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Die Farm (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2018 | 1. Auflage
192 Seiten
diaphanes AG (Verlag)
978-3-03734-832-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Farm -  Max Annas
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Irgendwo in Südafrika. Eine Farm wird belagert und beschossen. Schützen sind keine zu sehen. Sicher ist nur: Die Angreifer sind zum Äußersten entschlossen. In der Farm verbarrikadieren sich ganz unterschiedliche Menschen: Frauen, Männer und Kinder, Chefs und Angestellte, Schwarze und Weiße, ein Polizist, zufällig Anwesende. Wem gilt der Anschlag? Worum geht es? Politik? Rache? Gier? Drogen? Waffen? Aber wissen die draußen mehr? Die Heckenschützen, die im Dunkeln der Nacht operieren? Wer muss sterben, wer wird überleben? Wer zieht die Strippen, wer an den Drähten? Wer wird gewinnen, wer wird verlieren? Und wie lange können acht Stunden sein?

Max Annas' straffer, knapper Roman basiert auf der Grundkonstellation von John Carpenters epochalem Film »Assault on Precinct 13« - und bringt das Kunststück fertig, daraus ein hochkonzentriertes Stück Literatur zu machen.

 

Acht Stunden im Minutentakt, ständiger Perspektivenwechsel, schneidende Genauigkeit. Eine explosive Mischung aus Psycho-Thriller und Neo-Western mit politischem Subtext.

 

Ausgezeichnet mit dem Deutschen Krimi Preis national (Platz 3)

KrimiZEIT-Bestenliste November 2014 bis Januar 2015



Max Annas geboren in Köln, arbeitet an einem Forschungsprojekt zu südafrikanischem Jazz an der University of Fort Hare in East London, Südafrika. Er hat zahlreiche Bücher veröffentlicht zu Themen aus Popkultur, Politik, Sport, Kino und Nahrungsmittelproduktion. Außerdem hat er bei verschiedenen Festivals als Filmkurator gearbeitet. In seinem früheren Leben war er Journalist. »Die Farm« ist sein erster Roman. Max Annas lebt in Südafrika.

24. August, 17.32h

„Ich bin ja kein Rassist“, sagte Franz Muller, machte eine Pause und schaute auf das Loch in seinem Zaun. Er fragte sich, wer sich dort nachts mit einem Bolzenschneider zu schaffen gemacht hatte. Und er wunderte sich, wem der weiße Kastenwagen gehörte, der nahe der Haustür geparkt war. Der dicke Kobus Prins, der neben ihm stand, nickte pflichtschuldig, ohne ein Wort zu sagen. „Aber …“, setzte Muller wieder an und machte eine weitere Pause. Während er deutlich hörbar Luft durch seine Lippen blies, fiel der erste Schuss, plopp, und riss ihm das rechte Ohrläppchen weg.

Muller griff sich an den Kopf und spürte das warme Blut zwischen den Fingern. Plopp. Von Prins kam ein mattes „Ah!“, dann sank er auf die Knie, während seine Hände hilflos nach der Wunde in seinem Rücken suchten. Plopp. Muller warf sich auf den Boden und sah, dass Prins noch einmal getroffen worden war. Er riss den Vertreter zu Boden. Prins spuckte einen Schwall Blut über dem Farmer aus und fiel auf ihn. Die beiden Hunde sprangen über sie hinweg.

Prins tot über sich auf seinem Bauch liegend, drehte sich Muller und sah Trixies Hyundai neben der Haustür, der alte Bedford-Bakkie weiter weg. Dort waren die Hunde jetzt angekommen, panisch aneinandergedrängt. Plopp. Plopp. Plopp. Dieser weiße Kastenwagen, Jaynes kleiner Mercedes, die großen Stacheldrahtrollen. Andere sahen ihr Leben vorbeiziehen, dachte Muller. Im letzten Moment. Er sah sein Eigentum. Simonshoek war sein Leben. Plopp. Jetzt lag er auf der Seite. Prins blutete auf ihn drauf.

Trixie! dachte Muller, wo war sie nur, während ihm der schwere Saatgutvertreter die Luft raubte. „Alle ins Haus!“, rief er mit dem letzten Atem, den er hatte. „Sofort ins Haus!“ Dann fühlte er Prins den Puls. Nur um sicher zu sein.

Trixie! dachte er wieder. Plopp. Er hatte seine Tochter eben noch irgendwo auf der Veranda gesehen. Während er sich weiterdrehte, um besser atmen zu können, hörte er das Geschoss in Metall einschlagen. Irgendein Auto. Er sah Thabo hinter die Stacheldrahtrollen springen, die am Morgen angeliefert worden waren. Das steife Bein zog er ein wenig nach und rollte sich dort zusammen. Plopp.

Plopp.

Plopp.

Plopp.

Eine Scheibe zerplatzte. Das Haus.

Überall hektisches Laufen und Hinwerfen. Muller hörte Schreien und Rufen. „Hierher!“, rief Trixie. Er traute sich nicht, Prins’ schweren Leib von sich zu stoßen. Wenn ihn hier im offenen Gelände zwischen Zaun und dem Farmhaus etwas schützte, dann war es das viele Fleisch.

Gerade fielen allerdings keine Schüsse mehr. Gcilitshana lag bäuchlings hinter seinem Auto auf dem Boden und hatte seine Pistole in der Hand. Den Kopf oben. Die untergehende Sonne schien durch die Fenster auf der einen Seite in den Polizei-BMW hinein und zur anderen Seite wieder heraus. Die Hunde lagen ganz in seiner Nähe. Sie rührten sich nicht mehr. Und dann sah er auch Trixies weißen Rock. Unter dem Bedford auch ihre Füße und noch ein Paar weitere neben ihr. Alte Schuhe und eine dunkle Hose, das musste der Junge sein, der zum Zaunreparieren gekommen war. Plopp. Eine Scheibe im Bakkie zerplatzte. Die Füße dahinter bewegten sich im Zickzack von dem Autoskelett fort. Bleibt doch da, dachte Muller. Einen besseren Schutz findet ihr nicht.

Da waren noch mehr Füße. Er hatte die drei Arbeiter vergessen. Der erste tauchte jetzt rennend hinter dem Bedford auf. Eine Zielscheibe im Blaumann, perfekt beleuchtet vom letzten Strahl der Sonne. Plopp. Er erreichte das Haus mit einem Sprung. Der zweite kam gerannt, gefolgt vom dritten. Plopp. Plopp. Plopp. Plopp. Die Kugeln schlugen in den Kastenwagen ein. Auch die beiden erreichten sicher das Haus.

In einer Minute schon würde es erheblich dunkler sein. Hoffentlich wurde jetzt niemand unvorsichtig. Gcilitshana erhob sich langsam und schaute durch die Fenster seines Autos in die Richtung, aus der die Schüsse gekommen waren. Etwa zwanzig bisher. Oder weniger.

Oder mehr. Wer konnte dahinterstecken? Für ein paar tausend Rand wurden schnell mal ein paar Leute umgebracht. Und die würden sie im Haus auch finden. Aber warum kamen sie ausgerechnet heute? Wo so viele Leute hier waren?

Gcilitshana legte den Arm jetzt auf die Kühlerhaube des BMW, in seiner Hand die Dienstpistole. Das Tageslicht war fast verschwunden. Der Polizist schaute zu Muller hinüber und nickte kurz. Er schoss im Sekundenabstand. Acht Mal. Dann stand er auf und rannte zur Haustür. Kein Schuss von der anderen Seite. Muller rollte Prins’ Körper zur Seite, blieb aber noch liegen. Zum Glück hatte Zak den Bewegungsmelder ausgeschaltet. Auf seinen Sohn war Verlass.

Er konnte gerade noch die Füße unter dem Bedford sehen. Da war Bewegung. Jetzt kam der Handwerker hinter dem Auto hervor. Er lief und hatte Trixie an der Hand. Kein Schuss. Bevor sie die Haustür erreichten, stolperte Trixie, aber der Junge zog sie mit einer geschickten Bewegung ins Haus hinein.

Muller war jetzt allein draußen. Es war fast dunkel, und im Haus wurden sie sicher schon nervös. Er stellte sich vor, die Walther in der Hand zu haben. Er würde da rausgehen und alle einzeln erledigen. Langsam robbte er in Richtung Haustür, aber dann hatte er genug von dem ganzen Dreck. Es war schließlich so gut wie dunkel. Er stand auf und ging die letzten Meter aufrecht. Als er die Tür hinter sich schloss, schlug direkt neben ihm eine Kugel in das weiche Holz des Rahmens ein. Den Schuss selbst hatte er nicht gehört.

Der Farmer hielt die Türklinke von innen in beiden Händen und wunderte sich. Seit der erste Schuss gefallen war, hatte er kein einziges Mal an seine Frau gedacht.

24. August, 17.58h

Thabo Buti hielt Rosie Muller davon ab, zur Haustür rauszuschauen. Hinter ihnen sammelten sich die Leute, die gerade reingekommen waren und die, die die Schießerei von drinnen beobachtet hatten. Der Boss kam als letzter ins Haus und lehnte sich mit seinem blutigen Hemd von innen an die Tür. Thabo zog ihn weg. „Man weiß ja nicht, womit die noch schießen! Die hält nicht alles auf.“ Er klopfte mit dem Knöchel des Zeigefingers auf das Holz. Dann legte er den ersten der Riegel vor.

„Das bringt doch alles nichts! Mit dem Riegel! Wenn die wollen, kommen die doch da durch!“ Mrs. Muller drückte Trixie und Thabo weg, um sich einen Weg zu ihrem Mann zu bahnen. „Ein Glück, dass nichts passiert ist“, sagte sie und versuchte, Franz Muller zu umarmen. Doch der streifte die Umarmung ab.

Der zweite Riegel klemmte. Thabo musste die Faust einsetzen, um das Scharnier zum Einrasten zu bringen. Die beiden anderen Riegel waren so tief angebracht, dass er sein steifes Bein zur Seite ausstrecken musste, um sich zu ihnen hinunter zu bücken. Als das Werk vollbracht war, zog er sich an der Türklinke hoch und starrte in die geräumige Halle, die im Halbdunkel lag. Die ganze Gruppe stand da, die Blicke auf ihn und die Mullers gerichtet.

„Klar ist was passiert“, sagte der Farmer. „Prins hat es erwischt!“

Für die, die draußen gewesen waren, war das keine Überraschung. Mrs. Muller atmete tief ein. „Die Schweine!“, sagte Zak. Das jüngere der Mädchen von Trixie fing an zu weinen. Hieß sie Christina? Die ältere tröstete sie. Britney? Er konnte sie nicht mehr voneinander unterscheiden, seit Mullers Tochter ihnen die Haare abgeschnitten hatte.

„Zak, mach das Licht in der Küche aus“, Muller zog den Vorhang am kleinen Fenster neben der Tür zur Seite und blickte hinaus. „Was ist mit dem Telefon?“

„Tot“, sagte Zak.

Muller nickte. „Und mobil?“

Thabo sah auf sein Display. Kein Empfang. Er sah den korrupten Bullen, Trixie und Zak, die das Gleiche taten. Manchmal war man hier erreichbar. Meistens nicht. Hinter ihnen standen Cesar, Sipho und Jo-Jo, die mit wer weiß was beschäftigt gewesen waren, die einfältige Betsie in ihrem Kittel, den sie nur „meine Uniform“ nannte, der junge Handwerker, der wegen dem Zaun hier war, neben ihr. Den Typ daneben in schwarzen Jeans und schwarzem Hemd mit einem Namensschild auf der Brust hatte Thabo noch nie gesehen. Mrs. McKenzie, die Freundin von Mrs. Muller, stand ganz hinten an eine Wand gelehnt.

„Geh durchs Haus“, sagte Muller zu Thabo. „Guck, ob sich irgendwo jemand versteckt hält. Sieh in jedem Zimmer nach! Aber mach kein Licht! Ist das Tor zu?“

Thabo nickte. Kurz nachdem die ersten Schüsse gefallen waren, hatte sich das Tor automatisch geschlossen. Er ging die Treppe zum Obergeschoss hinauf. Zaks Zimmer lag direkt an der Treppe. Die Tür stand offen. Das ungemachte Bett, die verstreuten Klamotten, hier würde sich niemand verstecken. Wer sollte auch hier oben hinkommen? Die Gefahr kam ja offensichtlich von außen. Wer immer da hinter einem Busch oder einem Baum stand und auf sie schoss, hatte sicher nichts mit den Leuten im Haus zu tun.

Er öffnete die Tür zu Trixies Zimmer, das Anklopfen konnte er sich sparen. Alle standen unten in der Halle. Aufgeräumt und alles auf Kante gelegt. Thabo nahm einen roten Spitzenslip von einem Stapel frisch gebügelter Wäsche und roch daran. Waschmittelfrisch. Er musste lachen. Vor zwanzig Jahren wäre er dafür ausgepeitscht worden. Von Muller persönlich. Im kleinen Gästezimmer herrschte Kinderdurcheinander. Das große Gästezimmer war verschlossen und beide Badezimmer waren leer. Ganz vorsichtig öffnete er die Tür zum Schlafzimmer der Mullers. Hier war er in all den Jahren noch nie drin gewesen. Betsie hatte ganze Arbeit geleistet. Jedes Kissen und jedes Zierdeckchen an seinem Platz. Thabo wusste, dass hier irgendwo Mullers Safe verborgen war. Das...

Erscheint lt. Verlag 1.1.2018
Reihe/Serie Literatur
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Gewalt • Kriminalität • Kriminalität; Psychothriller; Pulp; Spannung; Südafrika • Noir • Psychothriller • Pulp • Spannung • Südafrika
ISBN-10 3-03734-832-1 / 3037348321
ISBN-13 978-3-03734-832-1 / 9783037348321
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