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London Underground (eBook)

eBook Download: EPUB
2014 | 1. Auflage
448 Seiten
Blessing (Verlag)
978-3-641-09283-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

London Underground -  Oliver Harris
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Ein atemberaubender Thriller um späte Rache vor der beeindruckenden Kulisse Londons
Bei einer Verfolgungsjagd durch die Londoner City entdeckt Detective Nick Belsey einen Bunker und ein mysteriöses Tunnellabyrinth unter den Straßen der Stadt. Der Verdächtige verschwindet darin spurlos, aber der ungewöhnliche Ort bringt Belsey auf eine Idee: Am Abend verabredet er sich dort mit einer jungen Frau zu einem ganz besonderen Rendezvous. Als er die junge Frau in der Dunkelheit des Tunnelsystems verliert, ist ihm bald klar, dass sie entführt worden ist. Weil niemand erfahren darf, dass er selbst in den Fall verwickelt ist, ermittelt Belsey fieberhaft und muss seinen Kollegen immer einen Schritt voraus sein: Er liefert sich ein Katz-und-Maus-Spiel mit dem Entführer, gerät immer tiefer in die Londoner Unterwelt hinein und stößt dabei auf eine eiskalte Rachegeschichte, die bis in die Zeiten des Kalten Krieges zurückreicht.

Ein intelligenter, wendungsreicher Thriller und ein neuer Fall für Detective Nick Belsey, der den Leser mit seinen Ermittlungsmethoden hart an der Grenze zur Illegalität in Atem hält.

Oliver Harris, geboren 1978, hat am University College of London Englische Literatur studiert und in Psychologie promoviert. Sein Debüt London Killing, Detective Nick Belseys erster Fall, erschien 2012 bei Blessing. 2014 folgte London Underground. Oliver Harris lebt in London.

1

Er versuchte gerade, einen Augenblick zur Ruhe zu kommen, als der Wagen auftauchte. Montag, der 10. Juni, das Ende eines heißen Tages. Schon zur Mittagszeit hatte die Stadt zu trinken angefangen, und spätestens gegen drei oder vier Uhr schien das die einzige angemessene Reaktion auf die strahlende Schönheit des Nachmittags zu sein. Belseys Schicht enthielt zwei Vierzehnjährige mit Stichwunden und einen verärgerten Gast, der den Pub in der Nachbarschaft mit einer Bohrmaschine attackiert hatte. Um Viertel vor fünf war er der Meinung, seinen Beitrag zur Aufrechterhaltung von Recht und Ordnung geleistet zu haben. Er hatte in einer Seitenstraße der Hampstead High geparkt, einen doppelten Wodka in einen Eis-Cappuccino aus Nicaragua-Espresso gekippt und die Lehne nach hinten gestellt. In einer Stunde war Feierabend, und ein paar Stunden danach hatte er ein Date mit einer Kunststudentin, die er vor Kurzem wegen Drogenbesitzes festgenommen hatte. Jetzt musste er nur noch darauf achten, dachte er, dass er nicht noch mehr Blut auf den Anzug bekam.

Noch bevor er den ersten Schluck getrunken hatte, erschien der BMW in seinem Blickfeld. Er hörte ein Reifenquietschen und einen Schrei. Fast schon auf zwei Rädern schleuderte der Wagen aus der Heath Street um die Kurve Richtung Rosslyn Hill. Er sah aus, als wäre er auf der Flucht, wurde jedoch nicht von einem anderen Fahrzeug verfolgt. Beim Beschleunigen überfuhr der BMW eine rote Ampel. Fußgänger brachten sich mit Hechtsprüngen in Sicherheit. Ein Taxi musste ausweichen und landete im Schaufenster von Gap Kids.

Belsey schaltete die Sirene an. Er presste den Becher in den Getränkehalter, bog auf die High Street und griff nach dem Funkgerät.

»Verfolgung: Silberner BMW auf der Rosslyn Hill Richtung Süden. Mögliche Verletzte am U-Bahnhof Hampstead.«

Immer noch keine anderen Sirenen. Er seufzte, stellte die Lehne hoch und beschleunigte auf über hundert. Die Polizei besaß ein paar gute, auf hohe Geschwindigkeiten getunte Skodas, dieser gehörte jedoch nicht dazu. Per Funk versuchte die Einsatzzentrale Verstärkung zu organisieren. Die Kollegen waren mindestens zwei Kilometer entfernt. Er blieb nah hinter dem BMW, als sie sich Belsize Park näherten. Allem Anschein nach war der Fahrer allein.

Der BMW blieb auf der Hauptstraße. Das war seltsam. Es gab leerere Straßen, auf denen er entkommen könnte, aber entweder hatte der Fahrer einen Plan, oder er freute sich über die Zuschauer. Oder ihm war alles scheißegal, weil er high war und sich köstlich amüsierte: Hey, die Sonne scheint, ich klau mir ’nen Wagen. Belsey winkte, dass er ranfahren sollte. Versuchen konnte man es ja mal. Sie rasten bei Rot über die Kreuzung an der Pond Street, worauf Belsey klar wurde, dass es Tote geben könnte. Er war drauf und dran, die Verfolgungsjagd abzubrechen. Dann bremste der Fahrer scharf.

Der BMW schlidderte geradeaus über die Kreuzung. Belsey riss das Lenkrad zur Seite, streifte einen Kleinbus und kam kurz darauf zwanzig Meter weiter zum Stehen. Er griff nach den Handschellen, als die BMW-Tür aufgerissen wurde, ein Weißer mit schwarzen Handschuhen heraussprang, den Kopf unter einer Kapuze verbarg und einen schwarzen Rucksack aus dem Wagen zog.

»Verfolgung zu Fuß«, funkte Belsey. »Belsize Park.«

Der Mann drängelte sich durch die Menge. Aber offenbar kannte er sich in dieser Gegend nicht aus: Er rannte in eine Gasse neben dem Costa Coffee. Belsey wusste, dass es eine Sackgasse war. Er entfernte den Sicherungsclip von seinem Pfefferspray und rannte um die Ecke.

Etwas flog auf sein Gesicht zu. Belsey riss den Arm hoch. Kaltes Metall traf seinen Ellbogen und seine linke Wange. Er drehte sich um, ließ blind vor Schmerz das Pfefferspray fallen. Er hörte, wie der Mann weiter in die Sackgasse rannte und achtete darauf, dass er selbst weiterhin den einzigen Ausgang blockierte. Er versuchte, einen Arm auszustrecken. Es ging. Er konnte sehen. Mit vor Schmerz pulsierendem Gesicht hob er die Spraydose auf, drehte sich um und sah wieder in die Gasse.

»Polizei! Kommen Sie mit erhobenen Händen heraus.«

Die Gasse endete mit einer kleinen betonierten Fläche hinter dem Coffeeshop. Manchmal parkten dort drei bis vier Autos. Im Moment war sie jedoch leer. Es war auch kein Verdächtiger zu sehen, nur das Unkraut zwischen den Rissen im Beton.

»Kommen Sie langsam heraus. Ich habe Sie im Auge.«

Nichts rührte sich. Ein kleines Backsteingebäude schloss sich an den Platz an. Es hatte keinen Zugang. Eine früher vorhandene Tür war mit glatten Metallplatten bedeckt. Sie hatten weder Griffe noch Schlösser. Belsey ging hin, zog und schob, aber sie waren fest verschraubt. Fenster oder andere Öffnungen, durch die sich jemand ins Gebäude zwängen konnte, waren nicht zu sehen. Neben dem Haus begann ein hoher Zaun, dessen oberer Rand aus rostigem Stacheldraht bestand. Rüberklettern konnte man nicht. Der Zaun trennte den Parkplatz von einer vermüllten, mit Brombeersträuchern überwucherten Brachfläche. Selbst wenn man über den Zaun kletterte, kam man nicht weg – außerdem hätte Belsey das Rasseln des Maschendrahts gehört. Der Mann war einfach verschwunden.

Eine Minute später traf die Kavallerie ein. Belsey ging zurück zur Hauptstraße, wo er diverse strahlend blinkende Blaulichter und seine weniger strahlenden Kollegen sah, die sich beim Aussteigen den Schweiß von der Stirn wischten und die verunfallten Fahrzeuge ein paar Meter die Straße hinunter anstarrten.

»Er ist verschwunden«, sagte Belsey.

»Du hast den Kerl verloren?«

»Nicht mehr in Topform, was, Nick?«

»Kannst du ihn beschreiben?«

»Er hatte eine Kapuze über den Kopf gezogen«, sagte Belsey. »Bin ziemlich sicher, dass er weiß ist. Trug ein dunkelgraues Kapuzenshirt. Und einen Rucksack. Und Handschuhe, glaube ich. Wurde am U-Bahnhof jemand verletzt?«

»Nicht ernsthaft. Du meinst, er hat Handschuhe angehabt?« Sie blinzelten zur Sonne hinauf. »Wo ist er hin?«

»In die Gasse neben dem Coffeeshop. Da geht’s nicht weiter.«

Seine Kollegen gingen in die Gasse und stellten die Funkgeräte leise. Belsey ließ sich den dramatischen Moment, dessen Überbleibsel auf der Straße konserviert worden waren, noch einmal durch den Kopf gehen: Sein Skoda und der BMW parkten mit offenen Fahrertüren am Ende von schwarzen Schleuderspuren auf dem Asphalt. Er dachte an die Vollbremsung. Ganz exakt. Und die Zielsicherheit, mit der sie herbeigeführt wurde. Der Fahrer hatte genau gewusst, wohin er wollte.

Belsey griff in seinen Wagen und schob die halb volle Wodkaflasche unter den Beifahrersitz. Dann rief er die Funkzentrale und ließ den BMW überprüfen. Er war vor drei Tagen vor einem Haus in Highgate gestohlen worden. Belsey betrat den Costa Coffee. Der Barista fragte, was er trinken wollte.

»Der Parkplatz hinterm Haus, gehört der Ihnen?«

»Nein.«

»Wissen Sie, wem er gehört?«

»Nein.«

Achselzuckend kehrten seine Kollegen zurück auf die Hauptstraße. Sie dachten sicher, dass er mal wieder Mist gebaut und sich irgendwie vergaloppiert hatte: Alkohol, Halluzinationen, Hitzschlag. Er ging an ihnen vorbei, zurück in die kurze Sackgasse und suchte nach einer Überwachungskamera. Nur wenige Winkel Londons wurden so wenig geschätzt, dass niemand sie filmte. Und auch hier entdeckte er eine fest installierte Kamera auf einem Zaunpfahl, die auf die Freifläche gerichtet war. Sie wirkte etwas verwittert, aber durchaus funktionstüchtig. Stronghold Objektschutz, stand auf dem Schild darunter. Dazu war eine Londoner Telefonnummer der Firma Stronghold angegeben.

Belsey wählte sie. Niemand meldete sich. Er suchte Stronghold auf seinem Smartphone im Internet. Er fand keinen Sicherheitsdienst mit diesem Namen.

Er suchte nach der Telefonnummer. Sie gehörte nicht zu Stronghold, sondern wurde auf einer gut gestalteten Webseite als Notrufnummer einer Organisation namens Property Services Agency aufgeführt. Laut der Webseite war die PSA für die Verwaltung britischer Regierungs- und Militärgebäude zuständig.

Belsey drehte sich um und betrachtete das leere Grundstück mit den ausgebleichten Getränkedosen und kaputten Möbeln zwischen Unkraut und Gebüsch, die Rückseite des Coffeeshops und schließlich das Haus, an dem die Gasse endete. Er stellte fest, dass es ein recht eigenartiges Gebäude war. Das Erdgeschoss war kreisrund. Darüber erhob sich ein quadratischer, fensterloser Turm mit Belüftungsschlitzen.

Belsey spähte seitlich durch den Maschendrahtzaun. An der Seite des Gebäudes ragte ein Backsteinanbau in die Brombeeren. An diesem Teil befand sich etwas, das aussah, als wäre es einmal ein Fenster gewesen, es war jedoch mit Brettern vernagelt. Belsey trat etwas zurück und ließ das Gebäude in seiner Gänze auf sich wirken. Es strahlte eine imposante Gelassenheit aus. In seinem Hinterkopf rührte sich etwas.

Belsey ging zurück zur Hauptstraße, an den verlassenen Fahrzeugen vorbei und dann zwei Minuten die Straße hinunter. An der Ecke zu einer Wohnstraße fand er ein fast identisches Gebäude mit rundem Fundament und einem Lüftungsturm darauf. Dieses war allerdings weiß gestrichen. Vor vielen Jahren...

Erscheint lt. Verlag 29.9.2014
Reihe/Serie London-Thrillerreihe mit Detective Nick Belsey
Übersetzer Gunnar Kwisinski
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Deep Shelter
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte eBooks • Kalter Krieg • Krimi • Kriminalromane • Krimis • London • London, Kalter Krieg, Spionage, Nick Belsey, Thriller, Tunnellabyrinth • Nick Belsey • Spionage • Thriller • Tunnellabyrinth
ISBN-10 3-641-09283-3 / 3641092833
ISBN-13 978-3-641-09283-2 / 9783641092832
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