogar unterbelichtet.

Mit dem Ziel vor Augen trat Pete nun schneller in die Pedale. Am Ende der Murphy Street bog er links in die Hyacinth ein. Auf dem Bürgersteig war niemand unterwegs, am Randstein parkten keine Autos. Aus dem Haus der Rossignols war das Heulen eines Staubsaugers zu hören, aber sonst hätten alle schlafen oder tot sein können. Pete vermutete, dass sie in Wirklichkeit, wie seine Eltern auch, in der Arbeit waren.

Er fuhr nach rechts auf die Rosewood Terrace hinaus, vorbei an dem gelben Schild mit der Aufschrift SACKGASSE. Entlang der Rosewood standen nur ungefähr ein Dutzend Häuser. Am Ende der Straße verlief ein Maschendrahtzaun quer über die Fahrbahn. Dahinter lag ein Dickicht aus Büschen und kümmerlichem aufgeforstetem Wald. Als Pete sich dem Maschendrahtzaun (und dem daran völlig überflüssigerweise angebrachten Schild KEINE DURCHFAHRT) näherte, hörte er zu treten auf und rollte im Freilauf weiter.

Eines war ihm – vage – bewusst: Auch wenn er George und seine Raider-Kumpels als Große ansah (wofür die Raiders sich natürlich selbst hielten), waren sie nicht wirklich die Großen. Die wirklich Großen waren ultracoole Teenager, die einen Führerschein und eine Freundin hatten. Echte Große gingen auf die Highschool. Sie tranken gern, rauchten Gras, hörten Heavy Metal oder Hip-Hop und fummelten mit den Mädchen rum.

Also auf zur aufgegebenen Raststätte!

Pete stieg von seinem Huffy ab und sah sich um, ob er beobachtet wurde. Hinter ihm war niemand. Sogar die lästigen Crosskill-Zwillinge, die jede Ferien im ganzen Viertel Seilspringen übten (im Tandem), waren nirgends zu sehen. Ein glattes Wunder, fand Pete.

Nicht allzu weit entfernt konnte Pete das gleichmäßige Wusch-wusch-wusch von Autos auf der I-95 hören, die in südlicher Richtung nach Portland oder in nördlicher nach Augusta unterwegs waren.

Sogar wenn Craig die Wahrheit gesagt hatte, war der Zaun wahrscheinlich repariert worden, dachte Pete. Bei seiner Pechsträhne heute würde ihn das nicht wundern.

Als er näher hinsah, war jedoch zu erkennen, dass der Zaun, obwohl er so aussah, in Wirklichkeit nicht ganz war. Irgendjemand...

Erscheint lt. Verlag 18.1.2016
Übersetzer Ulrich Blumenbach, Bernhard Kleinschmidt, Karl-Heinz Ebnet, Wulf Bergner, Kristof Kurz, Friedrich Mader, Gunnar Kwisinski, Urban Hofstetter, Jürgen Langowski, Gisbert Haefs, Johann Christoph Maass, Jü
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel The Bazaar of Bad Dreams
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Böser kleiner Junge • Die Düne • eBooks • Esquire • Massenmord • Moral • Playboy • Raststätte Mile 81 • Sterben • Storysammlung • The New Yorker • Thriller • Tod • Ur
ISBN-10 3-641-16403-6 / 3641164036
ISBN-13 978-3-641-16403-4 / 9783641164034
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