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Gelassenheit (eBook)

Eine philosophische Lebensschule | Antike Philosophie als Orientierung in schwierigen Zeiten
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
304 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-44771-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Gelassenheit -  Albert Kitzler
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Die Kunst der Gelassenheit Wie gehen wir entspannter mit der Welt, mit uns selbst und mit anderen um? Diese Grundfrage der Menschheit beantwortet der bekannte Philosophie-Berater und Autor Albert Kitzler, indem er uns den antiken Philosophen Seneca als Lehrer fürs Hier und Heute nahebringt. Als wohl bekanntester Vertreter des Stoizismus ist die Lehre Senecas auch nach fast 2000 Jahren noch aktuell. Kitzler stellt uns in dieser praktischen Anleitung zu einem gelasseneren Leben eine Philosophie vor, die uns ganz konkret in der Navigation des Alltags hilft. Dabei werden sowohl existenzielle Themen wie Schicksal, Vergänglichkeit und Tod oder Freiheit behandelt, aber es geht auch um Selbstsorge und den Weg zu innerer Seelenruhe. Albert Kitzlers Erkundungen der stoizistischen Lebensführung ist ein unerlässlicher Wegbegleiter für philosophisch interessierte Leserinnen und Leser und alle Menschen, die sich nach einem gelasseneren, sinnerfüllten Leben sehnen.

Dr. Albert Kitzler, geb. 1955, studierte Philosophie und Jura in Freiburg und arbeitete lange Jahre erfolgreich als Medienanwalt und Filmproduzent in Berlin. Seit 2000 beschäftigt er sich wieder intensiv mit Philosophie im antiken Griechenland, China und Indien und gründete 2010 die Philosophieschule MASS UND MITTE (www.massundmitte.de), wo er Seminare, Coachings sowie philosophische Matineen leitet und Vortrage hält. Seine Bücher Wie lebe ich ein gutes Leben?, Philosophie to go, Denken heilt und Vom Glück des Wanderns haben bei Leser*innen und Kritiker*innen Begeisterung ausgelöst. Zuletzt erschien bei Droemer Die Weisheit der Liebe (2023). Albert Kitzler lebt bei München.

Dr. Albert Kitzler, geb. 1955, studierte Philosophie und Jura in Freiburg und arbeitete lange Jahre erfolgreich als Medienanwalt und Filmproduzent in Berlin. Seit 2000 beschäftigt er sich wieder intensiv mit Philosophie im antiken Griechenland, China und Indien und gründete 2010 die Philosophieschule MASS UND MITTE (www.massundmitte.de), wo er Seminare, Coachings sowie philosophische Matineen leitet und Vortrage hält. Seine Bücher Wie lebe ich ein gutes Leben?, Philosophie to go, Denken heilt und Vom Glück des Wanderns haben bei Leser*innen und Kritiker*innen Begeisterung ausgelöst. Zuletzt erschien bei Droemer Die Weisheit der Liebe (2023). Albert Kitzler lebt bei München.

I. Vorschule


Philosophie und Weisheit


»Dass wir leben ist unzweifelhaft ein Geschenk der Götter, dass wir gut leben, ein Geschenk der Philosophie. … Die Weisheit ist die Lehrerin der Seele. … Die Gestaltung des Lebens selbst ist ihre Aufgabe und Kunst … Indes ist es nur das glückliche Leben, auf das sie zielt: dahin führt sie, dahin öffnet sie die Wege.«23

Bevor wir zu den einzelnen Fächern der Lebensschule kommen, wollen wir uns genauer anschauen, aus welcher Richtung sich Seneca dem Thema nähert. Nach ihm ist es die Philosophie – wörtlich die »Liebe zur Weisheit« –, die den Weg zu einem gelingenden Leben aufzeigen soll. Sie lehre, gut zu leben, ihr Ziel sei das glückliche Leben. Sie unterrichte die Seele und gestalte das Leben.

»Der Weise ist der Meister in der Kunst, die Übel zu bändigen. Schmerz, Armut, Schmach, Kerker, Verbannung, die sonst überall Schrecken erzeugen, sie wandeln sich ins Milde, wenn sie an ihn kommen.«24

Philosophie beschränkt sich nicht auf Einzelzwecke, sondern hat das Ganze des Lebens mit allen seinen Bezügen und Bedürfnissen im Sinn. Sie sieht ab von einzelnen Aspekten und fragt danach, worum es bei all unserem Tun letztendlich geht: um ein gutes und glückliches Leben.

Philosophie als Seelenheilkunde

Aber welche Kunst führt dahin? Es ist nicht jener Teil der Philosophie, der sich mit abstrakten Fragen wie nach dem Sein, der Wahrheit, dem Ursprung der Dinge, den Bedingungen für die Möglichkeit von Erkenntnis, dem Wesen der Sprache oder verwandten theoretischen Problemen beschäftigt. Häufig verstehen wir unter Philosophie ausschließlich ein solches Fragen. Dieses ist sinnvoll und hat am Ende auch Einfluss auf die Kunst der Lebensführung. Aber es birgt die Gefahr, sich darin zu verlieren und die Probleme der alltäglichen Lebensbewältigung zu vernachlässigen oder gar gänzlich auszusparen.

Seneca erkannte zwar das Recht und die Notwendigkeit dieses theoretischen Teils der Philosophie an, hielt sich aber in seinen Büchern nicht lange damit auf und konzentrierte sich stattdessen auf praktische Fragestellungen. So ging er gleich an das Ende und Ziel allen Philosophierens, das er darin erkannte, die Seele gesund, heil, ganz zu machen und dem Leser den Weg zu einem gelingenden, glücklichen und erfüllten Leben aufzuzeigen.

Er übernahm die in der Antike allgemein herrschende Auffassung, dass alle Menschen danach streben, ein glückliches Leben zu führen. Alle anderen Ziele, die sie verfolgen, seien nur Mittel zum Zweck und mündeten letztlich in diesem einen übergeordneten Streben.

Die praktische Philosophie dient direkt und unmittelbar unserem Leben selbst, alle anderen Disziplinen haben nur einzelne Aspekte im Blick. Jene beschäftigt sich mit der Substanz und dem Wesen des Lebens selbst, diese lediglich mit dem Beiwerk, Schmuck oder mit der Beschaffung seiner materiellen Grundlagen. Daher führt der Weg der praktischen Philosophie über die Ordnung des eigenen Seelenlebens. Hier, und nicht im Äußeren, liegen alle Gefährdungen, Stolpersteine, Feinde und Versuchungen, die verhindern, dass wir uns dem Ziel eines glücklichen und erfüllten Lebens annähern. Unsere eigenen ungelösten Konflikte, Fehler und seelischen Defizite wie Ängste, Sorgen, Überforderungen, Selbstverliebtheiten, Überheblichkeiten, Zorn, Ärger, Neid, Gier, Eifersucht halten uns davon ab. Sie waren für Seneca »Krankheiten«, die es zu heilen gelte, und die Philosophie daher vor allem Seelenheilkunde. Über seine Berufswahl sagte Seneca:

»Ich entschied mich … zum Studium der Philosophie, das die Seele heilt.«25

Die Weisheit überwinde die Leiden des Lebens und führe zu einer glücklichen Seelenverfassung, die dann erreicht sei, wenn sie von Gelassenheit und »beständiger Heiterkeit« geprägt werde. Darin bestehe eine erfolgreiche Lebensbewältigung:

»Der Weise, wie er uns vorschwebt, ist voller Freude, heiter, zufrieden, unerschüttert. Er führt ein göttergleiches Leben. … Des Weisen Gemüt gleicht der über dem Monde sich lagernden Weltenschicht: dort herrscht beständige Heiterkeit.«26

Kein Verlieren in bloßen Begriffen

Obgleich Seneca wusste, dass es bei dieser Art der Lebensbewältigung durch Philosophie auf Denken, Erkenntnis und begriffliches Erfassen der Wirklichkeit ankommt, warnte er davor, sich in dem Gestrüpp der Begriffe und formal-logischen Ableitungen zu verlieren. Nach Seneca deuten Begriffe nur auf die Sachen hin, die es zu verstehen gilt. Ob wir eine möglichst exakte, lexikalische Definition finden, das sei nur von relativem Wert. Wichtiger sei es, die Sache selbst zu begreifen und zu lernen, mit einem Problem umzugehen. Zu dem seit Langem schon bestehenden Streit zwischen der philosophischen Richtung der Epikureer und der Stoiker sagte er:

»Wer von beiden sich richtiger darüber ausdrückt, wird sich herausstellen … Es hat keinen Sinn, den Unterschied zwischen uns für bedeutend zu halten. Dasjenige, worum es sich handelt und was für euch (Epikureer, Verf.) allein Bedeutung hat, wird durch beide Beispiele uns ans Herz gelegt …«27

In seinem Buch über die Milde schrieb er:

»Über den Begriff (der Milde, Verf.), meine ich, besteht Meinungsverschiedenheit, über die Sache freilich ist man sich einig.«28

Er hielt sich mehr an die Erscheinungen, die Phänomene, denen die Ausdrücke sich anschmiegen sollten und die er immer wieder mit unterschiedlichen Worten und Bildern möglichst umfassend und genau um- und beschreiben wollte. Einer Philosophie, die ihre begrifflichen Definitionen verabsolutierte und den logischen Ableitungen daraus mehr vertraute als der genauen Beobachtung und vielfältigen Beschreibung der Phänomene, misstraute er. Die Worte sollen den Sachen folgen, nicht umgekehrt:

»Was die Studien anlangt, so meine ich, es sei wahrlich besser, die Dinge selbst scharf ins Auge zu fassen und um ihrer selbst willen zu reden, die Worte aber aus der Sache hervorwachsen zu lassen, dergestalt, dass der frei gestaltete Vortrag den Anforderungen der Sache folgt. … in einfacher Schreibart bringe man etwas zu Papier.«29

Dabei war er kein Feind der Worte, ganz im Gegenteil. Mehr Wert als auf ihren begrifflichen Gehalt legte Seneca aber darauf, dass sie wirken und ans Herz gehen.

Der Zuhörer oder Leser solle bewegt werden, sich tatsächlich aufraffen und Mut fassen, solle den inneren Feinden ins Auge sehen, ihnen die Stirn bieten, sie zurückdrängen und bekämpfen. Wo es nötig sei, solle er handeln und sich verändern. Andernfalls nutze keine Einsicht etwas. Es sei doch offensichtlich, dass die meisten Menschen noch lange nicht dort angekommen seien, wohin sie die Weisheit führen wolle, obwohl die wesentlichen Weisheiten schon lange bekannt seien.

Das Philosophieren im Sinne Senecas hatte daher vor allem eine therapeutische Funktion und sollte über das Verstehen zur Besserung führen, d.h. zur Befreiung von alltäglichen seelischen Leiden.

Wer zur Einsicht gelangt sei, der »ist ehrgeizig auf die Fassung der Worte bedacht, und seinem höheren Flug entspricht auch das Verlangen nach eindrucksvollem Ausdruck und nach einer der Würde der Sache angemessenen Darstellung. Dann setze ich mich über Vorschrift und beschränkende Regel hinweg, überlasse mich einem höheren Schwung und rede gleichsam eine höhere Sprache30

Diese »höhere Sprache« ist diejenige, die die begriffliche Klärung, die auch Seneca für unabdingbar hielt, hinter sich gelassen hat und nun zur Handlung und Veränderung aufruft. Sie sorgt dafür, dass die Einsicht bei dem Zuhörer tief in der Seele verankert und lebendig wird, und hilft damit, dass dieser sein Leben kontinuierlich besser beherrscht und es schließlich meistert.

Bedeutung der Philosophie

Seneca klagte darüber, dass diese Philosophie als Seelenheilkunde und Lebensgestaltung in Verfall geraten sei – und leider ist dies bis zum heutigen Tag so geblieben:

»Wer aber widmet sich der Philosophie? Wer achtet sie genug, um sie genauer als im Vorbeigehen zu studieren? Wer sieht sich nach der Philosophie oder überhaupt nach einer edlen Wissenschaft um, außer wenn keine Spiele stattfinden oder ein Regentag einfällt, den man totschlagen möchte? So kommt es, dass so viele Philosophenschulen ohne Nachfolger aussterben …«31

Wenn in der Einführung gesagt wurde, dass wir alles Mögliche lernen, jedoch nicht, wie man ein gelingendes Leben führt, so ist auch dies offenbar kein neues Phänomen. Tatsächlich gab es in der Antike nach Sokrates zahlreiche philosophische Schulen, in denen die Seelenheilkunde in dem oben genannten Sinne ein zentrales Thema war. Sie waren wesentlich auch Lebensschulen. Zu der Schule Epikurs hatten, was damals ein unerhörtes Novum darstellte, auch Frauen und Sklaven Zutritt. Schon dreihundert Jahre später, zur Zeit Senecas, führten viele Schulen nur noch ein Schattendasein. Die breiten Schichten gaben sich überwiegend der Vergnügungssucht hin, der Ablenkung oder dem Geschäftemachen.

Vielleicht hatte sich die Philosophie das selbst zuzuschreiben, denn Seneca stellte kritisch fest, dass sie sich nur allzu häufig in wissenschaftlichen Spitzfindigkeiten verloren...

Erscheint lt. Verlag 2.4.2024
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Religion / Theologie
Schlagworte Achtsamkeit • Alltagsphilosophie • Antike • Antike Philosophie • Besitz • Freiheit • Gelassenheit • Gelassenheit im Alltag • Glück • glückliches Leben Leitfaden • Harmonie • innere Ruhe • Lebensweisheiten • Philosophie • Philosophischer Ratgeber • Praktische Anleitung • Praktische Philosophie • Praktische Übungen • Ratgeber Philosophie • Rom • Sachbuch Philosophie • Schicksal • Seelenruhe • Selbstreflektion • Selbstsorge • Seneca • Seneca Biografie • Seneca Leben • Sinn des Lebens • Sinnsuche • Stoiker • Stoizismus • Tod • Umgang mit anderen Menschen • Umgang mit dem Tod • Weisheit
ISBN-10 3-426-44771-1 / 3426447711
ISBN-13 978-3-426-44771-0 / 9783426447710
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