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Der dritte Turm (eBook)

Ein Kulturkrimi
eBook Download: EPUB
2024 | 4. Auflage
279 Seiten
epubli (Verlag)
978-3-7584-6555-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der dritte Turm -  Klaus Hoffmann
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Der Winter hat die Stadt Krefeld fest im Griff, als das idyllische Studentenleben von Johannes Wassen und seinen Mitstudierenden abrupt durch den Mord an einem Kommilitonen beendet wird. Die junge Kommissarin Charlotte Becker und ihr Schulfreund Johannes versuchen alles, weitere Verbrechen zu verhindern, doch es bleibt nicht bei diesem einen Todesfall. In der Verbindung von Kriminalroman, Kulturgeschichte und Lokalkolorit strebt alles dem dramatischen Höhepunkt entgegen, der aufs Neue die alte Frage beantworten soll: Wer war der Täter?

Klaus Hoffmann studierte Germanistik und Philosophie an der Universität Mannheim. Nach seinem Studium arbeitete er für das dortige Presseamt und lieferte für die lokale Tageszeitung Artikel zu kulturellen Themen der Stadt. Darüber hinaus war er als Übersetzer von amerikanischen und franko-belgischen Comics tätig. Noch während seiner beruflichen Tätigkeit als IT-Experte schrieb er unter anderem seinen ersten Kriminalroman, in dem er die Kulturgeschichte einer Stadt mit der Handlung eines Krimis verband.

Klaus Hoffmann studierte Germanistik und Philosophie an der Universität Mannheim. Nach seinem Studium arbeitete er für das dortige Presseamt und lieferte für die lokale Tageszeitung Artikel zu kulturellen Themen der Stadt. Darüber hinaus war er als Übersetzer von amerikanischen und franko-belgischen Comics tätig. Noch während seiner beruflichen Tätigkeit als IT-Experte schrieb er unter anderem seinen ersten Kriminalroman, in dem er die Kulturgeschichte einer Stadt mit der Handlung eines Krimis verband.

2. Kapitel: Der Laden


 

Dem Herrn sei Dank, sie holt mich ab. Mein Rücken schmerzt vom Sitzen auf der harten Holzbank, jedoch was macht das schon, wenn ich unterdessen die kühnen Texte der Freunde lesen konnte und mich zur Belohnung am Ende dieser Höllenfahrt ihr unvergleichliches Lächeln erwartet? Ich werde sie malen, das ist gewiss. Schon immer habe ich davon geträumt. Doch nicht im Winter – im Sommer muss es sein, wenn die Farben brennen und das Blau des Himmels, das südliche Blau, den Hintergrund für ihr liebliches Gesicht bilden soll, das ich in neuen Farben erleuchten lassen will. Alsbald muss sie mich und die Freunde in meiner neuen Heimat besuchen.

Mit meinem Koffer und meiner Mappe komme ich kaum durch die Türe. Warum müssen die Züge immer so eng gebaut sein? Die Kälte ist schneidend und der bleigraue Rauch auf dem Bahnsteig schmeckt bitter...

Komm, lass Dich küssen, mein Engel...

 

Ohne den Wecker gestellt zu haben wachte ich am nächsten Morgen schon gegen sieben Uhr auf. Ich hatte wirres Zeug geträumt und war nass geschwitzt. Deshalb tat es gut, dem klammen Bettzeug zu entkommen und aufzustehen.

Ich schaute aus dem Fenster und blickte schräg herunter auf den weiß bedeckten Innenhof und die schneegebeugten Pflanzen vor dem Café, in dem ich im Sommer so gern saß. In diesem Augenblick fiel mir wieder ein, was geschehen war und alle Schläfrigkeit verflog augenblicklich.

Die Mensa öffnete erst um 7:45 Uhr, also füllte ich Wasser in meine Kaffeemaschine, legte den Papierfilter ein und füllte ihn mit zwei Löffeln gemahlenen Kaffees. Dann drückte ich den Startknopf, mit röchelnden Lauten erledigte die Maschine ihre Arbeit und der Duft des frisch gekochten Getränks breitete sich aus.

Um die Zeit zu überbrücken, nahm ich eine Blitzdusche und fühlte mich herrlich erfrischt, als ich mich anzog. An einem der Fenster hatte ich außen ein Thermometer angebracht: Elf Grad unter null.

Ich füllte meinen Becher zu gut drei Vierteln, goss etwas Milch nach und fügte noch zwei Löffel Zucker hinzu – dieses gemütliche Glucksen…

Die Bürgersteige waren noch nicht alle freigeschaufelt und man konnte es bis hier oben hin knirschen hören, wenn die Leute über den Schnee liefen. Auf meinem Schreibtisch lag mein Portemonnaie, in dem ich Charlottes Visitenkarte aufgehoben hatte. Sollte ich sie wirklich anrufen? Gestern Abend war ich mir ja sicher gewesen. Vielleicht wäre es aber doch besser, das noch einmal zu überdenken, sagte ich mir.

 

Unentschieden nippte ich an meinem Becher, kam aber zu keiner Entscheidung. Zur Ablenkung schaltete ich den Fernseher ein. Es war Nachrichtenzeit und auf allen Sendern wurde man wie immer durch Katastrophen, Verbrechen und schlechte Neuigkeiten auf den Tag eingestimmt. Selbst wenn diese nicht in Deutschland oder Europa zu finden waren, dann wurden sie von den eilfertigen Schreiberlingen aus dem entferntesten Winkel der Welt herbeigeschnüffelt. „Man gibt sich große Mühe, uns bei Stimmung zu halten“, hatte Tristan letztens noch gesagt. Ob man sich jetzt sicher war, dass er das Opfer war?

Meine Neugier sorgte dafür, dass ich meinen Kaffee schneller trank und meine Unterlagen zusammensuchte, um möglichst schnell zur Hochschule zu kommen, wo es vielleicht neue Informationen zu erfahren gab.

Schließlich war ich so weit: Ich setzte meine Schiebermütze auf, zog die Lederstiefel an, dann meine gut gefütterte Jacke, vergaß diesmal auch nicht, die Handschuhe mitzunehmen und verließ meine Dachwohnung.

 

Immerhin waren die Straßen schon befahrbar. Die klare Luft tat mir gut und blies den letzten Rest von Müdigkeit fort. Ein paar Leute hatten im Dunkeln begonnen, den Schnee lautstark vom Bürgersteig zu kehren, ein Mann in Jogginghose fluchte in einer Sprache, die ich nicht verstand. Türkisch hätte ich erkennen können, leben doch fast zehntausend Türken in unserer Stadt. In einer knappen Viertelstunde erreichte ich die Hochschule, diesmal ohne vom Rad zu fallen.

 

Es war kurz nach acht, als ich die Mensa betrat, doch als ich mit einem Blick sah, dass noch keiner meiner Freunde an einem der Tische saß, kehrte ich wieder um und ging zum Bücherraum. Anstatt in der fast leeren Mensa zu warten konnte ich genauso gut arbeiten.

Als ich dort angekommen meine Jacke auszog, fiel mir gleich mit Bedauern auf, dass der Duft von Charlottes Parfüm spurlos verflogen war.

Ich schaltete den PC ein und schaute aus dem Fenster, während er hochfuhr. Draußen war es immer noch nicht richtig hell, aber ohne das Schneegestöber auf jeden Fall nicht mehr so zauberhaft wie gestern.

Ein wenig enttäuscht drehte ich mich wieder um und bemerkte, dass die Bücherstapel eigentlich ziemlich unordentlich im Raum verteilt waren und weil ich noch keine Lust auf die Erfassung hatte, überlegte ich mir, wie ich dem Ganzen etwas mehr Ordnung verleihen könnte, um mir die Arbeit zu erleichtern. Besonders die Bücher und Papiere, die Tristan aufgehäuft hatte, bildeten ein wirres Durcheinander. Ob die Polizisten hier schon nach Hinweisen geforscht und diese Unordnung hinterlassen hatten? Ich hätte Charlotte fragen können...

 

Rechts und links von Tristans Dokumentenstapel standen etliche Kisten, die zum Teil noch gar nicht geöffnet worden waren. Auf dem Tisch daneben hatte er, soweit es ging, seine Stapel gebildet, von denen einige stark einsturzgefährdet aussahen. Deshalb rückte ich diese so zurecht, dass sie mehr Stabilität bekamen und verbrachte mit dieser eher mechanischen, mich aber sehr gut ablenkenden Tätigkeit einige Zeit.

 

Der PC war mittlerweile einsatzbereit und ich überlegte, wie ich am besten weitermachen könnte. Ich beschloss, mir eine von Tristans bereits geöffneten Kisten vorzunehmen und geeignete Bücher meinem babylonischen Turm hinzuzufügen, der noch einigen Aufbau verkraften konnte, ohne dass ein Umfallen zu befürchten war.

 

Leider enthielt sie weder einen bibliophilen Schatz noch einen mit Blut hingekritzelten Zettel mit dem Namen des Mörders oder so etwas, stattdessen vor allem nur den Geruch von altem Papier. Immerhin aber fand ich darin ein paar interessante Alben mit Fotos aus den dreißiger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts. Stadtaufnahmen, Gruppenbilder mit und ohne Dame, auch mit Hakenkreuzfahnen beflaggte Häuser waren darunter. Manche Fotos waren mit einem Kommentar versehen. Neben einem rauchenden Gebäude stand beispielsweise: „10. November 1938 – Die Synagoge brennt“ oder neben einem Schwarzweiß-Foto von einem Raum mit Wandbildern: „Fresken Thorn-Prikker-Saal im Kaiser-Wilhelm-Museum vor Verbau“.

Ich erfasste also einige Alben und weil ich mir die Fotos teilweise genauer anschaute, kam ich in einer Stunde nicht besonders weit voran. Ein Blick in die Kiste: Recht viele Bücher, Kladden und Zeitschriften waren noch übrig geblieben. Ich klappte den Pappdeckel zu und schaute mich um. Für meine weitere Arbeit stellte ich noch zwei bereits geöffnete Kisten von Tristans Platz neben meinen Tisch und fand, dass mittlerweile die richtige Zeit erreicht wäre, noch einmal und mit wohl größerem Erfolg in der Mensa nach meinen Freunden Ausschau zu halten.

 

Und tatsächlich: Ly und Alex saßen in dem gut besetzten Saal unter dem künstlichen Lichterhimmel am Fenster und unterhielten sich angeregt. Ich holte mir einen Kaffee Latte und setzte mich zu ihnen.

„Konntest Du auch so schlecht einschlafen?“, wollte Ly wissen, doch hätte sie das nicht gesagt, hätte ich es ihr nicht angesehen.

„Eigentlich schon, aber ich habe jede Menge Quatsch geträumt“, gab ich zur Antwort.

„Ich habe kein Auge zugemacht“, behauptete Ly und nahm einen großen Schluck Tee. Heute trug sie einen knallroten Pullover und einen schwarzen, kurzen Rock aus dem ihre Beine in schwarzen Strumpfhosen herausschauten und den Blick auf rote Stiefel lenkten.

„Und du, Alex?“, sprach ich ihn an.

Wie immer auf Ordnung bedacht, rückte er erst einmal seine Brille zurecht.

„Ich habe auch nicht besonders gut schlafen können. Ich musste immer daran denken, was einen Menschen wohl so weit gebracht haben könnte, jemanden wie Tristan auf diese Art umzubringen.“

Ich blickte ihn verblüfft an und Ly stockte mitten im Gähnen.

„Woher weißt du, dass es Tristan war?“

„Es kam heute im Radio – auf Welle Niederrhein“, klärte er mich auf.

„Woher die das wohl wissen?“, fragte ich mich laut.

„Keine Ahnung, aber von der Polizei wahrscheinlich“, vermutete Alex.

„Tristan war immer so nett und hilfsbereit. Im letzten Semester hat er mir mit meinem Rhino-Entwurf geholfen“, erinnerte sich Ly und blickte nach draußen, weil sich ihre Augen mit Tränen füllten.

„Das hat er aber nicht bei jedem gemacht“, warf Alex spontan ein.

„Maren hat sich mal tierisch aufgeregt, dass er ihr das Monstertaufbecken nicht in 3D entworfen hat, das sie sich ausgedacht hatte. So musste sie sich tatsächlich selbst mit dem Programm beschäftigen“, fügte Alex mit einem für ihn ungewöhnlichen Anflug von milder Schadenfreude erläuternd hinzu.

„Er hat immer sehr gewissenhaft gearbeitet“, konnte ich mich erinnern.

„Wir haben vor zwei Semestern ein Referat über Picassos keramisches Werk zusammen geschrieben“, sagte ich. „Unglaublich, was er alles gelesen hat, bevor wir endlich mit dem Schreiben anfangen konnten. Aber es war ein Super-Referat - Einskommazwei.“

„Ich erinnere mich“, warf Ly jetzt wieder gefasst ein, „ich habe kaum etwas verstanden.“

Alex und ich blickten sie verblüfft an, denn Ly war eigentlich eine sehr gute...

Erscheint lt. Verlag 27.1.2024
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Kunst / Musik / Theater Malerei / Plastik
Schlagworte Blauer Reiter • Klaus Hoffmann • Krefeld • Krimi • Kriminalroman • Kulturgeschichte • Kulturkrimi
ISBN-10 3-7584-6555-9 / 3758465559
ISBN-13 978-3-7584-6555-0 / 9783758465550
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