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Als Schisser um die Welt (eBook)

Spiegel-Bestseller
Die Geschichte von einem, der mitmusste

(Autor)

eBook Download: EPUB
2015 | 1. Auflage
320 Seiten
Goldmann (Verlag)
978-3-641-13038-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Als Schisser um die Welt -  Jan Kowalsky
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Pauschaltourismus, Strandurlaub und Stadtrundfahrten waren gestern - heute gehen wir Bergsteigen im Himalaya oder machen Hundeschlittenrennen in Alaska. Alles ist möglich, kein Ziel unerreichbar! Und doch gibt es Leute, die wollen gar nicht weg. Der Schisser zum Beispiel würde lieber zu Hause bleiben. Das Problem ist nur: Seine Frau liebt Abenteuerreisen. Und er liebt seine Frau. Also verbringt er seine Freizeit notgedrungen überall, nur nicht auf dem geliebten Sofa. Erspart bleibt ihm auf seinen unfreiwilligen Reisen rund um den Globus natürlich nichts: menschenfressende Riesenechsen, Wildwasserrafting mit Zahnverlust, Safari im Schweinsgalopp, auf dem Elefanten durch den Dschungel und dabei immer mit den Nerven zu Fuß. Dies ist die Geschichte von einem, der mitmusste ...

Illustrator und Marketingmann Jan Kowalsky, geboren 1976, reiste als »Schisser um die Welt« und im Anschluss mit seinem Spiegel-Bestseller durch Funk und Fernsehen. Naturgemäß begegnet er auch der Digitalisierung mit gehöriger Skepsis, aber auch einer großen Portion Humor.

I.

Das Abenteuer beginnt
oder: der Anti-Malaria-Schlafanzug

Das Handy klingelte und riss mich unsanft aus meinen Träumen. Ich schreckte hoch. Wie ärgerlich, denn ich hatte es mir gerade auf der Couch, meinem Lieblingsplatz in unserer Wohnung, gemütlich gemacht. Widerwillig ging ich ran. Es war Sarah, meine Frau. Zwischen Autohupen und Motorenknattern konnte ich sie kaum verstehen. Offenbar machte sie, wie immer, mehrere Dinge gleichzeitig. Diesmal: Fahrrad fahren und telefonieren.

»Hallo, Sarah?«, rief ich in den Hörer.

»Hallo, Schatz!«, schrie sie gegen den Verkehr an. »Was machst du gerade?« Ohne auf meine Antwort zu warten, fuhr sie fort, und ihre Stimme überschlug sich dabei fast vor Begeisterung: »Ich hab eine Überraschung für dich!«

»So so«, antwortete ich ein bisschen reserviert, denn ich wusste, wenn Sarah das Wort »Überraschung« in den Mund nahm, war Vorsicht geboten. Im Gegensatz zu mir liebte meine Frau es, immer mal wieder etwas Neues auszuprobieren. Man wusste daher nie, wie viel potenzieller Stress sich hinter dem harmlos klingenden Wörtchen »Überraschung« verbarg. Zum Glück konnte sie das nie lange für sich behalten. Auch jetzt nicht.

»Halt dich fest, ich hab die Tickets!«, rief sie.

»Welche Tickets?«, brüllte ich zurück.

»Na, auf die einsame Insel! Du weißt doch, unser Geheimplan: nur wir beide am anderen Ende der Welt!«, hörte ich sie sagen.

Mir wurde sofort flau in der Magengegend. »Wie bitte?«, stotterte ich ins Telefon.

Meinte sie das wirklich ernst? Dunkel erinnerte ich mich an den Abend, von dem sie gerade sprach. Wir hatten viel gelacht, viel getrunken und noch mehr Blödsinn geredet. Den »Klassiker«, die Flucht aus dem Alltag auf eine einsame Insel, hatten wir scheinbar auch nicht ausgelassen. Ernst gemeint war das natürlich nicht gewesen. Offensichtlich hatte Sarah das anders verstanden.

»Na, unser großer Traum! Endlich mal weg von der Zivilisa­tion. Nur wir und das Meer, sonst nichts«, schwärmte Sarah, begleitet allerdings nicht vom Getöse der Wellen, sondern des Verkehrs.

»Halt mal …«, wollte ich antworten, wurde aber sofort unterbrochen.

»Schatz? Bist du noch dran?«, schrie meine Frau in den Hörer. »Ich kann dich so schlecht verstehen.« Die Verkehrsgeräusche nahmen zu und das Verbindungssignal ab.

»Hallo, hallo! Ja, ich bin noch hier. Und genau da würde ich auch ganz gerne bleiben!«, rief ich verzweifelt.

»Du, ich hör dich nicht mehr, ich erzähl dir alles, wenn ich zu Hause bin, ja? Bis gleich. Küsschen!«, sagte sie und legte auf.

Ich saß baff auf der Couch und starrte aufs Handy. Einsame Insel? Geht’s noch?, dachte ich. In meiner Fantasie sah ich mich bereits wie Tom Hanks in Cast Away: abgemagert bis auf die Knochen, nur bekleidet mit einem spärlichen Lendenschurz und im Gesicht ein langer, fusseliger Rauschebart. Dazu in der Hand ein Bambusspeer, an dem ein roher Fisch zuckte.

Nein, danke. Ohne mich, fuhr es mir durch den Kopf. Sollte Sarah doch Tom Hanks fragen. Ich verkroch mich tiefer in die Couch und zog mir die Decke über den Kopf.

Sarah fragte aber nicht Tom Hanks, sondern mich. Wir hatten nun schon eine ganze Weile heftig diskutiert, als sie mir den einen Satz an den Kopf knallte, der mich auf der Stelle außer Gefecht setzte.

»Stell dich nicht so an«, sagte sie, »mein Vater saß sogar schon mal in der Türkei im Gefängnis. Das war übel.« Das war ihre Art, mir zu verstehen zu geben, dass es Schlimmeres auf der Welt gab als die Reise, die uns bald bevorstand. Ich hingegen wusste nicht, was schlimmer war: dieser Satz oder die scheinbar ausweglose Situation, in der ich mich in diesem Moment befand.

Eigentlich waren meine Frau und ich frisch verliebt, frisch verheiratet, und dieser Trip sollte nun unser Glück besiegeln. Eine Reise auf eine einsame Insel klang ja irgendwie auch ganz romantisch, doch je mehr ich darüber nachdachte, desto kältere Füße bekam ich. Denn im Grunde wollte ich gar nicht weg; nicht ans andere Ende der Welt und ins Gefängnis schon gar nicht.

Aber das konnte ich ihr natürlich nicht sagen, denn Fernreisen waren Sarahs größte Leidenschaft. Bereits als Kind hatte ihr Vater vorgelebt, was auch sie regelmäßig in den Bann zog: Freiheit und Abenteuer.

Eben diese Abenteuerlust hatte ihren alten Herrn einst in der Türkei hinter Gitter gebracht. Er hatte dort einen Berg erklommen, dessen Aufstieg lebensgefährlich und deshalb verboten war. Für diesen Mut erntete er bis heute höchsten Respekt von seiner Tochter. Ich hingegen hatte dafür nichts als völlige Verständnislosigkeit übrig. Bergsteigen, Lebensgefahr und schwedische Gardinen fand ich nicht abenteuerlich, sondern ganz einfach lebensmüde.

In diesem trüben Moment des Zweifelns beugte sich Sarah zu mir rüber, sah mir tief in die Augen und flüsterte: »Ich hab’s nicht so gemeint. Die Reise wird wunderbar, vertrau mir.« Trotz ihrer Bestimmtheit, die sie oft an den Tag legte, hatte Sarah auch eine butterweiche, einfühlsame Seite. Ich schmolz dahin. Ich wusste, sie meinte es ernst, und vergaß für einen Moment sogar den Ernst der Lage.

Das sollte sich aber bald wieder ändern, denn unsere Reise rückte unaufhaltsam näher. Bald gab es kein Zurück mehr. Meine Nervosität stieg ins Unermessliche, denn ich war mir inzwischen sicher: Meine erste große Reise sollte zugleich auch meine letzte sein.

Dank einer fundierten Internetrecherche war ich über seltene Krankheiten, sehr seltene Krankheiten und die seltensten Krankheiten sowie deren Vorkommen informiert. Außerdem hatte ich die Verbreitung medizinischer Einrichtungen studiert, um zum gleichen Ergebnis zu kommen: Auch diese waren sehr selten.

Allein das Lesen solch düsterer Auskünfte machte mich krank. Vielleicht starb ich ja bereits vor der Reise an einer Herzattacke? Aber so einfach würde ich wohl nicht davonkommen. Wahrscheinlicher war es, dass ich von der Malaria gezeichnet wochenlang in irgendeiner Holzhütte dahinvegetieren würde. Mit Schweißperlen auf der Stirn würde ich in Sarahs Augen schauen und sagen: »Home is where the Arzt is.«

Neben Malaria und Knochenbrecherfieber machte mich eine Seuche mit dem Namen Japanische Enzephalitis besonders nervös. Es handelt sich dabei um eine unheilbare Nervenkrankheit mit schlechter Prognose, die erst zu neurologischen Ausfällen und dann zum Tod führen konnte. Dass die Krankheit nur in ländlichen Gebieten mit Schweinezucht und Reisanbau und zudem nur zur Regenzeit auftritt (wir hatten weder geplant, aufs Land zu reisen noch zur Regenzeit unterwegs zu sein), überlas ich geflissentlich. Auch das Infektionsrisiko von 1.000.000:1 ignorierte ich, schließlich war ich mir sicher, wen es erwischen würde: mich.

Also beschloss ich, aktiv zu werden und begab mich einige Tage vor Abflug in ein Outdoor-Fachgeschäft. Ich hatte die Hoffnung, dass es mich beruhigen würde, wenn ich mir erst mal die richtige Ausrüstung zulegte. Das genaue Gegenteil war der Fall. In dem Laden kam ich mir vor wie ein Vegetarier auf dem Schlachthof. Ich befand mich im Epizentrum der Reiselust, für mich ein Kabinett des Grauens. Die unterschiedlichsten Reiseutensilien hingen dort wie Folterinstrumente an den Wänden. Sie setzten die schrecklichsten Fantasien in mir frei und führten mir Reise­notfälle vor Augen, auf die ich von alleine gar nicht gekommen wäre: verletzt im Dschungel? Selbsthilfe mit Notkoffer für nur 29 EUR. Kein Wasser? Kein Problem: einfach selber destillieren mit dem Easy-Water-Katalysator (jetzt zum Aktionspreis!). Oder ganz aktuell im Angebot: Signal-Raketen. Damit bleibt keiner im Nirgendwo lange allein.

Panisch und gestresst irrte ich umher. Es fiel mir schwer, mich zu konzentrieren, darum beschloss ich, mir Hilfe zu holen. Der Verkäufer, den ich ansprach, war standesgemäß in voller Montur unterwegs. Von Kopf bis Fuß war er in »Funktionskleidung« aus den eigenen Regalen gehüllt, er sah aus wie ein lebendiges Schweizer Messer. Lächerlich, dachte ich, fragte aber dennoch freundlich: »Entschuldigung, wo gibt es denn hier etwas gegen Japanische Enzephalitis?«

Das Schweizer Messer guckte mich irritiert an und sagte: »Japanische Hirnhautentzündung? Wissen Sie, wie selten die ist? Da gewinnen Sie eher zweimal nacheinander im Lotto. Außerdem ist der Impfstoff wahnsinnig teuer und muss per Kühlkette direkt aus Japan importiert werden. Den kriegen Sie, wenn überhaupt, nur im Tropeninstitut. Darf ich fragen, wo die Reise hingehen soll?«

»Bali«, antwortete ich, und das Schweizer Messer brach in schallendes Gelächter aus. Dann sagte es mit arrogantem Unterton: »Bali? Ich bitte Sie, da ist ja selbst Malaria selten!«

Das wusste ich natürlich besser, erwiderte aber nichts, denn ich war auf die Unterstützung des Klappmessers angewiesen. Es fügte hinzu: »Versuchen Sie es mal da drüben bei den Insektensprays. Ein guter Mückenschutz ist das, was Sie brauchen.«

Gesagt, getan. Umgehend fand ich mich vor einem Regal wieder, das mit einer Vielzahl von Sprays, Cremes, Lotionen und vielen weiteren Utensilien für den idealen Mückenschutz prall gefüllt war.

Ich fühlte mich vom Angebot und der entscheidenden Frage,...

Erscheint lt. Verlag 22.6.2015
Zusatzinfo mit farbigen Abbildungen
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga Humor / Satire
Schlagworte Abenteuer • Abenteuer, Reise, reisen, Angst, Journeyman, lustig, Wildwasserrafting, Dschungelsafari, fliegen, exotisches Essen • Angst • Dschungelsafari • eBooks • exotisches Essen • Fliegen • Isolation • Journeyman • kleine geschenke für frauen • Lagerkoller • lustig • Quarantäne • Reise • Reisen • Reisen im Kopf • Sofa • Urlaubslektüre • Wahre GEschichte • Wildwasserrafting
ISBN-10 3-641-13038-7 / 3641130387
ISBN-13 978-3-641-13038-1 / 9783641130381
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